modern, edel, günstig

Test: Fame Baphomet II Natural Ash

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(Bild: Dieter Stork)

Unter der Marke Fame werden eigens für den Music Store produzierte Instrumente und Zubehör vertrieben. Die Baureihe Baphomet-II stellt dabei eine Neuauflage des beliebten Vorgängers dar und will mit angesagten Hölzern und Nobelbass-Qualität zum attraktiven Preis punkten. Entsprechend hoch sind die Erwartungen.

Leichte und beliebte Hölzer, hochwertige Hardware und Elektronik, das Versprechen von Edelbass-Niveau. All das soll die aktuellen Baphomet II ausmachen. Die aus Black Limba gefertigten Varianten wurden bereits getestet und für gut befunden. Mir obliegt nun die angenehme Aufgabe, herauszufinden, ob auch die aus Esche gefertigten Geschwister überzeugen können.

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VORBILDLICH

Neben den mit nicht einmal 3,5 kg angenehm leichten Bässen befinden sich nicht nur ein paar Sechskantschlüssel und das Qualitäts-Protokoll im Versandkarton, sondern auch hauseigene Gigbags zum sicheren Transport der Instrumente. Bei Boutique-Instrumenten gehören Taschen oder Koffer für gewöhnlich immer zum Lieferumfang, da ist die Dreingabe eines Gigbags dem Werbeanspruch entsprechend also nur konsequent.

Bei der ersten Begutachtung entsteht auch sofort der Eindruck, ein edles Instrument in der Hand zu halten. Durch den Verzicht auf Lack bei der Versiegelung des Holzes fühlt sich der Bass sehr angenehm an. Die Maserung der Esche lässt sich gut erfühlen und die Rückseite des fünfstreifigen Halses aus Ahorn und Mahagoni ist geradeso rau genug, dass die Finger auch bei sehr verschwitzten Gigs garantiert nicht kleben bleiben.

Hals/Korpus-Übergang: saubere Spaltmaße (Bild: Dieter Stork)

Alles ist rundgeschliffen und weder an Hardware noch an den Bünden gibt es scharfe Kanten oder Ecken. Auch bei näherer Betrachtung des Elektronikfachs zeigt sich das Muster der hochwertigen Verarbeitung. Durch einen aufgeschraubten Deckel verschlossen, beherbergt es die Aktivelektronik der Firma MEC, von der ebenso die aktiven Singlecoil-Tonabnehmer stammen.

Hier erwarten mich gleich zwei Überraschungen: Zum einen sind die Schrauben der Abdeckung nicht einfach in den Korpus geschraubt, sondern in eigens dafür vorgesehene Einschraubmuffen. Vorbildlich! Dies garantiert nämlich, dass die Gewinde auch bei häufigem Öffnen des Basses nicht ausleiern, wie es bei unvorsichtiger Anwendung von Holzschrauben gerne der Fall ist.

Zum anderen ist das Elektro-Fach zur Abschirmung gegen Störgeräusche vollständig mit Kupferfolie ausgekleidet. Obwohl die Kombination aus aktiven Tonabnehmern und aktiver Elektronik bereits weniger anfällig für Einstreuungen ist als ein rein passives Instrument, ist sie noch keine Garantie für einen störungsfreien Betrieb. Kupferfolie ist aufwendiger anzubringen als Abschirmlack, jedoch deutlich effektiver. In dieser Preisklasse ist eine saubere Abschirmung, egal mit welchen Mitteln, noch längst kein Standard. Fame macht auch an dieser Stelle Nägel mit Köpfen und schafft die optimale Grundlage dafür, sich beim Spielen voll auf den Bass einlassen zu können.

WSC-S14-Steg und MEC-J-Singlecoils (Bild: Dieter Stork)

AGIL & DYNAMISCH

Und das ist auch gar nicht weiter schwierig, denn zumindest die beiden Testexemplare kamen schon nahezu perfekt eingestellt bei mir an. Insbesondere in Anbetracht des Preises ist die Saitenlage ein Traum, denn bereits ab Werk ist sie sehr flach und vor allem – was noch viel wichtiger ist – schnarrfrei eingestellt. Ein Hinweis darauf, wie sorgfältig die Bünde ab Werk abgerichtet sind. Wenn man es etwas höher mag, lässt sich die Saitenlage an der unkompliziert einstellbaren Brücke bei Bedarf natürlich auch nach oben hin anpassen.

Dank des geringen Gewichtes und der Wölbung im Korpus liegen die Instrumente super am Körper, wenn auch der Fünfsaiter einen leichten Hang zur Kopflastigkeit zeigt. Jedoch nichts, was ein guter Gurt nicht kompensieren könnte.

Sind die Bässe einmal gestimmt und angeschlossen, zeigt sich sehr schnell, welchen Wert eine hohe Verarbeitungsqualität wirklich hat. Absolut mühelos lassen sich die beiden Bässe bespielen. Ohne dass das Gefühl aufkommt, „Gegenwehr“ vom Instrument zu erhalten, sind durch das flache Halsprofil auch schnelle Läufe und Wechsel zwischen Spieltechniken gar kein Problem.

Die Tonabnehmer reagieren dynamisch auf jede Änderung im Spiel und liefern knurrige, mittige Sounds. Schön druckvoll und definiert kommt auch die H-Saite des Fünfsaiters daher. Je nach Position des Balance-Reglers reicht die Vielfalt des Grundklanges von rund, hölzern und bauchig über direkt, drahtig und druckvoll bis zu knurrig, obertonreich und leicht nasal. Im Prinzip das, was man von einem Jazz Bass erwartet, jedoch mit eigener Note. So ist der Sound der Baphomets mittiger und weniger spitz als der eines klassischen JBs.

Für noch mehr Klangvielfalt drückt man das Volume-Poti, um eine hinzuschaltbare Klangregelung zu aktivieren. Mit einiger Wirkung, aber absolut praxistauglich, greifen die Regler für Höhen und Bässe zu. Selbst bei kompletter Absenkung der Höhen bleiben dem Klang Artikulation und Direktheit erhalten. In der anderen Drehrichtung ist allerdings etwas Vorsicht geboten, denn hier sind einige Reserven vorhanden, was je nach Abhörsituation und Spielweise genau richtig oder auch viel zu viel sein kann. Die Frequenzen sind jedoch gut gewählt, und es ist besser, Reserven zu haben und nicht zu benötigen, als andersherum.

Analog verhält es sich mit dem Bass-Regler, wobei die Absenkung der Bässe am Instrument selbst wohl für die wenigsten interessant sein dürfte. Für eine Extraportion Druck empfiehlt sich jedoch umso mehr das Anheben der tiefen Frequenzen. Etwas Fingerspitzengefühl ist auch hier gefragt: Bei zu großzügiger Dosierung gehen viele Vorstufen in die Knie und Endstufen sowie Boxen werden unnötig schwer belastet.

Bei diesen beiden Bässen empfiehlt sich die Verwendung von hochwertigen Batterien oder Akkus und das Vorhandensein einer frischen Ersatzzelle im Gigbag. Denn laut Messgerät schluckt die gesamte Elektronik inklusive der Tonabnehmer nur etwas weniger als 3,9 mA, was recht viel ist und je nach Typ der Batterie für Betriebsstunden im unteren dreistelligen Bereich sorgt.

E- und Batteriefach sind getrennt (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Egal ob Slap, Tap, mit Plektrum oder Fingerstyle: beim Spielen der Baphomet-Bässe kommt richtig Spaß auf! Sowohl im BandKontext als auch beim Solospiel machen die Bässe eine tolle Figur und liefern moderne, durchsetzungsfähige Sounds. Insbesondere – aber nicht nur – in Anbetracht des Preises, ist es bemerkenswert, auf welch hohem Niveau Fame sich und seine Bässe hier präsentiert.

PLUS

● Verarbeitung
● Auswahl und Qualität der Hölzer
● Sound und Ansprache
● Gewicht

MINUS

● Stromaufnahme

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2020)

Produkt: Jack Bruce 1943 – 2014
Jack Bruce 1943 – 2014
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