Bässe für die Welt!

Test: Sandberg California II TT 4 BTW BK & HCAR TB

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(Bild: Dieter Stork)

Mehr als 350.000 Abonnent:innen, über 100 Millionen Aufrufe – muss man BassTheWorld noch vorstellen? Seit über zehn Jahren ist Gregor Fris mit seinem YouTube-Kanal am Start, jetzt gibt es eigene Sandberg-Modelle, die die Welt noch ein bisschen bassiger machen werden.

Im Jahr 2011 hat sich Gregor von Sandberg einen Bass nach seinen Vorstellungen bauen lassen. Das war damals ein TT4 Masterpiece in Sunburst, der fortan in vielen Videos auftauchte, in denen mit ihm Effekte und Verstärker demonstriert wurden. Über die Jahre kamen immer wieder Nachfragen nach dem Instrument, da es als Quasi-Signature-Bass wahrgenommen wurde. Jetzt ist es soweit, und eine den moderneren Sandberg-Formen angepasste Version ist tatsächlich als Bass The World Signature erhältlich!

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KONSTRUKTION

Zum Test gibt es gleich zwei BTWs. Der Schwarze kommt mit sanft sandgestrahltem Body in mattem Gewand, das die Maserung der verwendeten Esche spüren lässt. Die Form entspricht dem modernen California-Schnitt und wartet mit extra scharfen Shapings für die Rippen und die Unterarmauflage auf. Der Hals ist ebenfalls matt lackiert und aus Ahorn mit aufgeleimtem Ahorngriffbrett. Sechs Schrauben sorgen für eine bombenfeste Verbindung.

Die bewährten ultraleichten Sandberg-Tuner sorgen an der Kopfplatte für gute Stimmung, den nötigen Druck auf den Sattel gibt es dank eines Niederhalters für die oberen drei Saiten. Die werden nur eingehängt, einem entspannten Saitenwechsel steht hier nichts im Wege. Der bereits erwähnte Sattel ist sauber gekerbt und eingerichtet, auch wenn er nur für die Saitenführung zuständig ist. Die Saitenlage gibt ein Nullbund vor, der wie die übrigen 22 Bünde perfekt abgerichtet ist.

(Bild: Dieter Stork)

Als Brücke wollte Gregor wie auf seinem TT gerne Gotoh haben, und so ist auf dem Bass eine ebensolche drauf, eine stabilere, hochwertigere Variante des bekannten Blechwinkels. Ganz wie bei diesem Klassiker müssen die Saiten allerdings durchgefädelt werden, einfaches Einhängen ist nicht möglich. Einstellen kann man wie üblich Saitenlage und Oktave, beides präzise und entspannt.

Wie beim originalen TT sind auf Gregors Wunsch Kloppmann-Pickups eingebaut, deren weiße Kappen einen schönen Kontrast und einen „aufgemotzten“ Look bieten. Das JB61-Set ist auf seine Art schon ein Klassiker, Gregor resp. Sandberg mischt hier den regulären Halsabnehmer mit einem Steg-Pickup, dessen Lackierung (s. Kasten) für etwas fettere Mitten sorgt – an dieser Stelle immer willkommen!


LACKIERTE PICKUPS?

Zu den Besonderheiten des Pickup-Sets lassen wir doch Pickup-Guru Andreas Kloppmann selbst zu Wort kommen: „Alte Jazz-Bass-Pickups waren immer lackiert, dadurch transportieren sie viel Körperschall des Korpus. Während ein Wachsen des Pickups bei Strat- und einigen Tele-Pickups das probate Mittel ist, um Spulen feedbackfrei zu machen, kann das beim Bass etwas leblos und verschlossen klingen, weil der Resonanzpeak um ca. 500 bis 1000 Hz nach unten sackt. Wenn man die Spule lackiert, passiert das nicht. Also habe ich meine mir bekannten Parameter etwas anders gemischt, um mir diesen Effekt zu Nutze zu machen. Beim Steg-Pickup ist das ein großartiger Effekt, der sich allerdings beim Hals-Pickup nicht so einstellt. Da gefällt mir und ein paar Bassisten die paraffinierte Version immer noch besser. Die klingt eh luftiger durch weniger Draht und fokussiert besser durch das Paraffin-Bad.“


Geregelt wird oldschool mit zwei Volume- und einem Tone-Regler, die klassisch auf einer Metallplatte montiert sind, die an das dreilagige Pickguard anschließt. Beides mit eigener Handschrift, aber mit klar erkennbarem Vorbild. Ganz Sandberg sind die griffigen und dank der eingesägten Schlitze bestens ablesbaren Potiknöpfe, während die Schaller-kompatiblen Gurtknöpfe von Göldo kommen.

Im Prinzip ist der Bass in Sunburst ganz ähnlich aufgebaut. Sofort spürbar ist das geringere Gewicht, was sich durch Verwendung von Sumpfesche ergibt (wer es noch leichter möchte, kann den Bass auch mit Paulownia-Korpus bekommen), sofort dazu auch sichtbar ist das Hardcore-Ageing, was dem Bass verpasst wurde. Das betrifft einerseits natürlich den Lack, der diversen Abrieb und „Spielspuren“ hat, aber auch die ansonsten identische Hardware.

Man mag zur künstlichen Alterung von Instrumenten stehen wie man will, aber man muss anerkennen, dass Sandberg da wirklich einen sehr guten und sehr aufwendigen Job macht. Auf die Funktion hat das keinen Einfluss, die Brücke ist noch genauso einstellbar, die Mechaniken arbeiten genauso zuverlässig und präzise. Auch die Bünde im Griffbrett, das hier Blockinlays bekommen hat und dessen Lack vintagemäßig eingefärbt ist, sind natürlich „frisch“. Das Spielgefühl ist aber schon ein anderes, dazu gleich mehr.

Verkabelung des HCAR (Bild: Dieter Stork)

BESPIELBARKEIT/SOUND

Am Gurt hängen beide Bässe gleich gut, selbst der noch leichtere Sunburst ist perfekt ausbalanciert, stundenlange Proben und Gigs sind entspannt machbar. Los geht’s mit dem schwarzen. Der mattlackierte Hals fasst sich sehr angenehm an, trotz leicht breiteren Sattels kommt eher Jazz-Bass-Feeling auf. Eingestellt ist er schlicht perfekt, trotzdem drehe ich natürlich an allen Schrauben – läuft alles prima! Was schon unverstärkt auffällt, ist ein ordentlicher Punch, den der sehr anschmiegsame Korpus direkt an mich weitergibt, dazu kommt ein sehr klares, präzises Attack. Beides bleibt auch am Amp erhalten.

Vor allem das Attack liegt sicher auch an der Wahl der Saiten, die Dunlop Super Brights machen ihrem Namen alle Ehre! Angst, dass darüber etwas anderes verloren geht, braucht man nicht zu haben – die crispen Höhen sind gut unterfüttert mit einem soliden Bass- und Mittenfundament. Nicht ganz unerwartet klingt das sehr nach Jazz Bass, aber einem sehr erwachsenen, gut ausgewogenen. Deadspots suche ich vergebens, alle Töne kommen mit Charakter und einem perfekten Mix aus snappy Ansprache und sauberem Ausklingen.

Die leichte Mittenstärkung beim Stegabnehmer scheint mir auch dem klassischen Mix-Ton mit allen Reglern auf einen subtilen Stempel aufzudrücken und für zusätzlichen Knurr zu sorgen, der sich natürlich noch verstärkt, wenn er bevorzugt oder solo genutzt wird. Starke Leistung der zu Recht beliebten und bewährten Kloppmanns. Alles, wo man gerne eine Extraportion Höhen hätte (Slap, Tap, Akkordspiel, Plektrumeinsatz etc.) kommt beim BTW besonders lecker, aber mit der gut abgestimmten Höhenblende lässt sich der vielleicht so empfundene Höhenüberschuss auch fein einfangen oder der Standard-Jaco-Ton generieren.

Apropos Jaco: Allein gespielt sind die Tonabnehmer empfänglich gegenüber Einstreuungen, wie das bei Singlecoils eben ist. Sind beide gleich laut, brummt nix mehr. Der Wechsel zum künstlich gealterten Sunburst BTW bringt neben der schon erwähnten praktisch identischen Balance auch eine im Wesentlichen sehr ähnliche Klangausbeute. Im Bass ist er minimal luftiger, ohne dass Fundament fehlen würde. Deutlich anders fühlt sich aber der Hals an. Liegt der unbehandelte schon gut in der Hand, habe ich hier das gute Gefühl, einen authentisch über lange Zeit eingespielten Bass vor mir zu haben. Da wird nicht nur einfach Lack wahllos wieder runtergeraspelt, das geschieht, wie beim Korpus auch, mit Bedacht, und erhöht hier durchaus den Spielspaß. Minimal getrübt wird der Spaß durch die im Vergleich zum schwarzen weiter rausstehenden Madenschrauben an der Brücke. Das kann bei enthusiastischem Plekspiel oder Palm Mutes schon mal weh tun.

 

RESÜMEE

Endlich, nach vielen Nachfragen nach „dem BassTheWorld-Bass“ gibt es ihn jetzt. Beide Varianten bieten exzellent austarierte, erwachsene Jazz-Bass-Sounds mit der Extraportion Snap. Wer dem Sound des originalen Basses nahekommen möchte, greift dabei zum schwarzen mit Eschekorpus, der für knapp 2000 Euro zu haben ist, was ich absolut fair finde. Der hardcore geagete in Tobacco Sunburst schlägt mit fast 3600 Euro zu Buche. Das ist eine Menge Geld, für die aber auch eine Menge Aufwand betrieben wird. Am Ende eine persönliche Entscheidung; wer kann, der sollte – Relic-Fan oder nicht – am besten beide im Vergleich spielen. Schließlich ist es, um Gregor zu zitieren, „gut, wenn man Auswahl hat“. Mein persönlicher Favorit? Wechselhaft: optisch und von der Haptik meist der Sunburst, vom Ton meist der Mattschwarze … Und deiner?

PLUS

● Sound
● Pickups
● Bespielbarkeit
● Optik
● Gewicht
● Balance
● Dunlop-Saiten
● Werkseinstellung

MINUS

● Madenschrauben Brücke (HCAR)

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2022)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich finde es interessant das Testbässe immer deadspot frei sind.
    Mir ist noch kein Sandberg ohne zumindest milden deadspot untergekommen.

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  2. Sandberg sucht wohl Handverlesene Instrumente zu testen aus.
    Ich hatte einige Sandberg Bässe in der Hand und kann sagen das ausnahmslos jeder mind. 1 Deadspot hatte. Bei 4 Saiten immer um den 5-7 Bund G-Saiten und wenn man Pech hat auch die gleichen Töne abgemildert auf der D Saite (wobei man auf der D Saiten schon genauer hinhören muss).

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    1. was ist ein deadspot? welche bässe sind denn deadspotfrei?

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