Metal-Riffs, bluesige Fills, virtuose Soli – und immer klingt es absolut großartig: Selten hatte ein Heavy-Gitarrist solch einen fetten Trademark-Sound wie der US-Amerikaner Zakk Wylde!
Geboren wurde Zakk Wylde am 14. Januar 1967 in Bayonne, New Jersey, USA. Mit acht begann er, Gitarre zu spielen. Mit 19 Jahren entdeckte Ozzy Osbourne den talentierten Spieler und nahm in seine Solo-Band auf.
Als Sideman von Ozzy Osbourne trat der Künstler überaus erfolgreich die sicher nicht einfache Nachfolge der Weltklasse-Gitarristen Randy Rhoads und Jake E. Lee an. In den 90ern stellte Wylde auch zwei eigene Projekte auf die Beine, zunächst Pride & Glory und schließlich die immer noch bestehende Band Black Label Society.
Bei allen Jobs gab es eine Konstante: Zakks Personalstil. Auffällig ist die präzise Anschlagtechnik, wobei Wylde nie steril klingt; dies liegt u. a. an seinem sehr prägnanten Fingervibrato. Erfahre mehr zu seiner Technik und seinem Equipment auf der Zakk Wylde Themenseite!
Zakk Wylde ist bekannt dafür, dass er Gibson-Les-Paul-Modelle spielt; berühmt ist seine psychedelisch aussehende Signature mit dem Kreis-Muster. Daneben kommen im Studio auch Gibson-SGs zum Einsatz und bei Black Label Society auch schon mal eine Danelectro E-Gitarre.
2016 hat der Hüne außerdem mit Wylde Audio seine eigene Firma gegründet. Die erste hauseigene E-Gitarre ist die Wylde Audio Odin – hier im Test.
Beim Konzert im Paris 2016 spielte Zakk Wylde eine seiner Flying Vs:
Für die Standard-, Eb-, Dropped-D-und Dropped-B-Stimmungen zieht er „GHS Zakk Wylde Boomers“ auf (.010, .013, .017, .036, .052, .060), für noch tiefere Tunings, wie z. B. Dropped A und Dropped G, Saiten in den Stärken .011, .014, .018, .036, .052 und .070.
Die Gibson-Gitarren werden klassisch mit Marshall-JCM-800-Amps (Modell 2203) 183 182 183 kombiniert; als Boxen kommen dazu zwei Marshall 1960B (TV Cloth), die mit Lautsprechern von Electro Voice (EVM12L, 200 Watt) modifiziert wurden.
Seine Marshall-Amps stellt Zakk nach eigenen Aussagen folgendermaßen ein: Volume und Gain stehen zwischen 6 und 8, Presence ist sehr weit zugedreht, Treble- und Bass-Regler sind hingegen weit aufgerissen, der Mid(dle)-Regler steht etwa bei 12 Uhr.
Effekte setzt Wylde auch ein, wobei dies von Band zu Band und über die Jahre wechselte. In der Vergangenheit modulierte er seinen Sound u. a. mit einem WahWah (Morley, später Dunlop JH-1), einem Dunlop Rotovibe, einem Boss CE-5 Stereo Chorus Ensemble, einem Boss CH-1 Super Chorus und einem Boss Super Overdrive. Neuerdings benutzt er auch seinen Signature-Overdrive ZW 44 von Dunlop. Zakks Equipment und sein Sound sind unterm Strich ziemlich basic. Er gehört – trotz seiner in den 80er Jahren verwurzelten technisch versierten Spielanlage – eher zu den Old-School-Gitarristen, die den Großteil ihres Tons mit den Fingern produzieren.
Sein musikalischer Background ist geprägt von klassischen 60s- & 70s-Bands und -Musikern, wie Cream, Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Lynyrd Skynyrd, Allman Brothers, Frank Marino & Mahogany Rush und den Eagles. In einem Interview antwortete Zakk auf die Frage, wer seine Vibrato-Technik beeinflusst habe, Folgendes:
„Ich denke nicht, dass man das Vibrato wirklich jemandem beibringen könnte. Du kannst zwar zeigen, wie es geht, aber es ist so ähnlich, als wärst du ein Running Back (= einer der Ballträger) im Football: Entweder hast Du einen guten Blick für die Situation oder nicht, entweder bist du läuferisch schnell oder nicht. Mit dem Vibrato ist es das gleiche. Es ist eine der größten Sachen, was die Gitarrentechnik betrifft und diejenige, die dem Singen am nächsten kommt. Jeder Sänger hat seinen eigenen Vibratostil, der ihm seine Identität gibt. Bei den Gitarristen ist das auch so. Höre dir das Vibrato von Angus Young und dann das von Robin Trower an. Das sind zwei komplett verschiedene Gitarristen mit komplett verschiedenen Stilen. Sie können beide genau das selbe auf der selben Gitarre spielen und trotzdem wird es sich vollkommen anders anhören. Als ich anfing mein Vibrato zu entwickeln, versuchte ich einfach die Saiten so viel ich konnte hin und her zu bewegen.“
Und zugehört hat Zakk seinen Idolen sicher auch – die Grundvoraussetzung, wenn man sich mit dem Fingervibrato befasst.
Grundsätzlich entsteht solch ein Vibrato, indem nach dem Anschlag die Saite mehrmals gleichmäßig hin und her gezogen wird. Das klangliche Resultat ähnelt dem Vibrato eines Sängers. Unter E-Gitarristen gilt ein geschmackvolles Fingervibrato immer noch als eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale – es lohnt also, sich näher mit diesem Thema auseinanderzusetzen, den gerade vermeintlich spieltechnische Kleinigkeiten wie ein gleichmäßiges Fingervibrato machen oft den großen Unterschied aus. In Wyldes Fall kommt zu seinem Vibrato noch eine Besonderheit hinzu: Er kombiniert es gerne mit einem Flageolett-Ton (= durch Anschlagen der an einem bestimmten Punkt leicht abgedämpften Saite erzeugter Oberton).
Zakk Wylde kann selbst einer Hello Kitty Gitarre großartige Musik entlocken:
Für ein cooles Riff brauchst du nur zwei Saiten – die E-Saite und die A-Saite. Wenn du darauf nichts zustande kriegst, taugt es nichts. OK, manchmal räume ich mir noch die D-Saite ein, aber mehr braucht man absolut nicht. Nehmen wir zwei meiner Lieblings-Bands, Black Sabbath und Led Zeppelin, mit zwei der coolsten Gitarristen überhaupt: Bei denen kriegst du eine Vorstellung davon, was coole Riffs sind. Page und Iommi sind Teil der Allgemeinbildung für einen Rock-Gitarristen! Hör zu, worum es in ‚Whole Lotta Love‘ und ‚Into The Void‘ geht, wie diese Riffs aufgebaut sind. Die funktionieren auf zwei Saiten, mehr ist es nicht. Du brauchst gar nicht viele Optionen. Also: setz dich hin und probier zunächst mal verschiedene rhythmische Varianten ganz archaischer Akkordfolgen aus. Und glaub mir – meist ist die einfachste Version die beste.
Für mich sind immer die Akkorde zuerst da. Das Riff muss stehen! Das inspiriert mich für alles Weitere. OK, es funktioniert manchmal auch umgekehrt, wenn ich am Klavier sitze und eine Melodie spiele, versuche ich die mit Akkorden zu unterfüttern. Aber es kommt letztlich auf das Zusammenspiel an.
Denk an die Beatles, nimm ‚I Want To Hold Your Hand‘: Wenn ich dir jetzt nur die Akkorde vorspielen würde, hättest du vermutlich keine Idee, welcher Song das ist. Die Akkorde sind nur das Fundament für die Melodie oben drüber. Ich finde Ozzys Melodien klasse, ich finde, man hört seine Liebe für die Beatles heraus. Und ich wiederum bin von der Arbeit mit ihm und seinen Melodien beeinflusst. Aber es ist ein Riff, das dich inspiriert etwas drüber singen zu wollen, es ist die Akkordfolge, die dich inspiriert, eine Melodie finden zu wollen. Das ist mein Weg.
Ich mag‘s gerne laut, das volle Brett! (lacht) Wenn ich am Klavier sitze, schreibe ich deutlich langsamere und nachdenklichere Stücke. In Moll! (lacht) Die haben dann eher das Flair von Neil Young oder den Eagles. Oder wenn ich mir eine akustische Gitarre schnappe, geht das eher in Richtung Bob Seger oder Creedence Clearwater Revial.
Aber wenn ich mein Les Paul umhängen habe und einen Marshall hinter mir, dann sei dir sicher, dass ich auch das volle Brett hören will! Das ganz volle. Hahahaha!
Ich mag viele Gibson-Modelle, aber was Besseres als eine Les Paul gibt es für mich einfach nicht. Sie hat den fettesten Sound, den du dir vorstellen kannst, ihr Grundton und ihr Sustain sind unglaublich. Und was gut genug für Jimmy Page ist, ist für mich mehr als OK!
Ich mag die Kombination aus komponierten Parts und freiem Spiel. Wenn ein Song und die Melodie stehen, suche ich zunächst einen Part, der darauf aufbaut, weil ich das Feeling des Stückes unterstützen will. Der Song diktiert alles. Ich probiere eine ganze Weile an der Struktur des Solos, suche Intro, Mittelteil und Schluss, in dem es dann abgehen darf. Randy Rhoads war ein Meister darin Soli zu komponieren, Neil Schon ist es auch, wenn es darum geht ein Solo dramatisch aufzubauen. Wichtig ist mir vor allem, dass ich jedes Solo live reproduzieren kann.
Kein Zweifel. Das ist für mich die Basis, das ist das, was deine Gitarre singen lässt. Ich übe täglich Skalen, das ist einfach wichtig.
In dem Video gibt Wylde eine Pentatonik-Lesson:
Text: Arnd Müller & Matthias Mineur