Happy Birthday

Jaco Pastorius: Präsent wie zu Lebzeiten

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Jaco Solo Album

Bass-Innovator Jaco Pastorius wäre am 1. Dezember 2016 65 Jahre alt geworden. Trotz seines viel zu frühen Todes 1987 hinterlässt er eine großartige Diskographie, aus der auch heute noch junge wie alte Bassisten ihre Inspiration ziehen. Um eines seiner frühen Werke soll es in diesem Artikel gehen: Das self-titled-solo-Album von 1976.

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 „When I bought Jacos first solo album in 1976, it pretty much didn’t come over my turntable for about a year and a half“, erzählt Marcus Miller auf die Frage, welches Album für ihn besonders beeindruckend war. Jaco hatte sein 25. Lebensjahr noch nicht vollendet, als er besagte Platte namens ,Jaco Pastorius‘ (cbs/epic) aufnahm.

Dieser Meilenstein stellte nicht nur die Bassisten der Welt vor scheinbar unlösbare Aufgaben, sondern das Album versetzte auch die gesamte interessierte Jazz-Szene in Erstaunen. Da tauchte ein junger Musiker mit einem Fretless-E-Bass auf und spielte, einzig unterstützt von Don Alias an den Congas, den Charlie-Parker-Tune ,Donna Lee‘ als Opener; wohlgemerkt ein komplizierter Jazz-Standard ohne Begleitung eines Harmonie- Instruments. Jaco sagte mal in einem Interview, dass er neun Jahre daran geübt habe, diesen Song so spielen zu können.

Dabei war für ihn weniger die dafür erforderliche Virtuosität die Schwierigkeit, als vielmehr das Problem, intelligent über die komplexen Harmonien zu improvisieren. Er versuchte Bass zu spielen wie Frank Sinatra gesungen hat. Und das setzte auf den Gebieten Phrasierung, Tonbildung, Dynamik, Intonation und Sensibilität neue Maßstäbe.

Wie Zeitzeugen bestätigen, muss er aber auch wie ein Irrer geübt haben. John Francis Pastorius III, so sein voller Name, wurde am 01. Dezember 1951 in Philadelphia geboren und stellte mit seinem Opus alles in den Schatten, was man bis dato auf dem E-Bass gehört hatte.

Jaco liveAnfangs verdiente sich Jaco bei verschiedenen Rockund Soul-Bands, wie den Temptations und C.C. Rider seine Sporen. Nachdem er dann 1974/75 noch im Trio des Pianisten Paul Bley spielte, arbeitete er ab 1975 mit Pat Metheny zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit entstand das erste Metheny-Solo- Album ,Bright Size Life‘, das 1976 den Beginn einer großen Karriere einleiten sollte. Im selben Jahr stellte sich Jaco dann mit dem Satz: „I am the best bass player on earth“ bei Joe Zawinul vor und war somit von 1976 bis 1981 der Bassist bei Weather Report, die ebenfalls 1976 mit ,Heavy Weather‘ ein grandioses und stark von Jaco beeinflusstes Album auf den Markt brachten.

Der Höhepunkt dieses für ihn so erfolgreichen Jahres war aber die Veröffentlichung seines Solo-Debüts, zu der es durch folgenden Zufall kam: 1975 traf die damalige Frau von Jaco den Drummer der amerikanischen Jazz-Rock-BigBand „Blood, Sweat & Tears“. Man kam ins Gespräch und als klar war, dass Jaco auf der Suche nach einem Label für seine eigenen Kompositionen war, stellte dieser Drummer den Kontakt zur Plattenfirma Epic her. Sie kamen ins Geschäft … Ein weiteres Highlight von Jaco Pastorius ist sicherlich das dem Jazz-Rock zuzuordnende Album ,Continuum‘.

Die singende Fretless- Melodie seines ’62er Sunburst Fender Jazz Basses (Jaco sprach stets vom Baujahr 1959), dessen Griffbrett er mit Bootslack selbst bearbeitet hat, ist die Legende schlechthin. Ein weiterer Mosaikstein von Jacos Sound, natürlich neben seiner ausgefeilten Fingerstyle- Technik, war sein Verstärker: der Acoustic 360, ein Transistor-Amp.

Jaco Pastorius: „That’s my sound!“ Auch für eine gefeierte E-Bass-Größe der Gegenwart war und ist dieses Meilenstein – Album nachhaltig beeindruckend: Victor Wooten sagte mir, er dachte erst, dass die Melodie-Linie von ,Portrait Of Tracy‘ von einem Klavier gespielt würde. Wie sich aber später herausstellte, hatte er die Möglichkeit der Flageolett-Töne auf dem Bass bis dahin noch gar nicht entdeckt. Und diese technisch äußerst schwer zu spielenden Sequenzen derart musikalisch einzusetzen, das verblüffte und motivierte Victor dann ungemein.

Jaco Pastorius

Wooten hat auf dem Bass Day in New York zusammen mit Steve Bailey eine Interpretation von ,Portrait Of Tracy‘ intoniert und sich vorher bei der Bass-Gemeinde für die Anrührung des „heiligen Grals“ entschuldigt. ,Jaco Pastorius‘ aus dem Jahr 1976 brachte den Stein ins Rollen, für den ihm bis heute der größte Respekt gezollt wird: nämlich die Grenzen des E-Bass zu sprengen und neu zu definieren. Pastorius avancierte zum innovativen Musiker und bassistischen Revolutionär. Das Ende seines Lebens war tragisch. Jaco, der selber wiederholte Male versicherte, er werde nicht älter als 35 Jahre, wollte stark angetrunken einen Club betreten.

Doch ein Türsteher hielt ihn davon ab. Nach einem Wortgefecht kam es zum Handgemenge, bei dem, wie im Polizeibericht später erwähnt wurde, der Türsteher, ein Vietnam-Veteran, Jaco mit einem harten Gegenstand den Schädel brach. Der Sage nach war dieser harte Gegenstand ein Baseball- Schläger. Nach sechs Tagen auf der Intensivstation verstarb John Francis Pastorius III am 21. September 1987 in Fort Lauderdale an den Folgen dieses Traumas. Doch seine Musik und besonders sein erstes Solo-Album leben weiter. Und ,Jaco Pastorius‘ wird bis heute von den E-Bassisten dieses Planeten wohl mehr studiert als jede andere Instrumental- CD.

Mehr über Jaco gab es in unserer Januar-Ausgabe (01/2016): Neben einem Interview mit seinem Sohn Felix Pastorius, wartet eine dicke Story über die von Jaco gespielten Acoustic-Amps auf euch. 

Jaco Pastorius live

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