Workshop

The Art of Bass: Solo Grundlagen

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(Bild: Emanuel Stanley)

Nach der intensiven Beschäftigung mit der Hauptfunktion des Bassisten, nämlich dem Groove-Fundament, möchte ich zur Abwechslung auch einmal den Themenkomplex des Solo-Spiels besprechen.

Hier und da ist auch schon mal ein Bass-Solo gefragt, und da kann es nicht schaden, sich auch damit etwas beschäftigt zu haben.

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Grundsätzlich gibt es beim Bass zwei verschiedene Herangehensweisen:

  1. rhythmisch
  2. melodisch

In der Praxis vermischen sich die beiden Aspekte natürlich, aber man kann in der Tat ein eher rhythmisch, oder ein eher melodisch ausgelegtes Bass-Solo spielen. Gute Beispiele für rhythmische Bass-Soli findet man natürlich im Slap-Bass-Bereich. Diese Technik ist geradezu prädestiniert, ein kraftvolles Rhythmusgewitter zu entfachen. Im Jazz hingegen ist melodisches Spiel über Harmonien gefragt. Hierfür ist theoretisches Wissen über Akkorde und Skalen notwendig, und genau dies soll der Hauptinhalt dieser kleinen Reihe werden.

BASICS

Das Gebiet des Solierens und der Melodik kann fast unendlich vertieft werden, ich will hier einfach nur auf die notwendigen Grundkenntnisse eingehen. Ein melodisches Solo beinhaltet im Wesentlichen fünf Aspekte: Akkorde, Skalen, melodisches Vorstellungsvermögen, Gesang und Licks, was nichts anderes als kleine melodische Schnipsel sind. Die Aspekte des melodischen Vorstellungsvermögens und des Gesangs gehören praktisch zusammen, weil der Gesang die einfachste und natürlichste Möglichkeit ist, Melodien zu kreieren.

Dabei kommt es nicht unbedingt darauf an, dass tatsächlich laut mitgesungen wird – obwohl es durchaus hilfreich sein kann. Es genügt schon ein Mitsummen. Der Gesang kann sogar gänzlich im Kopf stattfinden – wichtig ist nur, dass er stattfindet, denn durch ihn findet das melodische Vorstellungsvermögen seine natürlichste Ausdrucksform. Alles was man sich vorstellen und dann singen kann, ist spielbar, und hört sich auch musikalisch organisch an. Solieren ist eine Art von geistigem Multitasking, denn das Gehirn muss, während es die harmonischen Strukturen analysiert und damit die möglichen spielbaren Töne erfasst, fast gleichzeitig freie, klangvolle Melodien darüber kreieren.

Diese Fähigkeit erfordert ein gewisses Training, das am Anfang schon einmal nüchtern und zäh sein kann. Darüber gilt es sich hinauszuarbeiten, denn hat man diese Grundlagen einmal verinnerlicht, kann man wieder in einen ganz emotionalen Raum des freien musikalischen Ausdrucks eintreten, ganz nach dem Motto: „You got to learn it, and then forget it.“

Um es einmal so zu sagen: um gut grooven zu können, braucht es hauptsächlich ein gutes Bauchgefühl und Emotion. Um gut solieren zu können, braucht es neben diesen Bedingungen aber auch noch ein aktives Hirn, das diese speziellen Inhalte erlernt und trainiert hat. Es braucht sozusagen einen anderen Teil unseres Gehirns – und darin liegt die Hauptschwierigkeit. Bildlich gesprochen braucht das Grooven eine Hirnhälfte, Solieren eine andere. Es dauert unter Umständen eine ganze Weile, bis diese beiden Hirnhälften so gut trainiert sind, dass sie wieder vereint sind. Genau aus diesem Grund findet man auch Spieler, die sehr gute Groover sind, aber weniger gute Solisten, und umgekehrt.

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ANS WERK

Wir beginnen mit den Akkorden. Um Akkorde in ihrem Aufbau und ihren Bezeichnungen zu verstehen, müssen wir zuerst bei Beispiel 1, den Intervallen beginnen.

Beispiel 2 zeigt die Akkorde mit denen wir uns erst einmal beschäftigen wollen. Der erste Akkord ist Cmaj7. Die Zahl 7 bezeichnet die Septime, der Begriff Major (englisch ausgesprochen) drückt aus, dass es sich um die große Septime handelt.

Der Akkord besteht aus dem Grundton C (und nun immer im Bezug zu diesem Grundton), der großen Terz E, der Quinte G und der großen Septime H (englisch B). Die zugehörige Skala ist die ionische Skala. Im allgemeinen genügt die Bezeichnung C major. Oft wird dieser Akkord auch nur mit C und einem kleinen Dreieck geschrieben. Es ist ein Dur-Akkord, welcher immer durch das Vorhandensein der großen Terz in der Akkordgrundstruktur definiert wird.

Der zweite Akkord ist Dm7. Er besteht aus dem Grundton D, kleiner Terz, Quinte und kleiner Septime. Wenn der Begriff Major nicht dabeisteht ist mit der 7 immer die kleine Septime gemeint. Ein Moll-Akkord wird immer durch das Vorhandensein der kleinen Terz in der Grundstruktur definiert. In der Praxis wird der Moll-Charakter oft, wie hier geschehen, nur mit einem kleinen m (Dm7) neben dem Akkord dargestellt. Manchmal sieht man auch Minuszeichen. Die zugehörige Tonleiter ist die dorische Skala.

Der dritte Akkord ist G7. Er besteht aus dem Grundton G, großer Terz, Quinte und kleiner Septime. Die zugehörige Skala ist die mixolydische Skala. Es ist aufgrund der großen Terz ebenfalls ein Dur-Akkord. Dies soll für den Anfang erst einmal genügen.

Hier ein paar Soundbeispiele zu diesem Workshop, die den Klang der Akkorde und Skalen wiedergeben – damit kann man sich gut einhören. Wichtig ist, dass ihr die Akkordstrukturen und die zugehörigen Skalen lernt, in der nächsten Folge geht es dann ans Eingemachte!


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2022)

Produkt: Gitarre & Bass 6/2022 Digital
Gitarre & Bass 6/2022 Digital
IM TEST: Eastman Romeo LA +++ ESP/LTD Mike Schleibaum Signature +++ Mayones Caledonius Classic 5 +++ Hughes & Kettner StompMan +++ Darkglass Exponent 500 +++ Line 6 Catalyst 100 +++ D'Addario XS Nickel Plated Steel Electric Strings +++ JHS Preamp Overdrive +++ Mooer Preamp Model X & Cab X2

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo,
    im Notenbild für den G7-Akkord wird fälschlicherweise die kleine Septime als große Septime bezeichnet. In der Beschreibung ist es korrekt.

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