Smaragdflunder zum 35. Jubiläum

Vielschichtig: Ibanez SR5FMDXEGL im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Seit nunmehr fünfunddreißig Jahren erfreut sich der Ibanez Soundgear ungebrochener Beliebtheit. Rechnet man alle Serien der Soundgear-Reihe zusammen, dann kommt man im aktuellen Line-up auf sage und schreibe sechsundvierzig verschiedene Modelle – und ich rede noch nicht mal von unterschiedlichen Farben! Ein traditionell mit dem 35. Jubiläum verknüpfter Stein ist der Smaragd, also durchaus logisch, dass der limitierte SR5FMDX-EGL in Emerald-Low-Gloss daherkommt.

Zum Geburtstag hat Ibanez eine Schichttorte ersonnen, die trotz aller Opulenz in Holz nicht überladen wirkt, und auch klanglich einiges zu bieten hat.

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SMARAGDFLUNDER

Esche hat sich als Korpusholz bewährt – beim SR5 bekommt man vom zweiteiligen Eschenkern, der, anders als die Optik vermuten lässt, die gesamte Korpusbreite ausmacht, allerdings nicht viel zu sehen. Dafür sorgt die aufwendige Sandwich-Konstruktion: Auf den Kern folgt zu beiden Seiten eine Lage Bubinga, darauf jeweils eine Lage Ahorn, bevor je eine dünne Schicht Walnuss das Fundament für Boden und Decke bildet.

Letztere ist zweigeteilt: Ein Mittelstreifen aus Bubinga, an den sich Streifen aus geflammtem Ahorn anschließen, erweckt den Eindruck eines durchgehenden Halses. Diese naturbelassene Mitte ist mit dünnen Bubinga-Konturen eingerahmt. Daran schließen die zwei großflächigen Teile der Decke an, wiederum aus geflammtem Ahorn, das mattglänzend in leuchtendem Smaragdgrün lackiert wurde. Ganz schön aufwendig!

(Bild: Dieter Stork)

Der vierfach verschraubte Hals ist dagegen fast einfach konstruiert: Drei Streifen Wenge wechseln sich mit zwei Streifen Purple Heart ab, das Griffbrett ist aus feinem Vogelaugenahorn.

Während die Halsrückseite nur ein hauchdünnes mattes Finish bekommen hat, ist das empfindliche Ahorn hochglanzlackiert – eine optimale Kombination aus tollem Spielgefühl und perfektem Schutz. Unsichtbar unterm Fretboard verbergen sich noch Titanstäbe, die zur Stabilität beitragen und Deadspots vermeiden sollen.

Eine naturbelassene Lage Ahorn und eine geflammte, wiederum in Grün, geben der Kopfplatte ihr Gesicht. In passendem Grün glänzen auch die sehr schicken ovalen Positionsmarker. Auch die goldene Hardware betont das edle Gewand. Von Gotoh kommen die bewährten Tuner, die Brücke besteht aus fünf Ibanez-eigenen Monorails, die konventionellen Gurtpins sind sauber mit Filz unterlegt.

Die Soapbars mit den charakteristisch angewinkelten Polepieces kommen von Nordstrand und hören auf den Namen Big Break. Sie sehen den bekannten Big Splits ähnlich, wurden aber von Carey Nordstrand und Ibanez gemeinsam entwickelt und in Fernost in Lizenz gebaut.

Das Innenleben ist definitiv eigen: Zum einen sind die Pole-Pieces für D und G etwas zur Brücke hin versetzt, zum anderen versteckt sich hier unter der Kappe ein drittes Polstück, das aber an der Tonabnahme nicht beteiligt ist. Je zwei Federn drücken fest von unten gegen die Abnehmer, aber nicht so fest, dass es die sichtbare Wölbung der Plastikkappe, vor allem beim Steg-Pickup des Testbasses, erklärt. Nur ein optischer Makel, dennoch nicht schön.

(Bild: Dieter Stork)

Der Equalizer ist die aktuelle Variante des beliebten Ibanez-3-Band-EQs. Volume und Balance sind an eigenen Reglern abzustimmen, im passiven Betrieb fungiert der Höhenregler als traditionelle Tonblende. Legt man den oberen Minischalter nach unten um, kommen die drei Potis für Bässe, Mitten und Höhen ins Spiel. Ausgehend von der neutralen Rasterung können die Bereiche angehoben und abgesenkt werden. In drei Stufen wird am unteren Minischalter die Centerfrequenz für den Mittenregler festgelegt: 250 Hz, 450 Hz und 700 Hz stehen zur Auswahl.

Das Batteriefach für den nötigen 9V-Block findet sich auf der Rückseite des Bodys und ist ohne Werkzeug problemlos zu öffnen. Die Buchse ist schräg in die Decke eingesetzt, was noch zu einem weiteren interessanten Blick auf das Holz-Sandwich einlädt. Winkelstecker verbieten sich hier naturgemäß, eine normale gerade Klinke führt das Kabel sauber in Richtung des großen Gurtpins.

SCHNELL! SCHNELL? SCHNELL!

Wie ich das von Ibanez schon kenne, ist die Saitenlage direkt aus dem Karton bzw. dem okayen mitgelieferten Gigbag eher hoch. Gerade von einem Soundgear erwartet man aber doch eher eine sportlich-leichte Bespielbarkeit! Nun gut, mal wieder eine Gelegenheit, sich der guten Hardware zu widmen, das praktische Ibanez-Multitool ist immerhin schon dabei.

Nach einem beherzten Dreh am leichtgängigen Stahlstab geht es an die Brücke. Die ist per Inbus schnell auf die passende Höhe justiert, die Oktave stimmt auch. Theoretisch ist das String-Spacing variabel, und auch größere Abstände als die werksmäßigen 16,5 mm sind möglich, praktisch laufen die Saiten so aber perfekt über die Tonabnehmer und an den Griffbrettkanten entlang.

Das zwischenzeitlich notwendige Nachstimmen besorgen die Gotoh-Mechaniken wie immer mit relaxter Präzision. Jetzt fühlt sich der SR5 schon ganz anders an, zu meiner großen Freude bleibt jegliches Schnarren aus. Offensichtlich sind also nicht nur die Bundenden mit dem „Premium fret edge treatment“ sauber verrundet, auch die Nivellierung der Bundoberseiten ist gelungen. Ebenfalls außen vor bleiben jegliche Deadspots. In allen Lagen springen die Töne mit schnellem Attack an und klingen mit Substanz aus. Sicherlich ein Verdienst der aufwendigen Konstruktion und der zusätzlich verbauten KTS-Titanstäbe.

Der flache, aber nicht zu flache, C-förmige Hals liegt exzellent in der Hand. Auch die höchsten Lagen sind durch die Kombination aus tiefer Halstasche und tiefem Cutaway bestens erreichbar. Während die Balance im Sitzen perfekt ist, geht der Hals im Stehen doch deutlich in die Waagerechte. Vielleicht sollte Ibanez mal über die Gotoh GB350 Resolite nachdenken, die pro Mechanik 30 Gramm sparen würden. Ein etwas breiterer, rutschfester Gurt schafft aber auch schon Abhilfe.

Am Amp startet die Reise passiv und mit dem Balance-Regler in der Mittelstellung. Bässe und Tiefmitten geben dem Ton ausreichend Tragkraft, die Höhen sind klar und sauber. Auffälligstes Merkmal im Klang sind offensive Hochmitten, die dem Bass (nicht nur) im Metal-Kontext Durchsetzungsfähigkeit verleihen. Erwartungsgemäß ändert sich das Mittenspektrum, je nach dem, welcher Tonabnehmer bevorzugt angewählt wird.

Die passive Tonblende erledigt die Feinabstimmung recht gut, wird aber komplett zugedreht doch etwas dumpf. Aktiv stehen ja aber noch viel mehr Möglichkeiten offen. Hier gefällt mir der Höhenregler auch in Minimalstellung gut, bei Anhebungen sind wie beim Bassregler schon leichte Boosts meist ausreichend. Der Stegabnehmer bekommt so mehr Tragfähigkeit, der Kollege am Hals mehr Schärfe – ganz wie gewünscht.

Witzigerweise fällt es mir im Aktivbetrieb leichter, die klassischen Passiv-Sounds im Jaco- und Preci-Stil nachzustellen. Da hilft der flexible Mittenregler ganz ungemein, der leider eine kaum fühlbare Mittenrastung hat. Alles andere macht er super: Um besagte Hochmitten zu zügeln, gefallen mir Anhebungen bei 250 Hz oder leichte Absenkungen bei 700 Hz am besten.

Die mittlere Mittenfrequenz klingt schön holzig und hilft den Hals-PU Richtung P-Bass zu trimmen, während für den Jaco-alike Steg-Sound wieder die 250 Hz ins Spiel kommen, gerne mit einer ziemlich deutlichen Höhenabsenkung. Zu starke Absenkungen der Mitten machen den Ton körperlos, im Bassbereich führt Gleiches zu einem arg dünnen Sound, der nutzbare Bereich des EQs ist aber groß und macht den Bass sehr flexibel.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Wenn ein Design so langlebig ist wie das der Ibanez Soundgears, dann hat die Firma wohl etwas richtig gemacht. Das ist auch beim SR5FMDX-EGL als Jubiläumsmodell wieder gelungen. Der Bass punktet mit toller Haptik und Optik dank der perfekten Lackierung. Die Bespielbarkeit ist wendig und locker, wenn auch erst nach etwas Einstellarbeit, die dank der ausgeklügelten Hardware aber schnell vonstattengeht. Danach kann die beim Testbass saubere Bundierung mit dem bewährten Premium-Fret-Edge-Treatment seine Vorteile voll ausspielen, vorausgesetzt, man kommt mit dem schmalen String-Spacing von 16,5 mm klar. Zu guter Letzt macht eine hochwertige, flexible, und bestens auf den Bass abgestimmte elektrische Ausstattung den SR5FMDX-EGL zu einem würdigen Vertreter im Premium-Segment. Feines Gerät zu einem fairen Preis!

PLUS

  • Sounds
  • Verarbeitung
  • Gewicht
  • Optik & Haptik
  • Bespielbarkeit (nach Einstellen)

MINUS

  • Werkseinstellung
  • Mittenraste des Mittenreglers kaum spürbar


(erschienen in Gitarre & Bass 06/2022)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Moin erstmal,
    wollte mir unbedingt so einen Bass kaufen, ist daran gescheitert, daß ich nicht wußte, wie man ” SR5FMDX-EGL” ausspricht. Der Verkäufer hat mich nicht verstanden! Schade!
    Beste Grüße, Euer Peter

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. kann passieren, aber dann würde ich dem Verkäufer einen Zettel mit der Bezeichnung des Basses “Ibanez SR5FMDXEGL” vorlegen. Damit könnter er dann das gewünschte Modell bestellen, wenn es nicht zufällig im Laden vorhanden ist

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Walter!
      Erst wollte ich Dir vor Neid erblasst danken, weil Du so schlau bist, und mich gerettet hast. Aber dann hast Du ja den Bindestrich zwischen dem “X” und dem “E” vergessen, jetzt hat mir der Verkäufer einen ganz anderen Bass angedreht! Deine Schuld!
      Menno, Dein Peter!

      Auf diesen Kommentar antworten

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