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Das Abschirmen von Vintage-Singlecoils

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Praktisch alle meine Klampfen haben Vintage-Singlecoils und sind teilweise gar nicht abgeschirmt. Das ist natürlich auf Dauer kein Zustand… Jetzt meine Frage: Was ist denn hier der Stand der Dinge, und wie genau macht man was? Graphitlack ist wohl Schnee von gestern, eine Dose EMV-Lack habe ich schon zu Hause stehen. Wie sieht es aus mit „Star-Grounding“ und individueller Abschirmung der PU-Spulen? Kann man dabei neue Probleme kriegen? Ich hab da mal was von sogenannten „Luftspulen“ gehört. Was für Maßnahmen empfehlen sich sonst noch und welche nicht?

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Das Thema Abschirmung ist ein besonders hitzig diskutiertes. Die einen stören sich selbst an den allergeringsten Störgeräuschen, die anderen empfinden brummende Singlecoil-Pickups gar nicht als störend. Ich denke: Der Mittelweg macht es, denn alles ist ja auch mit einem gewissen Aufwand verbunden.

Gute Ergebnisse habe ich mit EMV-Abschirmlack von Cramolin oder auch Kontakt Chemie gemacht. Beide Produkte sind nicht ganz billig und vor allem problematisch in der Handhabung, denn sie werden aufgesprüht. D. h., dass das Instrument komplett auseinandergebaut und alles demontiert werden muss. Dann den Body so abkleben, dass keine Sprühnebelreste auf den Lack treffen können. Dann alle Pickup- und E-Fachöffnungen auslackieren – NICHT aber die Buchsenfräsung! (Das führt gerne zu schleichenden Kurzschlüssen).

Wer dieses chemische Zeug nicht sprühen will, nimmt www.humbrella.de. Das ist wasserlöslich und wird mit dem Pinsel aufgetragen. Die Oberfläche sollte vorher angeraut werden. Die Wirkungsweise ist, wie ich anhand von Versuchen festgestellt habe, der von EMV-Abschirmlacken mindestens ebenbürtig und der von einer aufwendig zu verarbeitenden Verklebung mit sehr wirksamer Kupferfolie fast ebenbürtig. Ein normaler Graphitlack, wie etwa der Graphit 33 von Kontakt Chemie, hat dagegen kaum eine Wirkung.

Das Auslackieren von Pickup-Kappen (an Masse legen nicht vergessen!) kann man ebenfalls ausprobieren. Manch einer klebt auch eine Lage Kupferfolie rund um die Pickup-Wicklung, was nach meiner Erfahrung aber nicht viel gegen Brummen hilft, da offensichtlich ein Großteil der Brummeinstreuungen über die Oberseite der Magnetpole eingefangen wird. Auch sollte man nicht unterschätzen, dass ein kapazitiver Austausch zwischen dicht an dicht laufenden Plus- und Minusleitern eine gewisse Höhenbedämpfung verursachen kann (ähnlich wie bei langen, billigen Gitarrenkabeln). Aber Versuch macht klug.

Gleiches gilt auch für eine sternförmig angelegte Ein-Punkt-Masseanbindung. Die ist leider auch etwas aufwendig herzustellen, da die Abschirmung des Schlagbretts zwischen den Potis und dann zur Abschirmung hin unterbrochen werden muss. Es gibt User, die das gemacht haben und von Erfolgen berichten. Ich denke auch hier: Versuch macht klug.

Produkt: Gitarre & Bass 2/2023 Digital
Gitarre & Bass 2/2023 Digital
Im Test: J&D DX-100 +++ Jimmy Wallace Guitars MT +++ Solar Guitars AB1.4JN +++ Fender Acoustasonic Player Jazzmaster +++ Vintage Historic Series +++ Tech 21 SansAmp Character Plus Series +++ Baroni AFK150 +++ Paul Belgrado NaNo B4 Shortscale +++ Harley Benton MV4-PJ Gotoh BM +++ British Pedal Company Dumble Overdrive Special +++ JHS Packrat

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Der bekannte Bill Lawrence hat untersucht das dünne Aluminiumfolie besser hilft dann eine dicke platte Kupfer : http://billlawrence.com/Pages/All_About_Tone.htm/TeleLovers.htm

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  2. Abschirmlack, Alufolie etc. machen viel Arbeit (wenn man es gut machen will) für trotz allem relativ wenig Wirkung. Nach meiner Erfahrung bringt es noch am meisten, wenn man alles mit abgeschirmter Audioleitung (z.B. Sommer SO-D14) und Sternerde verkabelt. Massepunkt am Volumepoti und Schirm nur einseitig anschließen

    Die Vintage-Fraktion heult jetzt natürlich laut auf, weil die Pickups dann nicht mehr “oreggenool” sind, aber so ist das Leben: Museum ODER Bühne?

    Ganz brummfrei werden Singlcoils prinzipbedingt nie, aber man kann es schon deutlich reduzieren. Vintagepickups sind da übrigens noch handzahm gegen Duncan Quarterpunder.

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  3. Wo ist das Problem beim Abschirmlack aus der Dose? OP-Handschuhe an, Abschirmlack in ein Behältnis sprühen und dann mit dem Pinsel auftragen. Funktioniert super!

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  4. Bei Seymour Duncan ist es beispielsweise so, dass der “heiße” Draht von der Außenlage kommt, der “kalte” kommt von der Innenlage. Das ist abschirmungstechnich natürlich schlecht. Deshalb habe ich die Spulen einfach andersherum angeschlossen. Das hört man und kann es auch gut am Oszilloskop sichtbar machen.
    Natürlich hilft diese Maßnahme nur begrenzt. Denn wie hier schon von anderer Stelle berichtet, kann man Single Coils nie ganz Rausch- und Brunnfrei bekommen.
    Zusätzlich hilft natürlich auch eine Abschirmung in mit Aluminium, Kupferlack, oder Graphitlack in der Gehäusekappe wenn an eine Verbindung nach Masse gedacht wird.
    Zuerst sollten aber immer die Grundvoraussetzungen stimmen. Leider verstehen das nicht alle Pickup Hersteller, wie ich leider feststellen musste. Meine Frage, warum die Masse innen und das Signal außen ist, wurde jedenfalls bei Seymour Duncan nicht verstanden. Auch das Abschirmungsproblem konnte ivh nivht “an den Mann” bringen.
    Ich empfehle deshalb, dies erst einmal zu prüfen. Denn: “Versuch macht kluch”.

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    1. Wenn der Draht im Pickup innen von Masse kommt, brummt/knistert es nicht so stark, wenn man mit den Fingern in die Nähe der Pole-Pieses kommt.

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