Überflieger

Metal-Masterpiece! Framus Wolf Hoffmann WH-1

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(Bild: Dieter Stork)

Einer der weltweit populärsten deutschen Gitarristen ist sicherlich Wolf Hoffmann. Mit seiner Band Accept war er in den 70ern Wegbereiter für den Metal-Boom in Deutschland, veröffentlichte 1997 und 2016 Alben mit Rockversionen klassischer Musik, lässt in seine Soli oft entsprechende Zitate einfließen, ist als professioneller Fotograf aktiv und seit über zehn Jahren Endorser für Framus. Wir haben seine neue Teambuilt-Signature-Gitarre unter die Lupe genommen.

Der extrem hohe Qualitätsstandard der Framus-Gitarren und -Bässe dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, speziell die der Custom-Shop-Masterbuilt- und Pro-Series-Teambuilt-Reihen. Eine Untergruppe letzterer ist die Artist-Series, in der sich Wolf Hoffmann in bester Gesellschaft von William DuVall, Devin Townsend und Stevie Salas befindet.

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RUMPF, FLÜGEL & SAITENLEITWERK

Selbst mit kritischstem Blick ist nicht auszumachen, dass die WH-1 einen durchgehenden Hals besitzt. Dazu wurden das deckend schwarze Finish und die spiegelglatte Politur zu perfekt ausgeführt. Abgesehen vom Griffbrett aus Tigerstripe-Ebenholz haben wir es mit einer kompletten Ahornkonstruktion mit angeleimten Flügeln zu tun. Während der Korpusrücken völlig plan ist, hat Framus der Decke in Querrichtung eine Wölbung spendiert. Zusammen mit den großzügig verrundeten Kanten verleiht das der WH-1 eine gewisse Eleganz und mindert zugleich ihr Gewicht.

(Bild: Dieter Stork)

In der Nähe des unteren Warwick-Security-Lock-Gurt-Pins trägt ein solider Göldo-Buchsentopf die Klinkenbuchse. Während das E-Fach, in dem auch die per einfachem Batterie-clip angeschlossene 9-Volt-Batterie der Fishman-Elektrik in einer Halterung haust, Oberkante bündig von einer Kunststoffplatte abgedeckt wird, bleibt die Federkammer offen.

(Bild: Dieter Stork)

Der aus ergonomischer Sicht eher traditionell gestaltete Halsübergang vollzieht sich zwischen den Bünden 17 und 19. Dennoch lassen sich die obersten Lagen zumindest bis zum 22. Bund stressfrei bespielen. Lediglich der obere Gurtknopf stört ein wenig in der Handfläche, erst Recht wenn Gurt und Security Lock befestigt sind. In jedem Fall aber punktet der Hals mit einem nicht allzu dicken ovalen C-Profil, welches meine Hand perfekt ausfüllt.

Leicht gerundete Griffbrettkanten und vorbildlich bearbeitete Small& High-Bünde, die ich als etwa 0,3 mm höhere 50s-Vintage-Frets beschreiben möchte, bereiten Spielspaß pur. Dank Framus’ Invisible Fret Technology bleiben die Bundstege seitlich unsichtbar, und die abschließende PLEK-Bearbeitung verleiht den Bünden nicht nur den letzten Schliff, sondern ermöglicht zudem eine sensationelle Saitenlage. Edle Block Inlays aus Perlmutt mit eingefügten Abalone-Dreiecken und fluoreszierende Sidedots markieren die Lagen, letztere sogar im Dunkeln.

Auch der optimal nivellierte FR-Klemmsattel beteiligt sich an der flachen Saitenlage und führt die Schwingdrähte zu den smooth und präzise arbeitenden GraphTech-Ratio-Locking-Tunern. Deren unterschiedliche Übersetzungen ermöglichen, dass jede Saite auf Umdrehungen der Tuner identisch reagiert und bieten damit ein ganz besonderes Stimmerlebnis. Korpusseitig treffen wir auf ein werksseitig perfekt justiertes original Floyd-Rose-Vibrato mit Schaumstoffdämpfung in der Deckenfräsung.

(Bild: Dieter Stork)

Die elektrische Wandlung der Saitenschwingungen übernehmen für Wolf Hoffmann modifizierte aktive Fishman-Fluence-Pickups, und zwar ein Singlecoil in der Halsposition und ein Humbucker am Steg, beide höhenjustierbar montiert. Verwaltet werden sie per Dreiwegschalter und Master-Volume-Poti mit Pull/Push-Funktion, die dem Steg-Pickup mit den Betriebsarten Voice-1 und -2 die Peak Frequencies 720 Hz bzw. 1,8 kHz und damit unterschiedliche Klangfarben und Ausgangspegel entlocken.

(Bild: Dieter Stork)

ABFLUG

Erwartungsgemäß lässt sich die Framus WH-1 vorzugsweise im Stehen spielen, wobei sie völlig ausgewogen und in ergonomisch günstiger Position am Gurt hängt. Auch im Sitzen empfiehlt sich der Gurt, da es erstens keine rutschhemmende Gummieinlage an der unteren Korpuszarge gibt, und zweitens ein gerader Stecker – anders als ein gewinkelter – in der Klinkenbuchse das Halten des unteren Korpusflügels zwischen den Beinen verhindert.

Ansonsten bietet die Gitarre dank vorzüglichem Halsprofil, top bearbeiteten Bünden, leichtgängigem Volume-Poti, geringem Gewicht und nicht zuletzt besten Schwingeigenschaften allerhöchsten Spielkomfort. Mit Bestwerten hinsichtlich Ansprache, Tonentfaltung, Dynamik und Sustain spielt sich die WH-1 förmlich wie von selbst. Klasse! Unverstärkt gibt sie sich lautstark, kraftvoll, spritzig, vital, wunderbar ausgewogen und obertonreich und zeigt präzise Artikulation und Saitentrennung.

Am cleanen Amp glänzt der Fishman-Fluence-Wolf-Hoffmann-Humbucker mit perfekter Balance und luftiger Transparenz, liefert konkrete, straffe Bässe, stringente Mitten, klare Höhen, seidige Obertöne und toppt das Ganze mit exzellenter Dynamik. Im Voice-1- Modus – bei gedrücktem Master-Volume-Regler – verleiht die Resonanzfrequenz von 720 Hz dem Steg-Pickup vollmundige aber stets definierte Bässe, kraftvolle durchsetzungsstarke Mitten und knackig klare Höhen.

Zieht man den gerändelten Reglerknopf nach oben, sinkt der Ausgangspegel ein wenig und Voice-2 erhöht die Peak-Frequenz auf 1,8 kHz, was das Klangbild ausdünnt und bei leicht reduzierten Bässen etwas schlanker macht. Dies zeigt sich vor allem bei Cleansounds, während mit zunehmender Verzerrung der Unterschied zwischen Voice-1 und -2 schwindet.

(Bild: Dieter Stork)

Der Fishman-Fluence-Singlecoil kommt ohne Multi-Voice-Schaltung und entpuppt sich klanglich als Strat-Pickup, dem die Verbindung von Ahorn-Body und -hals mehr Spritzigkeit, Transparenz, ein gehaltvolles Obertonspektrum, dafür aber deutlich weniger Output beschert. Bluesige Clean- und angezerrte Leadsounds sind seine Stärken, aber auch im High-Gain-Betrieb zeigt er Qualitäten, da kompakte, niemals wummernde Bässe die Sounds nach unten abrunden.

Beide Fishman Fluence-Pickups liefern sowohl im Clean- als auch Distortion-Modus definierte, transparente, durchsetzungs- und ausdrucksstarke Klänge – je nach Anschlagsintensität samtweich bis bissig – mit standfestem Sustain und präziser Saitentrennung. Was besonders auffällt? Na, selbst bei High-Gain-Zerre null Nebengeräusche! Das leichtgängige, sehr gleichmäßig und nuanciert agierende Volume-Poti gestattet präzise Kontrolle, zumal beim Reduzieren des Ausgangspegels keinerlei Höhenverluste festzustellen sind.

RESÜMEE

Mit der Wolf Hoffmann Signature WH-1 bestätigt Framus erneut sein extrem hohes Fertigungsniveau. Neben penibler Verarbeitung (Finish, Politur, Fret Job, Setup) und vorzüglicher Spielbarkeit überzeugt sie auch klanglich auf ganzer Linie. Schwingfreude, tolle Ansprache und Dynamik, und das FR-Vibrato scheint hier das Sustain sogar zu unterstützen.

Die aktiven Fishman-Fluence-Pickups liefern exzellente, vielfältige, ausdrucksund durchsetzungsstarke Clean- bis High-Gain-Sounds, alle frei von Nebenräuschen. Die Voice-Schaltung entlockt dem Steg-Humbucker und der Kombi mit dem Singlecoil zusätzliche Klangvarianten. Ungeachtet dessen hat mich die WH-1 echt angefixt, u.a. auch weil Halsprofil und Bünde exakt mein Ding sind, und sicherlich nicht nur meins.

PLUS

● Ansprache, Dynamik & Sustain
● Sounds
● Qualität Hölzer & Hardware
● Fishman-Fluence-Pickups
● Spielbarkeit & Saitenlage
● Verarbeitung
● Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2022)

Produkt: Gitarre & Bass 3/2023 Digital
Gitarre & Bass 3/2023 Digital
Im Test: Fender Je¬ Beck Stratocaster, E-Gitarre +++ König & Brüggen Juli, E-Gitarre +++ 48ers Loveliner, E-Gitarre +++ Rocktile Vinstage ST- und T-Style, E-Gitarren +++ Ibanez FRH10N-BSF, E-Nylonstring +++ Lakota DWG-5000 & DWG-6000, A-Gitarren +++ Schecter Corsair Bass, E-Bass +++ Ibanez SR5FMDX2-NTL, E-Bass +++ amp // box // fx // zubehör +++ Harley Benton Sugar & Spice, FX-Pedal +++ Blackstar Dept.10 Amped 2, Amp im Pedalformat +++ Solar Guitars Chug Pedal +++ Two notes ReVolt Bass, Preamp +++ Darkglass DFZ, Fuzz-Pedal +++ KHDK Gojira Drive, OD-Pedal

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