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Slash: Seine Gitarren, Amps & Effekte

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In einer Welt konturloser Allerwelts-Musiker ist Slash eine echte Lichtgestalt. Mitte Juni 2012 spielten der Ex-GN’R-Rocker und seine Band beim Reload Festival in Sulingen. Wir trafen uns mit dem Meister in seiner Garderobe, inspizierten anschließend sein Equipment und schauten uns die fabelhafte Show an.

Slash
(Bild: Mineur, Chris Hafer)

Zwei Dinge vorab zum folgenden Interview: Die von Slash mehrfach angesprochenen AFD-Gitarren (von Gibson) und AFD-Verstärker (von Marshall) tragen ihre Abkürzungen im Namen, weil sie dem Gitarren-Sound der Guns-N’Roses-Scheibe ,Appetite For Destruction‘ nachempfunden wurden. Nach seinem Signature-Amp im Jahr 1996 legte Slash vor zwei Jahren mit dem AFD100 also noch einmal nach. Der neue Amp ist eine Art Replikat eines Topteils, das er für die Aufnahmen des Guns-N’Roses-Debüts bei einem Equipment-Ausstatter lieh. Das Gerät klang so überzeugend, dass der Gitarrist es anschließend als gestohlen meldete, um es behalten zu können.

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Doch wie gewonnen so zerronnen: Ein knappes Jahr später erkannte ein Angestellter der Firma den Verstärker während einer GN’R-Probe wieder und führte ihn zurück in den Firmenbestand. Gebaut wird der neue Marshall AFD100 in einer limitierten Stückzahl von weltweit 2300 Exemplaren, für den deutschen Markt sollen sogar nur 220 lieferbar sein. Bei der Gibson AFD Les Paul handelt es sich um ein Reissue jener Kris-Derrig-Gitarre (siehe auch G&B 06/2012, Seite 54 ff.), die Gunners-Manager Alan Niven für Slash anlässlich der Albumaufnahmen kaufte. Merkmale: Mahagonikorpus und Mahagonihals, Palisandergriffbrett, Ahorndecke, Trapez-Inlays, 22 Bünde, 24,75“-Mensur, Seymour Duncan Alnico II Pickups. Ein wirklich sehr interessantes Instrument!

Slash, ein Blick auf dein Live-Equipment offenbart mit Marshall-Amps und Gibson Les Pauls wenig Experimentelles. Bist du generell ein traditioneller Typ?

Slash: Für mich ist es nicht wichtig, auf jeder Tour komplett neues Material zu haben. Manche Teile meines Equipments spiele ich schon sehr lange, sodass sie ziemlich ramponiert und im wahrsten Sinne des Wortes vintage sind. Mitunter tausche ich einige Geräte aus und ramponiere dann auch den Nachfolger dementsprechend. (grinst) Seit Beginn der beiden Tourneen der letzten drei Jahre spiele ich die Gibson-AFD-Modelle, insgesamt haben wir vier AFD-Les-Pauls dabei, zwei davon sind reine AFDs, die zwei anderen sogenannte „inspired by AFD“-Gitarren, die wir 2010 herausgebracht haben. Da wir zurzeit fast ununterbrochen auf Tournee sind, gibt es noch ein zweites Bühnen-Setup mit etwa der gleichen Bestückung. Das eine Setup steht momentan in Australien, das andere hier in Europa.

Kommen bei jeder Show sämtliche Gitarren deines Europa-Rigs zum Einsatz?

Slash: Ja, bis auf dieses rote Modell hier (zeigt auf eine wunderschöne Les Paul, auf der er sich in der Garderobe gerade warmspielt; d.Verf.), das mir Gibson vor kurzem geschickt hat, sowie eine BC Rich, die ich direkt vom Hersteller bekommen habe und die ich auch mit mir herumtrage, ohne sie jedoch im Set zu spielen. Alle anderen Gitarren, die du auf der Bühne gesehen hast, kommen heute tatsächlich zum Einsatz.

Wie viele verschiedene Tunings spielst du im Rahmen der Show?

Slash: Zwei, entweder Standard-Tuning oder einen Halbton tiefer. Ich muss dazu sagen, dass eigentlich die meisten Stücke einen Halbton tiefer gespielt werden, allerdings gibt es im Set zwei Nummern in Standard-Tuning, die man nicht tiefer stimmen kann, weil ansonsten der Gesang zu tief wäre. Darüber hinaus haben wir einige Songs in D, sodass ich dementsprechend die E-Saite auf Drop-D stimmen lasse.

Es gab Zeiten in meiner Karriere, in denen ich auf Tournee Massen an Gitarren mit mir herumschleppte, quasi für jeden Song ein eigenes Exemplar. Ich habe das gemacht, weil ich Gitarren nun einmal so liebe, aber letztendlich nervt es nur, weil man natürlich alle Instrumente pflegen und transportieren muss. Also habe ich mein Rig mittlerweile vereinfacht und spiele jede Gitarre immer solange wie irgend möglich.

Welches ist das dienstälteste Gerät in deinem aktuellen Equipment?

Slash: Um ehrlich zu sein gibt es zurzeit kaum älteres Zeugs. Meine Gitarren sind relativ neu, die AFD-Marshalls sind ebenfalls relativ neu, die JCM800-Amps sogar brandneu, ich habe sie erst vor kurzem eingebaut. Das Slash-Modell ist von 2010, ich schätze also, dass der Boss-Tuner das einzige Gerät ist, das etwas älter ist. Der überwiegende Teil meines Rigs ist jedenfalls verhältnismäßig neu.

Ich hörte, dass du insgesamt etwa 100 Gitarren besitzt. Fühlst du dich als Sammler, oder sind alle Exemplare irgendwann einmal zum Einsatz gekommen?

Slash: Nein, ich bin kein Sammler im eigentlichen Sinne, ich würde niemals Gitarren nur aus Sammlerzwecken anhäufen. In den frühen Neunzigern, als wir das Guns-N’Roses Album ,Use Your Illusions‘ aufnahmen, kaufte ich mir innerhalb kürzester Zeit eine ganze Reihe Gitarren. Der Grund war, dass es eine Menge unterschiedlicher Songs für das Doppelalbum aufzunehmen galt. Damals hatte ich das nötige Kleingeld, um mir solche Dinge leisten zu können. Es machte seinerzeit sehr viel Spaß mit diesen Gitarren, deswegen habe ich sie nie wieder verkauft, sondern sie in meinem Besitz behalten. Einige davon nehme ich dann und wann wieder zur Hand und spiele auf ihnen. Mein Problem ist, dass ich mich nie von Dingen trennen kann, also sind diese Gitarren mehr eine Art Altlast als eine richtige Sammlung.

Was schätzt du: Wie viele Gitarren in deiner „Altlast“ sind keine Les Paul-Modelle?

Slash: Natürlich besteht der Großteil aus Les Pauls, aber ich besitze auch ein paar tolle Fender Stratocasters, ein paar richtig gute Telecasters, ein paar coole Gretsch-Modelle und einige B.C.Rich-Gitarren, außerdem einige Acoustics, Banjos und all dieses dumme Zeugs. Außerdem gibt es in meinem Bestand ein paar SGs, ein paar Doubleneck SGs, aber eben nicht alles, was es sonst noch auf dem Markt gibt.

Was kannst du uns über diesen wunderschönen roten Prototyp erzählen, über den du gerade übst?

Slash: Gibson hat ihn mir zugeschickt, sie wollen einige Exemplare davon in Umlauf bringen. Weil mein Signature Modell eine limitierte Edition war, wollen sie die Gitarre jetzt in einer anderen Farbe anbieten.

Ist sie technisch vergleichbar mit der ,Appetite For Destruction‘-Gitarre?

Slash: Ja, weitestgehend, im Grunde genommen ist es nur eine andere Farbe. Dieses hier ist ein USA-Modell, normalerweise nehme ich auf Tournee nur US-Custom-Shop-Gitarren mit, aber ich checke diese gerade an. Sie ist etwas leiser als meine sonstigen Modelle, und wir versuchen gerade herauszubekommen, woran das liegt.

Das heißt, sie wird in exakt dieser Farbe angeboten werden.

Slash: Ja, die Farbe steht bereits fest.

Du bist auch ein ungewöhnlich treuer Marshall-User. Hat sich dein Geschmack nie verändert?

Slash: Doch, ein klein wenig schon, ich denke, dass er heute etwas breiter gefächert ist. Als ich anfing, bestand mein erstes Setup aus der Memphis-Les-Paul-Kopie und einem Fender Princeton, dazu ein MXR Distortion Plus. Damals war dies für mich der Sound! Ich hatte den Fender Princeton bereits eine Weile, und zusammen mit der Les Paul und dem Distortion-Pedal war dies genau der Klang, den ich haben wollte. Irgendwie waren meine Vorlieben immer schon auf den Doppel-Humbucker-Distortion-Sounds der Les Paul ausgerichtet.

Aber auch bei den Verstärkern durchlief ich eine Periode von Versuch und Irrtum, ich spielte Crate-Amps und so weiter, ich hatte damals nicht sonderlich viel Geld, also musste ich schauen, was ich mir beschaffen konnte. Ich hatte eine Zeitlang einen Sunn Beta Lead, einen Transistor-Amp, aber der heilige Gral war natürlich ein Marshall. Zunächst borgte ich mir welche, aber irgendwann kaufte ich mir einen eigenen und besaß damit genau den Verstärker, von dem ich immer geträumt hatte. Seither habe ich keinen anderen Amp mehr gespielt. Die einzige Ausnahme war: Als wir in den Anfangstagen von Guns N’Roses einmal in einer Vorproduktion steckten, brachten Mesa/Boogie ein paar MK II- und MK III-Modelle vorbei, die ich etwa zehn Minuten lang spielte. Izzy hat seine Exemplare lange behalten, ich aber kehrte ziemlich schnell zu Marshall zurück.

Für mich ist der JCM800 der klassische Marshall-Amp. Auf der ,Appetite For Destruction‘ spielte ich auch einen dieser alten 100 Watt Super Leads mit den kleinen Buchstaben drauf. Wann immer ich Marshall spiele, suche ich nach dem ultimativen JCM800-Sound, deswegen habe ich ja auch das Slash-Modell entwickelt. Ansonsten experimentiere ich eigentlich gar nicht so viel mit Sounds. Wenn ich im Studio arbeite, nehme ich verschiedene Marshalls, spiele zusätzlich über einen Fender Twin oder manchmal auch über einen Orange, mehr jedoch nicht.

Gab es bestimmte Kriterien bei der Entwicklung deines Signature-Amp?

Slash: Nein, eigentlich nicht. Ich spielte während der ,Use Your Illusions‘-Tour von Guns N’Roses über eine Reihe von Marshall-Jubilee-Heads. Während eines Tumults bei einem Stadionkonzert wurde fast das gesamte Equipment zerstört. Also musste ich Marshall anrufen, ihnen meine Situation schildern und sie um Hilfe bitten. In diesem Zuge entstand dann die Idee eines eigenen Slash-Modells.

Dein Modell war der allererste Signature Amp, den Marshall jemals entwickelt hat.

Slash: Das ist richtig. Der Amp war eine Kombination aus JCM800 und der Jubilee Serie. Das erste Slash-Modell spielte ich viele Jahre, bis ich irgendwann erfuhr, dass es eine Reihe von Musikern und Tüftlern gibt, die den originalen Sound von ,Appetite For Destruction‘ zu kreieren versuchen. Einige von ihnen kamen zu mir und präsentierten mir die von ihnen entwickelten Amps, die ihrer Meinung nach wie der Sound auf dem Album klingen. Das war für mich quasi der Auslöser für den AFD. Ich fuhr zu Marshall und sagte: „Wir sollten selbst einen solchen Amp entwickeln!“ Ich traf mich mit Santiago Alvarez, dem Chefdesigner der Firma, und wir arbeiteten gemeinsam an diesem Amp. Ich besorgte die Masterbänder mit den Gitarrenaufnahmen von ,Appetite For Destruction‘ und versuchte herauszufinden, was die einzigartige Qualität dieses Sounds war. Dann entwickelten wir nach dieser Vorgabe den Marshall AFD.

War es eine mühsame Arbeit?

Slash: Nun, der Sound hat einen ganz bestimmten Midrange-Anteil und dazu eine bestimmte harmonische Verzerrung, die ich nie wieder irgendwo anders gehört habe. Insofern machten wir mehrere Schritte vor und zurück, bis wir den endgültigen Sound gefunden hatten. Ich war zu diesem Zeitpunkt gerade auf Tournee, also schickte mir Santiago immer mal wieder einen Prototyp, den ich während des Soundchecks auf der Bühne ausprobierte, anschließend meine Verbesserungsvorschläge aufschrieb und ihn wieder zurückschickte. So ging es über Monate.

Auch im Effektbereich trittst du jetzt offenbar zunehmend mehr als Entwickler in Erscheinung.

Slash: Ehrlich gesagt bin ich an Effektgeräten nicht allzu übermäßig interessiert. Ich verwende einen Booster für die Soli und einen Chorus für den Anfang von ,Paradise City‘. Natürlich spiele ich auch mein Cry-Baby-Slash-WahWah, außerdem habe ich gerade zusammen mit Dunlop ein Octave/Fuzz-Pedal entwickelt, mit dem man jeweils eine Oktave hoch und runter schalten kann, mit und ohne Fuzz-Effekt, oder auch beide Oktaven zur gleichen Zeit, ein wirklich cooles Pedal. Einen entsprechenden Effekt gibt es auch auf unserem aktuellen Album, deshalb habe ich dieses Gerät mit auf Tournee genommen. Das ist allerdings schon alles, viel mehr gibt es bei mir nicht zu finden.

Schaltest du die Effekte während der Show selbst?

Slash: Nein, das mache ich nie. Mit Ausnahme des Wah wird alles von meinem Gitarrentechniker Ace erledigt. Ich renne während der Show viel zu viel herum, um auch noch die Pedale schalten zu können. Manchmal beobachte ich Jungs mit riesigen Pedalboards, die wie Cockpits in einem Flugzeug aussehen, und ich frage mich dann jedes Mal: Verdammt, wie kriegen sie das geregelt? Ich habe kürzlich Zakk Wylde zugesehen, mit dem wir einige Male auf der Ozzy & FriendsTour spielen, und ich sah wie Zakk oder auch Gus G. diese Pedale bedienen. Ich finde, so etwas zu können, ist schon ein Talent an sich.

Letzte Frage: Ich habe in deinem Rig kein In-Ear-Monitoring-System entdecken können. Spielst du etwa noch immer ausschließlich über Wedges?

Slash: Ja. Und diese Dinger richtig einzustellen ist eine Philosophie für sich. Ich brauche Tonnen von Drums und Bass auf meinen Wedges, und etwas Gesang, dafür aber keine Gitarren, denn die kommen aus meiner Backline und aus den Sidefills, sowohl meine als auch Franks (Sidoris, Slashs Rhythmusgitarrist auf der aktuellen Tour) Gitarren. Ich hasse den Sound von Gitarren aus diesen Monitor-Wedges.

Aha?

Slash: Das ist natürlich immer abhängig von der Qualität der Boxen, aber für mich klingen Gitarren aus den Wedges nie so, wie sie es sollten. Ich sah vor ein paar Tagen, dass Mick Mars von Mötley Crüe Marshall-Boxen als Wedges verwendet. Coole Sache, wie ich finde.

EQUIPMENT

Gibson Les Paul AFD Prototyp 1 mit Seymour Duncan Slash Signature Alnico II, Appetite Amber

Gibson Les Paul AFD Prototyp 2 mit Seymour Duncan Slash Signature Alnico II, Appetite Amber

2x Gibson Les Paul “inspired by AFD” mit Seymour Duncan Slash Signature Alnico II

Gibson Les Paul Axcess Gun Metal Grey mit Floyd Rose Tremolo

Gibson Les Paul Axcess Iced Tea mit Floyd Rose Tremolo

2x Marshall JCM 800

2x Marshall AFD 100

MXR Analog Chorus Boss Digital Delay DD-3

MXR M159 Tremolo MXR SF01Slash Octave/Fuzz

MXR Phase 90

Custom Audio Boost/Line-Driver

Cry Baby Custom Shop Slash SW 95 Wahwah

Boss Chromatic Tuner TU-3

Peterson Autostrobe

Ebtech by Morley Hum Eliminator

Whirlwind Multi Selector

Furman Power Conditioning

Shure UR4D

Produkt: Slash Stories
Slash Stories
Stories zu & Interviews mit einem der begnadetsten Rock-Gitarristen der Welt!

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich liebe einfach dieses rig.
    Einfach unkompliziert uhuuuund Geil

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  1. B.C. Rich Warlock Gitarre von Slash wird versteigert › GITARRE & BASS

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