Der Sandbird

Test: Sandberg Victor Brandt Signature Forty Eight

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(Bild: Dieter Stork)

Von den schwedischen Metallern Entombed bzw. Entombed A.D. kommend, ist der Schwede Victor Brandt seit 2018 der neue Bassist der Norweger Dimmu Borgir, zunächst für ihre 25-Jahres-Jubiläums-Welttournee, in Zukunft sicher auch für kommende Alben, wenn es nicht gerade wieder acht Jahre dauert … Das Handwerkszeug dazu hat er sich von Sandberg auf den Leib schneidern lassen, zwei Varianten seines Signature-Modells haben wir zum Test bekommen.

Victor war zwei Tage bei Sandberg in Braunschweig, und es wurde wegen all seiner Wünsche viel an Details herumexperimentiert. Sandberg sagt: „Gerade diese Arbeit mit Künstlern macht irre viel Spaß und wir kriegen stets neue Impulse und Ideen … “

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THE UNVEILING

Keine ganz neue Sandberg-Idee ist die thermische Behandlung der Erle für den Korpus des Basses. Dieses Hochtemperaturverfahren wird nicht angewendet, um das Holz weiter zu trocknen, sondern um chemische und physikalische Prozesse durch Alterungen und Einschwingen alter, viel gespielter Instrumente vorwegzunehmen.

Sechsfach daran verschraubt ist ein Ahornhals, der beim Signature-Modell mit einem tiefschwarzen Ebenholzgriffbrett versehen ist. Einlagen gibt es nur als Sidedots, es soll schließlich nichts den düsteren Look stören. Dafür leuchten die Dots im Dunkeln nach. Auffällige Veränderung zum Serienmodell ist auch die umgedrehte Kopfplatte. Vorne trägt sie ein schickes silbernes Sandberg-Logo, auf der Rückseite findet sich neben der Seriennummer Victors Autogramm, das aussieht wie persönlich in den Bass gekratzt.

Sandberg-Mechaniken (Bild: Dieter Stork)

Wie der ganze Bass ist der Headstock schwarz lackiert. Ganz, denn auch die Halsrückseite hat dieses Finish. Wie unschwer zu erkennen, wurde der Lack gealtert, und zwar auf „Special Hardcore Aged Reserve“. Ich bin jetzt nicht der größte Aging-Fan, aber Sandberg macht das klasse, ich könnte schwören, alle Alterungsspuren schon an abgespielten Vintage-Instrumenten gesehen zu haben.

Der ursprünglich weiße Rand des Hairline-Black-Schlagbretts ist schön vergilbt, die Hardware ist tendentiell mild behandelt und funktional wie neu. Die Sandberg-Ultraleicht-Mechaniken lassen sich per Inbusschraube in ihrer Gängigkeit einstellen, der Niederhalter sorgt für den nötigen Anpressdruck für E bis D auf den Nullbund. Die Saitenreiter der Brücke können in Höhe, Oktave und Saitenabstand justiert und dann per Madenschraube fixiert werden, die Ballends werden einfach eingehängt. Zwei Schaller-kompatible Pins geben dem Gurt Halt.

Deutlich vom normalen Forty Eight setzt sich auch die Tonabnehmer-Bestückung ab, die Victor auf seinen Bässen haben wollte. Statt zweier großer Metallkappen, unter denen sich Splitcoil und Power Humbucker verbergen, sind es hier ganz traditionelle Pickups für klassische Sounds, aber mit reverse eingebautem Splitcoil. Die Sandberg-Black-Label-Abnehmer haben große Ferritpole à la Quarterpounder mit unterliegendem Keramikmagneten. Witzig, dass beide Abnehmer Kappen aus leicht unterschiedlichem Plastik haben …

Auch das Regelwerk wurde gegenüber dem Serienmodell aufgebohrt, hier tut eine Black-Label-Dreiband-Elektronik ihren Dienst. Auf den Volume-Regler mit Zugschalter für den Passivbetrieb und Balancepoti mit Mittenrastung folgen Höhen, Bässe und Mitten im Tandem, wobei der Höhenregler passiv als Tonblende fungiert.

Im Gegensatz zum Viersaiter ist der Fünfer nicht geaged, sondern sauber matt lackiert – auch hier natürlich in schwarz und inklusive der Halsrückseite. Die zweiteilige Holzbasis für den Korpus ist Esche mit schön fühlbarer Maserung. Auf der ebenfalls gedrehten Kopfplatte sind die Mechaniken 1/4 angeordnet, mit einem Niederhalter von H bis D. Auch die Tonabnehmer wurden angepasst, beim Splitcoil ist die stegnähere Seite für H, E und A zuständig, die halsnähere für D und G.

Während der T-Humbucker im Singlecoilformat von den Polepieces gut zur Saitenführung passt, laufen beim Splitcoil nur die beiden äußeren auch mittig über ihre beiden Poles, die anderen Saiten laufen teilweise mal gerade so über einen … Mal hören, ob sich das über den Verstärker bemerkbar macht! Die Brücke ist die ungealterte Fünfsaiterausführung, die Elektronik ist die gleiche Black-Label-Dreiband. Wie beim Viersaiter geht es über eine solide Buchse in der Zarge an den Amp.

Die Sandberg-Tonabnehmer: Blacklabel Splitcoil und Blacklabel T (Bild: Dieter Stork)

SYMPHONIC BLACK BASS

Der Fünfsaiter bringt gut 4,5 kg auf die Waage. Kein Leichtgewicht, aber auch nicht zu schwer, und es sorgt für eine gute Balance am Gurt. Ich weiß ja nicht, wie es anderen damit geht, aber das Shaping auf der Korpusrückseite liegt bei mir nur am Körper an, wenn ich den Bass nach links rausdrücke oder ihn sehr hoch trage. Könnte von mir aus auch weggelassen werden, denn so wie er hängt, hängt er gut. Die tiefen Lagen sind locker erreichbar, ohne dass ich den linken Arm strecken müsste. In den oberen Lagen geht es entspannt bis zum 17. Bund, leicht angespannt bis zum 19. und darüber ist eigentlich Schluss. Tut ja auch nicht Not.

Leichte Verwirrung setzt beim ersten trockenen Anzupfen ein, denn E bis G klingen, wie sie sollen, während die tiefe H-Saite Brillanz und Punch eines gut abgehangenen Einmachgummirings an den Tag legt. Huch … Gut, dass im gut sortierten Haushalt immer genug einzelne Saiten vorhanden sind, geht gleich weiter … So, wieder da. Alles wieder gut, und ich konnte mir gleich einen Eindruck von der Hardware verschaffen.

Die Mechaniken laufen sahnig, die gefallen mir eh so gut, dass ich sie auf ein paar Bässen nachgerüstet habe. Die Brücke ist toll, wenn sie fertig eingestellt ist, aber speziell die Justierung der Oktave setzt etwas Geduld voraus, da die Saite entspannt werden muss, der Saitenreiter gelöst, verschoben, fixiert, Saite wieder gestimmt, und wenn es dann noch nicht passt, wieder von vorne. Dafür ist alles sehr solide und schön verrundet. Der Zugang zum Stahlstab an der Kopfplatte ist offen, was ich immer begrüße. Beim Fünfer muss die A-Saite zur Seite, das lässt sich ja nun nicht ändern. Die Mutter selbst läuft gut, da ist die korrekte Krümmung schnell eingestellt. Nun aber weiter im Text …

Schon ohne Amp angespielt, fallen einige Charakteristika auf. Jeder Ton klingt dank sauberer Bundierung mit PLEK-Nacharbeit auch bei flacher Saitenlage sauber aus, und das enorm lange! Auch wenn der Bass nun nicht unbedingt danach aussieht, lädt das zu lyrischmelodischem Spiel ein. Außerdem ist ein glockiger Oberton immer präsent, der auch in akustisch schwieriger Umgebung (auch bekannt als „Metalband“) dafür sorgt, dass der Bass gut geortet werden kann.

Als erstes muss der P-Pickup solo und passiv an den Amp: hört man die Saitenführung über die Poles? Nein, tut man nicht. Alle Saiten klingen gleichmäßig, alles fein! Bleibt für mich zwar etwas irritierend anzusehen, aber das ist dann auch schon alles: reine Optik. Keine reine Optik ist die Platzierung. Einerseits sind die Spulen gegenüber dem Klassiker gedreht, andererseits ist der ganze Abnehmer näher an den Steg gerückt. Der Ton wird dadurch glatter und weniger rau, schon passiv sind Bässe und Höhen gut ausgeleuchtet, ohne die Mitten zu vernachlässigen.

An seiner klassischen Stelle sitzt der T-Stegabnehmer, der klanglich gut zum Split passt. Auch der ist eher von der cleanen Sorte, der Growl ist weniger ausgeprägt, die Bässe tragfähig und die Höhen crisp. Mit den Auslöschungen in der Mittelposition des Balance-Reglers gibt der Victor Brandt Forty Eight einen modernen, klaren Ton von sich, hier ist besagter Oberton am präsentesten. Die sehr gut abgestimmte Höhenblende arbeitet nicht nur sehr gleichmäßig, sie rundet auch noch schön ab und legt, ganz zugedreht, die Betonung auf genau die richtigen Mitten. Damit geht es dann mehr Richtung Vintage und dezenterem Rock, und eigentlich reicht mir die Klangausbeute schon.

Der Viersaiter ist mit gerade mal 3,8 kg deutlich leichter, was ihm eine Neigung zur Waagerechten einbringt. Ist aber mit passendem Gurt durchaus beherrschbar. Ansonsten liegt er wie der Fünfer sehr gut in der Hand, mit perfekter Einstellung und Bundarbeit.

Diesmal klingen auch alle Saiten auf Anhieb gleich. Bei beiden Bässen bin ich akribisch auf die Suche nach Deadspots gegangen – und habe keine gefunden. Hut ab vor soviel gleichmäßiger Tonentwicklung, selbst noch im 12. Bund auf der tiefen H-Saite des Fünfsaiters herrscht perfekte Balance zwischen Definition und sattem Ausklingen.

Der Vierer hat das gleiche lange Sustain, aber einen etwas schnelleren Antritt. Damit kommt man mit der schnellsten Doppel-Kickdrum mit. Am Amp hat er etwas mehr Tiefmittenanteil als der Fünfer. Der Aktivmodus macht sich bei beiden gut. Gegenüber der Passivschaltung kommen die Höhen einen Hauch spritziger und offener, sonst tut sich nix.

Der Dreiband-EQ macht einen guten Job und kann vor allem beim Fünfer über den gesamten Regelweg genutzt werden. Den bringt nicht mal ein voll aufgedrehter Bassregler aus der Fasson – wenn denn die Bassanlage das mitmacht. Der Mittenregler bringt die Knurrigkeit zurück, die bei den PUs gebremst rüberkommt. Das ergänzt sich perfekt. Und der Höhenregler klart den eh nicht eben mumpfigen Ton nach Belieben auf, ohne harsch zu werden. Dazu gibt es noch Extrapunkte für die Ablesbarkeit der Regler, die dank der zwei eingesägten Nuten in jedem der griffigen Metallpotiknöpfe jederzeit gegeben ist.

Victor Brandt Signature Forty Eight 5
Victor Brandt Signature Forty Eight 4

RESÜMEE

Ich mag das, wenn auf der Basis eines Serienmodells ein Signature-Instrument entsteht, bei dem mehr als nur ein Name auf der Kopfplatte zeigt, dass jemand und wer da beteiligt war. Victors persönliche Vorlieben, wie z.B. der umgedrehte Headstock und vor allem die Auswahl und Platzierung der Tonabnehmer zeigen eine persönliche Handschrift, die Sandberg fantastisch umgesetzt hat.

Der Victor Brandt Forty Eight ist ein perfekter Rock- und Metalbass, der klanglich flexibel ist und eine eigene Stimme hat. Ein gelungener Wurf, der sich sicher bald nicht nur in Victors Händen wiederfinden wird (dessen ganz persönliches Modell noch ein paar ganz persönliche Details hat, die ihm vorbehalten sind und am Ton nichts ändern).

Lobend erwähnt sei auch noch das Gigbag, das man trotz der extravaganten Form tatsächlich sehr gut auf dem Fahrrad mitnehmen kann. Die Schläge auf den Hinterkopf, die ich von anderen Fabrikaten kenne, bleiben aus! Übrigens gibt es beide Versionen, Vier- und Fünfsaiter, jeweils in Esche matt und Erle aged.

PLUS

● Sound
● Tonentfaltung
● Optik
● Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 7/2023
Gitarre & Bass 7/2023
IM TEST: Magneto Guitars Eric Gales Signature RD3 +++ Lenz Hot Chili Tube-Head +++ Marshall Guv’nor, Drivemaster, Bluesbreaker, Shredmaster Reissue Pedals +++ Glockenklang Blue Bird Bass-Amp +++ Fender Gold Foil Jazz Bass +++ Walrus Audio Fundamental Reverb und Delay +++ Blackstar Debut 50R Gitarren-Combo +++ Epiphone Adam Jones Les Paul Custom Art Collection +++ Boss Waza-Air Bass Headphones

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo zusammen,
    ich habe mir über den Konfigurator einen ähnlichen 48 zusammengestellt.
    mit Standard Soapbars, 5 String, 35 “, Optik wie auf dem Bild, jedoch nicht gedrehter Headstock. Bei BTM in Nürnberg abgeholt, daheim mit und ohne Amp angespielt, War von Haus aus super eingestellt und dann auch beim Proben ein geiler Sound !! Ich hatte das Gefühl den Bass schon 10 Jahre zu spielen…einfach toll
    Danke Sandberg Team,
    es grüßt der wÖlf von Runthebruk

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