Workshop-Reihe

Squier 51: No Budget Pimping, Teil 6

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Den mechanischen Teil des Set-Ups haben wir in den letzten Folgen dieser Artikelrreihe nun abgehandelt. Die Gitarre spielt sich jetzt viel leichter als vorher und der akustische Ton hat sich deutlich verbessert. Aber verdammt – der verstärkte Sound ist nun schlechter geworden … Wie das?

Tonabnehmer

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Als Folge der optimierten Einstellung von Hals, Steg und Saitenlage stehen die Tonabnehmer nun viel näher an den Saiten als vorher. In diesem speziellen Fall sogar viel zu nahe. Diese Squier-Pickups erzeugen ein stärkeres Magnetfeld als Fender-Pickups, denn sie haben einen günstigen Industriekeramik-Magneten installiert, der unter der Pickup-Spule liegt und maximal magnetisiert wurde. Das Magnetfeld, durch das die Saiten schwingen, wird durch Polstifte aus Eisen erzeugt, die senkrecht durch die Spule nach oben reichen. Fender-USA-Pickups sind rund um sechs separat und kontrolliert magnetisierte Alnico-Stifte aufgebaut und weisen ein schwächeres Magnetfeld auf.

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Die Schaltung der Squier 51 – mit einem Dreiweg-Schalter anstelle des Ton-Potis.

Squier-Pickups haben zudem weniger Drahtwindungen auf ihren Spulen, sodass auch dadurch die Höhen über die Mitten und Bässe dominieren. Aber dank des stärkeren Magnetfeldes generieren sie ungefähr den gleichen Spannungswert wie Fender-Pickups, die zwar mehr Drahtwicklungen aufweisen, aber ein schwächeres Magnetfeld. Viele Gitarristen tendieren dazu, die Pickups ihrer Squier-Instrumente so nahe an die Saiten heranzustellen, wie man es immer bei Fender-Gitarren sieht und wie es auch in vielen Foren verallgemeinernd empfohlen wird.

Die Folge davon: Die relativ starken magnetischen Verhältnisse schränken die Schwingungsfähigkeit der Saiten ein und saugen ihnen quasi das Sustain ab. Und die geringe Anzahl der Drahtwindungen bewirkt eine unnatürliche Betonung des sowie schon prominent vorhandenen Höhenbereichs, bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Mitten und Tiefen. Das wirkt sich weniger bei hohen Tönen, sondern besonders in den Präsenzen, also im Obertonbereich aus. Gerade dieser erscheint ja bei gut klingenden Fender-Instrumenten immer rund und mild, mündet hier aber in ein dünnes und schrilles Klangbild. Vor allem dann, wenn die Gitarre clean gespielt wird. Natürlich ist dieses Klangbild weniger deutlich zu hören, je verzerrter der Verstärker agiert. Denn Amp- oder PedalVerzerrungen generieren eigenes Sustain und Höhenbedämpfungen, sodass der Sound erträglicher als in cleanen Settings erscheint.

Konkret: Während ein Fender-Humbucker am Steg einen Abstand zu den Saiten von etwa 3 mm braucht, sollte der Abstand eines Squier-Humbuckers mindestens doppelt so groß sein. Oder: Der Hals-Singlecoil einer USA-Stratocaster erreicht seinen Sweet Spot – hier klingt er am rundesten und direktesten – meistens mit einem Abstand von ca. 5 mm zwischen Polepiece-Ober- und Saitenunterkante. Aber auf unserer Squier 51 würde ich einen Abstand von mindestens 9 mm vorschlagen, um zu verhindern, dass er so unpersönlich wie eine Kreissäge klingt. Ausprobieren!

Potis und Verdrahtung

Meistens findet man Mini-Potis in Squier-Gitarren – die gleichen, die auch in billigen Autoradios Verwendung finden. Ganz aufgedreht, fügen sie dem Signalkreis mehr Widerstand und Kapazität hinzu als bei Fender-Instrumenten mit ihren ordentlichen CTS-Potis. Dadurch entstehen Höhenverluste, was für den originalen, eher schrillen Pickup-Sound der Squier 51 eigentlich ganz passend ist. Die Squier 51 hat einen MasterVolume-Regler, kombiniert mit einem Push/Pull-Schalter, um den Humbucker zu splitten. Unter dem zweiten Potiknopf versteckt sich ein Dreiweg-Drehschalter, der die Tonabnehmer in der üblichen Weise anwählt.

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Die Squier-Potis bedämpfen die Höhen – das soll so!

Ob dieses Regler-Layout optimal ist, muss jeder für sich selbst beurteilen. Für die Dynamik des Signalflusses ist das jedoch alles andere als optimal, denn die Kontaktpunkte bei billigen Potis und Schaltern erzeugen weiteren, wenn auch geringen, elektrischen Widerstand. Jede Schalt-Option verlängert zudem den Signal-Pfad, das Signal muss einfach mehr Weg durch die Kabel zurücklegen. Und da billiges Kabel eine höhere Impedanz aufweist als gute Kabelware, wird jeder zusätzlich zurückgelegte Zentimeter zur Last für die Frische und Dynamik des Signals. Als einzelnes Detail sicherlich zu vernachlässigen, aber in der Summe dennoch relevant! Die schwache Spannung von ca. 0,15 V, die von passiven Pickups generiert wird, ist halt viel empfindlicher als die viel stärkeren Signale, die z. B. in einem Effektpedal fließen.

Aber da wir zurzeit kein Budget für eine Änderung der Verhältnisse haben, belassen wir es einfach dabei. Sollten wir einmal von No-Budget- zu Low-Budget-Pimping übergehen, wüsste ich jedenfalls, wo ich als erstes ansetzen würde…

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Es empfiehlt sich, die Squier-Pickups etwas weiter weg als gewohnt zu den Saiten einzustellen.

Resümee

Manchmal wundere ich mich, warum Squier durch die Saitenauflagepunkte wie den weichen Kunststoffsattel und die minderwertig verchromten Saitenreiter aus Guss plus die hohe Impedanz der Elektronik im E-Fach Höhenverluste generiert, die dann durch die so Höhen-lastig übertragenden Tonabnehmer so halbwegs wieder ausgeglichen werden. Das ist so, als ob man die Wirkung eines nachtkrankenschwesterstarken Kaffees mit doppelten Dosen Milch und Zucker abschwächen will. Ist das nun reiner Zufall, oder vielleicht sogar Absicht? Bieten diese Fakten gar Stoff für eine Verschwörungstheorie?

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Man sieht es ihr nicht an – aber diese Squier 51 ist nun eine deutlich bessere Gitarre geworden.

Denn diese Art der Konzeption ist schließlich der billigste Weg, eine einigermaßen ausgewogen klingende Gitarre zu konstruieren. Auch wenn die dann insgesamt nicht besonders rund, voll, definiert und gut klingt. Doch Squier-Instrumente sind – wie alle anderen in diesem Preisbereich – vor allem auf den Einsteiger ausgerichtet, der noch kein geschultes Gehör für Sound-Qualität entwickelt hat. Da kann man also durchaus ein wohl durchdachtes Konzept hinter diesem speziellen System Gitarre vermuten.

Wie auch immer – diese Squier 51 hat fast alle Hürden übersprungen, die ihr ab Werk mitgegeben worden sind. Und wir haben unser Bestes gegeben, um das Optimale aus ihr herauszuholen, ohne dabei einen einzigen Cent zu investieren. Ich hoffe jedenfalls, dass ich durch meine Artikelreihe „No Budget Pimping“ die Aufmerksamkeit vom voreiligen Kauf von Ersatz- und Austauschteilen ablenken und das Augenmerk zuerst einmal auf das optimale Setup-Szenario der Gitarre richten konnte. Wenn man weiß, in welcher Reihenfolge man was zu erledigen hat, dann kann man auch aus einer solch günstigen Squier 51 eine deutlich bessere Gitarre machen.

Natürlich lassen sich all diese in der Artikelreihe genannten Tipps auch auf andere Billig-Gitarren anwenden. Und nicht selten auch auf teurere Instrumente – und dabei wünsche ich jetzt schon viel Spaß!

>>>HIER GEHT ES ZUM ERSTEN TEIL DER REIHE<<<


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Sophie Dockx

Übersetzung: H. Rebellius

Produkt: Fender Sonderausgabe
Fender Sonderausgabe
Das FENDER-SONDERHEFT von GITARRE & BASS mit Stories, Workshops und Testberichten rund um das legendäre Instrument.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo ich habe die 6 Artikel mit großem Interesse verfolgt. Hab so einiges gelernt. Danke dafür. Es wäre sehr schön wenn es weter gehen Würde z.b. Was lässt sich aus einer Mexico Fender mit relativ kleinen Budget erreichen ca.250€ oder so.
    MFG Johannes

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