Q&A of today:

Stratocaster-Pickups: G-Saite zu laut

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Q: Ich bin glücklicher Besitzer einer schwarzen 1956er Heavy Relic Strat aus dem Fender Custom Shop. Die soll ja die Masterwound Pickups verbaut haben, welche diese staggered Polepieces haben. Nun tritt aber, wie bei den meisten staggered Pickups, das Problem der zu lauten G-Saite auf. Am liebsten hätte ich natürlich ein originales PU-Set aus dem Jahr 1956, aber wer verkauft so was schon? Ich möchte die PUs nicht tauschen, aber kann ich durch das vorsichtige Abschleifen der Polepieces das Problem in den Griff bekommen? Früher war ja auch nix gestaggered.

Phill (G&B-Leser)

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A: Die Polepieces eines Vintage-Fender-Pickups kann man nicht abschleifen. Das würde zum einen unweigerlich die magnetischen Eigenschaften beeinträchtigen und zum anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit den Pickup zerstören. Denn bei Vintage-Pickups ist der Wickeldraht direkt um die Magnet-Polstücke gewickelt. Setzt man einen der Polepieces durch Schleifen einer mehr oder minder starken mechanischen Vibration aus, besteht die Gefahr, die dünne Isolation der Drahtes zu beschädigen. Und damit wäre der Pickup dann zerstört. Dieselbe Gefahr besteht durch die Hitzeeinwirkung, die durch das Schleifen von Metall entsteht. Ich würde also dringend von diesem Experiment abraten!

Abgesehen davon gehört die etwas zu laute G-Saite zum Strat-Sound doch irgendwie mit dazu! Die meisten Strat-Spieler haben sich an dieses Klangverhalten gewöhnt. Damit dieses Phänomen jedoch nicht zu stark auftritt, würde ich empfehlen, die Pickups so einzustellen, wie in unserem Gitarre & Bass-Special: „Gitarren- ABC, alles über E-Gitarren“, auf Seite 125 detailliert erklärt wird. Darüber hinaus bitte keine Pure Nickelsaiten spielen! Denn bei diesen fällt der Lautstärke-Unterschied zwischen den leiseren umsponnenen und den lauteren blanken Saiten besonders stark auf, da die reine Nickel- Umspinnung nicht besonders magnetisch ist. Besser sind hier moderne, vernickelte Saiten wie z. B. D’Addario XL, Ernie Ball Nickel Wound, GHS Boomers und viele mehr.

Bezüglich Original-Pickups von 1956:

1) Bitte niemals (!) solche angeblich originalen Pickups kaufen. Denn es gibt keine! Im Jahr 1956 wurden bei Fender für alle E-Gitarren und Bässe Seriennummern zwischen 9000 und 16.000 vergeben. Da dies nicht chronologisch geschah, ist anzunehmen, dass die Stückzahl eher geringer als 7.000 Stück für alle (!) Fender-E-Gitarren war. Nur ein Teil davon waren Stratocaster und nur ein Teil dieser Stückzahl dürfte die letzten 60 Jahre auch überlebt haben. Auch ist nicht anzunehmen, dass jemand seine alten Pickups aus seinem alten Instrument ausbaut und verkauft. Außerdem sind die Pickups nicht nummeriert und es kann nicht zweifelsfrei ermittelt werden, wie alt sie nun wirklich sind. Also Hände weg!

2) Alle Fender-Stratocaster-Pickups hatten bis Mitte der 1970er Jahre staggered Polepieces. Dein Problem würde also auch mit Original-Pickups von 1956 bestehen bleiben!

3) Es gibt heute zahlreiche Pickup-Hersteller, die hervorragende Replacement-Pickups herstellen. Jeder dieser Hersteller kann dir auf Wunsch ein Pickup-Set mit gleich hohen Magneten oder mit einem „modern Staggering“, also einem dem Griffbrettradius angepassten Höhenverhältnis, herstellen. Du kannst also durch einen einfachen Austausch deiner Fender Pickups dein Problem beheben, vielleicht dadurch einen besseren Sound erzielen und sparst gegenüber einem „originalen“ 1956er Fender-Set eine vierstellige Summe. Und kannst deine Gitarre jederzeit wieder in den Originalzustand zurückversetzen.

André Waldenmaier

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Das Problem hatte ich bei meiner alten früh 70er Strat auch. Ich habe die PUs ausgebaut und den Magnet mit einer Rohrzange ganz vorsichtig und langsam nach unten gedrückt. Bei mir hat die Wicklung keinen Schaden genommen. Vielleicht auch dank des Wachses. Aber das Risiko besteht natürlich.

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  2. Bei Fender-PUs staggere ich die Magneten immer nach – den G-Pol tiefer, den für die D-Saite höher. Mir ist noch nie ein Pickup dabei kaputt gegangen.

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  3. Probiert es doch mal mit einer umsponnenen G-Saite.
    Es gibt da einzelne Saiten zu kaufen und man kann so die G-Saitenstärke gut auf den restlichen Satz abstimmen.

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  4. Ich muss schon sagen, dass ich die Antwort von André Waldenmaier zum Aspekt “g-Saqite zu laut” als höchst unqualifiziert empfinde.

    Von einem Mitarbeiter von Gitarre & Bass sollte man nun wirklich eine qualifizierte Antwort erwarten können.

    Die Zusammenhänge sind zunächst ‘mal folgende:

    Im Tonhöhen- und Mensurbereich der Gitarre ist es aus physikalischen Gründen nicht möglich, alle sechs Saiten aus blanken Draht oder alle sechs Saiten in besponnener Ausführung.herzustellen. Blanke Saiten schwingen bei den tiefen Frequenzen der Gitarre nicht sauber (schlabbern), und besponnene sind bei den tiefen Frequenzen so hart, dass man sie kaum herunterdrücken könnte. Außerdem müssten Kerndraht und vor allem der Draht der Umspinnung derart dünn ausgeführt sein, dass man da herstellungstechnisch an Grenzen stoßen würde; der Draht wäre nicht gleichmäßig im Durchmesser, und die Bespinnung wäre schnell duchgescheuert. … eine Erfahrung, die ich mit besponnenen .016er Saiten bereits im Ansatz gemacht habe.

    Die Stratocaster kam 1954 auf den Markt. Zu dieser Zeit waren noch Saitensätze mit deutlich dickeren Saiten üblich, z. B. .013 – .053 Zoll/Inches.

    Bei diesen Saitenstärken waren E6- bis g-Saite besponnen, h und e1 dagegen blank. Weil blanke Saiten weiter schwingen als besponnene, erzeugen sie folglich im Pickup mehr Output.

    Dies hat auch Leo Fender erkannt und daher den Magneten unter der h-Saite kürzer ausgeführt, um den Lautstärkesprung zwischen der letzten besponnenen und der ersten besponnen auszugleichen.

    Als Blues-Spieltechniken wie Saitenziehen mehr und mehr in der aufkommenden Rockmusik Einzug hielten, erwiesen sich die damals üblichen Saitenstärken als zu hart.

    Mehr und mehr Gitarristen verwendeten daher die A-Saite als E6, die d als A, die g als d, die h als g, und die e1 als h. Als e1 nahmen sie eine Banjo-a-Saite. Dies geschah bereits Mitte der 60er..

    Leo Fender verkaufte seine Firma 1964 an CBS, und die haben diese Zusammenhänge nicht gewusst und sind offenbar auch niemals auf die Zusammenhänge gekommen, und so kam es, dass selbst nach Jahrzehnten (ja, sogar noch heute, nach mehr als einem halben Jahrhundert!) sowohl die Fender Standard-Stratocaster als auch die Strats sämtlicher Kopien-Hersteller bei den Staggered Pickups an der Position der h-Saite den verkürzten Magneten einbauen.

    Dadurch wird der Effekt der ersten blanken Saite nach den besponnenen nochmals verstärkt. Man mag es nicht glauben! Der Kommentar, die zu laute g-Saitze gehöre doch zur Stratocaster dazu, ist daher sowas von daneben …

    Inzwischen gibt es aber endlich (!) Strats mit staggered Pickups, bei denen der verkürzte Magnet an der Position der blanken g-Saite eingebaut ist, aber das trifft meines Wissens zunächst nur auf die Mex-Strat zu.

    Die Hersteller von Replacement-Pickups pennen immer noch!

    Es ist unbegreiflich, dass neben all den zum Teil blödsinnigen Legenden der hier beschriebene Ursache/Wirkungs-Zusammenhang bei der vermeintlichen Fachleuten immer noch unbekannt ist … dass selbst Replacement-Hersteller, die für sich in Anspruch nehmen, es besser zu machen als FENDER, die Bauform mit der zu lauten g als Standard ansehen und Staggered Pickups mit verkürztem Maneten unter der g-Saite nur gegen satten Aufpreis liefern.

    … verkehrte Welt!

    Sogar die Hersteller von teuren Replacement-Pickups mache es heute noch falsch!
    Didi, Nov. ’20

    Auf diesen Kommentar antworten
  5. KORREKTUR:

    … besponnene sind bei den HOHEN Frequenzen so hart, dass man sie kaum herunterdrücken könnte.

    Didi, Nov. ’20

    Auf diesen Kommentar antworten

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