Klassische Alternative
Test: Ibanez TMB425B-BKF
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv

Wir schreiben das Jahr 1994 und man stellte auch bei Ibanez fest, dass in der damals aktuellen Gitarrenmusik die hochleistungssportliche RG und Ähnliches nicht mehr gefragt war. Unter dem Motto „Man kann nie genug Alternativen haben” wurden die im 50er-/60er-Jahre-Look gehaltenen Talman-Gitarren auf die derzeit dem Grunge frönende Bevölkerung losgelassen, um mit Mustangs, Duo-Sonics, Jaguars etc. zu konkurrieren.
Dass die Form auch einen coolen Bass hergeben würde, scheint Ibanez aber erst vor gut zehn Jahren erkannt zu haben, als die Talman-Reihe nach längerer Pause wieder im Programm auftauchte. Diesmal dann mit Tieftönern und gekommen, um zu bleiben.
Das Erste, was logischerweise am neuen TMB auffällt, ist die Farbe. Sie ist so freundlich matt schwarz, dass ich das Logo auf der Kopfplatte tatsächlich fast übersehen hätte. Okoumé wird für Bodies immer beliebter. Das hauptsächlich aus Gabun importierte Holz zeichnet sich durch eine (noch) gute Verfügbarkeit und ein relativ geringes Gewicht aus. Dem Korpus wurden an den üblichen Stellen rückseitig und als Armablage Shapings verpasst.
Die beiden passiven Pickups heißen Dynamix P und Dynamix J und sind mit zwei doppelstöckigen Potis gekoppelt. Volume und Balance sind hier zusammengefasst und es gibt einen aktiven EQ mit Bässen und Höhen. Eine passive Option gibt es nicht, entsprechend sollte immer für eine ausreichend volle Batterie gesorgt sein.
Das geht einigermaßen komfortabel: Das Fach auf der Rückseite hat einen geschraubten Deckel, gehalten von Gewindeschrauben, die nicht ausnudeln. Charakteristisch für die Talmans ist das Schlagbrett, in dem das erste Doppelpoti sitzt, während das andere im ebenso typischen Buchsenschiffchen verbaut ist.
Dieses verbindet Tele- und Strat-Elemente auf kreative Weise und macht eine gerade Klinke am Kabel zur Pflicht. Dass all dies in Schwarz gehalten ist, versteht sich von selbst. Die Brücke ist ein leicht aufgemotzter Blechwinkeltyp mit sieben Befestigungsschrauben und Rillen zur Führung der in Oktave und Höhe verstellbaren Saitenreiter.
Auch den Hals hat Ibanez so schwarz wie möglich gestaltet. Laut Info besteht er aus geröstetem Ahorn, was sich unter dem sauber aufgetragenen Lack allerdings nicht erkennen lässt. Glaube ich das mal. Sehen kann ich hingegen das Griffbrett aus Ebonol, einem Hochdruck-Laminat aus schwarzem Papier und Phenolharz. Es soll in Struktur und Härte Ebenholz gleichkommen. Dots in der Flanke markieren die Lagen; vorne wurde auf Einlagen verzichtet, um die stimmige Optik zu erhalten.

Es gibt zwanzig Medium-Bünde zu bespielen, die dank des tiefen Cutaways auch bis fast ganz oben locker zu erreichen sind. Die offenen Stimmmechaniken sind zwei links, drei rechts an der mich immer an eine Zipfelmütze erinnende Kopfplatte montiert.
Die konkaven Wickelachsen reichen weitgehend für den Saitenandruck im Graphtech-ähnlichen Kunststoffsattel. A und D werden mit einem Tellerniederhalter zusätzlich angepresst. Aufgezogen sind D’Addario-Saiten, ein EXL165-Satz (45–105) plus eine 130er H-Saite. Gute, mehrheitsfähige Wahl!
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