(Bild: André Waldenmaier)
Die schnellste und weitreichendste Tuning-Maßnahme in Sachen Klangoptimierung ist zweifelsohne das Austauschen der ab Werk verbauten Tonabnehmer, welche nicht selten von bescheidener Qualität sind. Kein Wunder, dass der Markt für Austauschtonabnehmer boomt und die angebotene Vielfalt den Laien fast erschlägt. Dennoch ist es erst einmal nicht verkehrt, mit der Einstellung der bisherigen Tonabnehmer seines Instruments etwas zu experimentieren. Auch die Peripherie – wie Potis und Anschlusskabel zwischen Gitarre und Amp – ist es wert, näher betrachtet zu werden.
Je näher Tonabnehmer in Richtung Saiten hochgeschraubt werden, um so lauter und oftmals auch fetter klingen sie. Werden sie dagegen weiter von den Saiten weggedreht, wird der Sound oft dünner und höhenreicher. Die Idealstellung liegt für einem Humbucker an der Stegposition bei ca. 2,5 mm Abstand zwischen Saitenunterkante und Polepiece-Oberseite, bei auf dem höchsten Bund heruntergedrückten Saiten; bei Singlecoils nehmen wir ca. 3,5 mm, beim Halspickup ca. 4,5 mm. Einfach mal ausprobieren! Erlaubt ist, was gefällt!
Im Gegensatz zu üblichen Strat-Pickups können bei Humbuckern die Polepieces in der Höhe verstellt werden. Dreht man die sechs Schrauben deutlich weiter aus dem Pickup heraus, also näher an die Saiten heran, ändert sich der Sound merklich. In der Regel wird er höhenreicher und transparenter.
Meist sind Humbucker mit einer Blechkappe versehen. Das hat nicht nur optische Gründe, sondern soll auch Brumm-Einstreuungen vermindern. Nun ist es aber so, dass die meisten Metalle in der Nähe einer Pickup-Spule den Sound stark beeinflussen, da u.a. das Magnetfeld verändert wird. Insbesondere preiswerte Kappen aus Messing und solche mit verchromter Oberfläche sind hier zu nennen. Entfernt man diese, wird der Pickup gleich offener, höhenreicher und transparenter klingen.
Wer sich zutraut, die Kappe abzulöten und vom Pickup zu entfernen, könnte das ausprobieren. Da moderne Pickups in der Regel gewachst sind, ist es für diese Arbeit notwendig, den Pickup soweit zu erwärmen, dass das Wachs vor Abnahme der Kappe weich (nicht flüssig) wird, um Beschädigungen zu vermeiden.
Da übliche Gitarren-Pickups über eine hohe Impedanz verfügen, bilden sie mit den Potis, dem Gitarrenkabel und der Eingangsimpedanz des angeschlossenen Verstärkers ein zusammenhängendes System. Wird hier ein Teil verändert, hat das deutliche Auswirkungen auf den Sound.
Oftmals unterschätzt und nicht weiter beachtet wird z.B. das Kabel zwischen Gitarre und Amp. Ein gutes Kabel mit geringen Kapazitäten kann bemerkenswerte Verbesserungen bringen und den Klang höhenreicher und transparenter machen. Einfach einmal einen Vergleich machen. Sehr gute Kabel sind z.B. das Klotz Titanium, auch Cordial, Sommer und etliche andere Anbieter sind hier vertreten.
Ein andere, sehr preisgünstige Modifikation betrifft das Volume-Poti und dessen Einsatzbereich. Aus unerfindlichen Gründen hält z.B. Gibson auch heute noch bei vielen (nicht allen) Modellreihen an 300kOhm-Volume-Potis fest.
In den späteren 1970er-Jahren versuchten sie, ihre damals (aufgrund der Verwendung neuer Magnetmaterialien) zu höhenreich klingenden Pickups zu zähmen. Heute klingen Gibsons Tonabnehmer jedoch eigentlich sehr ausgewogen, und das oft vermisste Maß an Höhen, Transparenz und Durchsetzungsfähigkeit könnte bereits mit dem simplen Austausch der Volume-Potis mit gängigen 500kOhm-Varianten behoben sein.
Bei vielen Gitarren stellt man auch fest, dass der Sound bei Reduzierung der Lautstärke sofort an Höhen verliert und damit unbrauchbar wird. Im Internet macht die amerikanische Bezeichnung „Treble-Bleed“ die Runde, früher sprach man von einem kleinen „Netzwerk“ oder schlicht von einem Kondensator. Dieses Bauteil wird einfach an das Volume-Poti angeschlossen, und zwar an dessen linken (Eingang) und mittleren (Ausgang) Anschluss. Je nach Wert verhindert das Teil den Höhenverlust beim Zurückdrehen der Laustärke, behält die Bass-Anteile bei oder senkt diese ab.
Das alles reduziert bei Betätigung des Volume-Potis die Lautstärke am Instrument und damit den Grad der Verzerrung im Verstärker. Als Kondensator-Werte eignen sich folgende Varianten, wobei die Kombinationen ohne Widerstand die Bässe absenken, mit Widerstand diese beibehalten werden; Werte zum individuellen Experimentieren können gerne +/- 30% abweichen.
• Nur Kondensator (mit Bass-Absenkung) 470pF
• Kondensator mit Widerstand (weitgehend neutral): 1.000pF + 182kOhm (Allroundwert, funktioniert mit den meisten Pickups immer gut)
• Kondensator & Widerstand (Alternativwert für Singlecoil: 680pF + 220kOhm)
• Kondensator & Widerstand (Alternativwert für Humbucker): 1.000pF + 220kOhm
(Bild: André Waldenmaier)
(Bild: André Waldenmaier)
Oftmals wird im Internet intensiv diskutiert, wie drastisch besonders teure Tonkondensatoren den Sound verbessern können. Hier kann ich jedoch nur zur Besonnenheit raten. Tonkondensatoren an voll aufgedrehten Tonreglern, also in dem Zustand, den die meisten Musiker benutzen, beeinflussen den Klang wirklich nur in einem sehr geringen Umfang. Man muss schon sehr genau hinhören, um Veränderungen oder Verbesserungen wahrnehmen zu können. Damit kann man auf jeden Fall Fine-Tuning betreiben, aber nicht das Große und Ganze auf den Kopf stellen.
In diesem Zusammenhang sei noch das sogenannte 50s-Wiring erwähnt. Bei diesem wird die Zuleitung des Signals zum Ton-Poti anstelle vom üblichen, linken Anschluss des Volume-Potis kommend, an den mittleren Anschluss des Volume-Potis umgelötet. Die Wechselwirkung zwischen Volume- und Ton-Poti hat hier manchmal eine positive Auswirkung, insbesondere bei ausgangsschwachen, eher Vintage-orientierten Pickup-Typen.
Sollten all diese Experimente nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt haben, kann man sich dann auch mal Gedanken über bessere Tonabnehmer machen. Unzählige Hersteller bieten jeweils zahlreiche Varianten an und überschlagen sich mit ihren Werbeaussagen. Hier das richtige Korn im Weizenfeld zu finden, ist gar nicht so einfach. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wo die Reise hingehen soll.
Aber Achtung! Die Frage „Welches ist die beste Pickup-Kombination?“ ist in keinem Fall eindeutig zu beantworten. Denn niemand kennt den anderen, niemand weiß, wie und was man spielt und finanzielle Möglichkeiten werden auch nicht berücksichtigt, wenn man diese Frage in einem Forum stellt. So kann es schon mal sein, dass man bei 50 Antworten 49 verschiedene Empfehlungen erhält, von denen jede für sich betrachtet OK sein mag, aber eben nicht unbedingt zum Fragesteller passen muss.
Mein Tipp daher: Musik hören, Sounds heraushören und schauen, welche Art von Instrument und welche Art von Pickups auf den jeweiligen Aufnahmen von den Musikern gespielt wurden. Dank Internet findet man heute viele „Geheimnisse“ bekannter Musikern heraus und kann sich inspirieren lassen.
Ein zweiter Tipp betrifft Musiker, die man persönlich kennt. Deren Instrumente kann man im Idealfall einmal in die Hand nehmen, spielen und hören – oder man kennt sie bereits von Auftritten, die man selbst besucht hatte. Weiterhin kommen tatsächlich auch noch echte Musikgeschäfte mit gutem Fachpersonal oder die Hersteller von Tonabnehmern in Betracht. Diese hören dem Kunden gut zu und können treffsichere Tipps geben. Der Rest ist dann Vertrauenssache. Ausprobieren!
Noch ein paar Tipps …
• Es macht erfahrungsgemäß wenig Sinn, Instrumente, die ein bestimmtes Klangspektrum rein physikalisch nicht bieten, mit gegenteilig klingenden Pickups ausgleichen zu wollen. Beispiel: Ein ohne Verstärker gespieltes Instrument ist besonders stark in den Mitten, aber schwach in den Höhen. Hier einen Pickup zu wählen, der viel Höhen, aber wenig Mitten überträgt, wird die –Eigenschaften des Instruments nicht unterstützen, da die guten Frequenzen des Instruments ausgeblendet und die eher mäßigen Bereiche extra betont werden.
• Technische Daten helfen bei der Auswahl der Pickups nur bedingt. Angaben wie kOhm haben nur sehr wenig Aussagekraft. Denn der Widerstand ergibt sich durch den Durchmesser des Wickeldrahtes und der Anzahl der Wicklungen. Dazu kommen die Eigenschaften des Magneten und erst das Zusammenspiel aller Komponenten macht den Sound.
Erhöht man beispielsweise die Zahl der Wicklungen, wird der Widerstand höher, Mitten nehmen zu, Bässe und Höhen treten in den Hintergrund. Würde man aber einen dünneren Wickeldraht nehmen, steigt der Widerstand ebenfalls: Aber: Der Sound wird maßgeblich durch die Anzahl der Wicklungen bestimmt und nicht durch den Widerstand. Und genau diese Zahl kann durch den Widerstand nicht abgeleitet werden. D.h., mit einem dünneren Draht und weniger Wicklungen könnte ein höherer Wert des Widerstands dennoch mehr Höhen, mehr Bässe und weniger Mitten bedeuten.
Weiterhin sind die Angaben wie „Alnico-5-Magnet“ sehr schwammig – das hat die Aussagekraft von „PKW“. Gut, man weiß wenigstens, dass kein Leiterwagen gemeint ist, aber besser wäre es in „Sportwagen“, „Limousine“ oder „SUV“ zu unterteilen. Die Magnethersteller liefern z.B. mehrere Dutzend verschiedene Magnettypen, die alle in das grobe Raster „Alnico-5“ fallen – und die Klangunterschiede im Pickup sind beträchtlich! Besser ist es also, die Beschreibungen des Klangverhaltens zu lesen und Hörbeispiele zu vergleichen.
• Vorsicht vor besonders dynamischen Pickups. Das sind meist die Vintage-Typen, welche besonders schwach gewickelt sind. Diese Typen bilden sehr exakt das ab, was der Spieler auf dem Instrument veranstaltet und sind daher für versierte Gitarristen oftmals eine hervorragende Wahl, für weniger Geübte oder Anfänger aber auch oft eine Plage.
• Hardrock-, Metal- und tief gestimmte Gitarren mit zunehmend dicken Saitenstärken lassen häufig Defizite in der schnellen Tonansprache erkennen. Bedingt durch die Masseträgheit der locker gespannten, dicken und damit schweren Saiten, hat es der Ton nicht leicht, dem schnellen Spiel zu folgen. Für diese Anforderungen haben sich Pickups mit besonders schneller Tonansprache gut bewährt. Fast immer verfügen diese Typen über einen sogenannten Keramik-Magnet, eine höhere Zahl an Wicklungen und bieten eine hohe Ausgangslautstärke ohne matschig zu werden. Auch aktive Pickups mit eingebautem Preamp und Batterieanschluss haben sich für diesen Einsatzzweck gut bewährt.
• Moderne Verstärker (mit Kanalumschaltung) vertragen auch besonders ausgangsstarke Pickups sehr gut. Einkanalige Vintage-Verstärker oder solche, die nach diesem Prinzip aufgebaut sind und häufig mit vorgeschalteten Effekt-Pedalen betrieben werden, harmonieren sehr oft eher mit schwächeren, Vintage-orientierten Pickups besser, als mit leistungsstarken Pendants.
>>> Step-by-Step-Ratgeber zum Thema Tonabnehmer tauschen <<<
Mehr Tipps findest du in unserem Do It Yourself ABC!
Danke für diesen sinnvollen, praxisgerechten Artikel, André. Mit einigen Jahrzehnten (okay, Jahrfünfte wären doppelt soviel) Profi-Erfahrung kann ich das alles komplett bestätigen. Danke auch für die “Warnung” vor dynamischen Pickups für die Hobby-Riege, das führt bei den Damen und Herren gern zu dicken Kullertränen. Andererseits kann unsereins so kaum gebrauchte hochwertige Teile günstig in der Bucht und dergleichen abstauben.
Beste Grüße,
pass auf Dich auf und bleib gesund!
Wie wär’s es mit einem Impedanzwandler nach Lemme. Bin selber Physiker und Musiker. Der Mann weiss wovon er spricht. Habe alle meine Gitarren umgebaut. Keine Kabelabhängikeit mehr und genau die Resonanzxrequenz, die möchte. ZB. SH2 und SH4 genau im Klangbereich der neuen Gibson HB. Meine uralte Ibanez Talman wie eine 70er Start. Auch mal bei elektronikinfo.de gucken oder guitarletters. Habe Induktivität und Kapazität der Pickups selbst ausgemesse , das hilft enorm. Da spart man viel Geld.
habe alte höfner PUs nach “Lemme ” umgebaut. 100% klangverbesserung!
Wie wäre es, seinen Kommentar vor dem Absenden noch wenigstens ein- oder besser gleich zweimal durchzulesen? Hier sind gleich mindestens ZEHN Schreibfehler zu monieren, das tut ja in den Augen weh. Und das bei so wenigen Worten. Von Beruf Physiker = also mit Abitur und Hochschulstudium? Glaube ich nicht. Sie schreiben wie ein Hilfsschüler. Nur noch peinlich!
Moin Herr Kreudler,
geht es es hier um Musik und Gitarren oder um was?
Muss jemand, der erfolgreich Abitur und Studium hinter sich gebracht hat, dieses auch in jeder Lebenssituation anwenden?
Ich kann die Frage für mich auf jeden Fall mit NEIN beantworten.
Was haben Sie denn studiert? Deutsch auf Lehramt?
Bin ganz bei Ihnen, bei einer derartig miesen Rechtschreibung tauchen auch bei mir berechtigte Zweifel an der behaupteten Qualifikation des Schreibers auf.
Prima Bericht! Ich persönlich,habe mit den vollverchromten Lipstick-Pickups des allgemein bekannten Anbieters „Guitar Fetisch“ im Kürzel als „GF“ benannt,sehr gute Erfahrungen gemacht.
Es gibt mittlerweile fast unüberschaubar viele Firmen,die handgewickelte Tonabnehmer verkaufen.
Besonders gefragt,sind heute die alten Pickups von Maxxon,die selbst im Internethandel gebraucht kaum noch zu bekommen sind.
Bleibt gesund und tragt stets eure Maske vor dem Gesicht,damit ihr euch und andere Menschen vor dem Corona Virus schützt! Danke! ??
Meine aktuellen Handwound Custom Pickups stammen von Harry Häussel!
Habe mir für meine Handmade Custom Stratocaster ein Set der Original HSS Tonabnehmer mit der Typenbezeichnung „Big Mac“ vom unbestrittenen Pickup-Guru Harry Häussel beschaffen können. Fazit: diese besagten Pickups sind das derzeit Beste,was ich jemals an Pickupkonfigurationen besaß!
Ich kann Häussel Pickups sehr gerne weiterempfehlen,weil sie absolut top klingen!
Hi, Pia.
Harrys BigMags vertragen sich gut mit 500kOhm Potis (Vol und Tone), und der Humbucker am Steg ebenfalls. Ich hatte anfangs die BigMags an 250er Potis. War ok, aber nicht optimal, weil zu stark bedämpft. Austausch der Kondensatoren je nach Geschmack. 0,044 oder 0,022. ich kam mit den 0,022 gut zurecht (in meinem Fall habe ich Jupiter Comet 0,022 gewählt, nach reichlich ausprobieren). Viel Spass
Tatsächlich lohnt sich ein Wechsel’ der PUs oft. Bei Einigen USA Strats sind tolle Exemplare verbaut (z.B. Fat 50s), bei vielen mitpreisigen Modellen aber auch nicht. Ich habe daher in den meisten Fällen Kloppmann PUs drin. Häussel ist auch super, genauso wie einige Seymour Duncan und DiMarzios. Aber Kloppmann bietet das entscheidende Quäntchen mehr. Es klingt halt einfach rund und obertonreich, sie sind schnell in der Ansprache und holen jede Feinheit aus dem Spiel heraus. Andreas berät einen auch bestens und findet mit einem genau den richtigen PU für die jeweilige Gitarre (bei mir in verschiedenen Strats und Teles immer wieder andere Modelle).
Danke André,
du sprichst mir und vielen Profikollegen aus der Seele. Meine Erfahrung aus 50 Jahren Musikerservice bildet genau das oben dargestellte ab. Leider lassen sich viele, v.a. junge Gitarristen von den Heilsversprechen sog. Gurus – omnipräsent in allen SocialMedia – und Fehliformationen zum Geraffel ihrer Idole mit sog. Signatur-Gitarren auf falsche Fährten locken. Zumal Erkenntnisse der Schwingungs-Physik beiseite geschoben werden zur lukrativeren Vermarktung elektrischer Fehlgeburten.
Oder wann lese ich z.B. mal die Empfehlung, die allgemein üblich verbauten Rappelbuchsen mit Wurfpassungen unter einem Gitarrensteg zu ersetzen mit einem stabilen Holz-“Pfosten”, auf dem der Metallsteg – vulgo Bridge – bolzenfest verschraubt ist und somit eine drastisch verbesserte Tonübertragung ermöglicht, gerade auch bei Trem-Systemen …um nur mal eine Maßnahme zu nennen. Danke, nochmal, André für deine Einsichten und danke an das Magazin mit dem Mut, dies zu drucken.
Bluesy Greedz,
Verne
“verbaute Rappelbuchsen mit Wurfpassungen..”
😂👍👌🍻
Der Markt ist total übersättigt. Es gibt wohl bald mehr als hundert Hersteller und mehr als tausend angebotene Typen. Dabei wiederholt sich unendlich viel. Es kupfert meistens nur der eine beim anderen ab. Wenn man den Pickup A vom Hersteller X gegen Typ B vom Hersteller Y austauscht, kann es sehr häufig passieren, dass man überhaupt keinen klanglichen Unterschied hört und nur der Geldbeutel erleichtert ist.
Im letzten Jahr haben einige Top-Gitarristen beim GITEC-Forum ausgiebige Vergleichstests an sogenannten PAF-Typen gemacht. Das Ergebnis war ausgesprochen ernüchternd. Die klanglichen Unterschiede waren verschwindend. Die preislichen Unterschiede aber gewaltig.
Video hier: https://www.youtube.com/watch?v=TTSgyEpHsC8
Gibson hat in den 1970-er Jahren Ton-Potis mit 100 kOhm eingebaut. Das war keine gute Idee, die haben die Brillianz vermindert. Sehr zu empfehlen, die gegen 500 k auszutauschen, noch eher als die 300k-Volumenpotis. Irgendwann sind die dann von selber auf diese Idee gekommen. Messt mal nach, was ihr da drin habt.
Eine unterschiedlich schnelle “Ansprache” von Pickups gibt es nicht! Das ist eine akustische Täuschung, so ähnlich wie es auch optische Täuschungen gibt. Die “schnelleren” haben ganz einfach eine stärkere Höhenwiedergabe als die “langsameren”.
Oh … die “schnellere” Tonansprache gibt es sehr wohl und kann sogar auch von nicht ganz so versierten Spielern erfühlt und gehört werden. Sicherlich hast Du Recht, dass wenn man sklavisch kopierte “PAF-Typen” diese Unterschiede kaum bemerken kann. Aber bei unterschiedlichen Konzepten, unterschiedlicher Wicklungszahl im Zusammenhang unterschiedlicher Magnetstärken, treten sehr starke Unterschiede in der dynamischen Ansprache, der anschlagsabhängigen Lautstärke bis hin zur anschlagsdynamischen Übersättigung des Pickups, welches in ein undefiniertes Matschen endet, auf. Insbesondere tief gestimmte Gitarren in Kombination mit dicken Saiten sind des Sounds schlechten Pickups schneller Tod. Das alles kann ich hier mit Hilfe eines wirklich sehr guten Gitarristen hörbar vorführen.
Wie viele andere habe auch ich seit ~50 Jahren mit PUs experimentiert. Über so einen langen Zeitraum waren es einige hundert verschiedene SETs. Fazit: bei mid-priced Strats + Teles, auf die ich mich schon immer konzentriert habe, lohnt sich fast immer ein upgrade. Alle mit Saiten verbundenen Gitarrenteile tragen im Verbund mit PUs + Lever + Potis + Kondensatoren + Verkabelung + Verschaltung zum via Kabel + Amp übertragenen Ton bei. Das beschreibt auch der Autor. Die PUs + deren Verschaltung sind dabei besondere Veränderer. Da es mühsam ist, vieles auszuprobieren, habe ich mehrere Strat-Testgitarren mit einfachem Einschub ganzer Pickguards. Verschiedene Pickguards voll bestückt mit unterschiedlichen Komponenten lassen sich schnell austauschen und man hat immer dieselbe teilausgehöhlte Gitarre. So kann man wirkungsvoll experimentieren. Natürlich ist ein dabei optimal getuntes SET auf einer vollwertigen Gitarre dann umgebaut immer noch etwas anders, aber durch die Pickguard-Wechselei auf Testgitarre bekommt man ein gutes Ohr für und Erkenntnisse über die verschiedenen Wirkungsweisen.
Worüber der Autor nicht geschrieben hat: Sound-Veränderungen durch verschiedene Schaltungen, also die schaltbaren Verbindungen der PUs. Gerade bei 3 PUs einer Strat, aber auch bei 2-PUs-Gitarren, lassen sich hunderte Schaltungen finden (ich habe ein Archiv, von denen ich mind. 100 ausprobiert habe – 50 Jahre .-) ). Vieles davon klingt sehr ähnlich. Vieles unterscheidet sich auch nur in Nuancen, wie z.B. eine „AweSome 88 Sounds-Schaltung“, wovon nur ca. 20 Einstellungen wirklich unterschiedlich klingen. Durch das Verstehen vieler Schaltungen habe ich Kenntnisse erworben und seit den 80er Jahren daraus eigene Strat- und Tele-Schaltungen entwickelt, mit denen man ohne PU-Austausch (aber natürlich auch mit PU-upgrades) praxisgerechte Soundvielfalt erzielt. Leider sind diese nicht patentfähig. Aber viele Gitarristen, die bei mir direkt oder via Musikerflohmärkten / eBay so ausgestattete Strats + Teles gekauft haben, waren und sind begeistert. Fazit daraus: nicht unbedingt Hardware / PUs tauschen, sondern Schaltungsvielfalt suchen…. Beispiele: meine Sound-Demos in YT unter MrHKBlues und Gitte-varii. Viel Spaß!