Those Were The Days

Test: Epiphone Masterbilt Zenith & Olympic

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Epiphone Masterbilt Zenith Olympic
(Bild: Dieter Stork)

Heute als Budget-Label von Gibson wahrgenommen, war Epiphone einstmals der führende Hersteller exquisiter Gitarren, Mandolinen und Banjos.

Die Firma saß in New York, Epi Stathopoulo lenkte die Geschicke des Familienbetriebes und das Ganze ist gut und gerne 100 Jahre her (2013 feierte man das 140- jährige Jubiläum). 1931 präsentierte die Epiphone Banjo Company die Masterbilt-Serie – sieben Archtop-Akustik-Gitarren-Modelle – mit Preisen zwischen $ 35 und $ 275. Auch die Zenith und die Olympic waren damals schon dabei, und liegen uns nun in einer Neuauflage – Made in Indonesia – zum Test vor. Können sie an die ruhmreichen Zeiten der griechischen Gitarrenbauer-Familie anknüpfen?

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konstruktion

Schauen wir uns doch die beiden Gitarren mal aus der Nähe an. Die Olympic ist das Einsteigermodell der Archtop-Familie. Sie hat alle typischen Konstruktionsmerkmale dieser Spezies: f-Holes, gewölbter Boden (Mahagoni) und Decke (Fichte, massiv), Longitudinal Bracing (eine Verbalkung in Längsrichtung ohne Überkreuzung der Braces), nicht verleimter Steg, schwebendes Griffbrettende …

Die Saiten hängen hinten in einem Trapez-Saitenhalter aus Aged Nickel, gehen über die Floating Bridge aus Ebonoid – die Stegeinlage beherbergt den Shadow Nanoflex Pickup – und schwingen über eine Mensur von 640 mm bis zum Sattel aus Knochen.

Der kräftig dimensionierte Hals ist in fünf Schichten aus Mahagoni und Ahorn laminiert. Er ist durch ein Dual-Action-Trussrod verstärkt und justierbar, und am 14. Bund in den Korpus eingeleimt. Das Griffbrett ist dann wirklich aus Ebenholz, und nicht aus Imitat, wie die Brücke. Es ist mit 20 schlanken, nicht gerade perfekt polierten Bünden bestückt und zeigt runde Perloid-Inlays an den üblichen Positionen. Ein wahrer Augenschmaus ist die Kopfplatte, die die goldene Swing-Ära stilecht aufleben lässt. Sehr passend unterstützt wird das auch von den historisch korrekt gestylten Tunern mit Crown-Buttons. Die sehen nicht nur toll aus, sondern bieten auch guten Grip und ein präzises Stimmen dank 18:1 Ratio.

Was diese Olympic entscheidend vom Original unterscheidet, ist das Shadow-Acoustic-Pickup-System. In den 30-Jahren gab es sowas natürlich nicht, und die Gitarren hatten große Probleme, sich in Bands akustisch durchzusetzen. Und wenn dann so eine Archtop irgendwann mal mit einem Pickup nachgerüstet wurde, so war dies natürlich ein E-Gitarren-PU – was vom Sound her in eine völlig andere Richtung führte. Hier und heute können wir den Klang dieser Epiphone so verstärken, wie er von Natur aus ist. Big Difference!

Optisch bleibt das alles ganz dezent, der Klinke-Output ist in den Gurtpin integriert, Volume- und Tone-Regler verstecken sich im unteren f-Loch. Das Schwestermodell, die Zenith, gibt es interessanterweise in zwei Ausführungen: mit f-Löchern und mit normalem Schallloch. Wir haben letztere Variante zum Test. Der Korpus ist mittelgroß, stärker tailliert als bei der Olympic, und zur Fichtendecke gesellt sich hier ein Korpus aus laminiertem Ahorn. Etwas aufwendiger als bei der kleinen Schwester ist das Griffbrett gestaltet. Es ist eingefasst und mit Perloid-Inlays versehen, die sich „Falling Snowflakes“ nennen, und jeweils gegenüberliegend in den Ecken eines Bundes sitzen. Die Mensur ist mit 648 mm übrigens etwas länger als bei der Olympic. Auch bei der Zenith hält sich das Shadow eSonic-System bescheiden im Hintergrund. Die Regler ducken sich innen an den Schalllochrand.

Bei der Verarbeitung der Epis ist soweit nichts zu beanstanden, die „Aged Gloss“- Finishes sind tadellos ausgeführt, die Werkseinstellung geht vollkommen in Ordnung.

Epiphone Masterbilt Zenith Olympic
(Bild: Dieter Stork)

praxis

Olympic und Zenith liegen bequem auf dem Schoß. Durch den gewölbten Boden kippen die Epis ein wenig und das Griffbrett kommt gut ins Blickfeld. Das deftige Halsprofil (C-Shape) füllt die linke Hand voll aus – das sind erwachsene aber keinesfalls unbequeme Spielbedingungen. Was den Klang angeht, geht dann aber eine ganz andere Tür auf. Beide Modelle klingen eher leise, verhalten ohne viel Klangvolumen. Da ich eine alte Harmony Monterey aus den Mid-50s besitze, war ich einerseits vorgewarnt, andererseits wusste ich aber auch, was als nächstes passiert: Wenn man nämlich so eine Gitarre für 10 Minuten spielt, hört man sich in dieses Klangbild ein, nimmt die feinen Details genauer wahr und findet den Sound dann ganz „normal“ und absolut wohlklingend.

Mit so einer Archtop kann man ganz vorzügliche Studio-Aufnahmen per Mikro machen. Die nicht so wuchtigen Bässe und die schwache Dynamik-Range werden da plötzlich zum Vorteil, und führen zu tollen Ergebnissen beim Abmischen einer Aufnahme. Diese Masterbilts sind natürlich nicht das, was man einen perfekten Allrounder nennt, aber das wollen sie auch gar nicht sein. Man kann mit ihnen einen sehr authentischen Swing-, Jazz-, Blues-Rhythmus hinlegen – auch Django-artige Sachen lassen sich bestimmt bestens abrufen (wenn man das kann;-). Das Add-on ist dann ja noch, dass man dieses Klangbild, so wie es ist, auch ins elektrisch übertragen kann. Das Fishman eSonic HD System erledigt den Job souverän. Jetzt kommen auch noch knarzige Bottleneck-Solos, Fingerstyle-Begleitungen und Ragtime-Sachen mit ins Portfolio.

resümee

Nichts für jedermann, aber sicher genau das Richtige für so manchen. Optisch-klanglich stimmige Instrumente aus einer anderen Ära – modern auf den Punkt gebracht. Bitte beim Antesten etwas Zeit mitbringen und diesen ungewohnten Sound an sich heranlassen. Es lohnt sich. [2444]

Epiphone Masterbilt Zenith Olympic

Epiphone Masterbilt Zenith Olympic

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2017)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2023
Gitarre & Bass 12/2023
IM TEST: Nik Huber Piet +++ Jackson American Series Virtuoso +++ Guild Polara S-100 Kim Thayil +++ Squier Sonic Precision Bass +++ Fender Tone Master Pro +++ Blackstar HT Club 40 MK III +++ Aguilar SL 110 +++ Beetronics Seabee +++ 901SOUND Fulcrum EXP

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