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Pedalboard Amps von Foxgear, Baroni, BluGuitar und Blackstar im Test

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EINFACH MAL EINFACH

Wenn die beiden AMP1-Verstärker die oft beschworenen eierlegenden Wollmilchsäue sind, haben wir es mit der neuen 100w-Serie von Foxgear Distribution ganz klar mit einem Stall voller OneTrick-Ponys zutun. Die Reihe umfasst vier nahezu identisch aufgebaute Verstärker, welche sich an historischen Vorbildern der Hersteller Marshall, Hiwatt, Fender und Vox orientieren. Anders als die beiden AMP1-Verstärkern steht einem bei den Foxgear Amps lediglich ein Kanal zur Verfügung – ganz im Sinne der Vorbilder, wird hier ein simpler Ansatz gewählt. Ausstattung wie FX-Loop, Reverb oder Noise Gate gibt es hier zwar nicht, jedoch haben alle vier Verstärker ein zentrales, ziemlich schlaues Feature gemein: die regelbare „Varicab“- Schaltung bietet eine Speaker-Simulation, die an einem XLR-Ausgang anliegt, mit der das Signal wahlweise an den FoH oder aber ein Audio-Interface gegeben werden kann. Dabei lässt sich stufenlos zwischen einer 4x12erBox, einem 2x12er- und einem kleinen 1x12er Combo hin- und herregeln, wobei der Hersteller betont, dass es sich nicht nur um einen EQ handele, sondern auch das Feedback-Verhalten der jeweiligen Endstufen-Simulation verändert werde.

Das Format der 100w-Serie ist im Vergleich zu den großen BluGuitar-Verstärkern viel kompakter und noch leichter – hier dürfte es einfach werden, diese Teile auf einem Pedalboard unterzubringen. Alle vier Verstärker haben eine Dreiband-Klangregelung, einen Gain-Regler („Preamp“) sowie ein Master-Volume-Poti. Außerdem ist jeder Verstärker mit drei kleinen „Helferlein“- Schaltern ausgestattet: Groundlift, Standby und ein dritter Schalter, der die Varicab-Schaltung in ein Direct-Signal verwandelt, sorgen für etwas mehr Vielseitigkeit in der praktischen Anwendung.

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(Bild: Dieter Stork)

Einzig der an einen Vox AC-30 angelehnte V-100, tanzt mit seiner Klangregelung aus der Reihe: wie beim Original findet man hier lediglich einen Bass- und einen Treble-Cut-Regler, was aber in der Praxis hervorragend funktioniert. Der raue, mittenbetonte Grundsound zeigt sich – vor allem mit etwas zurück gedrehten Bässen – als schön reaktionsfreudig und mit allerlei Pedalen bestens vereinbar. Lediglich stark verzerrte High-Gain-Sounds haben mich an diesem Mini-Amp weniger überzeugt – aber dafür gibt es schließlich auch besser geeignete Verstärker als einen AC-30.

(Bild: Dieter Stork)

Etwas weniger charaktervoll, dafür aber merklich vielseitiger zeigt sich der M-1959. Hier geht es thematisch um die großen Plexi-Marshalls der 60er-Jahre und genau dieser mittig-breitschulterige Charakter wird wunderbar eingefangen. Dreht man die Mitten etwas über die 12-Uhr-Position und gibt am Preamp-Regler mutig Gas, bekommt man einen herrlich rotzigen Overdrive-Sound, der offen und dynamisch auf so ziemlich jedes Zerr-Pedal reagiert, was ich für den Test auftreiben konnte. Sogar meine Drop-C-Telecaster wusste der M-1959 selbst bei tosender Lautstärke mit Bravour zu händeln. Ein fantastische Wahl also, wenn sich der Großteil der Klangwelt in verzerrten Gefilden abspielen soll.

(Bild: Dieter Stork)

Das genaue Gegenteil liefert Foxgear mit dem an die Vintage-Fender-Amps angelehnten TW-100. Da „TW“ für mein Verständnis klar „Twin“ insinuiert, hätte ich mich hier natürlich über ein On-Board-Reverb gefreut – aber irgendetwas ist ja immer. Für cleane bis leicht verzerrte Sounds ist der TW-100 trotzdem eine tolle Wahl. In Verbindung mit meinem Line6-M5 und einem zusätzlichen Chorus, bekomme ich auf Anhieb schöne, dynamische Clean-Sounds gezaubert, die sich in keinster Weise vor dem wirklichen tollen Clean-Kanal der AMP1- Verstärker verstecken müssen. Nur bei stärker verzerrten Sounds gefielen mir der V-100 und vor allem der M-1959 besser.

(Bild: Dieter Stork)

Etwas ratlos dagegen lässt mich der, an alte Hiwatt-Topteile angelehnte, HW-103 zurück: Der sehr basslastige und mittenarme Grundsound zeigt sich von einer ausgesprochen cleanen Seite, will aber so recht kein richtiges Hiwatt-Feeling aufkommen lassen. Hier hätte ich mir ein etwas subtiler ausgeprägtes Bassfundament und dafür etwas mehr Dynamik und strahlendere Höhen gewünscht. Sowohl für den cleanen als auch den verzerrten Sound, gefielen mir die drei anderen Foxgear-Amps deutlich besser.

In Verbindung mit einem Audio-Interface, kann die Varicab-Schaltung durchaus überzeugen. Ich weiß zwar nicht, ob ich zwangsläufig eine Studioaufnahme damit bestreiten würde – für ein gut klingendes In-Ear-Monitoring oder aber ein FoH-Signal in einem Live-Setting finde ich den Sound dank seiner Flexibilität vollkommen ausreichend. Was die Lautstärke betrifft, liefern die kleinen Kisten nicht ganz so urgewaltige Ergebnisse wie die AMP1-Verstärker – trotzdem dürfte der Pegel immer noch für die allermeisten Szenarien ausreichen. Preislich sind die kleinen Foxgear Amps mit je 249 Euro natürlich unheimlich attraktiv und es ist schon erstaunlich, wie viel Lärm hier für relativ wenig Geld zu bekommen ist.

Mehr Informationen zur Foxgear-100w-Serie gibt es auf www.foxgeardistribution.net

PLUS

  • kompaktes Format
  • einfaches Layout
  • Klangqualität (bis auf HW-103)
  • Varicab-Feature
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

MINUS

  • klangliche Abstimmung beim HW-103

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Wirklich Sinn vom Gewicht her machen diese Amps ja nur, wenn man live direkt ins Mischpult geht und gar keine Boxen mehr mitnehmen muss. (die sind in aller Regel ja um einiges schwerer als ein Top Teil – nicht jeder hat ein 30kg Teil). Allerdings weiß ich nicht, wie sich das live spielt und wir hoch die Kontrolle des Sounds auf Bühne und im Saal dabei ist.(noch nie ausprobiert). Wäre ein interessanter Artikel für GB.

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    1. Die Kontrolle über den FOH Sound hast Du meines Erachtens nach sowieso nur, wenn Du einen sehr guten Draht zum FOH Mischer hast oder es selbst machst.

      Aus eigener Erfahrung (Line 6 Helix und reines In Ear, Silent Stage) ist das mit dem Monitor Sound perfekt – ich möchte nichts anderes mehr und vermisse auch nicht den immerwährenden Ärger aus „dreh mal Deinen Amp leiser“ und matschigem Bühnensound. Wir haben komplett auf IEM umgestellt – im Proberaum und live – und ich möchte nicht wieder zurück.

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  2. Nein, für Gitarristen, die das Feeling einer Box trotzdem hinter sich wollen, ist das die Lösung – gerade beim Amps von Blueguitar. Nicht jeder mag IEM.

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    1. Ich mag halt lieber Old School ein Verstärker hinter mir den ich regeln kann ohne zu knien! Von daher wäre so ein BluGuitar Amp als Top das ideale für mich.

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  3. Das hohe Gewicht meines Fender Twin Reverbs war der Grund warum ich mich für einen kleinen, aber dennoch lauten Victory Duchess mit einer 1X12 Box, mit Jensen Neodym-Lautsprecher entschieden habe. Ich hatte mal diesen H&K Black Spirit 200, die Sounds haben mir nicht zugesagt, anderen gefällt er, ist ja auch immer eine Geschmackssache. Den Blu-Guitar Amp werde ich mal testen.

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  4. Also, einer der besten Pedalboard Amps fehlt !
    Hughes&Kettner Ampman !!!
    Der kann gleichzeitig über XLR Ausgang incl red box mit vielen unterschiedlichen box Simulationen UND mit Ausgang für eine Gitarrenbox. Es lässt sich beides separat regeln / Lautstärke. Das bedeutet : man geht über XLR an die PA und kann gleichzeitig die Gitarren Box quasi als eigenen Monitor betrieben . Soweit ich weiß können die meisten pedalboard Amps das nicht gleichzeitig .
    Der Ampman hat viele Einstellmöglichkeiten und macht einen Bombensound. Verträgt sich auch sehr gut mit Overdrive / Distortion Pedalen

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