Starke Links-rechts-Kombination

Doppelschlag in Gold: Fender Duel Pugilist Distortion im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Mit dem Duel Pugilist bringt Fender ein Drive-Pedal auf den Markt, das nicht nur mit einem originellen Namen sondern auch einem elaborierten Konzept punkten will. Was bietet das „Faustkämpfer-Duell“ auf – und welche Treffer kann es damit landen?

Insgesamt 13 (!) Drive-Pedale hat Fender mittlerweile im Angebot, eines davon sogar für Akustikgitarre. Das neue Duel Pugilist ist die komplexeste Kreation der gesamten Range. Es basiert auf der Standard-Ausführung, bei der sich zwei Kanäle auf verschiedene Arten kombinieren lassen – allerdings immer nur am Stück, separate Einsätze sind dort nicht abrufbar. Dies bietet Fender nun mit dem Duel Pugilist an. Verfolgt man die Boxer-Analogie, kommen einem hierzu schnell Begriffe wie „Doppelter Haken“ oder „Eins-Zwei-Kombination“ in den Sinn – nimmt man den Goldjungen in die Hand, fällt zudem auf, dass er mit rund einem Kilo auf der Waage alles andere als ein Leichtgewicht ist. Und damit verabschieden wir uns auch gleich wieder aus dem Ring und seiner Faustkampf-Metaphorik und schauen uns die jüngste Drive-Kreation der Kalifornier näher an.

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KONZEPT

Generell handelt es sich um ein Doppel-Drive-Pedal, bei dem sich die beiden Kanäle einzeln oder in Kombination nutzen lassen. Der Hauptfußschalter mit der Bezeichnung „Bypass“ schaltet das Gerät quasi scharf, die beiden Switches für die Kanäle rufen dann den jeweiligen Sound ab. Ist Bypass nicht aktiviert, gibt es keine Distortion – auch wenn beide Kanäle leuchten. Das heißt, dass ich mir vorher einen Sound anwählen kann und ihn dann via Bypass aktiviere, bedeutet aber auch, dass ich einen zusätzlichen Schalter im Blick haben muss. Außerdem ist es nicht vorgesehen, dass man mit einem Tritt zwischen zwei Kanälen wechselt, wie es bei einigen anderen Doppel-Drives der Fall ist. Der zweite entscheidende Punkt ist die Möglichkeit der Kombination von „Dist A“ und „Dist B“. Dazu sitzt auf der linken Seite des Bedienfelds ein kleiner Dreifach-Schalter namens „Mode“, dessen Beschriftung sich nicht unbedingt auf den ersten Blick erschließt.

(Bild: Dieter Stork)

Generell werden die Optionen „Seriell“ und „Parallel“ angeboten, Letzteres in zwei verschiedenen Formen. Seriell – beim Pugilist „Series“ genannt – entspricht dem klassischen Stacking zweier separater Einheiten, in diesem Fall wohl Kanal A in Kanal B, Fender gibt da keine genauere Auskunft. Alternativ können beide Einheiten auch nebeneinander agieren. Dann kommt das über dem Mini-Schalter sitzende Blend-Poti ins Spiel. Es regelt das Verhältnis der beiden Kanäle in den beiden Parallel-Modi „Mute“ und „Bypass“, im seriellen Betrieb ist es deaktiviert.

Wie unterscheiden sich die beiden Varianten? Wenn beide Kanäle aktiviert sind, gar nicht. Dann kann man den Mini-Toggle vom oberen in den unteren Modus schalten und hört keinen Unterschied. Relevant wird es erst, wenn eine der beiden Units deaktiviert ist. In der Schalterstellung „Bypass“ liegt dann statt der zweiten Distortion-Einheit das unbearbeitete Eingangssignal an deren Stelle an, bei „Mute“ wird das Signal weggenommen und nicht ersetzt. Im ersten Fall ergeben sich dadurch zusätzliche Misch-Optionen, man kann den Zerranteil des gewählten Pugilist-Kanals dann dem Input stufenlos hinzufügen, im zweiten stellt man einen Hauptsound ein und schaltet dann auf Wunsch eine zweite Zerr-Option im gewählten Verhältnis hinzu. Da diese Optionen einen wesentlichen Teil des Konzepts darstellen, startet dieser Text mit einer etwas ausführlichen Vorstellung des Aufbaus. Und dazu auch gleich eine kleine Einschränkung: Die Bezeichnung der Parallel-Modi erschließt sich nicht unbedingt auf Anhieb. Wenn es einmal klar ist, spielt das aber keine größere Rolle mehr. Die grundsätzliche Sound-Abstimmung der beiden Kanäle entspricht der des „Einfach“-Pedals. Der Mehrwert ergibt sich also in erster Linie aus den schaltbaren Optionen.

LUXUS-AUSSTATTUNG

Doch das ist natürlich nicht alles, denn das Duel Pugilist hat ein weiteres sehr effektives Werkzeug an Bord: Den Zweiband-Master-EQ mit Reglern für Höhen und Bässe, über das sich das Pedal unabhängig der beiden Gain-Stufen sehr gut und komfortabel an das weitere Equipment, speziell den Amp und die Gitarre anpassen lässt. Die beiden Kanäle besitzen zusätzlich je einen eigenen Tone-Regler, der den Höhenanteil steuert. Und wo wir gerade beim Thema Komfort sind: Auch den Duel Pugilist hat Fender mit einer Poti-Beleuchtung ausgestattet. Sie lässt sich an der Stirnseite des Gerätes aktivieren, dann erstrahlen die Regler und lassen sich auch bei schlechten Sichtverhältnissen sehr gut ablesen. Das eloxierte Alu-Gehäuse im Goldgewand macht generell einen sehr guten Eindruck, die Anschlussmöglichkeiten beschränken sich allerdings auf je einen Ein- und Ausgang sowie den Anschluss für das obligatorische Netzteil. Eine Fernsteuerung zum Beispiel der Blend-Option per externem Pedal ist nicht vorgesehen.

(Bild: Dieter Stork)

Wer das Einfach-Pugilist kennt, weiß, dass Fender beiden Kanälen ähnliche Voicings spendiert hat, wir haben es hier also nicht etwa mit einer Kombination aus Transparent- und Midboost-Drive zu tun, die Kanäle unterscheiden in erster Linie durch ihre mögliche Gain-Menge. Distortion A tönt im Vergleich zu Kanal B etwas offener und mit weniger Drive, dieser wartet entsprechend mit mehr Zerre und Kompression auf. Aber ihre Grundcharaktere sind nicht sehr weit voneinander entfernt.

IM EINSATZ

Zunächst fällt auf, dass sich der Ton leicht verändert, wenn man das Duel Pugilist via Bypass ins Spiel bringt – und ohne dass einer der beiden Distortion-Kanäle aktiviert ist. Im konventionellsten der drei Modes, „Series“, lässt sich etwa mit Kanal B ein Grundsound erzeugen, der dann von Kanal A weiter angeschoben und gesättigt wird, etwa für Soloparts oder heftigere Drive-Sounds.

Alternativ kann Distortion A vorlegen und dann in Sachen Pegel und Verzerrung von Distortion B auf die nächste Ebene gehoben werden. Je nach Stellung der Regler für Gain und Level geht es dabei auch ordentlich zur Sache, allerdings bleibt das Pedal in jeder Einstellung musikalisch, extreme Settings sind in Kombination mit passiven Pickups und einem clean eingestellten Amp nicht sein Metier. Hier deckt das Duel Pugilist viel mehr die Range von klassischem Rock bis hin zu traditionelleren Metal-Spielarten ab. Und das tut es sehr gut und dank der umfassenden Regelmöglichkeiten auch äußerst nuanciert. Allein mit dieser Kombination werden viele Gitarristen sehr gut leben können.

Wechselt man während des Spiels zwischen dem seriellen und einem der parallelen Modi, können je nach Position vor allem der Level-Potis größere Lautstärkesprünge eintreten. Hier lässt sich dann das Verhältnis der beiden Units über das Blend-Poti akkurat einstellen – und die oben bereits erwähnten Optionen in Kombination entweder mit dem Eingangssignal oder mit Stille ausloten. Die Kopplung von einem unbehandeltem und einem verzerrten Signal allein birgt da schon einiges an Experimentierpotential – etwa, wenn man einem anliegenden Modulationssound schrittweise Distortion hinzufügt. Mit dem Duel Pugilist bietet Fender all jenen Gitarristen, die den Sound der Single-Version schätzen – oder ganz einfach ein vielseitiges Zerrpedal suchen –, einen umfangreich ausgestatteten Doppel-Drive an, der stilistisch breit aufgestellt ist.

RESÜMEE

Das Duel Pugilist ist ein Drive-Pedal zum Entdecken. Mit drei Fußschaltern und dem Mini-Toggle verfolgt es ein eigenes Konzept, das sich nach kurzer Einarbeitung schnell erschließt und eine Vielfalt an Optionen bietet. In Sachen Sounds lehnt es sich an die bekannte Single-Version an und deckt dabei die breite Range von Rock bis hin zu konventionelleren Metal-Spielarten ab. Damit präsentiert sich Fenders jüngster Distortion-Streich als Allrounder für Gitarristen, die gerne mit einem Plus an Optionen arbeiten.

PLUS

  • zwei Zerr-Kanäle
  • Grundsounds sehr homogen abgestimmt
  • verschiedene Kombinationen via Mode möglich
  • Summen-EQ


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2022)

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