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Parts Lounge: Fender Princeton Reverb Tunings – Teil 2

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In der letzten Ausgabe hatte ich Tuning-Maßnahmen für Princeton-Reverb-Kombos beschrieben, die diesen Verstärker etwas lauter, stabiler und besser geeignet für Bandproben und Live-Einsätze machen können. In dieser Ausgabe geht es um Modifikationen, die vor allem die klanglichen Fähigkeiten verfeinern.

TONE-STACK-MOD

Tone-Stack des Fender Princeton Reverb (Bild: Udo Pipper)

Wie die meisten Fender-Modelle der Blackface- und Silverface-Ära besitzt auch der Princeton die typische Tone-Stack-Konfiguration mit einem 0.1uF-Kondensator für die Bass-Regelung, 0.047uF für die Mitten und 250pF für den Treble-Bereich. Hier gibt es Spielraum zur Abstimmung des gesamten Frequenzspektrums des Amps. In den USA ist ein Umbau auf eine „britische“ Konfiguration mit zwei 0.022uF für Bässe und Mitten und 500pF für die Höhen äußerst beliebt. Der Vorteil liegt darin, dass der Amp dadurch insgesamt mittenbetonter, aggressiver und schlanker wird. Dreht man den Verstärker gerne voll auf, erinnert das Overdrive-Spektrum tatsächlich etwas an einen Marshall – vor allem, wenn man als Lautsprecher zusätzlich einen Celestion Greenback, Creamback oder Vintage 30 verwendet.

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Trotz der relativ begrenzten Lautstärke-Reserven des Princetons kann man sich so besser im Band-Kontext durchsetzen. Klingt der Amp dann wieder etwas zu dünn, bekommt man über den Endstufen-Eingang genügend Punch zurück. Cesar Diaz hat einst die Super-Reverbs von Stevie Ray Vaughan etwa in dieser Richtung modifiziert. In den unteren Lautstärke-Bereichen verliert man damit allerdings den typischen Blackface-Glanz und macht den Amp schwerer verträglich mit allen an den Ibanez Tube Screamer angelehnten Overdrive-Pedalen. Der Sound gerät dann zu mittig und schon etwas nasal, was den „Leise-Spielern“ oft nicht so gut gefällt. Ich habe solche Tunings früher öfter durchgeführt, musste diese Maßnahmen aber schon bald wieder nach dem Geschmack des Kunden rückgängig machen. Es kommt hier tatsächlich darauf an, wie laut man spielen möchte, denn ein Princeton neigt bei voller Lautstärke dazu einzubrechen, weil die recht kleinen Trafos nicht genügend Bass-Stabilität liefern können.

GITTERWIDERSTAND IM PHASENDREHER

Im Unterschied zu größeren Fender-Amps ist der Princeton mit einem so genannten Splitload-Phasendreher ausgestattet, der nur eine Hälfte einer ECC83 als Treiberstufe verwendet. Daher hat er etwas weniger Gain als die größeren Modelle mit Longtail- oder „Kuhschwanz“-Phasendreher. Nachteil dieser Schaltung: Am Eingang des Treiber-Gitters ist kein Vorwiderstand.

Treiberstufe Vorwiderstand (Bild: Udo Pipper)

Dadurch kann diese Stufe leicht „überfahren“ werden. Die Folge ist ein matschiger und harscher Overdrive-Sound bei höheren Lautstärken (blockingdistortion). Der Amp klingt dann zu komprimiert und damit so, als hätte man ein Fuzzface davorgeschaltet. Abhilfe schafft hier ein 470K- bis 1Meg-Widerstand vor dem Gitter des Phasendrehers. Damit wird die Endstufe bei hohen Lautstärken stabilisiert und klingt wieder straff und knackig. Man verliert ein wenig Höhen durch den Widerstand, aber in der Summe ist diese Maßnahme ein Gewinn. Sie gehört für mich daher seit Jahren zum Standard bei der Abstimmung aller Amps mit Splitload-Treiberstufe (darunter auch der Tweed Deluxe). Ich bevorzuge übrigens den 1Meg-Widerstand, weil der gewünschte Effekt damit noch deutlicher wird.

VERRINGERTE GEGENKOPPLUNG

Der Princeton verfügt mit einem 2,7K-Widerstand über eine recht hohe Gegenkopplung. Sie ist im Vergleich zu den größeren Modellen (820 Ohm) noch relativ gering, im Vergleich zum Marshall mit 27k, 56k oder 100K jedoch immer noch riesig. Eine hohe Gegenkopplung ist allerdings die Voraussetzung für den typischen Fender-Clean-Sound.

Je kleiner der Gegenkopplungswiderstand, desto größer die Gegenkopplung. Der Brownface Fender Princeton hat an dieser Stelle einen Widerstand mit 56k und damit eine wesentlich geringere Gegenkopplung und folglich auch einen aggressiveren Sound. Man kann mit diesem Widerstand mühelos experimentieren, etwa durch Abschaltung, was die Gegenkopplung völlig aufhebt, oder vor den 2,7k-Widerstand ein 25K- oder 50k-Poti setzen und damit die Gegenkopplung stufenlos regelbar machen. Dazu wäre die Öffnung für die externe Speaker-Buchse bestens geeignet. Hier passt problemlos ein Poti rein, mit dem man dann das Overdrive-Verhalten des Amps ganz einfach nach Wunsch einregeln kann.

NEUE GLEICHRICHTUNG

Princeton Reverb Layout-Plan

Ab Anfang der 60er-Jahre wurden die Princetons mit einer GZ34- Gleichrichterröhre ausgeliefert. Diese Röhre hat einen geringen Innenwiderstand und liefert daher eine recht hohe B+-Spannung. Das ist die Spannung, die auf der ersten Stufe des Netzteils anliegt, auf der sich auch die Mittelanzapfung des Ausgangsübertragers befindet. Manch alter Blackface Princeton kommt so auf eine Spannung von 420 Volt, was für die 6V6-Röhren schon relativ hoch ist. Die Silverface Modelle kamen dann später mit einer 5U4GB-Gleichrichterröhre, weil die GZ34 in höheren Mengen nicht mehr verfügbar war. Diese Verstärker hatten durch den höheren Innenwiderstand der 5U4GB in diesem Bereich einen höheren Spannungsabfall und brachten es im Schnitt nur noch auf etwa 390 Volt Gleichspannung. Diese Amps waren daher etwas leiser und durch die systembedingte Kompression der 5U4GB auch etwas dunkler und weicher.

Ersetzt man die Gleichrichterröhren etwa durch eine Diodengleichrichtung, kann man die B+-Spannung etwas erhöhen und macht damit den Amp lauter, straffer und auch „schneller“, denn Dioden haben so gut wie keinen Innenwiderstand. Bei alten Blackface-Modellen würde das allerdings die Gleichspannung in einen Bereich erhöhen, der für die meisten 6V6-Typen schon zu hoch ausfallen könnte. Tauscht man die Endröhren jedoch gegen JJ-Typen, ist man wieder auf der sicheren Seite, denn diese Röhren vertragen mehr als 500 Volt.

Bei TAD gibt es dafür einen Diodengleichrichter mit Oktalsteckvorrichtung, den man einfach in den Sockel für die Gleichrichterröhre einstecken kann. So wird der Princeton lauter, etwas heller und vor allem dynamischer. Man verliert allerdings auch die von Blues-Gitarristen oft geliebte Kompression der Gleichrichterröhren für singende Cleansounds.

VERBESSERTE TREMOLO-SCHALTUNG

Der kleine Princeton ist mit einem hervorragend klingenden Bias-Tremolo ausgestattet. Der Oszillator regelt den Ruhestrom und erzeugt somit das typische Tremolo-Stottern. Die Geschwindigkeit ist dabei abhängig von drei Kondensatoren, die den Oszillator steuern. In der Regel findet man hier ganz „unten“ nahe der Tremolo-Röhre einen 0.02uF-Kondensator, darüber zwei 0.01uF-Kondensatoren. Tauscht man etwa auch den zweiten, mittleren Kondensator gegen einen 0.02uF-Typen, erhöht man die regelbare Range des Speed-Reglers. Das Tremolo kann dann langsamer und daher flexibler geregelt werden, was eigentlich für jeden Princeton eine tolle Modifikation ist. Der Intensity-Regler ist abhängig vom Ruhestrom des Amps. Je höher dieser eingestellt ist, desto geringer zeigt sich der Tremolo-Effekt, auch bei voll aufgedrehtem Intensity-Regler.

Möchte man die Effektstärke optimieren, etwa so wie bei der berühmten Aufnahme von ‚Rumble‘ von Link Wray & His Ray Men (1958) , verringert man den 1Meg-Widerstand, der mit dem ersten 0.02uF-Kondensator im Oszillator verbunden ist, auf 470K oder 220K. Letzteres sorgt für einen fast schon staccatoartigen Tremolo-Effekt, der sich natürlich mit dem Intensity-Regler wieder wunderbar zähmen lässt. Außderdem kann man den Effekt nun auch wieder bei höheren Ruheströmen für die Endröhren genießen.

LEISTUNG BIS ZU 40 WATT

Die letzte Maßnahme, die ich hier beschreiben möchte, ist für Gitarristen geeignet, die vor allem auf einen kleinen und damit tragbaren, platzsparenden Amp Wert legen oder darauf angewiesen sind, ohne auf genügend Leistung verzichten zu wollen. Randall Smith hat den Princeton in den Siebzigerjahren schließlich auf insgesamt 100 Watt aufgemotzt, woraus die Boogie-Amps hervorgingen. Was spricht also dagegen, den Princeton auf im Vergleich dazu noch recht moderate 40 Watt aufzurüsten?

Große Trafos, große Leistung (Bild: Udo Pipper)

Dazu benötigt man lediglich so genannte Fatstack-Trafos, die Hersteller wie TAD oder Mercury Magnetics schon seit geraumer Zeit in ihrem Programm haben. Bei diesen Trafos handelt es sich um passgenaue Austausch-Modelle, die exakt auf die Chassis-Abmessungen des Princetons zugeschnitten sind. So kann man die Gleichspannung auf bis zu 450 Volt erhöhen, wofür sich die Verwendung von 6L6-Endröhren empfiehlt. Außerdem sollte man den 1K-Drop-Widerstand im Netztteil unbedingt durch eine Siebdrossel ersetzen, denn dieser wird extrem hoher Hitze ausgesetzt.

Zumindest empfehle ich den Austausch dieses Widerstands durch einen 10-Watt-Typen. Ich habe solche Umbauten schon oft im Kundenauftrag durchgeführt und meistens nicht schlecht gestaunt, wie gut die Ergebnisse waren. Da der Splitload-Phasendreher dieses Amps schon wunderschön offene Cleansounds beschert (ähnlich wie bei großen Hiwatt- oder Orange-Amps), erhält man mit solchen Umbauten die vielleicht kompaktesten und klanglich verführischsten Clean-Amps. Vor allem für Jazz-Gitarristen ist diese Modifikation höchst interessant, denn in den Clubs hat man meist wenig Platz, und mit Tremolo und Hall an Bord ist der 40-Watt-Princeton der ideale Bühnen-Amp.

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2021)

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