Meilenstein 1970: Eric Clapton

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(Bild: Universal/Polygram)

Am 30. März wurde der englische Gitarrist und Sänger Eric Clapton 75 Jahre alt. Und der Mann, den man bereits Mitte der 60er als (Gitarren-)Gott bezeichnete – ein Bewunderer hatte in dicken Lettern „Clapton is God“ an eine Wand der Islington Tube Station in London geschrieben – hat eine unglaubliche Karriere hinter sich.

Clapton genoss bereits früh den Ruf eines ausgezeichneten Gitarristen, was ihn 1963 zu den Yardbirds brachte, seiner ersten professionellen Band, die damals noch Blues spielte. Mit Songs wie ,For Your Love‘ begann die Band zu experimentieren, Slowhand wollte jedoch Blues spielen und er wanderte weiter zu John Mayall’s Bluesbreakers.

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Er verließ die Band 1966 um mit Jack Bruce (b) und Ginger Baker (dr) Cream zu gründen. Der progressive Blues-Rock des Trios konkurrierte damals mit der Jimi Hendrix Experience. Cream hatte nur eine begrenzte Haltbarkeit und scheiterte letztlich an den großen Egos aller Beteiligten. Dennoch gründete Clapton mit Ginger Baker die erste „Supergroup“ Blind Faith, zu der noch Steve Winwood (kb/voc) und Rick Grech (b) gehörten. Blind Faith bestand jedoch gerade mal ein knappes Jahr, und Eric tourte anschließend als Sideman der kalifornischen Band Delaney & Bonnie and Friends durch Europa.

Schließlich begann Clapton mit den Arbeiten an seinem ersten Solo-Album. Die Aufnahmen fanden von November 1969 bis März ’70 in London und später in Los Angeles statt. Zur Kern-Band gehörten neben Clapton Carl Radle (b), Jim Gordon (dr) und Bob Whitlock (kb). Und es gab einige prominente Gäste wie Leon Russell (p), Bob Keys (sax), Rita Coolidge (voc) und Stephen Stills (g); Delaney Bramlett (g/voc) trat hier auch als Co-Songwriter in Erscheinung.

Das erste Clapton-Album zeigte einige Charakteristika, die für Slowhand typisch werden sollten: So mixten ,Bad Boy‘ oder ,Lonesome And A Long Way From Home‘ Blues und Southern-Rock mit poppigen Background-Chören. Das geradezu heitere ,Let It Rain‘ mit den lebendigen Bässen, der einprägsamen zweistimmigen Gitarrenmelodie und den countryesken Gitarren-Licks gehört zu ECs frühen Solo-Klassikern.

Richtig klasse kommt der knackige Blues-Shuffle ,Bottle Of Red Wine‘ inklusive virtuosem Solo im scharfen angezerrten Sound. Und ,Eric Clapton‘ zeigt bereits früh Slowhands Begeisterung für die Musik von J.J. Cale. Dessen ,After Midnight‘ gibt es hier sozusagen in der Studio-Urversion. Und die hat denselben Swing und Groove wie die vielleicht bekanntere Version vom Live-Klassiker ,Just One Night‘ (1980). Das sparsame Solo mit der markanten Gitarrenmelodie kommt immer noch richtig gut.

Gutes Team: Eric Clapton & Freunde (Bild: Universal/Polygram)

Irgendwie strahlte dieses Album an vielen Stellen den post-hippiesken Zeitgeist aus, der im Kalifornien der frühen 70er-Jahre noch herrschte. Dies zeigte sich etwa im von Bläsern befeuerten funky Instrumental ,Slunky‘, das mehr wie ein lockerer Jam wirkte. Eric Clapton hatte sich hier als Sänger und Songwriter erstmals von einer ganz neuen Seite gezeigt. Als Gitarrensolist, wofür er bekannt war, hielt er sich vergleichsweise zurück.

Allerdings ging er mal wieder ein paar Schritte weiter, was die Wahl seiner Instrumente betraf. Er hat ja ohnehin eine spannende Entwicklung hinter sich: Spielte er bei The Yardbirds noch Telecaster, so faszinierte auf John Mayalls Album ,Blues Breakers With Eric Clapton‘ sein legendärer Gibson-Les-Paul/Marshall-JTM45- Sound. Genauso bekannt war die psychedelisch bemalte Gibson SG, die er neben anderen E-Gitarren bei Cream benutzte.

Ab 1970 setzte Clapton konsequent auf Fender-Stratocaster-Modelle. Die von ihm „Brownie“ und „Blackie“ genannten Strats zählen zu den weiteren besonderen Instrumenten die er im Laufe seiner Karriere eingesetzt hat. Erstere war eine 1956er Stratocaster in einem Two-Tone-Sunburst mit Ahorn-Hals und -Griffbrett. Blackie wurde aus Teilen verschiedener Strats zusammengesetzt, aus einem schwarz lackierten ‘56er Strat-Erlekorpus, dem One-Piece-Ahornhals einer ‘57er und Standard-Strat-Singlecoils, zwei aus Mitte der 50er-Jahre und einem dritten von 1970.

Der Anfang war gemacht und das Debüt-Album knackte in UK und US jeweils die Top 20. Daneben avancierte ,After Midnight‘ zu einem ersten kleineren Hit. Warum der rastlose Clapton anschließend mit Derek And The Dominos eine neue Band gründete und das zweite Solo-Album ,461 Ocean Boulevard‘ erst 1974 erschien, ist Stoff für eine andere Geschichte.

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2020)

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