Zweimal Sadowsky einfach, bitte!

Test: Sadowsky MetroExpress Hybrid PJ 4 Candy Apple Red & PJ 5 Ocean Blue Metallic

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Sadowsky MetroExpress(Bild: Dieter Stork)

Die neuen Sadowskys aus Markneukirchen haben mich bislang samt und sonders überzeugt – wie schneiden im Vergleich dazu die MetroExpress-Bässe aus China ab? Wo sind die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede? Fragen über Fragen …

Ursprünglich in japanischer Fertigung als die günstigsten Sadowskys in der Preisklasse knapp über 2000 Euro angesiedelt, liegen die neuen Chinesen unter der Ägide von Warwick bei nicht einmal der Hälfte und könnten damit etliche Mitbewerber gehörig ins Schwitzen bringen.

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DER METROEXPRESS HEUTE AUF GLEIS EINS

Die Unterschiede fangen bereits mit dem Korpusholz an. Statt Erle oder Sumpfesche gibt es Okoume, ein weiches afrikanisches Holz, das dem MetroExpress vor allem beim Fünfsaiter im Vergleich ein höheres Gewicht gibt. Die Shapings sind identisch, auch die Maße des verkleinerten Jazz-Bodies. Die Lackierung ist beim Fünfer ein herrliches Ocean-Blue-Metallic, beim Vierer ein ebenso schönes Candy-Apple-Red, und bei beiden absolut tadellos ausgeführt.

Der matt lackierte Hals ist aus Ahorn, einmal mit Morado- bzw. Pau-Ferro-Griffbrett, das teilweise recht verwirbelt gemasert ist, und einmal mit aufgeleimtem Ahorngriffbrett. Während die ultraleichten Sadowsky-Mechaniken im Hipshot-Stil die gleichen sind wie bei den großen Brüdern, muss man mit einem durchgehenden Saitenniederhalter auskommen, der zum Saitenwechsel am besten abgeschraubt wird. Noch augenfälliger ist der Verzicht auf den Sadowsky-Schriftzug, stattdessen prangt da MetroExpress und ein eigenes RSD-Logo, für Roger-Sadowsky-Design.

Sadowsky MetroExpress
„Roger Sadowsky Design“-Logo auf der Kopfplatte (Bild: Dieter Stork)

Der Just-A-Nut-III-Sattel macht das korrekte Einstellen der Saitenhöhe über dem ersten Bundstäbchen mit seinen beiden Madenschräubchen zum Kinderspiel. Besagtes Bundstäbchen ist wie seine 20 Kollegen sauberst abgerichtet und zur Griffbrettkante abgerundet, das verspricht ein angenehmes Spielgefühl. Auf die Invisible-Fret-Technology (IFT) mit den unsichtbaren Bundenden muss man verzichten, die Bundschlitze sind konventionell durchgesägt, das macht sich aber zumindest noch nicht bemerkbar – und ist anderswo ja eh Standard.

Sadowsky MetroExpress
Saitenniederhalter beim Fünfsaiter (Bild: Dieter Stork)

Die Brücke ist eine einfachere Version, aber immer noch mit dem praktischen Quick-Release-Feature, bei dem die Saiten – werksseitig 45 auf 105 bzw. 130 Stainless-Steel – einfach eingehängt werden. Hybrid heißt bei Sadowsky, dass ein PJ-Pärchen verbaut ist, natürlich aus dem eigenen Haus. Ganz traditionell haben die Bässe dreischichtig weiße Schlagbretter, an dem des Fünfers fusseln noch leichte Bearbeitungsreste, die aber leicht und rückstandslos zu beseitigen sind.

Die Elektronik sitzt auf der klassischen Metallplatte, hier gibt es wieder Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur deutschen Produktion. Die Regler sind Volume, Balance, Bass und Höhen, die passive Höhenblende gibt es nicht. Das Nachrüst-Kit wäre aber bei Bedarf nachzukaufen und mit etwas Aufwand umzurüsten. Die griffigen und gut ablesbaren Metallknöpfe sitzen mit je zwei Madenschrauben fest und zentriert auf den Achsen, beim Vierer hat ein Knopf eine leichte Verfärbung.

Die Abdeckung des E-Fachs ist mit Holzschrauben befestigt. Da wären Gewindeschrauben schöner, denn auch zum Batteriewechsel muss man hier ran. Anders als bei den teureren Modellen wird der Deckel nicht von innen hochgedrückt – hier wird die extreme Passgenauigkeit zum Nachteil. Ich habe für solche Gelegenheiten immer einen Saugnapf, wie man ihn zum Leuchtmittelwechsel nutzt, parat. Der Batteriehalter ist aus Metall und packt sicher zu, die Potis machen einen sehr guten Eindruck und die Verkabelung ebenfalls. Die EQ-Platine ist tatsächlich die gleiche wie bei den anderen Sadowskys, da wurde nicht gespart.

Sadowsky MetroExpress
Ordnung im E-Fach (Bild: Dieter Stork)

WÄHLST DU DEN ROTEN ODER DEN BLAUEN BASS?

An den Gurtpins findet auch ein normaler Gurt seinen Platz, die passenden Gegenstücke, die die alten Schaller-Modelle kopieren, sind aber selbstverständlich dabei. Mit einem glatten Nylongurt geben sich beide Bässe sehr ähnlich, nämlich trotz gewichtsparender Mechaniken leicht kopflastig. Ist aber beherrschbar, schon ein anderer Gurt schafft Abhilfe. Während der Fünfer das online angegebene Idealgewicht von 4,3 kg knapp übertrifft, bleibt der Vierer mit 3,6 kg deutlich drunter.

Schön an den MetroExpressen ist, wie vertraut sie sofort wirken. Die Shapings des kompakten Bodys sind Sadowsky-typisch etwas kantiger, aber trotzdem sehr bequem. Der Viersaiter-Hals hat Jazz-Bass-Breite am Sattel und das passende moderne C-Shaping, beim Fünfer ist das eine moderne D-Form mit gut 47 mm am Sattel. Beide kommen gut eingestellt aus dem super gepolsterten PortaBag, aber ein bisschen Optimierung geht für meinen leichten Anschlag ja fast immer.

Also frisch ans Werk, sämtliches Werkzeug ist dabei. Besonders der Just-A-Nut-III-Sattel hat‘s mir angetan, der mit einem winzigen 1-mm-Inbus exakt in der Höhe zu verstellen ist – Nachfeilen nicht nötig, und wenn die Kerben zu tief liegen, wird einfach wieder hochgeschraubt. Am Ende sind beide Bässe noch komfortabler zu spielen als ohnehin schon. Wie schon beschrieben, muss auf die letzten Feinheiten bei der Bundbearbeitung verzichtet werden, die Abrichtung ist aber perfekt.

Zusammen mit den abgerundeten Griffbrettkanten, die Sadowsky nicht an die große Glocke hängt, ergibt sich bequemes Arbeiten für die linke Hand. Auch die rechte findet sich sofort zurecht: Saitenabstände, mögliche Daumenablagen, der Abstand der Saiten zum Pickguard – alles wie gewohnt. Trocken angespielt zeigen beide eine insgesamt gute Ansprache, beim Fünfsaiter mit einem leicht schwächelnden Sustain im 6. Bund der G-Saite, beim Vierer auch in den benachbarten Bünden. Kein Drama, aber eben auch nicht die Perfektion der teureren Geschwister.

Am Amp fange ich erstmal passiv an. Auch hier werden meine Erwartungen voll erfüllt, vom rauen P-Pickup über die universell einsetzbare Mittelstellung zum knurrigen J-Abnehmer. Auffällig dabei ist, wie fein der Balance-Regler arbeitet, erst auf den allerletzten Millimetern hat man den jeweiligen Pickup alleine. Wie bei Sadowsky üblich arbeitet auch hier der Regler so, dass zum Steg gedreht der vordere, zum Hals gedreht der hintere Pickup angewählt wird. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, wer es gerne anders hätte, kann das schnell umlöten (lassen).

Die Abnehmer haben, ohne den Rest des Tons zu vernachlässigen, ein ordentliches Höhenspektrum, das mich für viele Sounds automatisch zur Höhenblende greifen lässt, die aber ja nun nicht vorhanden ist … Das ist über den Amp oder externen Preamp zu kompensieren, wäre aber trotzdem schön zu haben, zumal es auch anders klingt.

Was dafür zur Verfügung steht, ist der aktive Boost-Only-EQ. Wird der aktiviert, kommt schon in neutraler Nullstellung mehr Output dazu, mit deutlicher Punch-Betonung. Ich bin immer etwas hin- und hergerissen, wie ich das bewerten soll. Eigentlich finde ich gleichen Pegel angenehmer, weil es den Wechsel unauffällig macht und beide Spielarten gleichwertig sind, andererseits ist der Unterschied hier nicht so drastisch, dass das nicht als Stilmittel einzusetzen wäre.

Heftiger wird der Unterschied natürlich, wenn man den EQ auch nutzt, sprich: aufdreht. Gut dosiert, lässt sich hier ordentlich anheben, der Grundton wird bei 40 Hz gestärkt, während der Treble-Regler bei 4 kHz eher aggressiv denn edel rüberkommt. Damit verschafft man sich in der Band definitiv Gehör! Der Einfluss auf den Mittenbereich ist indirekt, je weiter man die beiden Regler aufdreht, desto mehr dominieren sie logischerweise den Ton. Am natürlichsten sind die – sehr schönen – Mitten, wenn der EQ sparsam dosiert wird.

Sadowsky MetroExpress(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Um die Fragen aus der Einleitung zu beantworten: In der Klangkultur legen die MetroLine-Gegenstücke aus Markneukirchen noch einen drauf, dafür klingen die chinesischen MetroExpress-Bässe rauer, was seinen eigenen Reiz hat. Der Stegabnehmer ist ein Singlecoil, der entsprechend empfindlicher ist als sein brummfreier Kollege, in der Wiedergabe sind die Pickups aber auf Augenhöhe. Auch der EQ hält mit – ob man den passiven Tone-Regler vermisst, den US-Sadowskys auch lange Jahre nicht hatten, ist Geschmackssache.

Man kann den MetroExpress-Bässen saubere Fertigung und lockere, bequeme Bespielbarkeit attestieren. Ein sehr gutes Gigbag und viel Zubehör tragen zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis bei. Ja, man merkt den Unterschied zu den teuren Brüdern, und auch zu den japanischen Vorgängern, aber die Neuen sind dafür unschlagbar günstig und tragen eindeutig echte Sadowsky-Gene in sich.

PLUS

● Bespielbarkeit
● Sound
● Verarbeitung
● Gigbag
● einfache Justierung
● Preis/Leistung

MINUS

● keine passive Höhenblende
● Saitenniederhalter

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2021)

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