Teil 2

Gitarre lackieren – Selbstgemacht: Vorbereitung & Lack auftragen

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Endspurt: Wenn die Grundierung perfekt plangeschliffen ist und die Poren vollständig bedeckt sind, können die Farbschichten aufgetragen werden. (Bild: Martínez & Parreño)

Nachdem wir in der letzten Folge erfolgreich einen Korpus entlackt und abgeschliffen haben, um ihn für eine neue Lackierung vorzubereiten, geht es heute ans Eingemachte! In dieser Folge werden wir die Gitarre neu lackieren, dabei ist unser Vorgehen übrigens auch für klassische Gitarren geeignet, da wir im Wesentlichen die gleichen Schritte abarbeiten.

WELCHE PRODUKTE VERWENDEN?

Für die Lackierung unserer Gitarre stehen uns natürlich verschiedene Lacke zur Auswahl, und je nach verwendetem Produkt unterscheiden sich sowohl der Anwendungsprozess als auch das Endergebnis erheblich. Bei unserem Body wenden wir das von unseren Kunden am häufigsten erprobte Verfahren an, indem wir erst eine Primer- sowie eine Sealer-Schicht, dann Nitrocellulose-Farbe und zuletzt ein Relic-Finish auftragen. Wir verwenden hierfür unsere Nitorlacke, die ihr auf unserer Website findet. Wie bereits erwähnt, gibt es natürlich auch alternative Möglichkeiten, Gitarren zu lackieren. Wir können z. B. lösungsmittel- oder wasserbasierte Farbstoffe sowie Schellack verwenden, wobei letzterer besonders für klassische Gitarren geeignet ist.

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Das vorgeschliffene Holz zeigt deutlich seine offenen Poren. (Bild: Martínez & Parreño)

1. PORENFÜLLER

Der erste Schritt ist das Auftragen eines natürlichen Porenfüllers. Dabei handelt es sich um ein Produkt auf Wasserbasis, das die Poren des Holzes (in unserem Fall Esche) verschließt und es so für den Lackiervorgang vorbereitet. Den Füller gibt es in verschiedenen Farben, und je nach dem, für welche man sich entscheidet, werden die Poren bereits ein wenig eingefärbt. Wenn man eine deckende Lackierung anstrebt, spielt die Farbe des Füllers natürlich keine große Rolle, bei einem Transparent-Finish kann er jedoch das Endergebnis merklich beeinflussen. Will man bei einer Transparentlackierung dem nätürlichen Holzton möglichst nahe kommen, empfiehlt es sich, selbst bei grobporigen Hölzern komplett auf den Füller zu verzichten und mit zusätzlichen Nitro-Grundierungsschichten zu arbeiten.

Der Porenfüller wird aufgetragen, trocknet …
… und wird geschliffen

Wir mischen das Ausgangsprodukt für den Füller in einem Glas mit Wasser und verrühren es, bis wir eine homogene Paste erhalten. Anschließend tragen wir diese Paste gleichmäßig auf das gesamte Holz der Gitarre auf, bis diese gleichmäßig bedeckt ist. Du kannst ein Stück Stoff oder einen Spachtel verwenden, um die Masse aufzutragen. Wir warten nun 24 Stunden, bis die Grundierung getrocknet ist und beginnen anschließend mit dem Schleifen. Dazu verwenden wir zunächst Schleifpapier mit 240er- und dann mit 400er-Körnung.

(Bild: Martínez & Parreño)

Beim Schleifen entfernen wir den größten Teil der getrockneten Paste und versuchen, die Oberfläche so glatt wie möglich und frei von Verunreinigungen zu bekommen. Dadurch, dass wir vor dem Lackieren den Porenfüller verwenden, ersparen wir uns das Auftragen mehrerer Schichten Grundierung, und mit nur zwei Lagen ist das Holz bereit für den Anstrich. Man kann diesen Schritt auch weglassen und nur eine Nitrocellulose-Grundierung benutzen, was zwar nicht unbedingt die Qualität des Ergebnisses gefährdet, aber mehr Zeit in Anspruch nimmt. Der Porenfüller lohnt sich besonders bei grobporigen Hölzern wie Esche oder Mahagoni, wo man andernfalls einen deutlichen Mehraufwand bei den Grundierungsschichten einplanen muss.

2. NITRO-GRUNDIERUNG

Sobald die Oberfläche perfekt geschliffen ist, tragen wir das Nitro-Grundierungsspray auf, mit dem wir die Poren komplett abdecken und eine glatte Oberfläche schaffen. Bevor wir mit dem Lackieren beginnen, sollten wir uns jedoch vorab noch ein paar Gedanken machen, um möglichst gute Voraussetzungen für unsere Arbeit zu schaffen.

Zunächst einmal ist es ratsam, eine Schutzmaske zu tragen. Professionelle Modelle sind durchaus erschwinglich, und man findet sie im Baumarkt oder auch in unserem Nitorlack-Shop. Es lohnt sich außerdem, einen Kittel sowie Einweghandschuhe zu tragen, um zu vermeiden, dass die Kleidung verschmutzt wird, und auch auf eine Schutzbrille sollte man nicht verzichten. Am besten lackiert es sich in einem gut belüfteten und schmutz-/staubfreien Raum, damit keine Partikel an dem frisch aufgetragenen Lack haften – für Hobby-Lackierer:innen kommt da am ehesten die Garage, ein Kellerraum oder evtl. der Dachboden in Frage.

Abzuraten ist von Versuchen, unter freiem Himmel zu lackieren, da hier unkontrollierbare Faktoren wie Wind und Kleinstpartikel das Lackierergebnis ruinieren können. Die Temperatur sollte in dem Raum, in dem man die Gitarre lackiert und trocknen lässt, zwischen 10 und 25 Grad liegen. Die Luftfeuchtigkeit sollte etwa 60 % betragen – wir sprechen also von Werten, die in den allermeisten Haushalten erfüllt sind. Die Nitrocellulose-Lackierung verhält sich hier außerdem recht unproblematisch und wird nur durch extreme Temperaturen oder hohe Luftfeuchtigkeit beeinträchtigt.

Bevor es nun endlich losgehen kann, müssen wir zuletzt noch den Body an ein Stück Holz oder Metall schrauben, sodass wir ihn während des Lackierprozesses festhalten können. Der beste Platz hierfür ist die Halstasche, weil man diesen Bereich später nicht sieht und hier zwei Extralöcher für die Befestigung an eine Haltestange verkraften kann.

Die Nitro-Grundierung wird aufgetragen. (Bild: Martínez & Parreño)

Aber nun endlich ran ans Werk! Der Lack sollte mit linearen Bewegungen zuerst horizontal und dann vertikal aufgetragen werden, wobei man immer einen Abstand von etwa 25 cm einhalten sollte. Die Anzahl der aufzutragenden Schichten hängt dabei stark von der Art des Holzes ab. Da wir mit dem Porenfüller bereits eine gewisse Vorarbeit geleistet haben, tragen wir nur zwei Schichten auf und lassen sie 24 bis 48 Stunden trocknen.

Sowohl zwischen den verschiedenen Grundierungs- als auch zwischen den Farbschichten, wird die Oberfläche geschliffen. (Bild: Martínez & Parreño)

Zwischen den Anstrichen schleifen wir mit 800er-Körnung, um Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche zu beseitigen. Dieser Schritt ist abgeschlossen, wenn die Nitrocellulose getrocknet und die Maserung des Holzes vollständig bedeckt ist. Sollte dies noch nicht der Fall sein, tragen wir weitere Nitro-Schichten auf.

3. DIE FARBSCHICHT

Wenn wir bis hierhin die vorangegangenen Schritte korrekt befolgt haben, können wir nun mit dem Auftragen der eigentlichen Farbe beginnen. Sowohl die Farbe als auch die Grundierung können aus der Sprühdose oder mit einer Lackierpistole aufgetragen werden, es gibt beide Produkte nämlich als Spray- oder auch im Flüssigformat. Wir verwenden hier die Sprühdose – wie es wohl auch die meisten Laien tun würden – und folgen den gleichen Schritten wie bei der Nitro-Grundierung. Als Farbe haben wir uns Seafoam Green ausgesucht – eine beliebte Farbe bei Gitarrenbauern, die Fender in den 60er-Jahren sowie bei einigen späteren Reissue-Modellen verwendet hat.

In der nächsten Folge gehen wir die letzte Phase unseres Lackierprojekts an: die Relic-Lackierung! Wir zeigen, wie man sie aufträgt und – für den richtigen Vintage-Look – mit entsprechenden Tricks zum Reißen bekommt. Bleibt dran!


(Bild: Martínez & Parreño)

DER AUTOR

JOSE PARDO MARTÍNEZ (l.) arbeitet zusammen mit seinem Partner RUBEN PARREÑO (r.) bei der 2012 gegründeten spanischen Firma Nitorlack, die sich auf Vintage-Lacke in den Originalfarben von Fender und Gibson spezialisiert hat.

www.nitorlack.com


BEI PROBLEMEN ODER UNKLARHEITEN IM REFINISHING-PROZESS STEHEN WIR AUF UNSERER WEBSITE WWW.NITORLACK.COM/EN AUCH PERSÖNLICH FÜR HILFE ZUR VERFÜGUNG.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Alles recht nett und sehr informativ beschrieben,jedoch überlasse ich solche Arbeiten besser gleich meinem versierten Gitarrenbauer,der außer aufwändige Nitrolackierungen,natürlich auch wahlweise alle anderen Lackierarbeiten optional anbietet. Da kann ich mir stets absolut sicher sein,daß es fachmännisch erledigt wird. Bei teuren und sehr aufwändigen Nitrocellulose Lackierungen scheiden sich ja mittlerweile die Meinungen. Ich halte ehrlich gesagt nicht unbedingt Nitrocelluloselacke für das non-plus-ultra,auch wenn es von manchen Leuten oft so vehement propagiert wird. Eine gute Polyurethane Lackierung scheint mir eher die zukünftige Alternative zu sein.Ich habe nämlich so gar keine Lust auf spätere feine Lackrisse,klebrige Hälse und bedeutend höhere Mehrkosten bezüglich einer Nitrocellulose Lackarbeit. Aber,bevor hier die renitenten Befürworter der Nitrolacke hier wieder einmal gegen den Sturm laufen,finde ich,daß ja jeder selbst darüber entscheiden kann,für welche Lacke er sich letztendlich entscheidet.

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  2. Das ist Werbung für die Firma nirorlack und sollte so gekennzeichnet werden.

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    1. Hallo Joachim,
      die Serie “Gitarre lackieren – Selbstgemacht” ist keine bezahlte Werbung, sondern eine Zusammenarbeit zwischen Gitarre & Bass und Nitorlack. Obwohl Nitorlack-Produkte in der Serie erwähnt werden, sind die Artikel darauf ausgerichtet, allgemeingültiges Wissen zu vermitteln, das auch mit Produkten anderer Hersteller anwendbar ist. Gitarre & Bass hat für die Serie keine finanzielle Unterstützung von Nitorlack erhalten, sondern hat lediglich mit Experten des Unternehmens zusammengearbeitet. Wir arbeiten generell mit Fachleuten zusammen, die sich beruflich mit dem jeweiligen Thema auseinandersetzen, um unseren Leserinnen und Lesern qualitativ hochwertigen Inhalt, praxisnahe Erfahrungswerte und nützliche Tipps liefern zu können.

      Grüße aus der Redaktion!

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