Guitar Guru: ESP & Gallan

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Gallan- und eine ESP-Gitarre.

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Guten Tag! Ein Bekannter von mir hat einen Dachbodenfund gemacht. Es handelt sich offensichtlich um ein Instrument der japanischen Marke Gallan, über die ich im Internet erfahren konnte, dass unter diesem Namen in den 1970er-Jahren recht hochwertige Kopien von Klassikern amerikanischer Marken vertrieben wurden. Ich konnte Bilder von ansprechend aussehenden Les-Paul-, SG- oder Firebird-Modellen finden. Das von meinem Bekannten gefundene Modell ist im gesamten Internet nicht auffindbar und meiner gefühlten Einschätzung nach auch eher aus den 1960er-Jahren. Die Machart ist erheblich weniger wertig als die der im Netz im Bild zu findenden Gallan-Instrumente. Der Fund meines Bekannten hat in jedem Fall mein Interesse geweckt und ich hoffe auf diesem Weg mehr über dieses Instrument erfahren zu können.

Holger

Die mageren Ergebnisse bei deiner Recherche überraschen mich nicht, denn tatsächlich ist die Marke Gallan ein schönes Beispiel dafür, wie unübersichtlich und verwirrend die japanische Gitarrenprodutkion in den 1960er- und 1970er-Jahren war. Richtig ist, dass es recht hochwertige Kopien von bekannten US-Designs unter der Marke Gallan gibt. Diese wurden nach Einschätzung von Experten von Tokai Gakki gebaut, gesichert ist das allerdings nicht. Wie du festgestellt hast, will das nicht so recht mit der Qualität deines Dachbodenfunds zusammenpassen.

Hier zeigt sich, dass unter dem gleichen Markennamen auch von verschiedenen Herstellern Gitarren gebaut wurden. Im vorliegenden Fall ist es gar nicht so einfach, den Hersteller festzustellen. Das Modell an sich ist in Deutschland relativ häufig, allerdings meistens in der Variante mit zwei Pickups und einem versenkt in den Body montierten Vibrato, ähnlich wie bei einer Jaguar. Dieses Modell findet man unter verschiedenen Markennamen, z.B. auch Audition (die Musikinstrumenten-Marke von Woolworth).

Wem die Marke Gallan einst gehörte, lässt sich leider nicht mehr feststellen – vielleicht, wie so oft, einem lokalen Musikfachhandel. Oftmals wurden die verwendeten Markennamen nicht mal offiziell registriert. Der Korpus ist klein und dünn, das Material ist Sperrholz. Beim Hals bin ich mir nicht ganz sicher, aber um Ahorn handelt es sich nicht. Der Tonabnehmer ist eine in der Höhe nicht verstellbare Variation des sogenannten „Goldfoil“-Pickups – durchaus mit charmanter Tonentfaltung.

Ein weiteres Distinktionsmerkmal ist das Fehlen eines Nullbundes sowie der Zugang zum Halsstab an der Kopfplatte, weshalb z.B. Kawai/Teisco und Sakai als Hersteller wegfallen, von denen die meisten preisgünstigen Kaufhausgitarren in den frühen 1970er-Jahren stammten. Ich tippe eher auf eine günstige Chushin-Gakki-Baureihe. Ich schätze, sie stammt aus den frühen 1970er-Jahren. In vollrestauriertem, spielbaren und vor allem genießbaren Zustand kann man für diese Variante mit einem Pickup ca. € 150 bekommen, mehr ist in der Regel nicht drin.

Guitar Guru


Hi, ich habe am 04.09.1985 im No1 Musikcenter HH (Damals noch in der Talstraße) eine ESP Mirage Translucend Blue gekauft, die mich durch viele heiße Gigs begleitet hat – sie spielt sich wie Butter. Ich habe jetzt versucht ein paar Informationen über diese Gitarre zu bekommen, da ich sie verkaufen möchte, kann aber weder das genaue Modell, noch das Baujahr ermitteln. Eventuell ein Custom Modell? Es ist eine Mahagoni-Strat-Type mit Maple Neck und einem ESP-Humbucker, Volume/Treble und einem speziellen Messerkanten-Tremolo. Der PU wurde später gegen einen SH4 getauscht und zusätzlich mit einem Mini-Switch splitbar gemacht. (Rockinger Blackbox und Stringtree wurden auch nachgerüstet).

Toddy

Deine Gitarre stammt aus der allerersten Mirage-Serie, die von ESP im Jahr 1984 vorgestellt wurde. Es handelt sich dabei um das Modell „Mirage Standard“, daneben gab es noch die Deluxe, Special und Custom, alle Teil der sogenannten ESP-600-Serie. Die Standard hatte im Unterschied zu den anderen Modellen ein gefärbtes Ahorngriffbrett; es gab sie in Transparent Blue und Transparent Cherry Red. An Hardware kam der ESP-Custom-Humbucker und das ESP-Flicker-II-Bridge-System zum Einsatz.

Die ESP-Seriennummern vor 1988 sind schwer einzuordnen, da Aufzeichnungen verlorengegangen sind. Der ESP-Support kann hier aber weiterhelfen. Aufgrund Deines Kaufdatums sowie der Einführung der Serie kann man aber entweder von 1984 oder 1985 als Baujahr ausgehen. Eine preisliche Einordnung ist hier schwierig. Diese ersten Mirages sind sehr selten, aber Seltenheit allein bestimmt nicht den erzielbaren Preis. Ich habe derzeit ähnliche Modelle, allerdings die mit mehreren Pickups, für zwischen € 800 und € 1.000 gesehen. Vermutlich könnte man für Deine Mirage wahrscheinlich etwas weniger erzielen, es kommt da auch auf Geduld an.

Guitar Guru

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

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