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Guitar Guru: ‚Life‘-Akustikgitarre & ESP-Bass

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Hast du Fragen zum Thema „Alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine ‚Life‘-Akustikgitarre und einen ESP-Bass.

Frage: Vor ein paar Tagen habe ich eine Gitarre der Marke ‚Life‘ mit einem Pickup (Marke: „Pick-Up“) samt festinstallierten Reglern und einem Anschluss für ein Miniklinke-Kabel erworben. Insgesamt finde ich die eigentlich ganz hübsch. Mich hat der Spaß 30 Euro gekostet und ich nutze die Gitarre hauptsächlich für Slide-Spiel, dafür eignet sie sich aufgrund der etwas hohen Saitenlage (trotz einstellbarem Steg) auch ganz gut.

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(Bild: G&B Leser)

Der Pickup funktioniert auch und verstärkt klingt sie auch gar nicht mal so übel, auch wenn ich nicht weiß, was der zweite Regler tut (einer ist für die Lautstärke verantwortlich und in der Mittelstellung am lautesten). Aufgrund des wahnsinnig gut gewählten Namens der Marke der Gitarre und des Pickups findet man im Internet sehr wenig, einzig: es scheint sich um eine japanische Firma zu handeln. Könnt ihr etwas Licht ins Dunkel bringen?Niklas

Antwort: Bei der Gitarre handelt es sich um eine koreanische Kopie der Gibson Hummingbird, die sich wiederum an Martins D-28 orientierte. In den frühen bis mittleren 1970er-Jahren wurde das untere Preissegment, bis dahin von den japanischen Firmen wie Teisco/Kawai, Sakai und Ibanez/Hoshino besetzt, langsam von den koreanischen Firmen Samick und Cort übernommen. Europäische Kunden bestellten immer mehr bei den Koreanern, da die Japaner sich mehr und mehr auf höherklassige Instrumente im mittleren Preissegment fokussierten und dadurch teurer wurden. Deine Gitarre wurde mit aller Wahrscheinlichkeit von Samick in Südkorea gebaut – darauf schließe ich anhand von Merkmalen wie z.B. dem Trussrod-Cover, aber eben auch wegen des Markennamens ‚Life‘: Dieser ist mir bisher ausschließlich auf in Korea gefertigten Instrumenten der 1970er- und 1980er-Jahre untergekommen.

Wem aber gehörte die Marke, wer war der Auftraggeber? Eine Markenrecherche ergab: Niemand anderer als Meinl Distribution, heute ansässig in Gutenstetten und u.a. der Vertrieb von Ibanez und Mesa Boogie. Die Marke wurde inzwischen gelöscht und wird nicht mehr genutzt. Es war und ist seit den 1960er-Jahren nicht ungewöhnlich, dass ein lokaler Vertrieb ein eigenes Musikinstrumenten-Label ins Leben ruft, um darunter preisgünstige Gitarren aus Fernost zu verkaufen.

Bei den Potis gehe ich davon aus, dass eines davon ein Volume-, das andere ein Tone-Poti ist. Wenn das nicht mehr funktioniert, dann liegt das wohl am Zahn der Zeit – vielleicht ist ein Kabel lose, vielleicht funktioniert der alte Kondensator nicht mehr. Auch das Volume-Poti sollte nicht in Mittelstellung am lautesten sein… Rausfinden und reparieren kann man das nur durch einen Ausbau, der zwar etwas fummelig ist (es gibt ja kein von hinten zugängliches Elektronikfach), aber auch nicht so nervig wie bei einer dünnen Semi-Akustik, da man mit der Hand in die dickbauchige Dreadnought gut reinkommt. Wenn die Potis restauriert wurden und die Gitarre sonst in gutem Zustand ist, sehe ich einen erzielbaren Marktpreis irgendwo zwischen 100 und 200 Euro.


(Bild: G&B Leser)

Frage: Ich habe vor einiger Zeit einen ESP-Custom-4-String-Lefthand-Bass gebraucht erworben. Ich wüsste gerne, ob es sich dabei wirklich um eine japanische Custom-Order oder um ein Serien-Modell anderer Herkunft handelt. Auf der Kopfplatte ist lediglich ein Aufkleber “ESP Custom” zu finden. Auf der (leider völlig korrodierten) Halsplatte ist das ESP-Logo sowie die Seriennummer (?) 30051 eingestanzt. Der Bass hat einen Eschekorpus, einen Ahornhals mit Palisandergriffbrett und 21 Bünden, Bartolini-Pickups in P- und J-Format, verchromte Hardware und passive Elektrik, die neben der klassischen Jazz-Bass- Elektrik – Volume, Volume, Tone – noch über ein Master-Vol. verfügt. Der Verkäufer meinte, der Bass sei min. 20 Jahre alt, der Zustand beim Kauf spricht auch dafür. Ich will den Bass nicht verkaufen, dennoch interessiert mich sein Wert, sofern der sich einschätzen lässt. – Ulrich

Antwort: Dein Bass wurde höchstwahrscheinlich in den späten 1990er-Jahren als Custom Anfertigung gebaut, vermutlich in der Kiso-Fabrik in Japan. Anhand der Seriennummer würde ich auf Baujahr 1997/1998 tippen. Angeblich weichen die Seriennummern auf der Halsplatte manchmal von der im Korpus ab, da man noch Restbestände von Halsplatten aus dem Vorjahr verwendete. USA schließe ich aus, denn der Custom Shop dort wurde erst vor Kurzem eingerichtet und da steht dann auch deutlich USA drauf. Habe mal die derzeit aufgerufenen Preise gecheckt und die liegen für vergleichbare Exemplare bei ca. € 1.000-1.700, da wird eine recht große Bandbreite aufgerufen.

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2019)

Produkt: Gitarre & Bass 2/2023 Digital
Gitarre & Bass 2/2023 Digital
Im Test: J&D DX-100 +++ Jimmy Wallace Guitars MT +++ Solar Guitars AB1.4JN +++ Fender Acoustasonic Player Jazzmaster +++ Vintage Historic Series +++ Tech 21 SansAmp Character Plus Series +++ Baroni AFK150 +++ Paul Belgrado NaNo B4 Shortscale +++ Harley Benton MV4-PJ Gotoh BM +++ British Pedal Company Dumble Overdrive Special +++ JHS Packrat

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