Die Perlen des Gebrauchtmarkts

Kleinanzeigen Heroes: Marathon MJG-1000

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Günstige Arbeitstiere, unterschätzte Underdogs, übersehene Youngtimer und vergessene Exoten: In den „Kleinanzeigen Heroes“ stellen wir euch die Geheimtipps des Gebrauchtmarkts vor, die einen maximalen „Bang for the buck“ liefern.

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(Bild: Lothar Trampert)

Marathon MJG-1000

Jazzgitarren der 1970er- und 1980er-Jahre aus Japan sind teuer geworden. Alle, denen das Budget hierfür fehlt und die auch nicht Jahre auf ein Schnäppchen oder einen falsch eingetippten Sofortkaufpreis warten wollen, wagen vielleicht mal einen unverkrampften Blick nach Westen, ins nur wenige hundert Seemeilen entfernte Südkorea.

Denn wer nach frühen Korea-Modellen von Epiphone, Marathon oder Samick sucht, hat gute Chancen, für kleines Geld eine sehr brauchbare Archtop zu finden. So zum Beispiel die schöne Gibson-L-5-Kopie Marathon MJG-1000 aus der Replay Series. Sie wurde in den 1980er-Jahren von Samick in Südkorea gefertigt und war mehr oder weniger identisch mit der Samick-gelabelten EG-794 – dieses Grundmodell war u.a. auch als Hondo HL5 Fatboy, Antares ASA-25, Antoria EG-794 Jazzmaster, Sebring JS-20, Orion FA-25, Tamaki und ganz ohne Markenname im weltweiten Handel. Manche dieser Gitarren hatten einen dem klassischen L-5-Saitenhalter nachempfundenes, andere, spätere Modelle ein Byrdland-ähnliches Tailpiece.

(Bild: Lothar Trampert)

GUTE SUBSTANZ

Die hier zu sehende Marathon MJG1000BS hat ein wunderschön gealtertes Sunburst, ist sehr sauber verarbeitet, Decke, Boden und Zargen bestehen aus laminiertem Ahorn, und das Palisander-Griffbrett ist ebenfalls mit mehrfachem Binding sauber eingefasst – sogar mit Fret-Edge-Binding, das also an den Bundenden hochgezogen ist! Schön gemaserte Hölzer, eine frei verschiebbare und höhenverstellbare Archtop-Bridge, ein fast klassischer, schwerer L-5-Typ-Saitenhalter in Gold – das hat was!

Ich hatte bisher drei verschiedene Instrumente dieses Typs in der Hand, und alle boten eine verlässliche Qualität und den speziellen Charme einer mehrere Jahrzehnte alten E-Gitarre. Alle diese Gitarren waren technisch OK, was für die vor 40 Jahren verbauten Hölzer und Bauteile spricht, ließen sich gut einstellen und ermöglichten sehr gute Bespielbarkeit bei tollem, warmem Sound – so wie es sein soll! Und diese Gitarre kann auch Blues und Funk, denn sie hat noch eine kleine Besonderheit: Die Tonabnehmer – zwei Humbucker – sind splitbar und können mittels der beiden hinteren Push/Pull-Potis einzeln auf Singlecoil-Funktion geschaltet werden – was absolut großartig klingt, insbesondere wenn man z.B. dem warmen Hals-Humbucker den Singlecoil-Steg-Pickup beimischt. Auf diese Art sind jede Menge verschiedener Sounds möglich.

(Bild: Lothar Trampert)

SAMICK

Die 1958 gegründete, auf akustische Musikinstrumente spezialisierte Firma Samick, hat ab 1972 auch E-Gitarren gebaut, ab 1976 unter dem Label Hondo II. Um 1980 gab es dann auch mal in Japan gefertigte Samick-Instrumente: Die Professional Series wurde von Tokai und Matsumoku produziert, die Deluxe Series ab 1981 dann aber wieder im eigenen Werk in Korea. Mit diesem kleinen Business-Ausflug hatte der Hersteller vor allem dazulernen wollen. Die Qualität der in den folgenden Jahren für Epiphone und Marathon gebauten Instrumente belegt das deutlich. Epiphones frühe Emperor-Modelle sind z.B. wirklich tolle Gitarren. Die Hondo HL-5, das Samick-L-5-Urmodell, gab es bereits ab 1978, die Samick EG-794 folgte um 1981, die Marathon MJG1000 wurde, wie die Sebring JS20 und VS205, dann ab ca. 1987 und nur bis 1990 gefertigt; sie war in Sunburst und Natur-Finish lieferbar.

PREISE

Zum Marktpreis: Ich habe in den bekannten Portalen schon einige Marathon-L-5-Modelle für 350-500 Euro entdeckt, eine Sebring für 800 Euro und eine sehr schöne Hondo Fat Boy sollte in den USA sogar 1500 Dollar bringen. Was zeigt: Hier ist noch echtes Potenzial für Entdeckungen. Denn bis ca. 700 Euro sind diese von Samick gebauten Archtops der 80er-Jahre wirklich tolle Instrumente. Keine Frage, dass viele neuere Ibanez-Jazz-Gitarren der Mid-Price-Klasse, die den Gebrauchtmarkt überfluten, da qualitätsmäßig mithalten können. Daher ist es dann einfach eine Bauch-Entscheidung, ob man mehr auf den Neo-Vintage-Charme eines originellen koreanischen Oldies oder die sauber gefertigte und technisch einwandfreie chinesische Massenware steht. Alles Geschmacksache.


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2024)

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich vermisse hier besonders die alte,noch in Japan gefertigte Aria Pro TA 40/50 Semi-Gitarre aus der damaligen Titan Serie,die heute,wegen ihrer akkuraten Verarbeitung und dem Klang sehr gefragt ist.

    Im Grunde ist es eine Gibson B.B. King „Lucille“ zu einem Gebrauchtpreis,der sich derzeit zwischen 900,- bis 1000,-€ bewegt.

    Es ist eine sehr gute Gitarre,die aus besonders hochwertigen Hölzern (Regenbaum/Sycamore Wood) mit schöner Holzmaserung gebaut wurde.

    Vor über 10 Jahren erstand ich solch ein Modell mit passendem €piphone Hardshellcase im sehr guten Gebrauchtzustand noch für 800,- €uro.
    Sie wurde damals vom Vorbesitzer sehr oft live gespielt,und klingt bis heute einfach traumhaft. Diese Aria Gitarre aus Japan ist wirklich top.

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