Effektparameter mit dem Fuß in Echtzeit regeln

Hot Rod Mod: Fußsteuerung

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MXR phase 90
Wer sich schon immer gefragt hat, warum MXR seine Effekte zum Teil mit Gummikäppchen für die Potis ausstattet: Die Überzieher sollen die Fußbedienung der Effektparameter erleichtern.

Die heutige Mission: Effektparameter mit dem Fuß in Echtzeit regeln. Die Idee ist natürlich nicht neu. Schon die allerersten Effektgeräte wurden von Musikern gerne mit dem Fuß bedient. Und das nicht nur, um sie mit dem Fußschalter an- und auszuschalten, sondern auch um einzelne Parameter nachzujustieren oder in Echtzeit zu verändern – sprich, um die Potis zu drehen.

mechanische helferlein

Um die Fußbedienung zu vereinfachen, hat der Effektgerätepionier MXR bereits sehr früh seine Pedale mit Gummikappen ausgeliefert, die man über die Potis stülpen konnte. Dadurch vergrößert sich der Umfang der Potis, was eine Fußbedienung erleichtert. Das geht natürlich nur, wenn die Potis nah am Rand des Pedals stehen und links und rechts vom Pedal genug Platz bleibt. Außerdem brauchte man schon ein bisschen Geschick, um die Fußbedienung zielgenau hinzubekommen. Das Prinzip ist gut, aber durchaus noch optimierbar.

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Eine leichtere Bedienung verspricht z. B. der Oknob (http://optionknob.com/). Der Plastikflügel wird anstelle des Potiknopfes direkt auf die Reglerachse gesteckt und ragt mit seinen beiden Flügeln so hoch über das Pedal hinaus, dass man den Effektparameter ziemlich sicher mit dem Fuß einstellen kann. So lassen sich auch Potis bedienen, die nicht am Rand liegen. Und die Effektgeräte dürfen auf dem Pedalboard auch wieder eng zusammenrücken. So ganz einfach ist die Parameterverstellung aber immer noch nicht: Das Balancieren auf einem Fuß hat immer noch etwas Akrobatisches.

Hot Rod Mod
Die Plastikflügel werden statt der Potiknöpfe aufgesetzt und lassen zumindest in einem Teilbereich des Potiweges eine exakte Einstellung des Parameters zu.

Die bequemste Lösung ist daher die Verwendung eines Expression-Pedals, das mit einer Wippe funktioniert. Das Prinzip hat sich ja bei WahWahs und Volume-Pedalen schon bestens bewährt. Über die Wippe – auf der man recht sicher steht – kann man eine Werteänderung sehr exakt vornehmen. Je größer der Regelweg, desto besser. Das 3rd Hand von Tone in Progress arbeitet rein mechanisch und erlaubt solch eine bequeme und feine Einstellung eines Parameters. Wie bei dem Oknob wird der Potiknopf des Pedals entfernt und an seine Stelle kommt die flexible Welle, die mit einem Expressionspedal verbunden ist. Funktioniert prima – ist aber in der Anschaffung nicht ganz billig. Günstiger geht das, wenn man bereit ist den Lötkolben zu schwingen und den Potentiometer aus dem Effektpedal in ein Volume-Pedal verpflanzt.

Hot Rod Mod
Die dritte Hand arbeitet rein mechanisch mit einem Rocker-Pedal (Wippe).

express yourself!

Naja, das mit dem Verpflanzen muss man nicht ganz wörtlich nehmen. Das Poti darf natürlich drin bleiben. Es genügt schon, die Anschlüsse nach Außen zu legen. Ein Poti hat in der Regel drei Anschlüsse. Wenn diese auf eine Stereoklinkenbuchse gelegt werden, die ja auch drei Anschlüsse hat, kann man z. B. ein Volume-Pedal anschließen. Die gibt es ja schon recht günstig. Auf dem Gebrauchtmarkt werden einfache Modelle schon für € 10 bis 20 gehandelt. Die günstigsten Expressionspedale habe ich sogar schon neu für knapp € 20 gesehen. Meist sind diese Pedale für Keyboarder konzipiert und daher Stereo. Das soll uns aber nicht weiter stören – was Stereo funktioniert geht mono allemal.

Insertkabel
Ein Insertkabel, wie es im PA-Bereich häufig verwendet wird. Der Stereo-Klinkenstecker wird am anderen Ende in zwei Mono-Stecker aufgeteilt.

Entscheidender bei der Nutzung von Volume-Pedalen als Expression-Pedal ist die Frage nach dem Potiwert. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Varianten: hochohmige und niederohmige Ausführungen. Niederohmig meint in diesem Zusammenhang Werte von 20 k-Ohm bis 50 k-Ohm; hochohmig meint 250 k-Ohm bis 500 k-Ohm. Dies kann man an den BossZwillingen FV-50 L und FV-50 H gut sehen. Die beiden Boss-Pedale unterscheiden sich abgesehen von der Bezeichnung und der Farbgebung nur im Potiwert. Die L-Version ist die niederohmige Variante (B 20 k) und für den Einsatz im Line-Bereich, also z. B. hinter einem anderen Effektgerät oder im Einschleifweg eines Verstärkers gedacht. Die H-Variante ist hochohmig (B 250 k) und ist für den Einsatz hinter der Gitarre konzipiert. Die H-Version funktioniert dann wie der Lautstärkeregler an der Gitarre und kann auch gut verwendet werden, um z. B. den Verzerrungsgrad zu steuern.

Fein raus ist man, wenn entweder der niederohmige oder der hochohmige Potiwert in etwa dem Wert entspricht, den man bei dem Effektpedal regeln will. Dann kann man das Expressionspedal direkt nutzen. Sollte das zu regelnde Poti des Effektpedals aber einen anderen Wert haben, müsste man es tauschen – doch dazu später mehr.

Boss FV-50 L und FV -50 H
Die Boss-Zwillinge FV-50 L und FV -50 H sind Spezialisten für die Lautstärkeregelung: Die passiven Volume-Pedale sind beide Stereo, verfügen über einen Tuner-Ausgang und eine einstellbare Minimal-Lautstärke. Das dunkelblaue ist die niederohmige Version für Line-Signale, das hellblaue ist die hochohmige Version und ersetzt den Gitarrenpoti

delay level regulierung

Welches Effektgerät wir für den Umbau auf Echtzeitsteuerung nehmen, ist eigentlich egal. Das Prinzip funktioniert mit jedem Parameter eines beliebigen Effekttyps. Vielleicht hat ja jemand Lust, den Drive oder den Ton eines Verzerrers in Echtzeit zu regeln oder die Chorus-Geschwindigkeit mit dem Fuß zu steuern. Ich möchte gerne den Level meines Delays mit dem Pedal steuern. Nehmen wir dazu das Harley Benton Digital Delay, das wir in einer früheren Kolumne ja bereits um einen Tap-Tempo-Schalter bereichert haben. Als Partner kommt das Boss FV-50 L in Frage. Das arbeitet mit einem Potiwert von 20 k-Ohm. Das Delay verwendet ein 50 k-Ohm-Poti. Das könnte soweit schon passen. Wegen des geringeren Potiwertes im Boss-Pedal muss ich dann zwar auf die volle Leistung des Levels verzichten, das macht mir aber nichts aus. Ein halb aufgedrehter Effekt-Level bei einem Delay reicht mir völlig aus.

Harley Benton Delay
Der Proband ist ein alter Bekannter. Das Harley Benton Delay bekommt nach der Tap-Tempo-Mod auch noch einen Anschluss für ein Expression-Pedal spendiert.

Damit das Delay auch weiterhin ohne Expressionspedal betrieben werden kann, bleibt das originale Poti erhalten und das Delay bekommt, wie eben beschrieben, einen zusätzlichen Klinkenausgang für das Expressionspedal.

Für die Mod werden nur wenige Bauteile benötigt: Eine Stereo-Klinkenbuchse, ein Insert-Kabel, das an einem Ende einen Stereo-Klinkenstecker und an dem anderen Ende zwei Mono-Klinkenstecker hat, und etwas Litze. Bei der Klinkenbuchse sollte man eine sogenannte Schaltbuchse nehmen. Schaltbuchsen haben in der Stereo-Ausführung statt der üblichen drei Anschlüsse, 5 oder sogar 6 Anschlüsse. Sie leiten das Signal weiter, wenn kein Klinkenstecker eingesteckt ist. Sobald aber ein Klinkenstecker in der Buchse sitzt, drückt dieser die Kontakte ein bisschen zur Seite. Dann sind nur noch die normalen Anschlüsse der Schaltbuchse im Signalweg, die Schaltkontakte haben keine Verbindung mehr. Sie hängen dann in der Luft. Die Buchse erkennt sozusagen, ob der Poti oder das Pedal die Delay-Level-Steuerung übernehmen soll. Mehr dazu dann in der nächsten Kolumne, wenn wir das Vorhaben praktisch umsetzen. [3564]

(erschienen in Gitarre & Bass 02/2018)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. In welcher Ausgabe finde ich denn den oben beschriebenen Tap Tempo Mod?

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Thomas,

      den Tap-Tempo-Mod findest Du in Ausgabe 11/2015 und Tap-Tempo-Delays, Teil II in Ausgabe 12/2015, jeweils auf Seite 158.

      Grüße aus der Redaktion!

      Auf diesen Kommentar antworten

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