Klassiker mit Twist

Test: Schecter Exotic P-4

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(Bild: Dieter Stork)

Schecter sind in erster Linie für Instrumente aus der „Heavy“- Abteilung der Gitarrenläden bekannt. Dabei gehören auch weniger aggressive Designs mit zum Portfolio des amerikanischen Herstellers. Die Exotic-Reihe vereint traditionelle Modelle mit modernen Elementen und im Falle des P-4 sind zumindest die Tonabnehmer ganz eindeutig „Metal“.

Dass die Basis für diesen aus Indonesien stammenden Bass alles andere als exotisch ist, wird schon auf den ersten Blick klar: sowohl Optik als auch die grundsätzliche Zusammenstellung der Komponenten sind unverkennbare Merkmale eines P-Basses. Bevor ich mich aber den Details widme, gilt es sich zunächst einen genaueren Überblick zu verschaffen.

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TRADITIONELLER EXOT

Aus dem Karton befreit (ein Gigbag gehört nicht zum Lieferumfang), präsentiert sich der Exotic P-4 in einem kräftigen, dunklen Orange. Schecter nennen die Farbvariante „Faded Vintage Sunburst“, wobei sich der Teil mit dem Burst nur mit etwas gutem Willen erkennen lässt. Macht aber nichts, denn gut sieht es allemal aus. Unter der Schicht Hochglanzlack kommt durch die tiefe Färbung die Maserung der Decke aus Zebrawood sehr gut zur Geltung und auch der darunterliegenden Sumpfesche steht die Optik ausgezeichnet.

Ebenfalls gut steht dem Bass der carbonverstärkte Hals aus geröstetem Ahorn, was für einen etwas edleren Look sorgt. Abgerundet wird der Eindruck durch schwarze Hardware und ein schwarzes Schlagbrett. Dass die Klinkenbuchse dabei in den Korpus und nicht das Schlagbrett eingelassen ist, wirkt auf den ersten Blick ungewohnt, stört mich aber absolut gar nicht.

Etwas störend sind allerdings kleinere Unsauberkeiten in der Verarbeitung, denn bei näherer Inspizierung treten leichte Spuren von Einstellarbeiten an der korpusseitig zugänglichen Halsschraube und dem darumliegenden Griffbrett sowie nicht ganz sauber eingepresste Reduzierhülsen an der Kopfplatte zum Vorschein. Auch die Fräsung für die Halsschraube hätte man bei einem Instrument dieser Preisklasse vor dem Zusammenbau durchaus noch einmal fix mit Feile oder Sandpapier bearbeiten können.

Glücklicherweise handelt es sich hier nur um Kleinigkeiten, die rein optischer Natur sind und sich mit etwas Geschick teilweise sogar einfach beheben lassen. Der wirklich guten Bespielbarkeit wird dabei kein Abbruch getan. Anstelle eines für P-Bässe gern verwendeten „Baseballschläger“-Halses besitzt dieser ein angenehm schlankes C-Profil. In Verbindung mit dem recht flachen 16″-Griffbrettradius entsteht so ein gefälliges, modernes Spielgefühl.

Ab Werk ist die Einstellung der Saitenlage schon sehr ordentlich, dank gewissenhafter Abrichtung der Bünde konnte ich sie auf knapp über einen Millimeter am höchsten Bund der G-Saite schnarrfrei einstellen, was für die meisten Spieler mehr als ausreichend ist. Obwohl der P-4 insgesamt einen modernen Eindruck macht, leidet er jedoch auch unter den P-Bass-typischen Krankheiten. Deadspots konnte ich zwar keine nennenswerten ausfindig machen, allerdings wäre ein zweiter bzw. breiterer Saitenniederhalter sinnvoll gewesen, denn der leeren A-Saite fehlt es etwas an Anpressdruck am Graphitsattel. Und auch der Hang zur waagerechten Spielposition macht sich bemerkbar – eindeutig der Einfluss der relativ leichten Sumpfesche. Grundsätzlich fühlt sich der Bass aber toll an und macht Spaß beim Spielen.

Schecter Exotic P-4(Bild: Dieter Stork)

SPARSAM

Dem aufmerksamen Beobachter wird aufgefallen sein, dass dieser Bass drei Potis zur Klangregelung besitzt, obwohl nur ein Pickup verbaut ist. So simpel wie auch für ein modernes Instrument passend, lautet die Erklärung: Es handelt sich um einen aktiven Bass. Und zwar durch und durch. So beherbergt das Schlagbrett nicht nur eine 2-Band-Klangregelung aus dem Hause EMG, sondern auch aktive Tonabnehmer der amerikanischen Firma. Diese stammen aus der „Metalworks“-Serie und befinden sich, dem Namen entsprechend, in einem Metallgehäuse in gebürsteter Optik. Mehr Metal geht nicht.

Angst um die Haltbarkeit von Batterien muss man aber nicht haben, zusammen fordert die Elektronik gerade einmal etwas um ein Milliampere von der Spannungsquelle. Die tatsächliche Lebensdauer hängt natürlich immer vom verwendeten Batterietypen ab, liegt aber für alle gängigen Fabrikate im oberen dreistelligen Stundenbereich.

Schecter Exotic P-4
EMG-Metalworks-P-Tonabnehmer (Bild: Dieter Stork)

MEHR SEIN ALS SCHEIN

Nach dem Anschließen an den Verstärker zeigen sich auch gleich die Vorteile eines vollständig aktiven Instrumentes. Nebengeräusche? Fehlanzeige. Es ist mucksmäuschenstill und dank aktivem Preamp hat die Art und Länge des Instrumentenkabels auch keine Auswirkung auf den Klang. Zunächst hatte ich einige Bedenken wegen der Metallkappen der Tonabnehmer, denn aufgrund von Wirbelströmen im Metall werden die für den Klangcharakter wichtigen Resonanzen eines Tonabnehmers bedämpft und er büßt an Höhen ein. Diese Sorge ist allerdings unbegründet.

Trotz Metallkappen liefert der P-4 präsente Hochmitten. Fehlenden Charakter kann ich definitiv nicht bemängeln. Klar, nach Vintage klingt das nicht, aber das war von vornherein klar und wohl auch nicht das Ziel von Schecter. Die Töne kommen klar artikuliert und mit einem leicht komprimierten, bauchigen Grund-Sound mit einer ordentlichen Portion „Dengel“.

Für einen Splitcoil in klassischer Anordnung, also mit der halsnahen Spule an den tiefen Saiten kommen auch die Bässe sauber rüber. Für die moderne Ausrichtung und straffere Bässe hätte ich konsequenterweise einen Reverse Split bevorzugt, aber daran werden sich wohl ewig die Geister scheiden. Eine passive Tonblende gibt es nicht, die näselnden Sounds einer zugedrehten Tonblende wird man dem Schecter also nicht ohne externe Klangverbieger entlocken können.

Da bereits der Tonabnehmer aktiv ist, bringt auch das Nachrüsten einer Tonblende nicht denselben Effekt, da die Wechselwirkung von Tonabnehmerinduktivität und Tonblende fehlt. Stattdessen lassen sich die Höhen mittels EQ absenken oder verstärken. Mittels intern erreichbarer DIP-Schalter kann die Kennlinie des Höhenreglers verändert werden.

Sehr positiv ist dabei die Möglichkeit der Glockencharakteristik zu nennen, die zusätzlich zur klassischen Kuhschwanzcharakteristik zur Verfügung steht. Dadurch lässt sich eine Anhebung oder Absenkung der Höhen realisieren, ohne die ganz hohen, klirrenden Frequenzen zu stark mit anzuheben. Auch die Einsatzfrequenz verändert sich je nach Schalterstellung und liegt zwischen ca. 2 kHz und 7 kHz, was ein guter Bereich für einen Höhenregler am Bass darstellt und viele Klangmöglichkeiten zwischen bedeckt und aufdringlich bietet. Die Bassregelung ist unveränderbar als Kuhschwanz ausgelegt und eignet sich gut, um dem Klang je nach Raumlage mehr Fundament zu verleihen oder ein Wummern zu reduzieren. In kontrollierter Umgebung würde ich diesen Regler in Mittelstellung belassen.

 

RESÜMEE

Der Schecter P-4 macht wirklich Spaß. Er bietet eine gute Bespielbarkeit, angenehme Haptik und eine klassische Optik mit ein oder zwei modernen Blickfängern. Klanglich bietet er durch und durch moderne P-Bass Sounds, und kann dank vielseitiger Elektronik viele Spielrichtungen abdecken. Wer auf die quasi klassische Optik steht, aber einen modernen Sound sucht, ist bei dem P-4 an der richtigen Adresse.

PLUS

● Bespielbarkeit
● Haptik
● Optik
● Sound

MINUS

● kleinere optische Verarbeitungsmängel

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2021)

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