Etwas Luxus zum Geburtstag

Squier 40th Anniversary Series Gold Edition: Jazz Bass & Precision Bass im Test!

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(Bild: Dieter Stork)

Lange genug hatte sich Fender von japanischen Firmen wie Ibanez, Tokai oder ESP die Butter vom Brot nehmen lassen! Damit war 1982 Schluss, als sich Fender mit dem japanischen Instrumentenhersteller Fujigen zusammentat (der zuvor etliche der sehr guten Kopien für andere Marken gefertigt hatte) und an Fender-Oldies orientierte Squier-Jazz- und Precision-Bässe herausbrachte. Den bis heute andauernden Erfolg zelebriert die 40th-Anniversary-Serie. 

WIE FRÜHER, NUR ANDERS

Während sich die Vintage Edition an diejenigen wendet, die (wie anno 1982) Bässe mit dem Flair der späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre suchen, ist die Gold Edition die „Luxusausführung“, die den Geldbeutel allerdings keineswegs mehr strapaziert.

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Apropos Geldbeutel: Einer der Gründe, die Anfang der 80er wesentlich zum Erfolg der Marke Squier beitrugen, war der Kostenfaktor. Schlug das US-Pendant im Verkauf laut Anzeige im Fachblatt mit 1695,- DM zu Buche (das Case sollte nochmal 199,- DM extra kosten), bekam man die Squier-Bässe für 895,- DM. Laut Kaufkraftumrechnungstabelle entspricht das heute ziemlich genau € 896 – da sind die Anniversarys doch deutlich günstiger, obwohl sie die aktuell teuersten Bässe im Squier-Programm sind. Was bekommt man fürs Geld? Zunächst einmal werden die Instrumente in Indonesien gefertigt, einem schon lange etablierten Standort in der Nachfolge des mittlerweile nicht mehr günstigen Japans.

Als Bodyholz wird Nyatoh verwendet. Eine ungewöhnliche Wahl, sagt man diesem südostasiatischem Holz doch Mahagoni-ähnliche Eigenschaften nach, ein Holz, das man eher weniger mit Fender verbindet. Die Hälse sind aus Ahorn, die Griffbretter aus Indian Laurel, einem seit einigen Jahren gern genommenen Palisanderersatz. Die Hals-Korpus-Verbindung übernehmen vier Schrauben mit einer Halteplatte, die eigens eine 40th-Anniversary-Prägung bekommen hat.

Der Preci in Lake Placid Blue (Bild: Dieter Stork)

Makellos präsentiert sich die hochglänzende Lackierung der Bodys, ein intensives Lake Placid Blue beim Preci, Olympic White beim Jazz Bass. Ebenso hochglänzend sind die Hälse, mit einer leichten, gilblichen Vintage-Note. Sauber eingesetzte Blockeinlagen und ebenso saubere Einfassungen zieren die Griffbretter – typische Features ab Mitte der 60er … für Jazz Bässe! Precis mit dieser Ausstattung gibt es erst seit ein paar Jahren regulär im Programm. Aber Vintage-Korrektheit steht hier ja nicht im Fokus.

Also gibt es golden anodisierte Aluminium-Schlagbretter, die wunderbar zur goldenen Hardware passen. Die Brücke ist „goldener Blechwinkel-Standard“ (haha), die offenen Mechaniken mit konkaven Wickelachsen arbeiten sauber und recht gleichmäßig. Ein Niederhalter auf der Kopfplatte drückt D- und G-Saite fester in den sauber gekerbten Plastiksattel, hier findet sich auch der Zugang zum modernen 2-Wege-Stahlstab. Keine Experimente gibt es bei den Tonabnehmern. Als Magnetmaterial wird AlNiCo 5 genutzt, der Precision kommt mit dem klassischen Split-Coil, der Jazz Bass mit den beiden Singlecoils in der 60er-Position, die dem Stegtonabnehmer etwas mehr Fundament gibt. Was mir zum wiederholten Male nicht in den Sinn will, ist, dass die Tonabnehmer auf 20 mm Saitenabstand ausgelegt sind, die Brücke aber 19 mm vorgibt. Bei der JJ-Bestückung macht sich das deutlich bemerkbar, beim Preci zum Glück weniger.

Der Jazz Bass in Olympic White (Bild: Dieter Stork)

Dessen Volume- und Tone-Regler mit vergoldeten Knöpfen nebst Ausgangsbuchse sitzen direkt auf dem Schlagbrett, beim Jazz Bass finden sich zwei mit Madenschrauben fixierte Volume- und ein Tone-Regler mit den traditionellen, ebenfalls geschraubten schwarzen Plastikknöpfen plus Buchse auf einer eigenen Metallplatte – natürlich in Gold.

BESPIELBARKEIT & SOUND

Am Gurt verhalten sich beide wie erwartet, die Kopfplatten ziehen bei beiden leicht nach unten und pendeln sich bevorzugt eher waagerecht ein. Das ist aber unproblematisch und beherrschbar.

Der Jazz Bass misst flotte 38 mm am Sattel, der Precision ist mit 40 mm nicht weit davon entfernt. Beide sind mit ihren Modern-C-Hälsen entspannt bespielbar. Die Bundenden sind angenehm verrundet, die Bünde sauber abgerichtet, was die perfekte Einstellung der Saitenlage eindrucksvoll demonstriert. Wenn alle Geräte so sind wie die Testbässe, ziehe ich meinen Hut vor der Endkontrolle!

Trocken angespielt überraschen beide damit, dass sie trotz untypischer Holzauswahl bei Korpus und Griffbrett exakt den typischen Fender-Ton abliefern. Präsente Höhen und Mitten nehmen Platz auf den leicht diffusen Bässen, die den Band-Sound populärer Musik seit Dekaden tragen. Ebenfalls seit Dekaden leben Bassist:innen mit Dead-Spots, die bei Fender-ähnlichen Instrumenten meist um den 7. Bund auf der G-Saite auftreten. Hier sind sie – in sehr milder Ausprägung – um das C herum zu finden.

Der typische Fender-Ton setzt sich auch am Amp fort. Rund und ausgewogen, mit ordentlichem Sustain in den höheren Lagen, prägen beim Precision durchsetzungsfreudige Mitten den Sound. Je nach Anschlag tragend und warm, oder bei härterer Gangart aggressiv und treibend, gibt sich der Anniversary, wie es sich für einen guten Preci gehört.

(Bild: Dieter Stork)

Der Jazz Bass bietet kehlige Sounds vom Hals-Pickup, tiefmittig knödelnde am Steg, und den allseits beliebten, leicht mittenreduzierten Allround-Ton mit beiden voll aufgedreht. In dieser Einstellung ist er auch so brummfrei, wie es der Preci ohnehin ist. Jazz, Funk, Metal – mit der richtigen Herangehensweise und Attitüde sind beide in praktisch jeder Stilrichtung zuhause.

(Bild: Dieter Stork)

Verglichen mit den günstigeren, aber zu Recht beliebten Squier-Classic-Vibe-Bässen erweist sich die Gold Edition als eine Klasse besser. Das Indian Laurel der Griffbretter sieht schöner aus, dunkler und mit attraktivem Maserungsverlauf, und vor allem klingen die Bässe stabiler und erwachsener – ein Resultat der verwendeten Hölzer in Kombination mit den besseren AlNiCo-Pickups.

RESÜMEE

Mit der 40th Anniversary Gold Edition hat sich Squier wirklich große Mühe gegeben. Ganz tolle Bässe sind dabei herausgekommen, die sich auch gegen Konkurrenz oberhalb ihrer Preisklasse mehr als gut schlagen. Die Tonabnehmer sind ein willkommenes Upgrade. Mit ihrer guten Klangbasis haben sie leichtes Spiel, die typischen Sounds überzeugend zu präsentieren. Vor allem beim Jazz Bass würde ich den Saitenabstand nochmal überdenken, oder den Bässen gleich ab Werk eine goldene Riffelbrücke spendieren, aber auch so kann ich nur uneingeschränkt persönliches Antesten empfehlen. Aber welchen zuerst…? Alles so schön bunt hier!

PLUS

  • Sound
  • Bespielbarkeit
  • Optik
  • AlNiCo-Pickups
  • Maserung/Farbe Griffbretter
  • Werkseinstellung

MINUS

  • Spacing-Abstimmung Brücke/Pickups


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2022)

Produkt: Gitarre & Bass 11/2023
Gitarre & Bass 11/2023
IM TEST: Knaggs Guitars Eric Steckel Kenai T/S +++ Fender Limited Edition Tom DeLonge +++ Stratocaster +++ Cort G290 FAT II +++ Guild D-140 / D-140CE +++ Fender Vintera II 60s Precision Bass +++ Captain Black Betty 1x12 Combo +++ Origin Effects DCX Bass Tone Shaper & Drive +++ Strymon Cloudburst Ambient Reverb +++ Boss IR-200

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