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Blues Bootcamp: Reset. Back to basics.

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(Bild: Sony Music)

Hey folks, was geht ab bei euch? Nachdem wir uns in den letzten Wochen doch mit sehr komplexem und ausgechecktem Zeug befasst haben, springen wir diesmal quasi an den Anfang zurück und starten ein neues Blues-Thema!

DER MOLL-BLUES

Zum Glück haben wir uns in den letzten fast zwei Jahren mit sehr vielen unterschiedlichen Aspekten zum Thema Blues befasst. Einige waren sehr jazzig und komplex, wie die Themen der letzten paar Monate. Andere Episoden behandelten so elementare Themen wie einfache Begleitungen oder das strukturierte Solieren und Spielen der Bluesform mit Hilfe von Auftaktphrasen (siehe G&B 11/2022). Dieses nun hoffentlich bekannte alte Wissen werden wir auf unser neues Thema anwenden. Falls du tragischerweise ein paar Episoden verpasst haben solltest oder aus einem anderem Grund Unklarheiten bestehen sollten, einfach drauf zurückkommen und (online) checken.

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Apropos zurückkommen – ich persönlich finde es ja sehr wichtig, immer wieder mit neuen Erkenntnissen zu alten Themen und Songs zurückzukehren und diese dann darauf anzuwenden. Wenn man ehrlich ist, verheddert man sich bei manchen Themen auch einfach mal, ist von Songs gelangweilt oder kommt aus anderen Gründen mit ihnen nicht weiter. Deshalb sieht es bei mir auch oft so aus, dass ich antizyklisch übe. Bestimmt Jazz mein Leben, übe ich Country. Dominieren Rock und Pop meinen Alltag, übe ich Jazz usw. Hier in der Serie ist es daher ähnlich. Neulich hatten wir noch Charlie Parker und ähnliche BeBop-Strategen, heute geht es in eine ganz andere Richtung: Basic Blues mit einer Spur Stevie Ray Vaughan, Albert King oder Joe Bonamassa.

Zurück zum Thema. In Beispiel 1 findest du die absolute Grundform eines Moll Blues in A. Sie ist wie der Dominant Blues – nur halt alles mit Mollakkorden. Diese Form habe ich auf der Audioaufnahme zu dieser Folge mit drei unterschiedlichen Rhythmusgitarren-Parts ausgestattet. Habe ich eigentlich jemals erwähnt, dass das eigentlich so richtig mein Ding ist – das Schichten und Arrangieren von Rhythm-Parts? Ok, jetzt wisst ihr das auch.

(zum Vergrößern klicken!)

Im Gegensatz zu fast allen bisherigen Beispielen der letzten 18 Folgen werden die Beispiele der nächsten Episoden alle auf geraden Achtelnoten basieren. Also mal kein Shuffle.

In Beispiel 2 findest du den Gitarrenpart 1, der die Bassfigur doppelt. Eine einfache, aber durchaus legitime Strategie. Der Teil ähnelt der Hauptfigur des Booker T. & The MG’s Songs ‚Green Onions‘.

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In Beispiel 3 ist ein simpler aber effektiver Hintergrundpart notiert. Es handelt sich um „Chord Stabs“ (Akkordstiche) zusammen mit der Snare auf 2 und 4. Es sind einfache Dreiklänge auf den oberen drei Saiten, die ein bisschen Soul-Flair generieren.

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Beispiel 4 ist dann die eigentliche Akkordbegleitung: Moll7-Akkorde in der „Charleston“-Rhythmik gespielt (nur ohne den gewohnten Shuffle). Für etwas Melodramatik wechsele ich in Takt 6 von Dm7 auf Dm6. Ich stehe ja so sehr auf die Schwermütigkeit, die dieser Akkordtyp verbreitet. Jede dieser drei Begleitungen ist recht simpel. Kombiniert ergeben sie ein schickes, authentisches Arrangement.

Das Solo dieses Monats ist recht einfach, was die verwendeten Konzepte betrifft, im Vergleich zu dem Stuff der letzten Monate. Tonal basiert es überwiegend auf der Bluestonleiter in A, mit einer Ausnahme, dem gezogenen Akkordton F des Dm7-Akkord in Takt 5. Der klingt halt einfach sehr schön. Formal gesehen, arbeite ich mit einer simplen Auftaktphrase zu den jeweiligen Akkordwechseln in Takt 1, Takt 5 und Takt 9, die ich immer leicht modifiziere, um sie passend zu machen. Als Antwort darauf gibt es in den Takten 3 und 4 bzw. 7 und 8 typische Licks im Stile von Albert King/SRV.

ACH JA … STEVIE RAY VAUGHAN.

Jeder hat ja seine Stärken. Rein subjektiv hatte ich immer das Gefühl, nicht auf solche Klangreserven und die Expressivität eines SRV zurückgreifen zu können. Keine wirkliche Überraschung, die möglichen Gründe dafür mal außen vorgelassen. Wer kann oder konnte das auch schon? Deshalb hat sich mein Interesse mehr auf das Thema Töne und die etwas galantere Version des Blues verlagert. Außerdem gibt und gab es natürlich auch ausreichend SRV-Wannabes, die den Markt gesättigt haben und immer noch tun. Wenn man das trotzdem ein bisschen nachempfinden möchte, weil man einfach das Gefühl hat, sich auf dem Instrument so ausdrücken zu wollen, dann gilt: Gibt man viel in die Gitarre rein, kommt viel raus. SRV und seine Anhänger wie u.a. Kenny Wayne Shepherd, Chris Duarte, zeitweise auch Michael Landau und Scott Henderson sind dafür gute Beispiele.

Ein immer wiederkehrendes Thema ist dabei die Saitenstärke. Meiner bescheidenen Meinung nach, ist es wichtig, dass man die Saiten spielt, die einem die linke Hand erlaubt und die man mit rechts bis zu dem Punkt manipulieren kann, dass sie ansatzweise das beliebte Klangverhalten von SRV und Co. annehmen. Dass dabei dicker nicht unbedingt besser ist, hat sich ja mittlerweile dank Rick Beato und seinem populären Video zu diesem Thema glücklicherweise herumgesprochen. Es gibt ja auch sehr exponierte Spieler, die sehr dünne Saite spielen (Billy Gibbons, Brian May, Paul Gilbert, Yngwie J. Malmsteen) und die ja nun auch nicht gerade schlecht klingen. Und was nutzen einem dicke Seile auf dem Instrument, wenn jede Note nur noch ein K(r)ampf gegen das Material ist und dies einem den Körper aufreibt? Food for thought …

Erinnert ihr euch noch an die Blues-Bootcamp-Episode „Simplify Your Toughts“ zum Thema Pat Martino, Linear Expressions und die darin enthaltenen Activities (G&B 11/2023)? Die brauchen wir nächsten Monat wahrscheinlich wieder.

Bis dahin, bleibt echt. Ich versuche es auch.


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2024)

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Wurscht mit welchen Drähten man spielt : Ich bin der absoluten und durch meine Spielpraxis ( gefühlte 55 Jahre ! ) in der Lage zu behaupten, dass die Draht-Stärke die aufgezogen ist nur marginalen Einfluss auf das Soundergebnis hat, dass der Amp bzw. die Box wieder gibt.

    Viel elementarer sehe ich die Fähigkeit, das Feeling, das Können das die Hände des jeweiligen Klampfers abbilden und die den Sound grundlegend formen.
    Niemand wird jemals genau so klingen, spielen können wie das vermeintliche Vorbild dessen man huldigt, egal welche technischen Mittel man benutzt.
    Daher mein Ratschlag : Spiel Euer Ding, macht euren Sound der euch gefällt und wenn andere ähnliches empfinden beim hören ist doch alles gut.
    Euer Spiel, eure Sounds sind das Maß der Dinge nicht die eurer Vorbilder, Favoriten oder Gitarren-Heros.
    Nachgespieltes bleibt immer ein Plagiat selbst wenn ihr es Note für Note nachspielt.
    Die Hände , eure Hände sind es nicht die eurer Gitarren- Vorbilder…….
    In diesem Sinne
    beste Grüße
    Orange

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