Alles wird gut

Steve Lukather: ,All’s Well That Ends Well‘

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Steve Lukather braucht man nicht mehr vorzustellen: der gebürtige Kalifornier aus Los Angeles ist einer der einflussreichsten Gitarristen, Songschreiber, Sänger und Produzenten der letzten 35 Jahre. Luke blickt auf eine beispiellose Karriere als Session-Musiker, Solokünstler und Mitglied von Toto zurück. Auf über tausend Alben ist er zu hören, sein Spiel ist stilprägend und genau dafür wird er geliebt, beneidet und auch von manchen verteufelt. ,All’s Well That Ends Well‘ hieß das 7. Soloalbum, das Anfang Oktober 2016 erschien.

Steve Lukather 2010 Promo
Steve Lukather (Bild: Copyright 2010 Ash Newell Photography)

Ende gut, alles gut? Noch nicht. Für Steve Lukather war das Jahr 2010 eine Zäsur. Vermutlich die bisher größte Herausforderung in seinem Leben. Es geht um Halt, Orientierung, um Sinnsuche. Schwere Themen, gerade für ein Musikmagazin, aber eben jene Emotionalität macht seine neue CD zu einer musikalischen Perle.

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,All’s Well That Ends Well‘ ist Lukes persönlichstes und vielleicht auch musikalisch intensivstes Album. 50 Minuten Musik, neun Songs. Da wird nicht auf Singles geschielt, sondern teilweise progressiv gerockt, gegroovt und mit vielen Sounds und Tüfteleien ein großer breiter Sound vorgetragen. Aber schon der Opener ,Darkness In My World‘ legt Lukes Seelenleben offen. Ein wenig erschrickt man fast ob der Message, die man zu hören bekommt. Dabei wirken die Arrangements detailliert und ausgefeilt, die Performance ist relaxt, ja geradezu leicht.

Ganz im Gegenteil zu den schweren Lyrics. Die musikalische Reise passiert mit ,On My Way Home‘ klassische Westcoast- und Steely-Dan-Attribute. Mit ,Don’t Say It’s Over‘ liefert Luke dann einen kräftigen epischen Titel – mit Pink Floyd-artigen Zitaten. Man wird förmlich in die Musik hineingezogen … ,Flash In The Pan‘ oder ,Can’t Look Back‘ rocken zügig, in ,Watching The World‘ reflektiert Luke die globalen Herausforderungen, in ,Brody’s‘ gibt es einen pumpenden Groove mit knackig-bluesigem Luke-Riffing und fantastischen Gitarren-Licks. Abschluss bildet die Instrumentalnummer ,Tumescent‘, komplexes Arrangement, reichlich Hommage an Jeff Beck und Zitate aus Totos ,Jake To The Bone‘ inklusive.

Nach einer wahren Odyssee mit zunächst ausgefallenem Flieger und einem Trip von Los Angeles über Detroit und Amsterdam erreicht Steve Lukather Köln um 06 Uhr morgens. Am Vormittag desselben Tages beginnen die ersten Interviews. Aber trotz aller Strapazen ist Luke wie immer ein Schnellredner. Sehr offen gewährt er einen Einblick in sein Seelenleben, spricht über die neue CD, die Produktion in seinem Steakhouse-Studio, Toto, sein simplifiziertes Equipment und kündigt nebenbei noch eine neue Signature-Gitarre an.

Hört man dein neues Album, so könnte man meinen, dass du schon mit dem Vorgänger Album-Titel ,Ever Changing Times‘ hellseherische Fähigkeiten hattest …

So sieht es aus! Mein Leben hat sich seither völlig auf den Kopf gestellt. Es ist das schlimmste Jahr, das ich je hatte. Mann, ich habe mit dem Trinken und dem Rauchen aufgehört, mache Sport, ernähre mich gesund – und dann kommt alles zusammen: Meine Frau und ich lassen uns scheiden, dabei werde ich im Januar noch mal Vater – was für ein Abschiedsgeschenk. Am Vatertag habe ich mit meinem Sohn Trevor zusammen meine Mutter tot aufgefunden. Sie saß leblos auf der Couch, Kippen und Alkohol auf dem Tisch. Sie war erst 73, sah aber aus wie über 100. Sie hat sich langsam zugrunde gerichtet.

Vieles von dem gerade gesagten reflektierst du in den Song-Texten …

Oh ja, die Lyrics schrieben sich wie von selbst. Es ist hart, aber ich werde es schaffen. Zweimal wöchentlich gehe ich zum Seelenklempner. Ich frage mich mit 52 kritisch, wo mein Platz im Leben ist, wie viele tolle Jahre ich noch haben kann? Will ich in einer Beziehung oder Situation stecken bleiben, weil es eben so erwartet wird, oder will ich doch versuchen, nach Freude und Liebe zu streben? Dazu gehört auch, dass ich mich von einigen schlechten Freunden getrennt habe und mein ganzes Dasein in Frage stelle. Da passen dann keine Texte über Party oder schöne Frauen. Da war ich schon!

Aber ich will hier nicht jammern, auch wenn das alles eine harte Herausforderung für mich ist. Und mir ist durchaus bewusst, dass es viele Menschen mit ähnlichen Problemen gibt. Ich selbst kann mich sehr glücklich schätzen, dass ich einen Beruf habe, den ich von ganzem Herzen liebe. Sonst wäre ich definitiv im Eimer.

Diese sehr starken Emotionen machen die Scheibe zu einem intensiven Hörerlebnis. Ich denke, gerade weil sie so persönlich ist, können sich viele Menschen aufgrund eigener Erfahrungen dort wiederfinden …

Absolut, wir leben ja in schwierigen Zeiten und das bekommen wir alle mit. Es ist ja nicht so, dass alle Menschen fröhlich auf der Straße Party feiern und unbeschwert einer rosigen Zukunft entgegengehen.

Wo soll für dich die Reise hingehen?

Das ist eine gefährliche Frage, und die Klischee-Antwort darauf ist: Frieden für alle. Aber das ist naiv und wird nie passieren. Für mich ist die Gesundheit meiner Familie und meiner Kinder das Wichtigste. Vom musikalischen Standpunkt wäre ich dankbar und glücklich, wenn es gelingt meine Solo-Karriere zu verstetigen und damit zu wachsen. Es ist kein Nebenprojekt, nein! Das ist mein absoluter Hauptfokus! Ich bin definitiv nicht mehr Mr. Toto!

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(Bild: TOLLE, MASCOT PROVOGUE)

Da du es ansprichst: Eure Reunion-Tour im Sommer war ein voller Erfolg und nicht wenige Fans würden euch gern dauerhaft wiedersehen.

Vielleicht werden wir hier und da noch mal ein paar Auftritte spielen, aber wir werden definitiv keine neue Platte mehr machen! Das Publikum will die alten Hits hören. Und wenn, nur mit der Besetzung der ReunionTour. Das war wirklich so wie früher in der High-School. Joseph (Williams) hat einen fantastischen Job als Sänger gemacht. Ich will jetzt wirklich nicht lästern, aber er und ich haben menschlich nicht sehr viel gemeinsam. Als er dann bei der letzten Tour seine Stimme überstrapazierte und mehr oder weniger nur noch geschrien hat, hatte ich einfach die Nase voll. Ich fand es furchtbar und es war ein Grund, warum ich gegen Ende der Tour auch so viel getrunken habe. Ohne Lee und Simon wäre ich wahrscheinlich abgedreht. Die beiden haben mich noch bei der Stange gehalten … Du weißt was ich meine, du hast es ja selbst gesehen.

Ach komm, ich fand es trotzdem gut.

Für mich war es nicht gut – ganz und gar nicht! Wo waren meine High-SchoolFreunde? Klar, es sind alles tolle Musiker, aber wo ist der BandSpirit geblieben? Ich habe mich am Ende verloren gefühlt und das ist auch der Grund, warum ich die Band schließlich aufgelöst habe. Sonst wäre ich selber vor die Hunde gegangen.

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Steve Lukather (Bild: Copyright 2010 Ash Newell Photography)

Bei der Reunion kürzlich ging es ja auch darum, Mike Porcaro zu helfen, nicht wahr?

Ja, das war der Grund, wir wollen ihn auch finanziell unterstützen. Es geht ihm nicht gut, er sitzt im Rollstuhl, kann zwar noch sprechen und seinen Kopf bewegen, aber er kann sich nicht mal mehr am Kopf kratzen … (Mike Porcaro leidet an ALS). Ironischerweise bekommt er in seiner Situation Marihuana verschrieben, um sein Leiden zu lindern. Er sieht nur noch einen ausgesuchten Kreis an Familie und Freunden. Er kann noch lachen, aber natürlich hat er auch sehr, sehr schwere Stunden.

Lass uns noch mal die Kurve zur neuen CD bekommen. Wie bist du vorgegangen? Kamen zuerst die Texte und dann die Musik?

Musik kommt immer zuerst und gibt dann die Stimmung vor. Zum Beispiel ,Don’t Say It’s Over‘: Als CJ Vanston und ich den Song geschrieben haben, kam mir sofort die Refrain-Zeile und die Melodie in den Sinn. Es entsprach eben genau der Stimmung zu der Zeit. Zwischen Shawn und mir war es bereits aus, aber ich wollte es nicht akzeptieren. Manchmal komme ich so zu einer Hookline, und als ich dann allein war, habe ich den Text dazu vervollständigt.

Zum ersten Mal hast du nicht die üblichen Studio-Cracks versammelt, sondern die CD auch mit deiner Tour-Band eingespielt.

Ja, die Jungs sind super und wir haben uns auch durch das viele Touren gefunden. Die Band ist tight und groovt. Das wollte ich natürlich im Studio einfangen.

Die CD ist sehr aufwendig produziert. Wie habt Ihr aufgenommen?

Ein paar Basics sind live eingespielt. Manchmal war es so, dass wir aus der Songwriting-Phase schon fertige Keyboard-Passagen oder andere Fragmente hatten, um die herum wir dann aufgenommen haben. Dann kamen Schlagzeug, Bass und Gitarre hinzu, und von dort aus ging es mit Overdubs weiter. ,Brody’s‘ und ,Flash In The Pan‘ sind hingegen komplett live entstanden. Ich denke, das hört man auch. Wie du weißt, liebe ich große Produktionen. Logisch, dass da eine Menge hinzugefügt wird und viele kleine PuzzleTeile ein großes Klangerlebnis formen.

So wollte ich es auf dieser Scheibe auch haben. Viele Leute kritisieren das und wollen dann von mir eine raue, möglichst live klingende Produktion. Ich wollte es dieses Mal groß! Hör dir ,Dark Side Of The Moon‘, ,So‘ von Peter Gabriel oder etwas von Def Leppard an, das sind herausragende Produktionen. Eine CD auf diese Art zu produzieren war, ist und wird immer meine erste Präferenz sein.

Apropos Def Leppard. Deren Gitarrist Phil Collen hat ja auch ein paar Backings beigesteuert.

Ja, Phil und ich sind gute Freunde; auf drei Titeln singt er mit.

Ich habe vor Jahren mal gehört, dass du auch als Produzent für Def Leppard im Gespräch warst, stimmt das eigentlich?

In der Tat, das muss so um 1995 herum gewesen sein, Rick Allen (Bassist bei Def Leppard) war damals mein Nachbar. Er und Phil kamen damals ein paar Mal in meinem Steakhouse-Studio vorbei, das ich zu der Zeit gerade baute. Es ist aber nie was daraus geworden.

Natürlich hast du auch wieder mit The-Tubes-Sänger Fee Waybill zusammengearbeitet, euch verbindet ja eine jahrzehntelange Freundschaft.

Natürlich. Fee hat immer einen verdrehten Blick auf Musik, Texte und besonders auf Phrasierungen. Wenn wir zusammen schreiben, ist der Song in fünf Minuten fertig.

Auffallend finde ich, wie songdienlich und emotional dein Spiel, insbesondere bei den Lead-Passagen, ist. Ein gutes Beispiel ist das Solo von ,Don’t Say It’s Over‘ . Damit reißt du den Song fast in Stücke …

Oh danke! Die Mittelsektion davor ist ausgearbeitet, aber das Solo ist nicht komponiert. Ich nehme meist drei, vier Spuren auf und setze dann die besten Passagen zusammen. Wie ich schon sagte, es hat sicherlich auch damit zu tun, dass ich meinen Lebenswandel so radikal umgestellt habe und viel fokussierter bin. Ich übe wieder und konzentriere mich voll auf die Musik. Und so war es auch bei den Aufnahmen. Ich denke ohnehin nicht mehr so wie früher: Da wollte ich unbedingt der schnellste Saitenhexer der Welt sein.

Das überlasse ich gerne der YouTube-Generation, die dort einen Geschwindigkeitsrekord nach dem anderen postet. Auf ,Can’t Look Back‘ wollte ich dann sogar eine witzige Shredder-Hommage spielen. Aus Spaß – und ich betone, es war wirklich nicht ernst gemeint – habe ich dann wie wild auf den Song abgejagt. Mein Sohn Trevor war gerade im Studio und sprang auf und ab und meinte: „Dad, du musst auch shredden!“ Ich sagte nur: „Auf keinen Fall, die Leute hassen mich dafür.“ Aber Steve MacMillan (Lukes Engineer) nahm meine Takes alle auf und meldete sich nur aus dem Off: „Wartet mal, ich bastle mal etwas zusammen.“

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Steve Lukathers Signature-Gitarre: Music Man Luke (Bild: Copyright 2010 Ash Newell Photography)

Ich wollte eigentlich schon nach Hause gehen, aber als Mac dann sein Ergebnis präsentierte, habe ich mich schlapp gelacht. Alle meinten, ich sollte das Solo so verwenden. Nachher habe ich es sogar Phil Collen am Telefon vorgespielt und er meinte auch: „Nimm es!“ So ist es letztlich doch wieder zu einem Lukather-Shredder-Solo gekommen, meinem „Humor Solo“.

Aber zurück zu deiner Anmerkungen: Ich habe mittlerweile eine Tendenz entwickelt, das nicht Offensichtliche auszuprobieren – quasi die alte Larry-Carlton-Schule. Lieber versuche ich etwas musikalisch Interessantes zu verwenden, mal eine Septime oder eine Terz über eine Akkordfolge zu platzieren, anstelle trickreicher Licks, nur um nachher mit Spieltechnik anzugeben.

In den YouTube Videos, die du zum Making Of der CD gemacht hast, sieht man dein Rack gar nicht mehr, stattdessen jede Menge Topteile.

Ja, das große Bradshaw-Rack steht hier in Europa. Möglicherweise nutze ich das hier auf Tour. Aber ich simplifiziere mein Setup. Im Studio habe ich das meiste mit Bogner-Amps – Shiva, XTC und Uberschall – sowie einem Marshall JCM2000 aufgenommen. Effekte kamen später im Mix dazu. Die Gitarre ging direkt in den Amp, hier und da habe ich mal ein WahWah, ein T-Rex Spindoctor oder einen alten Tubescreamer eingesetzt. An Gitarren kamen überwiegend meine Music Mans zum Einsatz, hier und da auch mal eine Telecaster für ihren speziellen Sound.

Interessant! Die Gitarren-Sounds sind durchweg fulminant, aber ich denke, dein Ton ist nach wie vor unverkennbar und hat sich dadurch nicht geändert …

Gott sei Dank! Das erinnert mich an eine alte Geschichte, das war 1989. Ich hörte Jeff Beck in seinem Zimmer spielen, als ich durch den Hotelflur ging und dachte mir: „Wow, was für ein genialer Sound!“ Es klang göttlich – es war eben Jeff. Ich klopfte an und fragte ihn, was er da gerade für einen Amp spielt und er zeigte auf diesen kleinen Roland-Keyboard-Übungs-Amp. Das sagt im Grunde alles. Es gibt die „Not Suck“-Effektbox nicht, die einen zu einem besseren Gitarristen werden lässt, nur weil man etwas dazwischen schaltet. Das wäre allerdings eine coole Erfindung (lacht).

Ich hörte, Bob Bradshaw baut dir gerade ein Pedalboard?

Ja, das stimmt. Das kann ich dann mit allen möglichen Amps benutzen, mit dem Marshall JCM2000, den ich wirklich mag, oder dem Bogner. Als ich kürzlich noch ein paar Gigs mit Robben Ford gemacht habe, habe ich bereits nur ein paar Pedale in einen Marschall geschickt. Ein simples Mono-Setup – und es klang nach mir.

Was hast du für Pedale ausgesucht?

Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, die Teile haben teilweise so irrwitzige Namen, das kann ich mir nicht mal merken. Am Ende des Tages ist es dann doch oft nur eine Fuzz-Box. Bisher hat noch keiner das Rad neu erfunden (lacht). Ich bekomme so viel Zeug geschickt und Bob hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Board zu bauen, das im Grunde die wesentlichen Effekte beinhaltet, die ich üblicherweise einsetze. Und er weiß viel besser, welches Delay-Pedal zum Beispiel vielleicht wie ein Lexicon klingt, usw. Die Pedale können ja auch ganz leicht ausgetauscht werden. Es beinhaltet noch eine Bodenvariante von Bobs Switching-System, damit das ganze kein Stepptanz wird (lacht). Sobald ich zu Hause bin, werde ich mich mit dem Board intensiver befassen und die Möglichkeiten ausprobieren.

Du hast auch kürzlich mal fallen lassen, dass an einer neuen Version deiner Signature-Gitarre von Music Man gearbeitet wird. Was ist da dran?

Ah … (kurze Pause) ja, das stimmt. Es wird bald die Music Man Luke III geben – neben der Luke II. Sie wird anders als die bisherigen Modelle sein. Der Korpus wird um etwa ein Drittel größer sein, sie wird über zwei Humbucker verfügen und ein Floyd-Rose-Vibrato als Option haben. Das ist eher etwas für die härtere Gangart.

Ab wann wird es sie geben?

Sobald ich die Prototypen bekomme und diese dann ausgiebig getestet und freigegeben habe. Schwer zu sagen, wann das alles vorgestellt werden wird, möglicherweise zur NAMM-Show im Januar.

Wer dich kennt, weiß, dass du ein musikalischer Workaholic im positiven Sinne bist …

Ja, und ich bin auch froh, viele Optionen zu haben. Gerade jetzt könnte ich nicht zu Hause hocken und mir die Zeit mit Nichtstun vertreiben. Sich scheiden zu lassen ist außerdem teuer …

Ein Highlight war sicher auch die Produktion von ,6 String Theory‘, dem neuen Album von Lee Ritenour.

Oh ja, die CD läuft richtig gut; eine der Top-5-JazzPlatten dieses Jahres. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe ,68‘ geschrieben und zusammen mit Neal Schon und Slash eingespielt, sowie ,In Your Dreams‘ mit Lee komponiert. Auf ,Shape Of My Heart‘ spielen Lee, Andy McKnee und ich. Das war ein tolles Projekt und die Scheibe ist sehr erfolgreich. Lee und ich kennen uns schon ewig, und wir sind gute Freunde.

Noch bevor du mit ,All’s Well That Ends Well‘ im November in Europa auf Tour gehen wirst, spielst du noch mit den ,Goodfellas‘ in Italien und Polen…

Ja, das ist quasi das Baked Potatoe (ein Music-Club in L.A.) auf Tour! Das ist eine AllStar-Band, allen voran Kenny Aronoff am Schlagzeug. Keyboarder Steve Weingart aus meiner Band kommt auch mit. Fabricio Grossi spielt Bass, das wird spannend, denn ihn habe ich noch nie am Bass gehört. Ich habe bisher nur als Produzent für ihn gearbeitet. Es ist ein Angebot, dass wir nicht ablehnen können! (lacht) Aber wir werden ganz locker jammen und eine Menge Spaß haben.

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Steve Lukather (Bild: Copyright 2010 Ash Newell Photography)

Wer genau verfolgen will, was du so treibst, wird von dir auf Facebook voll versorgt …

Trevor fing damit vor einiger Zeit an und überredete mich auch dazu, die sozialen Netzwerke intensiv zu nutzen. Und das ist klasse, so kann ich mit den Fans ständig in Kontakt bleiben. Aber das Internet hat auch seine Schattenseiten. Ich sage nur YouTube!

Was da alles zu sehen ist, macht mich wirklich wütend. Mike Landau erzählte mir noch letztens, wie er zusammen mit Scott Henderson vor YouTube saß und alle möglichen Clips von sich sah, die er am liebsten aus dem Netz verbannen würde. Mir geht es genauso. Was ich da zum Teil über mich lesen muss, ist entwürdigend.

Alle kriegen dort ihr Fett weg und werden durch die Kohlen gezogen: Eddie, Satch, Steve Vai …. Es ist unvorstellbar, was für ein Hassfest manche Clips auslösen können. Oh Mann, jeder hat auch schlechte Tage! Bitte schreibe das, ich finde das relevant: Auf YouTube gibt es richtig gute Clips von mir, Jams mit Paul Rogers und Brian May oder Clips von der allerersten Toto-Tour zum Beispiel. Aus irgendeinem Grund kriege ich aber für diesen Jam von 1985 mit Jeff Beck und Santana permanent den Arsch versohlt, so nach dem Motto, bei 02:35 min. hat er sich voll verhauen … Oh man, get a life!

Das war vor fast 25 Jahren und was zum Teufel haben diese Typen, die mich da am liebsten erschießen wollen, vor 25 Jahren gemacht?! Ich sag dir, das war der lauteste Gig meines Lebens – bis heute! Dieser Tag hat meinen Tinnitus verursacht, ich höre permanent ein hohes Fis in meinem Ohr! Man konnte damals auf der Bühne diesen unfassbar lauten Boxen nicht entkommen … Das war alles nicht dazu gedacht, für die Ewigkeit festgehalten zu werden. Und 25 Jahre später gehen mir die YouTube-Kommentatoren dafür an den Hals.

Ich frage mich, warum die Leute einen wegen einer spontanen Session so hassen können. Man muss das ja auch nicht mögen und ich mag schließlich auch manches nicht, aber sich so brutal und aggressiv aufzuführen und zu artikulieren, finde ich erschreckend. Dabei leben wir in einer virtuellen YouTube-Welt voll mit Shreddern, die in ihrem Zimmer die wildesten Licks und Tricks aufnehmen. Aber einen guten Song habe ich da noch von keinem gehört. Da scheint es nach dem Motto zu gehen, schneller höher weiter – die wollen sogar noch Allan Holdsworth blass aussehen lassen.

Stichwort Allan Holdsworth: Mit ihm wirst du zusammen auf den Leverkusener Jazz-Tagen zu erleben sein; Gelegenheit für einen Jam?

Ha! Wer jammt schon mit Alan Holdsworth? Wenn ich mich verhauen lassen will, sperre ich mich lieber mit Mike Tyson in ein Zimmer. Hahaha!!!

Großartiges Schlusswort. Danke für das Gespräch, Luke.


Discografie

Lukather (1989)

Candyman (1994)

Luke (1997)

Santamental (2003)

Ever Changing Times (2008)

All’s Well That Ends Well (2010)

 

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