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Design und Dekor für Effekt-Pedale

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Ein blankes Alu-Druckgussgehäuse mag seinen Zweck als Behausung für die Elektronik erfüllen, aber zu einem richtigen Effektgerät gehört nun mal auch ein schickes Dekor.

Fertig lackiert und bereit zum Bohren der Löcher
Fertig lackiert und bereit zum Bohren der Löcher

Außerdem: Wenn das Pedal mehr als nur ein Poti hat, wünscht man sich schon eine Poti-Beschriftung. Lösungen mit Filzstift oder per Beschriftungsgerät gefertigten Aufklebern mögen zwar funktional sein, aber schön ist natürlich anders. Mit moderner Technik kann auch den Zeitgenossen geholfen werden, die Ihre Pedale nicht mit Pinsel oder Sprühdose künstlerisch bemalen können.

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Mein Lösungsvorschlag heißt: Aufkleber! Als Druckerzubehör gibt es spezielle selbstklebende Folien, die entweder mit einem Tintenstrahldrucker oder einem Laserdrucker bedruckt werden können. Und mit Hilfe einer entsprechenden Grafik-Software kann jeder mit einem Computer sein individuelles Dekor gestalten. Bei der Auswahl der Grafiksoftware würde ich den vektororientierten Grafikprogrammen (z. B.: Corel-DRAW) gegenüber den pixelorientierten Grafikprogrammen (z. B. Photoshop) den Vorzug geben – zumal es z. B. mit der Freeware Inkscape eine kostenlose Gestaltungssoftware für PC und Mac gibt, die keine Wünsche offen lässt

 

Grafikdesign

Inkscape ist ein deutschsprachiges, plattformunabhängiges Open-Source-Zeichenprogramm, das zahlreiche Werkzeuge und Formen zur Gestaltung von zweidimensionalen Zeichnungen bietet. Für unsere Bedürfnisse bietet es weit mehr als notwendig. Der Download kann direkt über die Internetseite https://inkscape.org/de/ erfolgen, auf der man auch mehrere Tutorials zum Umgang mit dem Programm findet. Für die Dekor-Erstellung sollte bereits die Durcharbeit des Grundlagen-Tutorials genügen. Man beginnt mit dem Erstellen einer rechteckigen Form in Gehäusegröße.

Die exakten Maße kann man oben in der Werkzeugeinstellungsleiste bequem eingeben. Die gewünschte Flächenfarbe wird unten in der Farbskala angeklickt. Natürlich bietet das Programm auch Möglichkeiten, schöne Farbverläufe zu erstellen oder Bilder einzubinden. Auf dem erstellten Rechteck werden dann die Bohrlöcher für die Potis, LEDs und Schalter als kleine Kreise positioniert. Zum exakten Ausrichten leistet das Messwerkzeug gute Dienste. Danach erfolgt die Beschriftung über das Textwerkzeug. Schriftart und Schriftgröße können wieder einfach in der Werkzeugeinstellungsleiste am oberen Bildrand eingestellt werden, sobald das Beschriftungswerkzeug ausgewählt ist.

Die Auswahl der Textfarbe erfolgt auch hier mittels Klick auf ein Farbfeld am unteren Bildschirmrand. Um Bohrmarkierungen und Text exakt aufeinander auszurichten, bemüht man die Funktion „Ausrichten und Verteilen“, die man unter der Registerkarte „Objekt“ findet. Bereits erstellte Objekte lassen sich mit dem Tastenkürzel „STRG+D“ einfach duplizieren. Wenn man zwei oder mehr Objekte mit gedrückter Shift-Taste markiert und diese gegebenenfalls gruppiert (Rechte Maustaste – Befehl „Gruppieren/Gruppierung aufheben“), spart man sich das erneute Ausmessen von Abstand und Ausrichtung. Mit den Pfeiltasten können die duplizierten Objekte einfach vertikal und horizontal schrittweise bewegt werden. Objekte können in den Vordergrund oder Hintergrund gestellt werden, indem man unter „Objekte“ den Befehl „Anheben“ aktiviert. Mit diesem Grundstock an Befehlen kommt man schon ziemlich weit.

Um den Einstieg so leicht wie möglich zu machen, habe ich schon mal je ein Musterdekor für ein B-Gehäuse mit drei Potis und ein A-Gehäuse mit einem Poti erstellt, das nach Belieben verändert werden kann. Je eine Druckvorlage für ein A- und ein B-Gehäuse findet ihr im Download-Bereich unserer Website unter www.gitarrebass.de/media.

 

Druck

Ist das Design erstellt, muss es noch auf das Spezialpapier ausgedruckt werden. Bedruckbare Klebefolien gibt es in verschiedenen Ausführungen im ComputerZubehör-Handel. Neben der grundlegenden Unterscheidung von Inkjet-Folien für Tintenstrahldrucker und der meist günstigeren Klebefolie für Laserdrucker kann man kann meist auch zwischen glänzendweißem, matt-weißem und transparentem Material wählen. Tintenstrahler liefern in der Regel eine bessere Auflösung und daher eine bessere Druckqualität als Laserdrucker. Wer im örtlichen Laden nicht fündig wird, wird es im Internet z. B. unter dem Suchbegriff „Inkjet Klebefolie“.

Inkjet-Klebefolien
Inkjet-Klebefolien

Unter www.pearl.de werden z. B. 16 glänzend-weiße Din-A-4-Klebefolien für 12,90 Euro plus Versand angeboten, 5 transparente Folien gibt es vom Hersteller Sattleford dort schon für 4,90 plus Versand. Die Folie wird dann unter Verwendung der entsprechenden Druckereinstellung in bestmöglicher Qualität bedruckt und bei Tintenstrahldruckern etwas trocknen gelassen. Danach kann man das Dekor ausschneiden. Hilfreich ist ein Schneidegerät – eine Schere und eine ruhige Hand tun es natürlich auch. Es empfiehlt sich, die Ecken rund zu schneiden, damit sich der Aufkleber später nicht an der spitzen Kante löst.

Bevor der Aufkleber aufgebracht wird, sollten v. a. rohe Aludruckgussgehäuse leicht angeschliffen und z. B. mit Aceton gereinigt werden. Dann hält der Aufkleber nicht nur besser, sondern man hat auch sein Möglichstes getan, um minimale Erhebungen oder Staub zu entfernen, die sich nach dem Bekleben gerne als unschöne „Pickel“ bemerkbar machen. Das Bekleben selbst ist Gedulds- und Übungssache. Am besten beginnt man mit dem Ausrichten an einer Längsseite und reibt dann den Aufkleber schrittweise auf das Gehäuse. Zum Schutz der empfindlichen Aufkleberoberseite lege ich ein Papier oder ein feines Tuch dazwischen.

Sollten sich Blasen bilden, gilt es den Aufkleber über der betroffenen Stelle noch einmal kurz anzuheben und erneut darüber zu streichen. Ob man den Aufkleber vor oder nach der Bearbeitung des Gehäuses anbringt, muss jeder selbst entscheiden. Vorteil des vorherigen Anbringens ist, dass man bereits die Bohrmarkierungen hat. Nachteil ist, dass der empfindliche Aufkleber eventuell durch die weitere Bearbeitung beschädigt wird. Obwohl auch Tintenstrahlaufkleber wetterfest sein sollen, ist es sinnvoll, den Aufkleber anschließend zu versiegeln, indem man ihn z. B. mit einer dünnen Schicht Klarlack überzieht. Unverzichtbar ist dies, wenn man den Tintenstrahlaufkleber nicht völlig mit Farbe bedruckt hat, sondern mehr oder weniger Stellen weiß gelassen hat.

Bereiche, die nicht mit Farbe ausgefüllt sind, speichern in ihren noch offenen Poren nämlich Schmutz und Dreck, sodass der ungeschützte Aufkleber bald nicht mehr sehr ansehnlich ist. Das abschließende Lackieren bringt übrigens auch die Farben sehr schön heraus.

Vor dem Lackieren noch den Staub mit einem Tuch vorsichtig entfernen und dabei die Ränder schön festdrücken.
Vor dem Lackieren noch den Staub mit einem Tuch vorsichtig entfernen und dabei die Ränder schön festdrücken.
Produkt: Gitarre & Bass 2/2024
Gitarre & Bass 2/2024
IM TEST: Charvel Pro-Mod So-Cal HSS +++ Engl E670FE Special Edition +++ Ortega Guitars Tour Player +++ Ampeg Venture V3, VB112 und VB115 +++ Ibanez Iceman IC420FM +++ Walrus Audio Fable +++ Meta Guitars Veil Bass +++ Fender CS Early 55 Strat Trem & Hardtail +++ Lakland Skyline Decade

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Je eine Druckvorlage für ein A- und ein B-Gehäuse findet ihr im Download-Bereich unserer Website unter http://www.gitarrebass.de/media – und dann das Paket „Alle Soundfiles und Videos der aktuellen Ausgabe“ downloaden.

    habe leider keine vorlagen finden können in der download zip Datei
    aber gute Anleitung ! fielen dank.

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Holla, der Artikel ist ja schon ‘ne ganze Weil alt, daher vermutlich eher optimistischer Versuch, aber:

      Könntet Ihr vielleicht zu den Punkten Schleifen, Aceton und Lackierung noch ein paar Details darlegen? Also welche Körnung(-en?) Ihr beim Schliff verwendet habt, welchen Klarlack, ob vorher noch Primer/Grundierung (?) aufgetragen wurde, und wenn ja, VOR dem Bekleben und danach?

      Schon mal vielen Dank im Voraus und generell Daumen hoch für diesen Artikel.
      xx

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