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Hometraining: Jil’s Eartraining – Tritonus und verminderte Dreiklänge

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Abb. 1

Dieses Kapitel der Eartraining-Serie steht ganz im Zeichen des markantesten aller dissonanten Intervalle, dem sogenannten Tritonus. Ihn wollen wir zunächst separat und anschließend in dem von ihm gebildeten verminderten Dreiklang detailliert besprechen.

Das Wort Tritonus bezieht sich auf den Intervall-Aufbau, der sich aus 3 Ganztonschritten zusammensetzt – er teilt somit die Oktave genau in der Mitte (tri = altgriechisch für drei, 3 Ganztöne = 6 Halbtöne). Obwohl er in der diatonischen Tonleiter enthalten ist (zwischen dem 4. und 7. Ton, z. B. F – H in C-Dur) wurde der Tritonus bis ins 20. Jahrhundert, insbesondere im Mittelalter, aufgrund gesangstechnischer und harmonischer Probleme sowie wegen seiner Dissonanz als ‚diabolus in musica‘, zu Deutsch ‚Teufelsintervall‘, bezeichnet und war z. B. in der strengen Lehre des Kontrapunkts verboten. Auch heute noch wird er zumindest als auflösungsbedürftig empfunden. Aufgrund seines Vorkommens im Dom7-Akkord besitzt er einen stark dominanten Charakter.

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Der Tritonus kann in zwei verschiedenen Formen dargestellt werden: Erstens, als übermäßige Quart, was streng genommen die richtigere Variante ist, oder zweitens, als verminderte Quint. In beiden Fällen gehen wir von bereits bekannten Intervallen aus und ‚modifizieren‘ sie ein wenig. Lass uns dies mit Hilfe der Klaviatur in Abb.1 zuerst für die übermäßige Quart veranschaulichen. Erinnere dich: Quart bedeutet 4, demnach bewegen wir uns über vier weiße Tasten, z. B. C – F. Die reine Quart besteht aus 5 Halbtonschritten (weiße und schwarze Tasten), womit wir nach dem Durchzählen wieder bei C – F landen.

Für die übermäßige Quart benötigen wir aber einen Halbtonschritt mehr, also muss das F auf ein Fis erhöht werden, um den richtigen Tonabstand C – Fis zu bekommen. Im Beispiel 1 findest du dazu die Übung der ‚großen Runde‘, dem Spielen und Mitsingen dieses neuen Intervalls chromatisch auf- und abwärts, um dich besser mit ihm vertraut zu machen.

Beispiel 1 – 3

Verwende beim Aufwärtsgehen nur Kreuz und beim Abwärtsgehen nur b-Vorzeichen der folgenden Notenpaare:

C – Fis = Deses – Ges, Cis – Fisis = Des – G, D – Gis = Eses – As, Dis – Gisis = Es – A, E – Ais = Fes – Bb, F – H, Fis – His = Ges – C, G – Cis = Ases – Des, Gis – Cisis = As – D, A – Dis = Bbb – Es, Ais – Disis = Bb – E, H – Eis = Ces – F.

Abb. 2
Abb. 3

Beispiel 2 ist das ‚Teufelsintervall‘ mit verschiedenen Sounds gespielt, in Abb. 2 und 3 in verschiedenen Greifweisen am Griffbrett abgebildet.

Wollen wir den Tritonus als verminderte Quint darstellen, so gehen wir von der uns bekannten reinen Quint aus. Um diese zu bilden, bewegen wir uns über fünf weiße Tasten des Klaviers, z. B. C – G, was 7 Halbtonschritten entspricht. Die verminderte Quint besteht jedoch nur aus 6 Halbtonschritten, weshalb das G auf Ges erniedrigt werden muss, um das richtige Intervall C – Ges zu erhalten.

Das Beispiel 3 zeigt dazu eine große Runde, um auch alle Notennamen der verminderten Quint trainieren zu können, wenn auch der tatsächliche Tonabstand der gleiche ist wie in Beispiel 1.

Wollen wir nun mit diesem Intervall einen Akkord bilden, gehen wir von einem Moll- Dreiklang aus und ersetzen die reine durch eine verminderte Quinte, wie in Beispiel 4 dargestellt. Wir bekommen so einen verminderten Dreiklang, der aus zwei kleinen Terzen besteht.

Beispiel 4 – 5

Für die große Runde dazu in Beispiel 5 sowie für Beispiel 3 habe ich hier alle Notennamen aufgeschrieben (der kursive Ton ist jeweils die Terz):

C – Es – Ges, Cis – E – G = Des – Fes – Ases, Cisis – Eis – Gis = D – F – As, Dis – Fis – A = Es – Ges – Bbb, Disis – Fisis – Ais = E – G – Bb, Eis – Gis – H = F – As – Ces, Fis – A – C = Ges – Bbb – Deses, Fisis – Ais – Cis = G – Bb – Des, Gis – H – D = As – Ces – Eses, Gisis – His – Dis = A – C – Es, Ais – Cis – E = Bb – Des – Fes, H – D – F, His – Dis – Fis = C – Es – Ges.

Einige Greifmöglichkeiten dazu findest du in Abb. 4 – 7.

Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7

Suche dir zu dem Intervall des Tritonus Beispiele aus dir bekannten Melodien oder Hooklines.

Weitere Verwendungen des Tritonus sind die Bluenote in der Blues-Tonleiter (hier z. B. im Riff von ‚Killing In The Name Of‘ von Rage Against The Machine) oder der erhöhte 4. Ton in der Zigeunertonleiter, die eine Variante von Harmonisch Moll darstellt.

Mit den folgenden Gehörtraining-Übungen kannst du das neue Material kombiniert mit dem Stoff der letzten Folgen trainieren:

Beispiel 6: reine 1, kleine 2, große 2, kleine 3, große 3, reine 4, Tritonus, reine 5, kleine 6, große 6, reine 8,

Beispiel 7: selbiges, am Bass (Töne nur hintereinander),

Beispiel 8: Dreiklänge: Moll und Dur (in Grundstellung bzw. 1. und 2. Umkehrung), übermäßig, vermindert, Töne hintereinander,

Beispiel 9: selbiges, Töne gleichzeitig gespielt,

Beispiel 10: selbiges, gemischt,

Beispiel 11: selbiges, Töne hintereinander, am Bass.

Ich wünsche dir gutes Gelingen und viel Erfolg! Auf meiner Homepage jilycreek.com findest du Infos sowie Links zu vorangegangenen Workshops!

 

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2019)

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