Richie Sambora

Gitarrist Richie Sambora wurde als Bandmitglied von Bon Jovi bekannt. Lange tourte er mit Shredding-Queen Orianthi. Blicken wir jedoch einmal auf die Anfänge des US-Gitarristen zurück…

Richie Sambora auf der Bühne
Richie Sambora liebt es live zu performen!

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Richie Sambora Biografie

Richie Sambora und Bon Jovi

Gitarren, Gear und Orianthi: Richie Sambora im Interview

Richie Sambora Diskografie

Richie Sambora über…

… die Arbeit im Studio

… Konzerte

… seinen Sound

Richie Sambora Biografie

Tagsüber quälte sich Richie Sambora, der am 11. Juli 1959 in Perth Amboy (New Jersey) geboren wurde, auf den Campus des Kings Colleges. Abends jedoch entwickelte er ungeahnte Energien, um mit etwas Glück Einlass in die kleinen, verrauchten Clubs rund um den Asbury Park zu bekommen. Fasziniert vom Rhythm & Blues der New-Jersey-Szene lernte Richie Sambora Gitarre spielen, gründete mit 18 seine erste Band und jobbte sich durch die Studios.

Richie Sambora mit Flying V
Sambora in jungen Jahren.

Doch im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen zog es den talentierten Teenager nicht nach Los Angeles, dem Mekka der „Gitarristen für alle Fälle“. Richie Sambora blieb in New Jersey und träumte davon, eines Tages dort oben zu stehen, wo Southside Johnny, Steven Van Zandt, Nils Lofgren, Jimi Hendrix oder Bruce Springsteen waren. Bis er eines Tages einen gewissen Jon Bongiovi traf, um den New-Jersey-Rock zum eigenen Markenzeichen zu machen.

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Cher, Heather Locklear, Orianthi – abseits der Musik macht Sambora vor allem mit seinen berühmten Freundinnen, bzw. Ehefrauen, von sich reden. Verheiratet war er mit Locklear von 1994 bis 2007. Inzwischen ist er auch von Orianthi getrennt, doch die beiden Musiker wollen weiterhin zusammen Musik machen, wie er in einem TMZ-Video erzählte.

Richie Sambora und Bon Jovi

Bon Jovi lassen sich am besten so beschreiben: Alle sitzen in einem Auto, wollen gemeinsam ans Ziel – nur Jon Bongiovi und Richie Sambora sitzen vorne und lenken. Sicherlich ist „Beau Jon“ unbestritten das optische Aushängeschild, die eigentliche Arbeit im Hintergrund leistete jedoch jahrelang sein Sideman Richie Sambora.

Das Geheimnis seines stilvollen Spiels liegt allerdings nicht im Repetieren ultraschneller Gitarrenläufe, sondern in der Emotion, im zielsicheren Gespür für geschmackvolle Sounds und Licks. Was musikalisch der Rockband Bon Jovi mit Blick auf die Radio-Charts oftmals nicht möglich war, kann Richie Sambora nun nach der Trennung von Bon Jovi präsentieren.

In dem Video überlässt Bon seinem Bandkollegen Richie die Bühne:

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Wann wurde Bon Jovi in die Rock and Roll Hall of Fame aufegenommen?

Am 14. April 2018 wurde die Rockband feierlich in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen. Für diesen Anlass trat die Band gemeinsam mit Ex-Gitarrist Sambosa auf und spielten die Hits: „You Give Love A Bad Name“, „It’s My Life“, „When We Were Us“ und „Livin‘ On A Prayer“.

Der Liveauftritt kann hier nachgeschaut werden:

Gitarren, Gear und Orianthi: Richie Sambora im Interview

Richie Sambora und Orianthi waren lange ein Paar – 2016 veröffentlichten die beiden Gitarristen ihr erstes Album. Wir trafen Sambora damals zum Interview und sprachen mit ihm über Gitarren, Gear und Orianthi.

 Richie Sambora auf der Bühne
Richie Sambora – Neustart

What About Now‘ hieß das letzte Album der New Jersey-Rocker Bon Jovi. Ein wegweisender Titel: Es ist wohl das letzte, an dem Gitarrist Richie Sambora mitgewirkt hat. Welche Gründe und Spekulationen sich auch um das einst unzertrennliche Duo Jon und Richie ranken: Sambora hat Spaß daran, sein eigener Boss zu sein.

Am 3. April 2013 vermeldet der britische NME, Richie Sambora verlasse Bon Jovi sofort „aus persönlichen Gründen“. Frontmann Jon Bon Jovi verkündete kurz darauf Richie Sambora sei nicht gefeuert worden, sondern handle auf eigenen Wunsch und werde „für ungewisse Zeit“ nicht mehr mit der Band spielen.

Ungewöhnlich, unerwartet, unvorstellbar: Schließlich verbindet die beiden drei Dekaden Rock-Geschichte. Jetzt spricht Sambora Klartext über seine Gefühlswelt, seinen ehemaligen Boss und seine musikalische Zukunft. Und die beginnt gleich mal mit einer hübschen Überraschung: Der 59-Jährige musiziert ab sofort mit Partnerin an seiner Seite, und zwar mit Orianthi, „The Queen Of Shredding“, bekanntlich mit einer Vita voller Promis wie Steve Vai, Alice Cooper, Steven Tyler, Santana und Dave Stewart, um nur einige zu nennen.

Richie, mit Bon Jovi hast du in den größten Arenen gespielt, jetzt bist du in kleinen Clubs unterwegs. Wie ist das, wieder so nah an den Fans zu sein?

Richie Sambora: Ich habe in 30 Jahren alle Arten von Shows gespielt, in Clubs wie Stadien und alles ist toll. Ich liebe es zu spielen, egal wo. Sicher, die Intimität eines Clubs ist unschlagbar, wenn du jemandem vor der Bühne in die Augen siehst.

In einem Stadion dagegen fühlst du diese Riesenwelle an Emotionen die vor der Bühne brandet. Beides ist genial. Ich weiß nicht, was ich geiler finde. Aber ich sag dir eines: Wenn dir Musiker sagen, dass sie es uncool finden in Stadien zu spielen, dann nur, weil sie es nicht drauf haben! (lacht) Du bist mit Orianthi unterwegs.

Eine echte Überraschung. Wie kam das?

Richie Sambora: Das entwickelte sich nach einer Neujahrs-Show auf Maui, Hawaii. Unser Gig lief so gut, dass ich Orianthi fragte, ob sie mit mir das Soundwave Festival in Australien spielen würde, weil mein Gitarrist krank war. Schließlich ist sie ja Australierin, dachte ich mir. Sie sagte zu und wir probten 23 Songs in zwei Tagen, nagelten das Festival und spielten gleich noch ein paar Headliner-Shows. Da haben wir uns gedacht: Warum machen wir nicht weiter?

Was magst du an ihrem Spiel?

Richie Sambora: Alles! Ori ist einmalig! Sie ist 29, ich 54 und trotzdem teilen wir die gleichen Einflüsse. Natürlich gibt’s auch ein paar Unterschiede, an denen wir uns reiben können, darin liegt die Herausforderung. Wir kommunizieren miteinander durch unsere Gitarren.

Wenn du lange genug Musik machst, erreichst du irgendwann den Punkt, Musik zu verstehen, zu fühlen und durch deine Finger auszudrücken. Das kann man hören. Das klappt mit ihr unfassbar gut. Das ist eine Frage von Qualität, wobei mir völlig schnurz ist, ob sie Mann oder Frau, Schwarz oder Weiß, Lila oder ein Alien ist! I don’t give a fuck! (lacht) Ihr spielt vornehmlich Songs deiner Solo-Alben, wobei dein letztes, ‚Aftermath Of The Lowdown‘, angenehm nach Blues-basiertem Rock der 70er klingt.

Weißt du: es gibt einiges worüber ich schreiben kann. Ich habe Herzschmerz erlebt, bin von Plattenfirmen gefickt worden, habe Freundschaften verloren und persönliche Probleme gehabt. Aber ich bin hier! Und möchte heute nichts, als meine Freiheit. Und die nehme ich mir mit meiner eigenen Musik.

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Und da lässt du sogar Raum für Improvisationen …

Richie Sambora: Sicher! Ich habe es gehasst bei Bon Jovi in einem starren Rahmen zu stecken. Ich genieße es, einen Song 20 Minuten zu spielen, wenn alles stimmt und wir abgehen – nicht nur Ori und ich – ich schließe meine Band voll ein. Ich fordere die Jungs sogar auf, mitzumachen.

Denk nur an Hendrix, an ‚Manic Depression‘ oder ‚Fire‘, Songs bei denen er völlig in sich aufging, bis am Ende pure Musikalität herauskam. Es gibt für mich nur zwei Gründe Gitarre zu spielen: Sie als Werkzeug fürs Songwriting zu nutzen oder um als Solist meine Gefühle damit auszudrücken. Mir fiele noch ein dritter ein: Um als Teenager Mädchen zu beeindrucken. Mann, ich hab mit Akkordeon angefangen. Damit konntest du definitiv keine Mädchen beeindrucken, das kann ich dir sagen! Hahaha!!!

Welche Instrumente hast du heute dabei?

Richie Sambora: Ein bisschen von allem. Meine ‘53er Tele, meine ‘59er ES-335, selbst meine ‘59er Les Paul Standard. Die ist auf dem „Jump Seat“ in der Pilotenkabine hierher geflogen. Ich liebe das Gefühl von Gitarren die viel gespielt wurden und voller Leben sind. Das gilt selbst für die Fender-Custom-Shop-Modelle. Die fühlen sich verdammt gut an! An neuen Gitarren spiele ich nur Acoustics, und zwar Taylor und Rockbridge.

Samboras Gitarrensammlung
Im Interview zeigt uns Sambora seine Gitarrensammlung.

Die Jungs von Rockbridge sind zwei Brüder mit einer winzigen Werkstatt in Virginia, und was die da bauen ist fantastisch! Ihr Holzlager ist beeindruckend. Sie haben feinste Hölzer, 40, 50 Jahre abgelagert, selbst das gute aus Brasilien, das gute illegale! (lacht) Sie haben mir eine Double-Neck gebaut, die unglaublich ist. Die klingt, obwohl ich sie mit .011-Saiten spiele!

Wie sieht deine Vintage-Sammung aktuell aus? Du hattest eine 1963er Strat, die dir Eric Clapton geschenkt hat, eine ‘50er Broadcaster, eine Martin 000-28 von 1936 besagte ‘59er Les Paul Burst, die du von Mac Yasuda gekauft hast, dem Autor des ‚Vintage Guitar Book …

Richie Sambora: Ja, klar, die Gitarren habe ich alle noch. Aber weißt du was? Ich rede heute nicht mehr über alte Gitarren, weil es zu viele Leute gibt, die auf eine Gelegenheit lauern, meine Gitarren zu klauen. Lass es mich so sagen: Ich habe je ein Exemplar von allem, was ich mag.

Zwei Gitarren aus Samboras Sammlung.
Zwei weitere Exemplare aus der Samborasammlung.

Spielst du immer noch mit einer sehr hohen Saitenlage? Du sagtest mal, du würdest viel Energie in dein Spiel stecken, nur dann gäbe eine Gitarre auch etwas zurück. Woraufhin Edward van Halen deine Strat in die Hand nahm und meinte: „Wie kannst du nur damit spielen?“, und Jeff Beck kurz schaute und meinte: „Ah, eine richtige Gitarre!“

Richie Sambora: Das du dich daran erinnerst! Stimmt genau. Eddie verzog sein Gesicht und gab mir meine Strat mit schmerzverzerrtem Blick zurück. (lacht) Gott schütze ihn! Nun, als ich jung war, war meine erste Gitarre Mist, ich habe mir die Finger blutig gespielt, musste mit ihr kämpfen. Aber ich mochte das. Ich habe jahrelang so gespielt. Inzwischen bin ich ein wenig bequemer geworden, ich geb‘s zu. Ich spiele .010er-Saiten und meine Saitenlage ist komfortabler geworden. Aber ich habe auch feststellen müssen, dass man gerne Unsinn verzapft, wenn die Saitenlage zu niedrig ist. (lacht) Je mehr du als Spieler reifst, desto mehr konzentrierst du dich auf Finessen. Du musst nichts mehr beweisen und hast es dir verdient, es dir etwas bequemer zu machen. Da ich jetzt die Rolle des Frontmanns und Lead-Sängers übernehme, will ich nicht mehr kämpfen, da geht es darum, meine Songs rüberzubringen. Also sage ich mir: Komm, mach es dir ein bisschen einfacher.

Welche Amps spielst du derzeit?

Richie Sambora: Momentan spiele ich einen Friedman, aus meiner Sicht ein modifizierter Marshall, eine Kreuzung aus Plexi und JCM 2000. Das Gute am Friedman ist, dass du ihn nicht voll aufreißen musst, um den „Schtonk“ zu bekommen! (spricht es wie Charlie Chaplin in ‚Der große Diktator‘). Wenn du ihn zwei Drittel aufmachst, über die Saiten schrappst während du sie mit dem Handballen abdämpfst merkst du schon an der Basswiedergabe, was dich erwartet. Supercool! Die Kombination von Amp und einem 4×12-Cabinet mit Celestions ist ideal für die Instrumente, die ich spiele. Die haben eben diese gewisse altmodische Qualität, haben alte PAF-Pickups oder Singlecoils, eben kein heißes, modernes Zeug mit hohem Output.

Eine Stratocaster, Gibson ES.335 und 1954 Gibson Les Paul Junior.
Eine Stratocaster, Gibson ES.335 und 1954 Gibson Les Paul Junior.

Ich erzähl dir was: Vor einem Jahr gab mir Bill Nash eine seiner Strats, eine Sonic Blue. Ich fremdle normalerweise immer ein bisschen, wenn es um neues Equipment geht. Als ich meine Tour vorbereitete und schaute, welche Gitarren ich mitnehme, spielte ich sie und – verdammt! Sie ist einfach so gut! Warum? Weil sie nicht so heiß ist! Dafür klingelt sie herrlich, selbst wenn du nur einfache Akkorde spielst.

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Und der Friedman-Amp bringt genau das rüber?

Richie Sambora: Ja. Der Amp muss die Integrität des Instruments verstärken und nicht umgekehrt. Das ist sein Job. Er muss eine Tele nach Tele klingen lassen, eine Les Paul nach einer Les Paul und eine ES-335 nach ihr. Nach all den Jahren bin ich schließlich darauf gekommen. (lacht) Mehr brauchst du nicht.

Früher hast du von opulenten Bradshaw-Racks geschwärmt.

Richie Sambora: Ich sag dir was: Ich spiele das Zeug nicht mehr. Ich spiele nicht mal mehr mit Sender, es verdirbt dir nur den Sound und brummt fürchterlich. Als ich jung war, habe auch ich die gesamten Bradshaw-Systeme gespielt, mit dem Ergebnis, dass mein Sound so dünn war! (hält Daumen und Zeigefinger hoch, mit einem Millimeter Platz dazwischen). And that pissed me off so bad! A rack full of shit! Mann, das war es einfach nicht.

Wenn ich dann Jeff Beck gesehen habe, dachte ich jedes Mal: Verdammt, so muss eine Gitarre klingen. Mal davon abgesehen, das niemand weiß, was er da genau macht! (lacht) Ich erinnere mich noch, wie er mal einen nagelneuen Amp aus dem Karton holte, einstöpselte und klang sofort wie immer! Heute habe ich ungefähr das gleiche Setup an Effekten wie er: Ein Overdrive, ein Boost, ein Wah-Pedal, ein Octaver – fertig. Aber damals war das eben so.

Wenn du analytisch bist: Wie hat sich dein Spiel in drei Dekaden als Profi entwickelt?

(Richie Sambora macht eine lange Pause) … wenn du Sideman bist und in einer Band spielst, die einen bestimmten Stil hat, den du nicht verändern darfst, dann sind Solo-Alben und Soundchecks die einzigen Möglichkeiten die du hast, um aus deiner Rolle herauszukommen und Grenzen zu überschreiten. Sicher, als Songwriter weiß ich wie wichtig ein Text ist, er ist der Türöffner. Und bei Bon Jovi war ich bekannt dafür, die melodischen Parts zu spielen und zu singen. Aber wie kreativ kannst du sein, wenn dir dein Boss vier Takte Zeit gibt, um den Song voranzubringen? Wenn er dir ständig Grenzen setzt?

Dabei bin ich offen für viele Richtungen, weil ich einfach offen für Musik bin. Ich war sogar mit meiner Tochter Ava bei Kanye West, stell dir vor! Und ich entdeckte bei bestimmten Freestyle-Passagen eine musikalische Qualität, die ich früher nie gecheckt habe. Ich habe HipHop zum ersten Mal kapiert. Heute geht es mir bei der Entwicklung meines Spiels nur um zwei Dinge: Songwriting und Emotionen. Das sind die Parameter, die jeden berühren, die jeden in Stimmungen bringen: Gänsehaut, Sex, Trauer, Liebe, Wut. Und wir können damit spielen, können mit Sounds und Spielweisen diese Gefühle kolorieren. Das ist es, worauf ich Lust habe.

Orianthi und du, ihr schreibt zurzeit gemeinsam an einem Album.

Richie Sambora: Ja. Es gibt einige Genres, die wir probieren werden, denn jeder von uns kann alles spielen, von

akustischen Balladen bis zum heftigsten Scheiß, den du dir vorstellen kannst. Wir spielen nur, was wir fühlen – keine Kompromisse, kein Marketing, kein Bullshit, nichts! Was ich an Orianthi so liebe ist, dass sie in ihrem Alter alles so dermaßen drauf hat. Ich bin 25 Jahre älter, war 30 Jahre lang auf Tour und habe wirklich alles erlebt. Auch schwere Zeiten. Es ist es toll jetzt ganz unbekümmert Musik zu machen. Jeder weiß, dass Orianthi eine fantastische Musikerin ist. Wir haben Duette, die irre sind. Wenn wir zusammen spielen, ist Magie im Raum.

Das Video zeigt eine Live Show von dem Duo Sambora/Orianthi: 

Das ist mir in meinem Leben nur ganz selten passiert. Bei fucking Bon Jovi brauchten Jon und ich drei Alben, um zusammenzufinden!

Gear von Richie Sambora

Dein Ex-Boss hat verlauten lassen, du würdest auf unbestimmte Zeit nicht mehr mit der Band spielen. Wird es überhaupt eine Zukunft geben?

Richie Sambora: Ich denke nicht. Ich war 30 Jahre in der Band. Eine verdammt lange Zeit. Ich habe eine Menge Leben verpasst. Ich habe absurd viel geschuftet, auf der letzten Tour waren Bon Jovi über 18 Monate in 52 Ländern. Ich war immer da.

Ich war der Typ der viele Songs geschrieben und produziert hat. Und wie viele Gitarren-Parts waren am Ende auf einer Platte? Wie viele Soli hörst du? Ich habe jetzt 30 Jahre hinter mir, und habe es gerade mal geschafft drei Solo-Alben zu machen. Ich habe kein Familienleben gehabt. Da fragst du dich irgendwann: Wer bin ich? Bin ich eine Drohne, die immerzu schuftet, 18 Monate am Stück, jeden Tag für die Band, jeden Tag der gleiche Scheiß?

Das klingt verbittert …

Richie Sambora: Für mich als Musiker hat das keinen Spaß mehr gemacht. Als ich die Wahl hatte zwischen Zufriedenheit und Geld – habe ich mich für Zufriedenheit entschieden. Geld habe ich genug.

Wie findest du Phil X, der jetzt deine Songs spielt?

Richie Sambora: Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung was bei Bon Jovi abgeht. Ich bin mir sicher, dass der Typ gut ist, keine Frage. Er soll ein ziemlich fähiger Studiotyp aus L.A. sein, soweit ich weiß, also wird er seinen Kram draufhaben. Aber: Kann irgendjemand Keith Richards bei den Rolling Stones ersetzen?

Undenkbar.

Richie Sambora: Siehst du. (lacht)

Vielen Dank fürs Gespräch!

Das Interview stammt aus Gitarre & Bass 08/2014, Fotos: Niki Kamila

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Richie Sambora Diskografie

Solo-Alben

  • 1991: Stranger in This Town
  • 1998: Undiscovered Soul
  • 2012: Aftermath of the Lowdown

 

RSO Alben

  • 2018: Radio Free America

 

Bon Jovi Alben

  • 1984: Bon Jovi
  • 1985: 7800° Fahrenheit
  • 1986: Slippery When Wet
  • 1988: New Jersey
  • 1992: Keep the Faith
  • 1995: These Days
  • 2000: Crush
  • 2002: Bounce
  • 2005: Have a Nice Day
  • 2007: Lost Highway
  • 2009: The Circle
  • 2013: What About Now

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Richie Sambora über…

Richie Sambora berichtete in Gitarre & Bass über die Vorbereitungen auf ein Sambora-Konzert, über die Suche nach den richtigen Gitarrensounds, und davon, wie er sich für eine Albumproduktion fit macht.

Richie Sambora im Februar 2015 im Studio.
Richie Sambora im Februar 2015 im Studio.

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… die Arbeit im Studio

Normalerweise brauche ich mich nicht gezielt auf die Studiozeit vorzubereiten. Die Basic Tracks kann ich alle bis ins Detail spielen. Allerdings gibt es auf meiner neuen Platte (Undiscovered Soul) ein paar raffinierte Licks und einige Sachen, für die man ein besonderes Feeling in den Fingern benötigt. Also kommt es darauf an, sich solange mit diesen Sachen zu beschäftigen, bis die Finger das richtige Gefühl dafür haben. Ansonsten ist es für mich eher wichtig, wirklich entspannt ins Studio zu gehen. Dort kommt es darauf an, dass ich die Ruhe finde, um an aktuellen Inspirationen und Ideen experimentieren zu können. Ich übe generell nicht allzuviel auf der Gitarre, sondern spiele einfach ständig vor mich hin.

Der wohl wichtigste Teil gezielter Übungen besteht darin, sich Songs anderer Künstler genau anzuhören und herauszufinden, was sie machen. Ich werde häufig gefragt, ob die Studioversionen der Songs mit den Live-Fassungen identisch sind. Eigentlich gibt es keine generellen Unterschiede zwischen den Studiofassungen meiner Lieder und den Live-Versionen. Im Studio versucht man natürlich, mit unterschiedlichen Sounds zu experimentieren. Man verwendet unterschiedliche Gitarren, probiert verschiedene Verstärker aus, und schaut wie sich das auf den Sound auswirkt.

Wenn ich dann später versuche die Lieder auf der Bühne zu spielen, fallen solche Überlegungen natürlich weg. Denn dann ist der Song ja bereits fertig und verewigt. Man geht mit einem genauen Lageplan des Songs auf die Bühne, und spielt ihn so, wie es die Studiofassung vorschreibt.

In den letzten Minuten vor einem Auftritt fühle ich eine große positive Aufregung in mir. Es ist nicht unbedingt eine Form von Nervosität, sondern mehr die Vorfreude auf das, was kommen wird. Denn ich genieße es sehr, in meiner eigenen Band nicht nur der Gitarrist, sondern auch der Sänger zu sein. Das ist etwas, worauf ich viele, viele Jahre gewartet habe. Ich singe mich einige Minuten vor Showbeginn warm, denn ein guter Gesang ist auch eine Frage warmer Muskeln.

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… Konzerte

Im Gegensatz zu anderen Sängern brauche ich vor einem Auftritt keine spezielle Ruhephase. Ich sitze dann mit meinen Musikern in der Garderobe, ich spreche mit ihnen das Konzert durch, und bereite sie schon einmal seelisch auf eventuell unvorhergesehene Dinge vor, die mir während des Konzerts in den Kopf kommen könnten.

Meine Konzerte haben stets eine ähnliche Struktur: Man spielt natürlich hauptsächlich Songs vom aktuellen Album, dazu einige Stücke von der ersten Soloscheibe, und logischerweise auch einige Bon-Jovi-Titel. Zudem halte ich mir die Möglichkeit offen, je nach Stimmung auf das Publikum reagieren zu können. Auf der Bühne bin ich normalerweise sehr entspannt, gleichzeitig aber mit Leidenschaft bei der Sache. Ich versuche jedem einzelnen Song soviel Energie und Leidenschaft zu geben, wie er benötigt. Den Applaus des Publikums registriere ich dankbar.

Natürlich achte ich darauf, nur wirklich gute Musiker auf der Bühne zu haben, denn das nimmt sehr viel Druck von meinen Schultern. Das einzige, was mich aus der Fassung bringen kann, ist nicht funktionierendes Equipment. Es gibt für mich auch keinen großen Unterschied, ob ich in Clubs oder großen Stadien spiele.

In Clubs ist es natürlich viel intimer und für die Musiker schwieriger; du hast das Publikum direkt vor dir, du schaust in viele Gesichter, alles ist viel direkter. In Arenen herrscht die reine Gigantomanie.  Bei Bon Jovi haben wir riesige Bühnen, riesige Anlagen, Unmengen an Licht und vor der Bühne stehen Tausende Leute. „It’s a blast.“ Allerdings es ist auch ein bisschen unpersönlicher. Dennoch mag ich beides.

Ich habe in den letzten zwanzig Jahren versucht, mich auch als Live-Musiker konstant weiterzuentwickeln. Ich stand schon als Jugendlicher mit diversen Schüler-Bands auf der Bühne. Als ich zur Band von Joe Cocker kam, hatte ich bereits eine Menge Bühnenerfahrung.  Aber natürlich waren die Auftritte mit Cocker eine riesige Herausforderung für mich. Ich habe auch danach niemals aufgehört, mich als Gitarrist und Komponist weiterzuentwickeln.  Der Schritt zum Sänger hin war ganz wichtig und lehrreich für mich.

Wenn ich mit meiner eigenen Band das Bon-Jovi-Material singe, ändert sich natürlich die Art des Songs, denn ich bin ein anderer Typ von Sänger als Jon. Man darf jedoch niemals vergessen, dass ich diese Songs alle geschrieben habe, und insofern einen natürlichen Zugang zu ihnen habe.

Dennoch: Es war ungeheuer wichtig für mich, neben Bon Jovi meine eigene Band an den Start zu bringen, denn erst wenn du mit neuen Musikern zusammenarbeitest, lernst du etwas über dich selbst. Erst als Solokünstler konnte ich wirklich entdecken, welcher Typ Musiker ich bin, und welches das beste Ausdrucksmittel für mich ist.

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… seinen Sound

Der typische Sambora-Sound entsteht natürlich durch die Art, wie ich spiele, aber ich setze gleichzeitig eine Menge unterschiedlicher Gitarren ein, damit die Sounds variieren. Ich besitze weit über 100 Gitarren, mehr als vierzig von ihnen sind im ständigen Einsatz. Es ist natürlich wichtig zu wissen, welche klanglichen Eigenschaften jedes einzelne Modell hat. Bei den Les Pauls, z. B., gibt es riesige Unterschiede, je nachdem in welchem Jahr sie gebaut worden sind. Bei den Strats ist es mehr eine Frage, wie schwer das Holz ist bzw. welche Sorte.

Hier gibt’s eine Compilation seiner größten Solos:

Bei akustischen Gitarren entscheiden der Korpus und die Besaitung. So ergeben sich unzählige Variationsmöglichkeiten. Für einen geübten und professionellen Musiker wie mich ist es nicht schwierig, die unterschiedlichen Klangeigenschaften zu bestimmen. Schwierig ist es da schon eher, sie mit verschiedenartigen Verstärkern zu kombinieren. Es dauerte beispielsweise eine ziemlich lange Zeit, bis ich für ,Wanted Dead Or Alive‘ die richtige Gitarre gefunden hatte.

Der Song wollte auf einer elektrischen Gitarre einfach nicht funktionieren. Schließlich versuchte ich es mit dieser doppelhalsigen Akustikgitarre, und prompt funktionierte der Song. Damit ihr selbst einmal ein wenig die Suche nach der richtigen Gitarre nachvollziehen könnt, gibt es im Notenteil das Intro von ,Wanted Dead Or Alive‘.

Irgendwie ist es immer das gleiche: Du kannst keine Gitarre mit dicken Bünden und dicken Saiten nehmen, wenn du einen melancholischen Blues spielen willst. Diese Erfahrung haben meine großen Idole sicherlich auch schon machen müssen. Es gibt drei Gitarristen, die mich in meinem Leben beeinflusst haben: Jeff Beck, Jimmy Page und natürlich Eric Clapton. Jimmy ist ein besonders guter Freund von mir, und zu Eric habe ich ebenfalls eine ganz wunderbare Beziehung. Ob ich wohl jemals einen so legendären Ruf haben werde, wie diese großartigen Musiker? Nun, das alleine könnt ihr beurteilen, ihr, die ihr hoffentlich ebenso fanatische Rockmusikfans seid wie ich selber. So long, Richie Sambora.

Autor: Richie Sambora (Gitarre & Bass 08/1999)