Gitarrist Óskar Logi Ágústsson und Bassist Alexander Örn Númason im Interview
The Vintage Caravan: Heiße Riffs aus kalten Landen
von Stefan Braunschmidt,
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(Bild: Stefán Ari Stefánsson)
The Vintage Caravan zählen seit Jahren zu den spannendsten aufstrebenden Heavy-Blues- und Retro-Rock-Acts. Der Sound der Isländer verbindet klassische Blues- und Hardrock-Wurzeln mit progressiven Strukturen und moderner Energie – ohne aufgesetzte Nostalgie. Auf ‚Portals‘ setzt das Trio verstärkt auf Live-Feeling, spontane Performances und einen Gitarren- und Basssound, der bewusst rau und direkt bleibt.
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Im Gespräch mit Óskar Logi Ágústsson (Gitarre, Gesang) und Alexander Örn Númason (Bass) geht es um Songwriting im Trio, Aufnahmen auf Band, die Rolle von Spontanität im Studio – und darum, warum der Bass bei The Vintage Caravan weit mehr ist als nur das Fundament.
Óskar Logi Ágústsson (Gitarre)
(Bild: Stefán Ari Stefánsson)
Óskar, wie hat sich die Kombination aus Blues-Wurzeln und Prog-/Heavy-Elementen zu deinem musikalischen Konzept entwickelt?
Ich denke, im Kern bin ich ein Blues-Gitarrist, der unbeabsichtigt den Schlüssel gefunden hat, schnell und halbwegs technisch zu spielen, und ich versuche einfach, die beste Balance zwischen beiden Welten zu finden. Das ist auch unser Ziel beim Songwriting: musikalisch interessant und gleichzeitig eingängig zu sein. Ich bin mit Eric Clapton, Mike Oldfield und The Shadows aufgewachsen, die mein Vater hörte, und mit etwa 9 Jahren begann ich mich für Hendrix, Black Sabbath, Led Zeppelin, Deep Purple, Cream und viele der alten Bluesmusiker wie die drei Kings, Robert Johnson und Muddy Waters zu interessieren. Etwas später, als Teenager, kamen Rush, Gentle Giant, Jethro Tull, die frühen Genesis, Camel, Mahavishnu Orchestra und großartige isländische Bands wie Þursaflokkurinn, Trúbrot und Icecross dazu. Als Alex zu uns kam, öffnete er mir die Augen für härtere Musik, vor allem Pantera und Mastodon. Ich denke, das ist sozusagen der Cocktail, der mich zu dem macht, der ich bin.
Portals klingt sowohl modern in der Produktion als auch direkt und spontan – wie schafft ihr diese Balance zwischen High-End-Sound und rauer Energie, wenn es um euren Gitarrensound geht?
Portals ist das erste Album, das wir auf Band aufgenommen haben, was sicherlich eine große Rolle für den Sound und die Stimmung gespielt hat. Wir sind wie bei allen Alben zuvor vorgegangen, bei denen wir die Live-Energie einfangen wollten, aber dieses Mal sind wir noch einen Schritt weiter gegangen. Wir haben die Verstärker und Boxen mit in den Raum genommen − ganz nah an das Schlagzeug, sodass es zu einigen Übersprechungen in den Mikrofonen kam. Die Tatsache, dass wir auf Band aufgenommen haben, wo es weniger Spielraum gibt, Dinge zu korrigieren, gab uns diese Live-Dringlichkeit, jeden Take perfekt hinzubekommen und wirklich eine echte Performance zu liefern. Das hatte einen großen Einfluss auf mein Gitarrenspiel.
Ich habe einen Marshall JTM45 30w-Verstärker und einen Sound City 120 aus den frühen 70ern verwendet, die die ganze Zeit über eingeschaltet waren. Das hätte dann eigentlich sehr vintage klingen müssen, aber meine Spielweise ist sehr aggressiv, roh und lebendig. Ich schlage sehr hart an, was wahrscheinlich auf modernere Einflüsse zurückzuführen ist. Es ist also wieder eine Mischung aus beiden Welten.
Es ist auch das erste Mal, dass ich nicht nur den Hals-Tonabnehmer spiele. Ich habe oft die mittlere Position meiner Gibson SG mit dem Hals-Pickup-Volumen auf etwa 8 gedreht und dann zum ersten Mal die Bridge-Position meiner bewährten Gunnar Örn Telecaster verwendet – z.B. bei Tracks wie ‚Days go by‘, ‚Riot‘ und ‚This Road‘.
Besonders in den Refrains überraschst du oft mit bluesigen Licks, wo andere sich eher dem Song unterordnen würden – manchmal fühlte ich mich an Hendrix erinnert.
Ja, ich wurde dazu inspiriert, mich einfach gehen zu lassen, frei zu sein und den Moment zu genießen. Früher habe ich mich davor gescheut, das im Studio zu tun, aber wir wollten Risiken eingehen und wirklich eine Performance schaffen, die sich lebendig anfühlt, also habe ich es einfach versucht.
Gitarristen wie Jimi Hendrix, Duane Allman, Eric Clapton aus der Cream-Ära, Billy Gibbons und neuere Einflüsse wie Derek Trucks und Marcus King haben mich in dieser Hinsicht inspiriert.
Óskars Amp-Setup im Studio (Bild: Stefán Ari Stefánsson)
Manchmal wirkt dein Spiel rau, aber niemals zufällig – welche Rolle spielt Spontanität in deinem Stil, insbesondere im Studio, wo oft Perfektion vorherrscht?
Spontaneität spielt in meinem Spiel auf jeden Fall eine große Rolle. Ich schreibe nie wirklich Soli, jeder Take ist anders, was auch ein bisschen nervenaufreibend ist − aber genau daraus entsteht Spannung. Manchmal habe ich Parts in meinen Soli, in denen ich die Chorus-Linie spiegel oder mit einer neuen Melodie eine Art neues Kapitel einfüge – ‚Here You Come Again‘ ist ein gutes Beispiel dafür. Das sind im Grunde die einzigen Momente, in denen ich Soli wirklich Plane. Ich versuche, mir die Demos nicht zu oft anzuhören, weil ich dann dazu neige, einige der Solo-Parts zu wiederholen. Ich mag aber eher dieses improvisierte Gefühl. Die Leute spüren es, wenn etwas zu 100 % Note für Note so gespielt wird, wie es geschrieben wurde, und die Musiker die Bewegungen nur “abspulen”. Das will ich nicht. Ich möchte, dass die Leute mich auf meiner Reise begleiten, dass sie die Dringlichkeit, Intensität und das rohe Gefühl spüren, das ich empfunden habe, als ich im Studio gespielt habe. Es ist nicht immer perfekt − ganz und gar nicht, es gibt viele Fehler auf dem Album − aber das macht es echt. Ich bin in vielerlei Hinsicht ein Perfektionist, aber mir ist klar, dass es der menschliche Faktor ist, der das Album großartig macht. Das ist ein Ansatz der früher selbstverständlich war und mit der Zeit langsam verloren geht.
Welche Gitarren sind für dich im Studio und auf der Bühne unverzichtbar – und warum?
Ich benutze meine durchgenudelte Gunnar Örn Custom Guitars Telecaster seit 12 Jahren auf der Bühne und im Studio. Sie wurde nie gereinigt und ist voll mit Blut, Schweiß, Rost und irgendwelchen Ablagerungen. Sie hat einen Mini-Humbucker am Hals und einen normalen Tele-Tonabnehmer an der Brücke – sie spielt sich wirklich fantastisch. Außerdem ist da meine Gibson Les Paul Standard von 2004, meine erste richtige E-Gitarre und wahrscheinlich meine beste. Von 2005 bis 2014 war sie meine Hauptgitarre, dann hat die Tele übernommen, aber ich bin immer mit beiden gereist. In letzter Zeit benutze ich sie wieder häufiger. Es ist wahrscheinlich die Gitarre, mit der ich am meisten aufgenommen habe und die beste Les Paul, die ich je gespielt habe. Wichtig ist auch meine 2022er Gibson SG Standard ’64 Maestro. Sie ist einfach ein absolutes Biest: sie spielt sich leicht, und die hohen Töne zu erreichen, war noch nie so einfach. Sie ist meine Hauptgitarre auf dem Portals-Album und 2023 wurde sie meine Hauptgitarre auf Tour. Nebenbei bemerkt, sollte ich wirklich für Gibson in der Relic-Abteiliung anfangen (lacht)! Mein Schweiß hat einen sehr hohen Säuregehalt und greift meine Gitarren an. Diese SG sieht jetzt aus, als wäre sie 15 Jahre unterwegs gewesen! Die Saiten werden nach einem Gig komplett schwarz, sodass ich sie für jeden Auftritt wechseln muss. Mein Schweiß arbeitet sich sogar durch Lackierungen: Einmal hatte ich mir von einem Freund eine Gitarre für einen Gig geliehen und auf der hälfte der Show schaute ich auf meine Hand: Sie hatte komplett die schwarze Farbe der Gitarre angenommen. Ich sollte wahrscheinlich mal zum Arzt gehen … haha.
Óskars Amp- und Gitarren-Sammlung (Bild: Stefán Ari Stefánsson)
Was Verstärker angeht: verlässt du dich hauptsächlich auf klassische Marshall-Sounds?
Hauptsächlich ja! Ich sammle alte Verstärker, hauptsächlich von Marshall. Mein Hauptverstärker ist ein 1969er Marshall Super Tremolo 100w Plexi, dann habe ich einen 1969er Marshall Tremolo 50w Metal Face, einen Marshall Super PA 100w von 1965 und einen Marshall Super Bass 100w von 1970, den ich von einer Verleihfirma aus Kopenhagen bekommen habe. Der Typ dort hat mir erzählt, dass Frank Zappa den Verstärker in den 80ern für eine Show gemietet hat! Ich habe auch einen tollen Hiwatt 200w PA von 1971.
Auf Tour benutze ich auf der Bühne hauptsächlich einen Marshall JCM 800. Von 2014 bis 2023 war ich auch mit einem Verellen Loucks 100w-Topteil unterwegs, einem absoluten Monster, das in Seattle handverdrahtet wurde.
Portals ist das erste Album, für das ich keinen meiner eigenen Verstärker verwendet habe. Wie bereits erwähnt, habe ich im Studio den Marshall JTM45 und einen Sound City 120 aus den frühen 70ern verwendet, aber meine Geheimwaffe war ein Pignose 5w-Verstärker, den ich häufig für Overdubs eingesetzt habe. Ich liebe diesen Verstärker! Manchmal habe ich ihn auch mit Fuzz und einem Wah benutzt − das hat dem Album einen wirklich coolen Touch verliehen.
Welche Boxen und Lautsprecher prägen deinen Sound am meisten – oder arbeitest du auch mit digitalen Lösungen?
Die Marshall 1960ax ist seit meinem zwölften Lebensjahr meine Lieblingsbox. Sie ist mit Celestion Greenbacks ausgestattet. Ich liebe auch die Boxen aus den 60er- und 70er-Jahren. Ich hab mal eine Hiwatt aus den frühen 70ern mit Fane-Lautsprechern ausprobiert, die einfach unglaublich klang. Ich hätte sie kaufen sollen! Amp-Modeller oder ähnliches benutze ich gar nicht. Ich bin durch und durch ein Röhren- und Analog-Fan.
Das Gitarren-Pedalboard (Bild: Stefán Ari Stefánsson)
Wenn du dein Pedalboard auf nur drei Effekte reduzieren müsstest, welche wären das? Und gibt es für dich da eine Art „Pedal-Geheimwaffe”?
Mein Ansatz war immer, den Verstärker voll aufzudrehen und Röhrenverzerrung zu bekommen- das ist mein Hauptsound. Ich benutze dann einfach den Lautstärkeregler an der Gitarre, wenn ich einen cleanen Ton brauche. Pedale benutze ich eigentlich nur zum Ausschücken bestimmter Abschnitte und Soli. Aber als wir mit dem Touren anfingen, brauchte ich oft einen Verzerrer, der den Marshall-Sound emuliert, weshalb ich mir ein Fulltone OCD zugelegt habe, das mir schon oft aus der Patsche geholfen hat.
Mein Pedalboard für die einsame Insel würde aus meinem Fulltone Octafuzz, Boss Space Echo RE-20 und einem Fulltone OCD oder Cry Baby Wah bestehen – je nach dem, ob der Amp gut verzerrt, oder nicht. Das Space Echo ist mein Lieblings-Echo-Pedal, es passt immer gut zu dem, was ich mache. Ich glaube, meine eigentliche Geheimwaffe ist allerdings der Lautstärkeregler meiner Gitarre und die Art, wie ich anschlage. Ein Pedal, das ich nur für einen Teil eines unserer bekanntesten Songs, ‚On the Run‘, verwende, ist das Electro Harmonix Mel9 Mellotron-Pedal. Ich zupfe die dickeren Saiten stärker und spiele die höheren Saiten sanfter, sodass nur die unteren Saiten diesen starken Mellotron-Sound haben.
Alexander Örn Númason (Bass)
Alexander mit seinem Reverend Wattplower Short Scale (Bild: Stefán Ari Stefánsson)
Alexander, deine Basslinien sind oft mehr als nur das harmonische Fundament – wie entscheidest du, wann der Bass eher unterstützt, und wann er “die Führung” übernimmt?
Ich habe nie verstanden, warum der Bass nur ein unterstützendes Instrument sein sollte. Für mich geht es definitiv auch darum, eine solide Basis zu schaffen, und besonders achte ich darauf, dass der Tiefendruck in den wichtigen Momenten nie wegbricht. Genau deshalb bin ich manchmal überall auf dem Griffbrett unterwegs. In einem Trio ist das erste Priorität: Wenn du einen Ton verpasst oder den Raum nicht füllst, hört man das sofort – da gibt es nichts, wohinter man sich verstecken könnte − schon gar nicht in Solopassagen! Darüber hinaus versuche ich, den Raum so gut es geht als „zusätzliche Gitarre” auszufüllen. Als Lead-Instrument hat der Bass viel Spielraum, wenn man beides gleichzeitig hinbekommt. Ich bin mit Musikern wie Jaco Pastorius, Geddy Lee, Geezer Butler und Steve Harris aufgewachsen, die diesen Raum gut ausfüllen konnten, dass man unweigerlich oft die Basslinien mitsummt. Es ist das Instrument, das den Rhythmus und die Melodie verbindet, daher finde ich, dass es in beiden Bereichen eine gleich aktive Rolle spielen sollte, auch wenn es manchmal schwer umzusetzen ist. Außerdem finde ich einfach, dass Gitarristen nicht die ganze Aufmerksamkeit bekommen sollten, haha!
Welche Rolle spielt der Bass in eurem Songwriting-Prozess – kommt er früh ins Spiel oder entwickelt er sich normalerweise zusammen mit Gitarre und Schlagzeug?
Einige meiner besten Riffs sind auf dem Bass entstanden, aber meistens schreibe ich zuerst auf der Gitarre und dann entwickelt sich der Bass zusammen mit den anderen Parts. Normalerweise habe ich nur eine ungefähre Vorstellung davon, was passieren soll, und dann muss ich versuchen, das so gut wie möglich den anderen zu vermitteln. Glücklicherweise bin ich in den letzten Jahren viel besser darin geworden, komplette Demos zu produzieren, sodass ich den anderen viel besser zeigen kann, was in meinem Kopf vorgeht.
Du verwendest für einen Bassisten ungewöhnlich viele Effekte – wie bist du dazu gekommen?
Zunächst einmal gibt es bestimmte Pedale, die ich brauche. Zwei essentielle sind das Zvex Distortron, das immer eingeschaltet ist, und mein Aguilar Tone Hammer, den ich als Solo-Boost und DI verwende. Abgesehen davon dreht sich meine Pedalboard-Logik darum, dass ich dasselbe Board mit mehreren Instrumenten wie Gitarre und Synthesizern verwenden kann. Im Laufe der Jahre haben es verschiedene Pedale auf die Albumtracks geschafft, daher muss ich sie auch behalten. Zum Beispiel das Delay-Preset auf meinem Line 6 DL4, das auf ‚Crossroads‘ stark vertreten ist. Außerdem habe ich auf dem neuen Album viel Reverb und Modulation, wie das Strymon Flint oder Walrus Polychrome, verwendet. Und dann hat der Song ‚Days Go By‘ einen wichtigen Wah-Part, sodass auch das nie wegkommt. Ich habe das Gefühl, dass ich mich immer mehr in eine komische Ecke manövriere, aber ich liebe es, mit Effekten herumzuspielen.
Alexander nutzt sein Pedalboard sowohl für Bass als auch für Synths. (Bild: Stefán Ari Stefánsson)
Welchen Rat würdest du Bassisten geben, die sich an das Thema Effekte herantasten möchten?
Es gibt ein paar wichtige Aspekte, über die meiner Meinung nach jeder nachdenken sollte: Viele Effekte gehen im unteren Frequenzbereich unter und sind nicht gut hörbar, wie zum Beispiel die meisten Modulationseffekte. Man muss bei den Settings meiner Meinung nach etwas übertreiben, damit sie wahrgenommen werden. Das Gleiche gilt manchmal auch für Reverbs und Delays. Der offensichtlichste und zugleich schwierigste Effekt, mit dem man experimentieren kann, ist Overdrive/Distortion. Mein Ansatz lautet: Weniger ist mehr. Man braucht in der Regel weniger Distortion als man denkt, und je weniger Distortion man einsetzt, desto besser bleiben die tiefen Frequenzen erhalten. Manche Leute setzen auf Dry/Wet-Mixer und Blend-Regler, um mehr cleane Tiefen zu bekommen, und obwohl ich das bei Album-Aufnahmen auch mache, halte ich es bei einem Setup mit nur einem Verstärker für unsinnig − zumal ich nie ein superklares Signal habe. Ehrlich gesagt finde ich den Sound von Pedalen mit Blend-Reglern meistens beschissen, weil man meist viel zu viel Verzerrung hat und das cleane Signal viel zu clean ist. Da geht für mich einfach eine gewisse Kohärenz verloren. Eine weitere Sache, die man ebenfalls beachten sollte, ist das Gain-Staging vor dem Verstärker. Wenn man ein superheißes Distortion-Signal in den Verstärker gibt, muss man den Input-Gain herunterdrehen. Wenn der Drive von einem Pedal kommt, ist es meiner Meinung nach am besten, einen sehr cleanen und lauten Verstärker zu haben. Manchmal bedeutet das, dass der Gain auf 1 steht und der Master voll aufgerissen ist. Keine Angst vor Experimenten!
Deine Synth- und Keyboard-Parts erweitern die Klanglandschaft noch weiter – denkst du beim Komponieren aus einer „Bass-Perspektive“ oder ist das nochmal eine ganz andere Denkweise?
Meine Synth-Ideen kommen auf keinen Fall aus der Bass-Perspektive. Das ist eher meine melodische Seite, die da zum Vorschein kommt, und ich denke dabei viel mehr aus der Produktion heraus. Ich war ziemlich stark in die Produktion dieses Albums involviert und ich denke, dass man insbesondere bei Synth- und Keyboard-Parts darüber nachdenken muss, wie sie dem Ganzen dienen. Es ist leicht, den Mix zu verwässern, wenn man drei verschiedene Pads in einen Part packt, haha. Mein Haupt-Synth auf diesem Album war das Farfisa Compact Duo, das ich über mein Pedalboard in einen alten Sound-City-Verstärker gespielt habe. Weitere wichtige Instrumente waren das Moog Matriarch, Yamaha CS5, Logan String Melody, Roland D550, Prophet Rev2 und ein verzerrtes Mellotron.
Dein Anschlag ist sehr direkt und kraftvoll – was reizt dich daran, so hart mit den Fingern zu spielen?
Lustigerweise kommt mein Stil in erster Linie daher, dass ich mich als Kind im Proberaum nicht gut hören konnte. Ich hatte immer viel zu schwache Verstärker, also hatte ich das Gefühl, dass ich das irgendwie kompensieren musste. Als ich mit 13 oder 14 anfing, in verschiedenen Prog- und Death-Metal-Bands zu spielen, wurde das zu einem wichtigen Bestandteil des Sounds. Damals spielte ich mit einem normalen Clean-Sound und mein Anschlag erzeugte quasi den „Overdrive“.
Welche Bässe sind deine Hauptinstrumente?
In den letzten Jahren habe ich ausschließlich Reverend-Bässe gespielt − ein großes Lob an die Firma! Auf diesem Album habe ich nur meinen Reverend Mercalli 4 und einen Reverend Wattplower Short Scale Bass verwendet. Ich war super zufrieden mit ihnen, und obwohl ich meinen bewährten Jazz Bass zum Aufnehmen mitgebracht hatte, hatte ich nie das Bedürfnis, ihn zu benutzen. Der Mercalli ist perfekt für tiefe und schwere Sounds, während der Wattplower irgendwie interessanter klingt. Beide sind fantastisch, und ich benutze sie live abwechselnd.
Alexanders Amp- und Boxen-Setup im Studio. (Bild: Stefán Ari Stefánsson)
Dein Amp-Sound ist sehr druckvoll – was ist dir bei Amps und Boxen am wichtigsten?
Danke! Ich benutze meist Orange-Amps, die meiner Meinung nach eine sehr gute Balance zwischen Durchsetzungfähigkeit und Druck bieten. Sie haben diese Mitten, die einfach perfekt zu meinem Sound passen. Auf Alben verwende ich normalerweise zwei Verstärker. Das heißt, einen für die tiefen Frequenzen und einen für die hohen Frequenzen. Beide sind übersteuert, aber der hohe viel mehr als der tiefe. Meistens ist der hohe auch ein Gitarrenverstärker. Ich schicke ein sehr heißes Signal in den Amp, daher muss der Verstärker ziemlich clean sein, sonst wird es matschig.