Bass-Ikone

Test: Maybach Motone P-1

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ONE BASS FITS ALL

Okay, wie schlägt sich also diese Mischung aus schon Vorgealtertem und noch selbst Abzuspielendem? Um so viel vorwegzunehmen: Wenn es watschelt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, ist es wahrscheinlich – ein P-Bass. Die Balance ist wie erwartet, mit einem Hauch Kopflastigkeit, die aber aufgrund des geringen Gewichts leicht beherrschbar ist. Im Sitzen ist davon kaum etwas zu spüren und auch ein etwas angerauter Gurt lässt sie quasi verschwinden.

Der Hals liegt satt in der Hand, mit ordentlich Substanz, aber nicht zu dick. Er stellt im Maybach-Sortiment die Mitte dar, und ist sowohl dicker als auch dünner bestellbar. Ein wenig mühsam ist die Bespielbarkeit in den untersten Lagen, weil der sonst sauber gearbeitete Knochensattel noch tiefer gekerbt sein dürfte. Das ist aber auch das einzige Hindernis, die Bearbeitung der Bünde lässt keine Wünsche offen. Kein Wunder, ist doch eine Plek-Maschine als letzte Instanz tätig, die die Abrichtung kontrolliert und perfektioniert.

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Eine weitere Plek-Sitzung bekommt man als Maybach-Käufer:in übrigens zum halben Preis, wenn man nach zwei, drei Jahren den Prozess wiederholt haben möchte. In dieser Zeit hat sich der Hals in der Regel noch mal richtig „gesetzt“.

Zurück in der Gegenwart, bleibt selbst mit an der Brücke noch leicht tiefer gelegten Saiten jegliches Schnarren außen vor. Durch Abwesenheit glänzen auch tote Punkte auf dem Griffbrett, der neuralgische Punkt um den 7. Bund auf der G-Saite klingt stabil aus, wie alle anderen Töne auch. Alles kommt mir seltsam bekannt vor. Wer sich schon mal etwas intensiver mit einem P-Bass auseinandergesetzt hat, weiß genau, was zu erwarten ist, wie es sich anfühlt und wo alles seinen Platz hat. Wobei – eine sehr feine Änderung hält der für Maybach angefertigte Lollar-Split-Coil bereit, dessen Cover so abgerundet sind, dass er als Daumenstütze noch angenehmer wird.

Schon beim trockenen Anspielen zeigen Bass und Pickup weitere Qualitäten. Das Sustain in den hohen Lagen ist ausgesprochen gesund und lädt zu singenden Eskapaden im sonst eher staubigen Bereich des Griffbretts ein, unterstützt durch völlige Abwesenheit unsauberer Schwingungen, die andere Tonabnehmer durch (zu) starken magnetischen Zug erzeugen.

Im Bandkontext fügt sich der Motone P-1 so perfekt ein, als hätte ich nie einen anderen Bass dabei gehabt. Das Zusammenspiel mit der Bassdrum ist die helle Freude, satt und konkret trägt das Fundament entspannt den Rest der Kapelle. Dabei ist der Ton am Amp eher warm und rund, auch ohne Einsatz der Höhenblende, die den Bass bei Bedarf noch wärmer und wolliger macht. Dass das noch nicht alles ist, macht in meinen Augen die Klasse des Maybach Motone aus.

Der Bass reagiert ausgesprochen sensibel auf den Anschlag. Das betrifft einerseits die Position: Vom Halsansatz über die „natürliche“ Position auf Höhe des Pickups bis kurz vorm Steg ändert sich der Ton sehr deutlich und bleibt dabei immer auf höchstem Niveau. Andererseits zeigt der Motone die gleiche Sensibilität auch in Bezug auf die Anschlagsintensität. Mit zunehmender Kraft beim Zupfen reagiert der Bass mit immer mehr Attack, ohne Substanzverlust.

Auch Plektrumarbeit wird mit Kante und Fundament wiedergegeben. Übermäßig ins Gesicht springt einem der Ton nie, aber leichte (und angenehme) Rüpeligkeit macht sich schon breit. Wie von Maybach auch beworben, ein Ton, der sich auch mit rotzigen Röhrenamps und Zerrpedalen aller Art bestens verträgt.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Auf den ersten Blick ist der Motone P-1 eine gute P-Bass-Interpretation und auf den zweiten Blick bleibt er das auch, offenbart aber einige feine Details in Sachen Holzauswahl, Hardware, Pickup … Man hat sich bei Maybach viele Gedanken gemacht, was man dem bewährten Design Gutes tun kann, ohne vertraute Bahnen zu verlassen. Das ist fast perfekt gelungen, wobei der Sattel im Laden vor dem Verkauf sicher noch nachgefeilt würde, zumal nicht viel zum reinen Glück fehlt.

Für den Preis eines Instrumentes von der Stange bekommt man hier einen Bass auf Teambuilt-Niveau, mit Optionen beim Halsprofil und Griffbrettradius, dessen sensible Reaktion auf Anschlagort und -stärke und deren Umsetzung in exzellent ausformulierte, klassische Töne mich vollends überzeugt haben. Zum eigenen Antesten empfohlen!

PLUS

● Sound
● Bespielbarkeit
● Mechaniken
● Pickup
● Optik Korpus
● Hölzer
● Gewicht
● Gigbag

MINUS

● Sattelkerben

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2023)

Produkt: Jack Bruce 1943 – 2014
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