Acoust-a-Billy-Country-Punk
Test: Gretsch Nick 13 Outlaw Heart Grand Concert
von Guido Lehmann, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Ein vielseitiger Typ und ein Gretsch-Player durch und durch: Nick 13.
Bei dem 50-jährigen Sänger und Songwriter Kearney Nick Jones aus Kalifornien, besser bekannt als Nick 13, dreht sich alles um Gretsch-Gitarren. Oder anders gesagt: Seine Vorbilder wie z.B. die Beatles, Eddie Cochran oder Chet Atkins waren allesamt Gretsch-Player – und so ist dieser „Great Gretsch Sound” tief in seinen musikalischen Genen verankert. Was seine „akustische” Seite angeht, so spielt er seit Ewigkeiten ein Modell aus den 50er-Jahren, und – jetzt schlagen wir endlich den Bogen zum heutigen Testinstrument – dieses war Vorlage und Inspiration für die Nick 13 Outlaw Heart Grand Concert. „Outlaw Heart” ist ein Song, der Nick besonders am Herzen liegt … da war der Modellname schnell gefunden.
OUTLAW STYLE
Diese eher kleine Gitarre liegt mit ihrem Korpusvolumen irgendwo zwischen Triple-0 und Parlor. Gretsch versteht es, der Outlaw Heart mit einigen wenigen Stilmitteln eine echt coole Rockabilly-Ausstrahlung zu verleihen. Boden und Zargen aus Mahagoni treffen auf eine massive Fichtendecke, die mit einem schwarzen Hochglanzfinish auftrumpft. Das Oxblood-Schlagbrett passt farblich gut, wirkt aber etwas billig aufgeklebt. Wiederum sehr edel präsentiert sich das weiße Binding am Schalllochrand … auch die Korpuskanten sind in diesem elfenbeinfarbenen Altweiß eingefasst. Der Steg aus Palisander ist zwar nicht gerade sehr elegant designt, seine große Grundfläche überträgt aber sicher intensiv die Saitenschwingungen auf die Decke. Die Saiten sind hier mit weißen Kunststoffpins fixiert und laufen über die kompensierte Stegeinlage Richtung Kopfplatte.
Der Mahagonihals ist am 14. Bund angesetzt und – wie das gesamte Instrument – mit Hochglanzlack versiegelt. Das Griffbrett besteht aus einer soliden Lage Palisander mit 21 akkurat polierten Bundstäbchen und einem optischen Highlight: den „Spades”-Perloid-Einlagen. Sieht wirklich pikfein aus! 😉 Auch in der Griffbrettkante sind Orientierungs-Dots eingesetzt. Über den sauber gefeilten Knochensattel gelangen die Saiten (Mensur 642 mm) zur Kopfplatte, die zum coolen Erscheinungsbild der Gretsch kräftig beiträgt. Die schwarze Oberfläche korrespondiert mit dem Decken-Finish, wie auch das Trussrod-Cover mit dem Pickguard. Mitten auf dem Headstock prangt das Logo des Künstlers: „n13″, in der Form eines Spade (oder Pik, oder Schüppe, wie wir früher gesagt haben). Weiter oben findet sich auch noch das Hersteller-Logo. Die Stimmmechaniken kommen schön old-schoolig rüber: hinten offen, und mit kleinen elfenbeinfarbenen Stimmwirbeln. Die Präzision beim Tunen entspricht dabei aber durchaus modernen Ansprüchen.
Nick 13 ist ein Bühnenmensch, da darf ein Tonabnehmer in seiner Signature-Gitarre natürlich nicht fehlen. Installiert ist das Fishman Presys VT Pickup-System – und damit kann man im Grunde nicht viel falsch machen. Im oberen Schalllochrand sind der Volume- und der Tone-Regler einerseits unauffällig untergebracht, andererseits aber auch bequem zu bedienen. Die Batterie ist im Korpusinneren „versteckt” und nur zu erreichen, wenn man die Saiten gänzlich lockert. Der Klinken-Output fungiert mittig hinten an der Zarge gleichzeitig auch als Gurtpin. Ein zweiter Pin vorne an der Zarge sorgt für noch mehr Bühnentauglichkeit, ein Gigbag ist nicht im Lieferumfang enthalten, was in dieser Preisklasse aber auch nicht Standard ist.
(Bild: Dieter Stork)
OUTLAW SOUND
Die kleine Gretsch lässt sich sitzend wie auch stehend leicht in den Griff kriegen und bietet somit ein entspanntes Handling, egal ob man auf dem Sofa rumdudelt oder auf der Bühne steht. Die linke Hand trifft auf einen Hals mit rundlichem C-Profil – nicht zu schlank, nicht zu massig – und ein Griffbrett mit moderaten 42,5 mm Breite am Sattel. Die werkseitige Einstellung der Saitenlage ist sehr gut … es gibt beim Thema Spielkomfort also insgesamt erstmal keinerlei Einschränkungen.
Die ersten Akkorde bringen einen seidigen klaren Sound zutage, der sich mit beeindruckendem Sustain in den Raum stellt. Die Wucht im Bassbereich und die generelle Lautstärke sind angesichts der Korpusgröße natürlich nicht extrem stark ausgeprägt, aber mit den durchsetzungsfähigen Mitten und den glänzenden klaren Höhen findet man sicherlich immer Gehör – auch und gerade im Frequenzspektrum einer Band – sei es verstärkt oder rein akustisch. Man muss sich an der Stelle auch nochmal den Preis der Nick 13 ins Gedächtnis rufen. Im Laden wechselt sie für ca. € 440 den Besitzer, und dafür liefert diese teilmassive kleine Gitarre aus indonesischer Produktion doch sehr anständig ab. Und was geht über Anlage oder Amp? OK, sehr positive Eindrücke! Zuerst mal: Alle Saiten werden ausgewogen gleich laut übertragen. Ganz wichtig! Zum anderen kann man mit dem Tone-Regler, dessen Wirkungsgrad optimal abgestimmt ist, viele Nuancen einstellen, vom höhenreichen Sparkle bis zum herrlich warmen, holzig runden Sound, und sich so an viele Situationen und Räumlichkeiten anpassen. Hier am Amp punktet die Gretsch, und sie soll und will ja in erster Linie auch eine Live-Gitarre sein. Dem einen oder anderen klingt sie vielleicht rein akustisch etwas zu dünn, aber mit Kabel lässt die Nick 13 kaum bis keine Wünsche übrig.
RESÜMEE
Bevor man hier über Sound und Bespielbarkeit spricht, muss man erstmal sagen: Die Nick 13 Outlaw Heart Grand Concert sieht saucool aus! Damit kann man sich auf jeder Club-Bühne blicken lassen. Dann kommt aber auch noch dazu, dass sie sehr gut in der Hand liegt und einen tadellosen Spielkomfort bietet. Klanglich versprüht sie viel eigenen Charme und Charakter, der sich über das gute Fishman Presys System erstklassig ins Elektrische übertragen lässt. Bei Verarbeitung und Werkseinstellung gibt’s auch nichts zu meckern, der Preis ist moderat … diese Gretsch von und für Nick 13 muss man einfach mögen. ●
Plus
- Design
- Spielkomfort
- hoher Coolness-Faktor
- Klang, insbesondere E-Sound

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2025)
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Total super,da freut man sich heute über Dinge,die damalig für uns Musiker gar nicht zu bekommen waren,oder vom Preisgefüge her viel zu teuer angeboten wurden!
Die globale Konkurrenz macht es auch zukünftig möglich,daß wir nun endlich auch sehr brauchbares Equipment in tadelloser Materialqualität und top Klangeigenschaft zu einem bezahlbaren Preis erstehen können!
Besonders liebe Grüße an Guido Lehmann von der freundlichen G&B-Redaktion von Samuel aus Quedlinburg.🤗