Workshop

The Art of Bass: New Afrobeats

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Vor genau zehn Jahren habe ich meine Workshop-Reihe bei Gitarre & Bass mit dem Thema ,Afrobeats‘ begonnen. Für mich ist es deshalb eine Art Jubiläum und auch eine gute Gelegenheit, dieses interessante Thema noch einmal aufzugreifen.

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Obwohl alle von der schwarzen Kultur geprägten Musikstile in der westlichen Welt heute sehr präsent sind – allen voran HipHop/Rap – ist die Musik der jeweiligen Ursprungsländer doch eher unterrepräsentiert. Das liegt mit Sicherheit nicht daran, dass diese Musik schlecht ist, sie ist einfach nur anders. Nicht jeder kann mit der afrikanischen Kultur etwas anfangen, insofern ist es gut nachvollziehbar, dass die Musik der in den neuen Ländern entstandenen Mischkulturen den meisten Menschen näher liegt – egal ob es nun Jazz, R&B, Hiphop, Soul, Reggae, Salsa, Soca oder Samba ist.

Afro Music ist harmonisch einfach, rhythmisch tut sich hier allerdings ein äußerst komplexes Universum auf. Während europäische Musik vor allem von harmonischer Vielfalt getragen wird, liegt die Stärke der afrikanischen Stile im Rhythmus. Es ist im Grunde der Rhythmus der Natur, und damit auch der unbefangenen Natürlichkeit. Weil so viele Menschen dies intuitiv empfinden, ist diese Musik so erfolgreich und umspannt den ganzen Globus mit einem neuen, positiven Lebensgefühl.

Afrobeats beruhen meist auf ursprünglichen Trommelrhythmen. Sie sind immer gekennzeichnet von Leichtigkeit und einem intensiven Fluss. Das rhythmische Zusammenspiel der Instrumente steht klar im Vordergrund. Man spielt miteinander, indem man sich rhythmisch ergänzt, jeder trägt seinen Teil zum rhythmischen Geflecht bei. Wenn man es philosophisch betrachten will, so sieht man hier, dass die ursprüngliche Musik ganz und gar aus dem Gemeinschaftsleben geboren wurde. Der Egotrip, das Stargehabe, welches man heute doch leider öfters in der westlichen Musik findet, ist im Umkehrschluss ein Abbild einer neuen, veränderten Gesellschaft, in welcher die Vereinzelung stark zugenommen hat.

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Zu den Grooves: In Groove 1 wird schon sehr deutlich, wie diese Vernetzung funktioniert. Der Schlagzeuger hängt sich an bestimmte rhythmische Eckpunkte der Basslinie – in diesem Fall an die 16tel vor der 2 und die beiden 8tel auf der 3. Dazwischen sorgt er für flüssigen Vortrieb. Das Keyboard spielt ebenso auf die 16tel vor der 2, aber zusätzlich noch auf die 16tel vor der 4. So entsteht eine unabhängige und neue rhythmische Figur – einfach, aber genial!

In Groove 2 hören wir eine typische, ostinate Afro-Basslinie, die mit nur wenigen Tönen die beiden Harmonien höchst effektiv verbindet. Der Gitarrist spielt im Hintergrund eine ebenso treibende Melodie geschickt in die Lücken.

Groove 3 funktioniert wie ein gemeinsam gespielter Trommelrhythmus. Während der Bass den wechselnden Harmonien folgt, wiederholt er zusammen mit dem Schlagzeug permanent das einfache rhythmische Grundmotiv – darüber legt sich eine schlicht gehaltene Gitarrenmelodie. Diese Basslinie ist schwieriger zu spielen als man zunächst denkt.

Etwas seltener hört man Slapbass in der Afro-Musik, aber es gibt ihn, wie man in Groove 4 hört. Hier fließt der amerikanische Einfluss zurück nach Afrika, und damit schließt sich der Kreis … Die Musik ist die einzige Weltsprache, auch das macht sie so wunderbar. Es lohnt sich sehr, das Universum der Afrobeats etwas zu erschließen. Viel Spaß dabei!


(erschienen in Gitarre & Bass 03/2022)

Produkt: Orianthi – die Queen of Shredding
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