Workshop-Reihe

Squier 51: No Budget Pimping, Teil 1

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Die Squier 51 ist eine der seltenen Billig-Gitarren, die gebraucht kaum weniger kosten als neu. Sie ist zudem die einzige Squier mit einem eigenen Design, und eben keine Fender-Kopie. Die Produktion der Squier 51 startete 2004, wurde dann 2007 ausgesetzt und erst 2013 wieder ins Leben gerufen. Die Squier, um die es hier in den nächsten sechs Folgen gehen wird, ist von 2005 und in Indonesien gebaut.

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Das Design der Squier 51 vereinigt Merkmale von Tele, Strat und dem ersten Precision Bass – und bietet viel Raum für Verbesserungen.

Das Design der Squier 51, die mittlerweile fast schon Kultstatus hat, ist wirklich clever. Aber technisch ist die Gitarre nicht unbedingt besser als andere aus der Affinity-Serie, welche das große Squier-Programm bekanntlich nach unten hin abrundet. Die Unterschiede zu einer US-Fender-Gitarre sind allgegenwärtig, denn weder Sound, noch Spielbarkeit oder Stimmstabilität können da mithalten. Das ist zwei Faktoren geschuldet: Squier/Fender spart an Materialkosten und an Zeit für die Einstell-Arbeit (Setup).

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Dabei ist keins der Bauteile wirklich schlecht, aber auch nicht gerade das Beste am Markt. Glücklicherweise sind die einzelnen Teile standardisiert, sodass man sie leicht gegen bessere Parts austauschen könnte. Auch das Setup, mit dem eine Squier in der Regel ausgeliefert wird, ist nicht grundsätzlich schlecht oder mangelhaft – in den meisten Fällen aber nur teilweise durchgeführt! Viele Schritte wurden einfach ausgelassen, um Zeit einzusparen – was uns natürlich Raum für Verbesserungen gibt.

Immer dann, wenn eine Squier auf meiner Werkbank landet, will ich instinktiv jedes einzelne Teil abbauen und durch Qualitätsware ersetzen. Aber natürlich gibt mir kein Squier-Besitzer einen solchen Auftrag. Die meisten haben hingegen eine gesunde Einstellung zu ihrer Billiggitarre – sie wollen eine Verbesserung von Klang, Spielbarkeit und Stimmstabilität, aber ohne gleich die Anschaffungskosten nochmal ausgeben zu müssen. Was ja auch keinen Sinn machen würde.

Also ist das Auswechseln von Parts wie Tonabnehmern, Mechaniken, Potis etc. auch in meinen Artikeln erst mal kein Thema. Dafür gebe ich mein Bestes, um durch ein hochwertiges Setup das Beste aus diesen Gitarren herauszuholen, und das will ich in einigen Folgen dieser Kolumnenreihe genau beschreiben. Natürlich lassen sich die beschriebenen Methoden auf nahezu jede andere Gitarre anwenden.

Die richtige Reihenfolge

Das Prozedere des Setups, das ich beschreiben werde, ist wirklich old school und es hat seine Wurzeln in den 70er-Jahren, als der Markt für Replacement-Parts noch nicht aufgeblüht war. Es ist ein umfangreiches Prozedere, das kein Hersteller oder Musikladen bei solch einer günstigen Gitarren durchführen würde. Man benötigt keinerlei Spezialwerkzeug, aber braucht schon zwei geschickte Hände. Am allerwichtigsten ist die Tatsache, dass alle Überprüfungs- und Einstellungsarbeiten in der richtigen Reihenfolge ausgeführt werden!

Stimmt die Reihenfolge nicht, gerät das Setup zu einer Art Ping-Pong-Spiel zwischen Arbeiten an Kopfplatte und Steg und man fühlt sich dann schnell wie Charlie Chaplin, der einen Klappstuhl in einem Sturm aufbauen will. Und das liegt daran, dass eine E-Gitarre eben kein steifer Block ist, sondern eine elastische Struktur besitzt, auf die ein Saitenzug von 40 bis 60 kg wirkt. Außerdem reagieren alle ihre Bauteile mit- und aufeinander. So wird oftmals ein Problem, das an der Kopfplatte der Gitarre auftritt, durch eine Arbeit am anderen Ende der Gitarre gelöst. Oder ein einzelnes Problem durch Einstellungen verschiedener Funktionen verbessert. Und manchmal stellt man ein bestimmtes Problem fest, das man aber erst dann lösen kann, wenn andere Problemzonen korrigiert sind … und so weiter. Und genau darum ist das Prozedere und der Ablauf eines guten Setups genau einzuhalten.

Im zweiten Teil dieser Reihe werden wir einen sorgfältigen Check des Status Quo dieser Squier 51 durchführen, beginnend an den beiden Enden der Saiten, und uns zur Mitte vorarbeiten. Erst werden wir die Befestigungspunkte der Saiten untersuchen (Mechaniken, Brücke), und ob hier die Stimmstabilität leidet. Als Zweites prüfen wir die Auflagepunkte (Saitenreiter, Sattel) auf weitere Beeinflussungen der Stimmstabilität, aber auch auf Sound- und Spielbarkeits-Probleme. Danach untersuchen wir den Hals (Krümmung, Saitenlage, Bünde), und checken, ob er die Spielbarkeit und den Klang negativ beeinflusst. Schließlich kommen wir dann zur Elektrik (Tonabnehmer, Potis, Schalter), um auch dort Probleme zu identifizieren und zu lösen.

In Folge 3 werden wir dann erstmals selbst Hand anlegen. Zuerst wird die Spielbarkeit optimiert und z. B. der Hals richtig eingestellt.

In Folge 4 werden wir am Sattel und an den Saitenreitern arbeiten, und uns auch die Bünde näher ansehen, um die Konduktivität (Schwingungsleitfähigkeit) zu verbessern. Folge 5 bringt Arbeiten zur Verbesserung der Stimmstabilität und Intonation. Außerdem ziehen wir neue Saiten auf!

In der sechsten und letzten Folge werfen wir einen genauen Blick auf die Pickups und Elektronik und werden die Qualität der Signalübertragung weiter verbessern! In dem Sinne, stay tuned!


sophie-dockx
Sophie Dockx

Übersetzung: H. Rebellius

Produkt: Jazz Amp
Jazz Amp
Realität oder Illusion?

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Das ist ein guter Ansatz, welchen viele wie mir bestimmt mit großen Interresse verfolgen werden. Ich bastele selbst gern E-Gitarren und habe auch schon viel gemacht, ohne viel Geld auszugeben. Es macht auch riesigen Spaß, was die Änderungen dann bewirken. Ich lerne aber immer noch gerne dazu und bin gespannt. Schöne Grüße

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  2. Eine sehr gute Reihe die ihr hier vorstellt.Werde mich mit meiner alten Squier auch mal dahinter klemmen, was man da so alles rausholen kann.Sehr Interressant.

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