Zeitreise

Pawn Shop: Musima Eterna De Luxe 25

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Flaggschiff: Musima Eterna De Luxe

Nach einem etwas längeren Ausflug in die Länder Osteuropas, kommen wir auf unserer Pawnshop-Reise nun in heimatliche Gefilde. Genauer gesagt ins Epizentrum des traditionellen deutschen Gitarrenbaus, wo im 17. Jahrhundert alles begann – nach Markneukirchen. Die Geschichte des Instrumentenbaus im Vogtland zu rekapitulieren würde den Rahmen dieser Kolumne deutlich sprengen, und selbst ein grob vorgetragener Überblick über die E-Gitarren der DDR oder auch nur von Musima wäre eine abendfüllende Beschäftigung. Deshalb picke ich mir für diesen Beitrag ein selten beleuchtetes, aber sehr cooles Exemplar heraus – die Eterna de Luxe 25.

Die Musima VEB („Musikinstrumentenbau Markneukirchen Volkseigener Betrieb“), so viel sei erzählt, wurde 1953 auf Basis einiger enteigneter Manufakturen gegründet und sollte die industrielle Massenfertigung von Instrumenten in der DDR übernehmen. Entsprechend wurde die Produktion „konsolidiert“ und in den 1970er- Jahren starben dann auch die wenigen verbliebenen kleinen Hersteller, die sich in den zwei Jahrzehnten zuvor noch gehalten hatten, langsam aus. Genau in dieser Zeit entstand die Eterna. Glaubt man den Internet-Legenden, handelt es sich bei der „25“- Baureihe um eine 1974 eingeführte Serie zur Feier des 25-jährigen Bestehens der DDR. Neben der Eterna (das Flaggschiff) gab es die recht kleine Les-Paul-Variante „25K“, die „de Luxe 25“ (eine abgespeckte Version der Eterna) sowie einen Bass, der ebenfalls die gleiche Offset-Korpusform hatte („25B“).

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Mit zusammengekniffenen Augen betrachtet erinnert die Eterna an eine Jazzmaster, doch einem genaueren Blick hält das nicht Stand. Die Mensur liegt mit 640 mm zwar im gleichen Bereich, der Hals wird jedoch nur von zwei Gewindeschrauben gehalten, die man schon sehr fest anziehen muss, damit es nicht beunruhigend in der Halstasche knackt. Wie bei fast allen DDR-Gitarren schmeichelt die Bundverarbeitung nicht unbedingt der Hand. Beim Kauf würde ich vorher checken, ob der Hals verzogen ist – leider neigen die Exemplare der 25-Serie dazu.

Auf dem Sperrholzkorpus mit Ahornfurnier als Decke prangt ein stattliches Schlagbrett mit einer Elektronik, die in ihrer Komplexität zunächst wie das ostdeutsche Raketenprogramm anmutet – wer bei den drei Singlecoils eine simple Strat-Schaltung erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. Zunächst mal zu den drei Schiebeschaltern am unteren Korpushorn: Der vorderste schaltet die gesamte Gitarre ein und aus. Der hintere schaltet den mittleren Tonabnehmer hinzu (der Toggle Switch am oberen Korpushorn wählt im Les Paul-style Hals- und Stegtonabnehmer an).

Der mittlere Schalter hat es in sich: Im Modus „B“ erhält man einen ausgedünnten Out-of-Phase-Sound, der ein Banjo simulieren soll. Nur für diesen Modus ist eines der beiden Volume-Potis reserviert, das andere dient als Master. Die drei Ton-Potis sind jeweils einem der Pickups zugeordnet. Daraus ergibt sich eine ungeahnte Vielzahl an mehr oder weniger brauchbaren Sounds. Die Pickups klingen sehr gut! An die Qualität der älteren Simetos reichen diese Strat-Derivate zwar nicht heran, aber für einen schönen Vintage-Twang reicht es allemal. Unter dem Einfluss bewusstseinserweiternder – manchmal auch eher einschränkender – Substanzen würde ich mich mit der Eterna allerdings nicht ad hoc auf die Bühne trauen, sofern ich mehr als nur einen festeingestellten Sound bräuchte.

Die nach meiner Erfahrung geringe Nachfrage nach den Exemplaren der 25-Serie tut diesen Instrumenten Unrecht – gerade im Vergleich zu so mancher japanischen Zeitgenossin. Denn qualitativ waren und sind die ostdeutschen Schönheiten einer „Hertiecaster“ jederzeit vorzuziehen und stehen auch so manchem westdeutschen „70er-Brett“ nicht nach. Eine Eterna de Luxe 25 muss man schon länger suchen – die meisten gingen zu DDR-Zeiten ins (sowjetische) Ausland, und auch mein Exemplar habe ich mal wieder aus der Ukraine einfliegen lassen. Die anderen Modelle sind auch bei uns häufiger zu finden, die Preise schwanken zwischen unter € 100 und um die € 300. Und warum muss ich beim Schreiben dieser Zeilen dauernd an den DDR-Kultfilm ,Heißer Sommer‘ denken? Egal – wer alle vier Modelle der 25-Serie sammelt, pflegt und regelmäßig live spielt, kriegt von mir die Ehrennadel für Verdienste im sozialistischen Bildungswesen. Versprochen. [1353]

Aus Gitarre & Bass 08/2017

Produkt: Gitarre & Bass 5/2022 Digital
Gitarre & Bass 5/2022 Digital
IM TEST: Zoom B6 +++ Framus Wolf Hoffmann WH-1+++ Valco FX KGB Fuzz, Bloodbuzz und Five-O +++ Sandberg California Central +++ Origin Effects Bassrig +++ Lava ME 2 Freeboost & ME 3 +++ One Control Strawberry Red +++ Fender Player Plus Meteora HH & Active Meteora Bass +++ Marshall 2525H & JVMC212 Black Snakeskin LTD

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