Bass Masterclass

Joe Dart & Vulfpeck – „Daddy, he got a Tesla“

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(Bild: Ernie Ball)

Wie kann es sein, dass Joe Dart erst ein Mal in unserem Heft gewürdigt wurde? Einer der Speerspitzen der jungen Bass-Generation, der so herrlich frisch, modern und locker daherkommt und doch tief verwurzelt ist im klassischen Groove der traditionellen (Funk-)Bass-Geschichte – so wie die gesamte Band.

Ich finde ihre Studio-Videos einfach toll. Vulfpeck sind für mich im besten Sinne des Wortes authentische „Funk-Nerds“. Eine moderne Melange aus The Chic und The Meters! Dart nennt zwar Flea als seinen ersten prägenden Bass-Master, doch hört man Grössen wie Bernie Edwards (The Chic), James Jamerson, Stevie Wonder – ja, ich meine den Stevie Wonder, der mit seiner linken Hand so viele unglaublich tolle Bass-Linien wie z. B. die von ‚I Wish‘ gespielt hat – und Jaco Pastorius deutlich heraus. Gerade vor Letztgenanntem hat Joe sich ja mit ‚Dean Town‘ tief verneigt. Seine Hommage an Jaco´s ‚Teen Town‘ wurde von meinem Kollegen Wolfgang Kehle in der Ausgabe 02/2018 schon ausführlich besprochen.

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Schau dir, wenn du Vulfpeck magst oder dich für Joe interessierst, unbedingt den Artikel an!

Dort findest du alles zu ‚Dean Town‘, über Joe´s Anfänge, Werdegang und Equipment. So habe ich in diesem Artikel die Gelegenheit, direkt in den Bass-Groove meiner Wahl einzusteigen, der meines Erachtens sehr signifikant für den „Joe-Dart-Bass-Style“ ist. Es handelt sich um die Bass-Begleitung zu ‚Daddy, He Got A Tesla‘.

Warum signifikant? Weil diese Bass-Begleitung alle Parameter des ,dartschen“ Spiels wunderbar aufzeigt: Er spielt kurze, knackige Sechzehntel-Noten (staccato) im funky Fingerstyle, gespickt mit Dead-Notes und Sechzehntel-Off-Beats. Dazu die für ihn typische Tonauswahl mit einem tollen runden Music-Man-Ton. Besonders an diesem Beispiel ist noch die rhythmische Umdeutung, die uns Zuhörer anfangs in die Irre führt.

In Beispiel 1 habe ich dir den kompletten ersten Teil bis zum Beginn des B-Teils transkribiert. Wir Zuhörer empfinden das erste tiefe F als Taktanfang, also als die „1“. Dieses F liegt hier im Song aber auf der zweiten Zählzeit. Dadurch entsteht eine rhythmische Umdeutung. Genauer gesagt eine Verschiebung innerhalb des Taktes. Warum passiert das? Üblicherweise orientieren wir uns, wenn wir Musik hören und einordnen wollen, immer am Schlagzeug. Die Bassdrum verorten wir in der popularen Musik gewohnheitsmässig auf der ersten und dritten Zählzeit. Die Snare auf der sogenannten „2 und 4“.

Das kann natürlich auch leicht abweichen. Also könnte die Bassdrum beispielsweise auch auf der „4und“, also auf dem letzten Achtel-Off-Beat des Taktes liegen. Auch die Snare könnte gerade im Funk mal zur „2und“ verschoben werden. Aber tendenziell weisen wir Bassdrum (Kick) und Snare wie oben beschrieben den jeweiligen Zählzeiten zu. Umgangssprachlich auch gerne als „Bum-Zack-Bum-Zack“ beschrieben. Daraus ergibt sich dann übrigens für uns Bassisten auch das Tempo, in dem wir unsere Notenwerte zum Schlagzeug einteilen und spielen, das sogenannte Metrum.

In diesem von mir für dich ausgewählten Beispiel hören wir aber kein Schlagzeug. Deswegen versuchen wir, automatisch einen Grundton zu generieren. Das tiefe F wird schnell vom Ohr gefunden und aus reiner Gewohnheit und Erfahrung als Grundton eruiert. Damit spielen die Jungs von Vulfpeck hier. Indem sie das F auf die „2“ verschieben, dreht sich „erst mal“ für uns Zuhörer der Beat um. So wird es allgemein beschrieben. Denn für uns ist diese „2“ die gefühlte „1“. Das wird zusätzlich durch einen klassischen Dur-Pentatonischen Auftakt noch unterstützt. Diese Art der pentatonischen Läufe haben wir ebenfalls schon zigmal gehört. Sie leiten für gewöhnlich doch immer zum Grundton und zum Taktanfang hin. Der Beat dreht sich also aufgrund unserer Hörgewohnheiten um.

Das Miese ist zusätzlich noch, dass unsere gefühlte „1“ im zweiten Takt um eine Achtel-Note nach vorne verschoben wird, und wir sie jetzt auf dem „Achtel-Off-Beat“ hören. Jetzt sind wir völlig im „off“ und erst im dritten Takt löst es sich auf und der Grundton landet „endlich“ auf der ersten Zählzeit des Taktes. Da diese Verschieberei fleissig weitergeht, also von der ersten Zählzeit dann wieder auf die „1und“ und wieder auf die zweite Zählzeit, findet unser Ohr beim ersten oder vielleicht auch beim zweiten Zuhören kein eindeutiges Metrum. Das klingt super cool und ist gleichzeitig auch eine gute Überprüfung für unsere rhythmische Basis.

Können wir dazu sauber durchzählen? Das wäre die erste Challenge. Zusätzlich entdecken wir hier versteckte Sechzehntel-Off-Beats, die von Dead-Notes umspielt werden. Deswegen habe ich dir zusätzlich zum Original noch drei Übungen notiert, mit denen du dich dem Original sukzessive nähern kannst.

Kurz erwähnt sei noch, dass es sich in Beispiel 2 der Transkription um den Anfang des B-Teils handelt. So kannst du auch den Übergang zwischen A- und B-Teil praktizieren.

In Übung 1 habe ich dir mal nur die „gespielten“ Töne aus Takt 2 des Originals ausgeschnitten. Bist du in der Lage, den hier skelettierten Groove sauber zum Klick zu spielen? Es werden hier alle vier möglichen Slots einer Sechzehntel-Noten-Subdivision abgefragt. Bitte halte beim Üben jeweils auch die bewusste Pause, also den zusätzlichen Takt ein. Reflektiere in dieser Pause genau dein Spiel und steige sauber wieder in Takt 1 ein.

In Übung 2 thematisiere ich die Dead-Notes. Achte hier genau auf die markierten Saiten. Also auf welcher Saite ist die Dead-Note jeweils zu spielen? Dadurch ergibt sich für die Anschlaghand ein interessantes Fingering inklusive Raking und für die Greifhand eine gute Dämpf-Übung. Joe greift hier im Kontrabass-Fingersatz. Er hat also größtenteils den Mittel- und Ringfinger der Greifhand gemeinsam zum Dämpfen über allen Saiten liegen.

Übung 3 ist dann am kompliziertesten. Das Level steigert sich also von Übung zu Übung. Hier geht es neben den Sechzehntel-Noten und den Dead-Notes noch um das Verschieben des Grundtons. Im ersten Takt der Übung ist das tiefe F auf der zweiten Zählzeit. Im zweiten Takt auf der „1und“. Halte auch hier die Pause sauber ein und versuche, immer den Überblick über die Form zu haben. Zähle mindestens die „1“ beider Takte laut mit. Vielleicht schaffst du es auch, alle Viertel-Zählzeiten durchzuzählen.

Zur Unterstützung dieses Workshops habe ich dir auch ein kleines Video zur Verfügung gestellt. So kannst du dir neben den den Noten, die dich beim Spielen unterstützen können, auch mal ein Audio/Video-Bild davon machen. Wenn du noch Fragen oder Anregungen hast, freue ich mich auf dein Feedback unter markus@markussetzer.com.

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 1/2023 Digital
Gitarre & Bass 1/2023 Digital
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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Joe Dart ist einfach der Hammer. Wie überhaupt die ganze Funkszenerie um ihm herum. Die halten die Funk – Flagge hoch….Gott sei dank, es sah lange so aus als käme da nix mehr.

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