Pop-Punk-Rock-Maschine

Test: Fender Limited Edition Tom DeLonge Stratocaster

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THE ROCK SHOW …

Single-Pickup-Brettgitarren haben ja durchaus schon lange Tradition, so waren z.B. die Fender Esquire oder die Gibson Les Paul Junior in den 50ern auch schon mit nur einem Tonabnehmer ausgestattet. Aber auch nach Jahren der Weiterentwicklung der E-Gitarre birgt die Rückbesinnung auf das Wesentliche doch immer wieder eine Faszination in sich.

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„Weniger Spielerei“ und stattdessen „das Wesentliche spielen“ ist hier die Devise. Als wolle einem die Gitarre direkt sagen: „Es geht um die Performance, die Songs und die Riffs – der Rest ist Nebensache.“

Der nicht nur mächtig aussehende Seymour Duncan SH-8B Invader Bridge Humbucker mit seinen pilzförmigen Hex-Polepiece-Schrauben, Keramikmagneten und etwas über 16 kOhm offeriert ein empfindliches Abnahmefeld und setzt das eigene Spiel wohlwollend und manchmal sogar leicht gesättigt um. Flageolett Töne gehen kinderleicht von der Hand und jeder Akkord kommt einem mit Druck aus dem Amp wieder entgegen.

Das 500k-Volume-Potentiometer mit einem verchromten Telecaster-Style-Rändelknopf ist, gegenüber dem Vorgängermodell von 2002, mit einer ausgeklügelten Treble-Bleed-Schaltung versehen. Diese winzige Modifikation aus drei passiven Elektronikbauteilen verhindert, dass der Sound beim Herunterregeln des Potis sofort dunkler werden würde. Stattdessen behält die Gitarre ihre Klarheit fast den kompletten Regelweg bei und so ist es auch mit einem Pickup möglich, stufenlos eine Bandbreite an Sounds abzurufen. Das geht vom „subtil stratigem“ Clean-Sound bis zum Rockbrett, und spätestens bei voll aufgedrehtem Poti werden auch Single-Note-Riffs mit genügend Sättigung noch zum Arrangement-füllenden Manöver.

(Bild: Dieter Stork)

Die Hardtail-Brücke führt, ähnlich wie bei einer Telecaster, die Saiten durch den Korpus und man findet auf der Strat Grundplatte sechs der robusten Block-Saitenreiter, wie Fender sie auch in den 90er- und 2000er-Jahren verwendet hat. Gegenüber den aus Stahlblech gebogenen Vintage-Reitern runden diese den Klang etwas ab. Haptisch stehen keine scharfkantigen Madenschrauben hervor, was auch angenehm ist. Die gesamte, fest am Korpus verschraubte Saitenaufhängung verleiht der Gitarre mehr Fundament und Direktheit als es mit einem Tremolosystem der Fall wäre.

Die leichten Mechaniken im Vintage-Style mit geschlitzten Wellen runden das Paket ab und überlassen einem, zusammen mit der festen Brücke, eine sehr pflegeleichte Gitarre im Bezug auf Neubesaiten, Instandhalten und auch zum Anpassen für alternative Tunings.

RESÜMEE

Im Internet findet man seit dem Release durchaus Kommentare, dass die Gitarre mit ca. 1400 Euro Ladenpreis nicht unbedingt ein Schnäppchen sei. Da mag durchaus ein bisschen was dran sein, wenn man sie bloß als eine „modifizierte Mexico Strat mit weggelassenen Teilen“ betrachten möchte. Doch allein die Konfiguration mit einer Hardtail-Brücke sucht man im Fender-Katalog sonst fast vergeblich und ein Umbau von Tremolo auf Hardtail ist sauber nur mit großem Aufwand samt Neulackierung möglich.

Die gesamte Verarbeitung der Gitarre ist tadellos und die Zusammenstellung aller Komponenten ist so gelungen, dass man das durchaus auch etwas mehr wertschätzen kann. Die bei mir angekommene Gitarre ist out-of-the-Box schon reif für die Bühne, was leider nicht immer selbstverständlich ist. Kurzum: Eine übersichtliche und solide (Punk-)Rock-Maschine – definitiv nicht nur für Blink-182-Fans.

PLUS

● Bespielbarkeit
● Verarbeitung
● fetter Sound

MINUS

● keine „Case Candies“ für Fans

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2023)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Gleich vorweg: Fender Hardtail Strats finde ich generell super,doch leider sind diese E.-Solid Electric Guitars als Serienmodelle doch sehr selten im Programmkatalog zu finden. Und die blasse Blaufärbung der vorgestellten Fender Tom Delonge Limited Strat Edition mit ihrem einzigen Seymour Duncan Humbucker aus der Serienfertigung in Mexico entspricht nun wirklich nicht meiner Idealvorstellung von einer Fender Hardtail Stratocaster.

    Wäre der Hardtail Strat-Body hingegen aus einteilig massivem Kirschbaumholz,der Hals aus so genannter „spalted Birch“ (gemaserter Birke) und die Pickups aus dem Fender Custom Shop,dann könnte mich solch eine spezielle Stratocaster schon viel eher interessieren. Birkenholz für den Hals wird bis dato leider sehr unterschätzt,denn dieses einheimische helle Holz sieht nicht nur sehr schön aus,sondern wäre klangtechnisch und in der Haptik eine gute Option zum einfachen Ahornhals. Mir ist es völlig unverständlich,weshalb bei Fender z.B. bislang keine Obstbaumhölzer wie Pflaume,Birne,Apfel oder Kirsche verwendet werden? Es sind sehr nachhaltige und regional verfügbare Hölzer,die bereits hierzulande beim Akustikgitarrenbau gerne Verwendung finden. Warum zukünftig nicht auch beim Bau einer E.-Gitarre? Ich laß mich einfach mal überraschen,ob es bei Fender evtl. irgendwann mal „klingelt“,und diese besagten Obstbaumhölzer in ihrem Portfolio aufnehmen. Nur die neue Fender Tom de Longe Hardtail Strat gefällt mir ehrlich nicht,das ginge doch garantiert bedeutend besser und innovativer mit Hölzern im Nature-Design und der klassischen Fender Hardware.

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  2. Habe nie verstanden, wrum ich mich selbst beschränken sollte mit einer Gitarre, die nur einen Pickup hat.
    Und dann noch den an der Bridge.

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