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Hometraining: Americana – Rockabilly Travis Picking

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(Bild: Capitol, Archiv)

Aloha und herzlich willkommen zur fünften Folge des Americana-Workshops. Diesmal beschäftigen wir uns mit dem Travis-Picking. Diese Anschlagstechnik, wurde durch den Country-Gitarristen Merle Travis bekannt und wird von fast jedem Rockabilly-Gitarrist angewandt.

Grundlagen

Das Grundprinzip des Travis-Pickings ist ein Wechselbass auf den tiefen Saiten. In Beispiel 1 siehst du, wie das funktioniert. Das Pattern läuft über einen E-Dur- Akkord und wechselt immer zwischen Grundton und Oktave. Für einen authentischen Rockabilly-Sound dämpfst du die Bass-Saiten leicht mit der rechten Hand am Steg ab. Das gilt auch für alle folgenden Patterns.

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In Beispiel 2 kommt jetzt noch eine Leersaite zu der Bassfigur dazu. Zuerst nur auf die 2 und 4, dann auf jedes Viertel. Ich spiele das Pattern mit Hybrid-Picking – die Bass-Saiten mit dem Plektrum und die E- und H- Saite mit dem Mittel- oder Ringfinger der rechten Hand. Brian Setzer spielt so etwas lieber ohne Plektrum, manche Gitarristen nutzen außerdem ein Daumenpick. Ich finde das Hybrid-Picking am praktischsten, da man so schnell und problemlos zu anderen Spieltechniken wechseln kann.

Beispiel 1-4

Scottys Rhythmus

In Beispiel 3 siehts du ein rhythmisches Pattern, das in zahlreichen Elvis-Songs der Sun Sessions zu finden ist. Der zweite hohe Ton wird vorgezogen und wandert auf die 3-und, was dem Picking mehr rhythmischen Drive verleiht. Wenn du diesen Anschlag mit Melodien aus der mixolydischen Skala verbindest, ergeben sich schon diverse Möglichkeiten. Beispiel 4 demonstriert, wie das geht. Versuche, das Pattern zu transponieren und auch auf andere Akkorde anzuwenden.

Picking the Blues

Viele Rockabilly-Songs sind auf dem Bluesschema aufgebaut. In Beispiel 5 habe ich deswegen die bis jetzt erklärten Techniken auf einen Blues in E angewandt. Für den E-Dur-Akkord verwende ich eine Melodie aus Quinte, Sexte und Grundton. Im vierten und achten Takt spiele ich einen Lauf, quasi als Abschluss der Phrase, ähnlich einem Drumfill. Die Oktaven in Takt 8 auf den zwei E-Saiten sind ein typisches Rockabilly-Klischee von Paul Burlison.

Der A-Dur-Akkord wird mit der Septime eingefärbt und führt mit einem Lauf aus Sexten zurück zur ersten Stufe. Beim B7 ändert sich der Wechselbass, statt Grundton und Oktave verwende ich den Grundton und die tieferliegende Quinte. In Takt 22 kommt ein Quartvoicing zum Einsatz, das ebenfalls zum Grundrepertoire eines jeden Rockabillyisten gehört. Der Oktavenlauf am Ende stammt von Cliff Gallup und führt wieder zur ersten Stufe zurück.

Beispiel 5-8

Variationen

Versuche Beispiel 5 als Grundlage zu nehmen und tausche einzelne Akkorde aus. Beispiele 6 bis 8 zeigen drei Varianten für den E-Dur-Akkord, diesmal mit Grundton auf der A- Saite. Bau sie in den Blues ein, verschiebe sie auf die vierte und fünfte Stufe und schau, was du mit dem Grundpattern noch alles anstellen kannst. Die meisten Licks dieser Art sind um Akkordshapes aufgebaut, denen mit im Akkord nicht gebrauchten Fingern Töne hinzugefügt werden. Mit etwas Ausprobieren kann man so eine Menge gut klingender Licks basteln.

Viel Spaß beim Ausprobieren und bis zur nächsten Folge!

Feedback, Kritik und Wünsche kannst du wie immer unter martin@the-incredible-mr-smith.com loswerden.

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2019)

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo,

    Sehr schön erklärt. Wäre noch interessant eine Video mit einem Gitarristen, der das ins praktische umsetzt. dann hört man und kann anhand der Noten und Tabulatur vieles besser nachvollziehen.

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