Meilenstein 1997

The Hellacopters – Payin’ The Dues

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Hellacopters
Rock‘n‘Roller: Links Dregen, rechts Nick (Bild: Mikael P. Eriksson)

In den 90er-Jahren schien die skandinavische Rock- und Pop-Szene geradezu abzuheben. Bands wie Atomic Swing, Turbonegro, Euro Boys, Gluecifer, The Hives, Madrugada und die Backyard Babies – so unterschiedlich sie auch waren – spielten Musik, die stark geprägt war von den 60er- und 70er-Jahren. „Retro“ hieß das Zauberwort, das andeutete, dass Sound und Lebensgefühl jener Ära wiederbelebt wurden. Wobei die Bands in der Rückschau dann doch letztlich moderner klangen als die Vorbilder.

1996 krachten die Hellacopters aus dem schwedischen Stockholm mit ,Supershitty To The Max!‘ in die Rock-Welt. Die Legende besagt, dass Nick Hellacopter (voc, g), Dregen Hellacopter (g), Kenny Hellacopter (b), Robert Hellacopter (dr) plus Boba Fett (p) ihr Debüt in 26 Stunden eingespielt hätten. Nur wenig länger dürften sie für das kompakte ,Payin‘ The Dues‘ gebraucht haben, das im September ’97 erschien. „You Are Nothin‘, I‘m For Real“ stellt Frontmann Nick gleich zu Beginn fest, keine Zeit also für Poser und Möchtegern-Rocker. Und entsprechend gibt die Band Vollgas. Ein physisches Erlebnis ist der lebendige Gesamtklang, der eine Absage an den gestylten Metal-Pop der 80er oder eben den elaborierten 90s-Britpop darstellt.

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Hellacopters-Payin-The-Dues
20 Jahre Payin‘ The Dues (Bild: White Jazz Records)

Die brachialen Riffs im harsch verzerrten und übersteuerten Sound transportierten die Energie der Sex Pistols über die Ramones bis hin zu Motörhead. Apropos – im Lemmy-Gedächtnis-Sound startet der Bass in ,Like No Other Man‘. Unglaublich wie hier Drummer Robert mit wilden Keith-Moon-Breaks einsteigt und Druck macht. Das scharfe Solo mit Doublestops, Bendings und Pentatonik-Licks ist Rock & Roll pur. Es geht noch schneller in ,Riot On The Rocks‘, dann Schluss, ein Feedback und die Band hastet hinüber ins melodischere ,Hey!‘.

Bis hierhin geht das Album punkig ab, und zelebriert Garagen-Rock und den US-Protopunk von The Stooges und MC5. In Songs wie ,Soulseller‘ und ,Where The Action Is‘ schimmern nun auch mal Hardrock-Wurzeln à la Thin Lizzy oder AC/DC durch. Auch im finalen ,Psyched Out & Furious‘ startet die Gitarre mit einem fetten Hardrock-Riff, bevor die Hellacopters in ihrem Style geradezu bombastisch loslegen. Mit dem klassischen in die Länge gezogenen Schluss, bei dem sich alle Musiker nochmal austoben dürfen und den Kanonenschüssen gibt‘s eine Reminiszenz an AC/DCs ,For Those About To Rock‘.

Das wichtigste Lead-Gitarren-Lick des Albums ist die Kombination aus Ganzton-Bending auf der G-Saite plus Doublestopp auf H- und E-Saite zwei Bünde tiefer. Gitarrist Dregen, eigentlich Andreas Tyrone Dregen (*12.Juni 1973), ist schon eine Marke für sich. Mit seinen geschminkten Augen, glamourösen Outfits, Tattoos und der Gitarre auf Höhe der Kniescheiben sieht er so aus, als würde er bei Guns N‘ Roses oder den Stones mitspielen. Passend zum Vintage-Look auch seine Instrumente. Live hat er meist den semiakustischen Gibson-Klassiker ES-335 am Start. Zudem ist er bekannt dafür, Fender-Bassman-Amps über 4x12er Marshall-Boxen zu spielen. Linkshänder Nick (*1. August 1972) sieht man in frühen Live-Aufnahmen u. a. mit einer weißen Gibson Les Paul, dahinter eine 4×12-Marshall-Box und -Topteil.

Hellacopters-Hey
Die Single: Hey! (Bild: Müller)

,Payin’ The Dues‘ nahm damals auch eine dezent kritische Haltung zum Audiomedium CD ein. Auf der Rückseite wurde der Titel ,City Slang‘ durchgestrichen und mit der Anmerkung „Only On Vinyl!“ versehen. OK, die Botschaft war angekommen, bitte Vinyl kaufen, erst dann klingt unsere Musik so richtig gut. 1999 erschien das Album auch in den USA beim legendären Sub-Pop-Label, bei dem u. a. auch Nirvana ihre frühen Alben veröffentlicht hatten. Parallel erschien in Europa das neue Album ,Grande Rock‘.

Aber was sagt uns ,Payin‘ The Dues‘ genau 20 Jahre später? Nun, allen die im Motivationstief stecken: Häng‘ die Gitarre tiefer, dreh‘ den Amp auf und lass kommen 🙂 Viel Spaß beim (Wieder-)Entdecken dieses 90er-Indie-Klassikers!

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