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Ibanez MC500

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Ende 1977 stellte Ibanez eines seiner bedeutendsten Gitarren-Designs vor. Die Musician-Modellreihe beeindruckte durch ihre augenfällige Bauweise und eine enorme Klangvielfalt, repräsentiert durch jede Menge Knöpfe und Schalter.

Ibanez MC500 (5)
(Bild: Dieter Stork)

Ab Ende der 60er-Jahre brach Ibanez, wie andere japanische Firmen auch, mit oftmals nahezu identischen Kopien amerikanischer E-Gitarren erfolgreich in den US-Markt ein. Die Zeit war günstig, denn Traditionsfirmen wie Fender und Gibson schwächelten, was zu nachlassender Produktqualität führte. Nachdem die US-Firmen (nicht ganz unerwartet) rechtlich intervenierten – 1977 wurde von Gibsons Mutterkonzern Norlin ein Verfahren eröffnet, später einigte man sich außergerichtlich – machte Ibanez einen radikalen Schwenk hin zu eigenen Designs, mit denen die Firma sich überraschend schnell einen bleibenden Namen machen sollte. Den Anfang markierte schon 1975 die Artist-Reihe, bald gefolgt von der Musician-Reihe 1977.

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Mit selbstbewussten, zum Teil auch mutigen Formgebungen – die exklusive Iceman war ebenfalls bereits 1975 vorgestellt worden und die im Oktober 1977 eingeführte George Benson GB10 stellte die hohen Ambitionen des japanischen Herstellers klar – beeindruckte Ibanez die Szene nachhaltig. Auch grundlegende Detaillösungen wie die ebenfalls schon 1977 eingeführte Gibraltar Bridge oder die charakteristischen Kopfplatten sorgten für ein unverkennbares Profil und brachten der Firma weltweite Anerkennung. 1978 waren erstmalig fünf Modelle mit dem Namen Musician in einem Ibanez-Katalog gelistet. Das TopModell der Reihe war die MC500, eine Gitarre mit durchgehendem Hals, gewölbter Decke auf einem Sandwich-Body, erweitert um aktive Elektrik samt umfangreicher Steuermimik, die sich in beeindruckend vielen Knöpfen und Schaltern etablierte. Ende der 70er-Jahre war das beherrschende Thema „the search of sustain“.

Die hier dargestellte MC500 stammt aus dem Jahre 1980 und ist ein typischer Vertreter dieser Phase. Ihr Zentrum ist der durchgeführte Hals, 9-streifig gefügt aus Ahorn- und Mahagonistreifen. Den Korpus bilden daran angesetzte Flügel aus Esche mit Decke und Boden aus attraktiv gemasertem Walnussholz, eine zu der Zeit beliebte Sandwich-Bauform. Das Kürzel DS steht bei der MC500 für „Dark Brown Stained“. Alle Ränder sind wohlgerundet und am Boden gibt es eine Anlagekontur zur Förderung des Spielkomforts, welcher auch durch den weich gestalteten Hals-Korpusübergang im 20. Bund mit optimal freigestelltem 2-Oktaven Griffbrett gewährleistet wird. 24 akkurat verarbeitete Bünde im Jumboformat sitzen im schwarzen Ebenholzgriffbrett, auf dem Dot Inlays aus Abalone Orientierung geben.

Der Übergang zur Kopfplatte ist mit einer Volute unterhalb des Knochensattels mit Messingauflage verstärkt, der Kopf selbst mit einem Layer aus Walnussholz besetzt. Goldene Deluxe-Mechaniken mit Nylonwirbeln komplettieren die hochwertige Ausstattung. Am Korpus sind die Saiten über die frühe Ausführung der Gibraltar Bridge mit Einzelreitern geführt, welche auf dem sogenannten Sustain Block ruht, der in den Korpus unterhalb der Brücke eingelassen wurde. Eingehängt sind die Saiten dann noch von oben in das dreieckige Quick Change Tailpiece. Diese berühmten Konstruktionsdetails sind heute auch wieder bei Ibanez-Reissues zu finden. Bemerkenswert ist aber vor allem die aufwendige elektrische Ausstattung der MC500. Neben den zwei Tri-Sound-Switches (schaltet den jeweiligen Pickup series/tap/parallel) verfügt das Modell auch noch über eine aktive Schaltung, die einen 3- Band-Equalizer für Treble, Middle und Bass plus Boost beinhaltet, aktivierbar per Mini-Switch. Eine kleine LED zeigt den entsprechenden Schaltstatus an.

Die vorliegende Ausführung von 1980 gehört zur zweiten Periode der Musician und verfügt damit über einen Master-Tone-Regler, der im Gegensatz zum Vorgängermodell auch wieder den passiven Betrieb ermöglichte. Mit der aufwendgen Schaltung stellte die MC500 in Verbindung mit den Super- 88-Pickups auf jeden Fall eine verblüffend große Vielfalt von Sounds bereit. Und die Handhabung? Puh, das Gerätegewicht von annähernd 4,6 kg zerrt hart am Gurt. Ach was: It’s a man’s world … einen erdverbundenen Les-Paul-Spieler wird das ja wohl kaum beeindrucken können. Davon abgesehen bietet die MC500 sehr gute Spielbedingungen, ein ebenmäßiges Sustain und die schon zuvor beschriebene große Palette an Klangfarben. Damals redete man demgemäß auch oft genug von der ultimativen Studiogitarre oder vom anpassungsfähigen Arbeitstier für den anspruchsvollen Top-40-Musiker. Eine Gitarre für alle Gelegenheiten sozusagen.

Bei aller Klangvielfalt und wo schon das Gewicht einen Vergleich herausgefordert hat – was eine 24-Bund-Gitarre natürlich nicht kann, ist das volle saftige Tonbild einer Les Paul mit geschaltetem Hals-Pickup nachzuvollziehen. Die Paula nimmt die Schwingungen unterhalb der zweiten Oktave ab, also dort, wo die MC ihren 24. Bund sitzen hat. Ein mehr nach innen gerückter Tonabnehmer überträgt naturgemäß ein schlankeres Tonbild und verfügt auch über differierende Obertonpräferenzen. So einfach ist es dann doch nicht mit den sogenannten Alleskönnern. Oft geht es dem Anbieter dann so, wie in der neulich erst gehörten Studiogeschichte: „Supergeil, dieser HighEnd-Space-Bass, astreine Sounds du, aber sach mal, hast du auch einen Jazz Bass dabei?“ Die großen Originale bleiben eben doch die Statthalter unserer tief geprägten Hörerfahrungen. 1982 endete nach fünf Jahren die Produktion der Musician-Reihe und damit auch die Ära der aufwendig gebauten Instrumente mit durchgeführten Hälsen, Sandwich-Bodies und aktiver Elektronik.

In der Fertigung gewann die Rationalisierung immer mehr an Boden, Maschinen ersetzten vielfach die Handarbeit und bestimmte komplexe Fertigungsmethoden waren einfach nicht mehr lukrativ. Selbst Sparmaßnahmen der letzten beiden Produktionsphasen ab 1981, wie etwa deckende Lackierungen, die nicht mehr nach Premium Holzqualitäten fragten, führten offenbar nicht zu den nötigen Gewinnaussichten. Darüber hinaus traten nun auch noch Musiker wie Eddie Van Halen auf den Plan, die Strat-Style Schraubhals-Gitarren mit einzelnem Pickup und nur einem Regler bevorzugten. So schön die Möglichkeit des Fine Tunings von Sounds per Onboard EQ auch sein mochte – viele Spieler wollten es lieber schlicht und einfach. Simplizität war plötzlich wieder Trumpf. Alles hat also seine Zeit, aber die verläuft in Zyklen. Man kann also nicht sagen, wann etwas wieder aktuell sein wird (also bloß nichts wegwerfen).

Der Sammelwert von Instrumenten aus der Musician-Reihe ist jedenfalls heute bereits bemerkenswert hoch. Besonders für das Top-Modell MC500 – bis Ende 1980 wurden insgesamt lediglich 1180 Exemplare hergestellt – muss man inzwischen tief in die Tasche greifen. Zwischen € 1500 und € 2500 bewegen sich die Preise etwa, wenn denn überhaupt noch einmal ein Exemplar angeboten wird. Wir danken Rudi Dinkela von Rare Guitar in Münster für die Leihgabe.

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Über Geschmack lässt sich ja streiten. Aber ich besitze ebenfalls eine MC 500 und kann nur sagen… Oder frsgen, wie viele tausend Euro würde so ein Teil heute kosten? Ja und die MC 500 ist eine Allroundwaffe.

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