Logarithmisch und linear!

Poti-Werte und Regelcharakteristika

Anzeige

Logarithmisch und linear – diese beiden Begriffe hat sicher jeder schon im Zusammenhang mit dem Thema Potis gehört. Beide bezeichnen die Charakteristik des Regelwegs: Linear bedeutet, dass der Widerstandswert auf der Leiterbahn nach der halben Strecke tatsächlich halbiert ist. Was bedeutet, dass man bei einem 500- kOhm-Poti 2x 250 kOhm von der Mitte aus nach außen misst. Bei einem logarithmischen 500-kOhm-Poti erhält man bei halber Drehung ca. 400 kOhm auf der einen und 100 kOhm auf der anderen Seite des Regelwegs. (Mitte nach außen, siehe Fotos!) Soviel dazu!

poti-werte-und-regelcharakteristika
Dieses logarithmische Poti misst ca. 500 kOhm, …

Was hat das nun für Auswirkungen auf die Regelbarkeit und die Nutzbarkeit? Schauen wir uns erst das Ton-Poti an. Ich werde zwar oft von Kunden angesprochen, dass hier doch lineare Typen verwendet werden müssten (weil im Internet gelesen …). Aber das ist nicht richtig. Hier macht es schlicht und ergreifend nämlich gar keinen Sinn, ein lineares Poti zu verwenden, da dieses viel zu spät eine hörbare Wirkung zeigt.

Anzeige

Beim Ton-Poti machen nur logarithmische Typen Sinn, da diese direkt und gleichmäßig eine hörbare Wirkung zeigen. Wo bei einem linearen Poti ca. 2/3 des Weges (von 10 auf ca. 3) gedreht werden muss, bis eine Wirkung zu hören ist, fängt ein logarithmisches Ton-Poti direkt und gleichbleibend an, hörbar die Höhen auszublenden. Und so soll es schließlich auch sein. Also – Hände weg vom linearen Ton-Poti!

Bei Volume-Potis gibt es keine festen Regeln bzgl. der Regelcharakteristik; hier können sowohl lineare als auch logarithmische Typen Sinn machen. Ein logarithmischer Typ bringt den Output des Instruments durch wenig drehen (etwa 10 auf 7) schnell auf ein deutlich geringeres Level, was bei verzerrten Gitarren-Sounds und einem entsprechend sensiblen Röhren-Amp zu einem Aufklaren des Sounds führt.

poti-werte-und-regelcharakteristika-100-kOhm
… und ab der Hälfte zur einen Seite 400 kOhm und …

Der Amp bekommt weniger Level vom Instrument, dadurch weniger Verzerrung, und ein cleanerer Sound bei nahezu gleichbleibender Lautstärke ist die Folge. Wird im High-Gain-Bereich ein lineares Volume-Poti verwendet (viele Gibson-Modelle haben z. B. lineare 300-kOhm-Volume-Potis verbaut), dann muss das Volume-Poti sehr weit heruntergeregelt werden, bis ein hörbares Ergebnis erzielt wird. Erst wenn von 10 auf 3 oder 2 geregelt wurde, klart die Verzerrung auf und man hat kaum weiteren Spielraum, um noch cleaner zu regeln. Im High-Gain-Bereich haben also logarithmische Potis sicherlich Vorteile.

Im Low-Gain- oder Clean-Bereich sieht die Sache jedoch anders aus. Der drastisch einsetzende niedrigere Level eines logarithmischen Potis (ca. von 10 auf 7 gedreht) führt bei einem cleanen Sound sehr schnell zu weniger Tonfülle und geringerer Lautstärke, weil der Amp auf einen Schlag viel weniger Level zum Verstärken geliefert bekommt. Das Poti wirkt hier fast wie ein Laut- /Leise-Schalter. An dieser Stelle wäre ein linearer Poti-Typ sicherlich sinnvoller, da dieser im Low-Gain- und Clean-Bereich eine sinnvollere Regelbarkeit bietet als ein logarithmisches Poti.

Schwierig wird es bei Setups, die sowohl Clean- als auch High-Gain-Sounds bedienen wollen. Hier muss man Kompromisse eingehen und Abwägen, was wichtiger ist.

Im guten Handel sind übrigens logarithmische Potis auch mit verschiedenen Regelcharakteristiken erhältlich. So lassen sich in Nuancen schärfere oder mildere Regelkurven realisieren – je nach individueller Vorliebe.

poti-werte-und-regelcharakteristika-400-kOhm
… zur anderen Seite 100 kOhm.

Das Thema Poti-Werte und ihre Auswirkungen auf den Klang der Gitarre möchte ich kurz und knackig auf den Punkt bringen: Höhere Werte bringen höhenreichere Sounds, niedrigere Werte bringen mildere bis gedämpfte Sounds! Es gilt die Faustregel: Singlecoil-Pickups werden in der Regel mit 250-kOhm-Potis betrieben, Humbucker mit 500- kOhm-Typen. Verwende ich Singlecoils z. B. mit 500- kOhm-Potis, klingt die Gitarre schärfer, schneidender, und nicht wirklich angenehm. Verwende ich 250- kOhm-Potis bei Humbuckern, dann klingt die Gitarre muffig, und höhenarm. Klang ist natürlich auch Geschmackssache, denn erlaubt ist, was gefällt. Aber in den letzten Jahren hat sich diese Faustregel in den meisten Fällen durchgesetzt.

Aber man kann natürlich auch mit Poti-Werten arbeiten, um eine Gitarre gezielt in eine bestimmte klangliche Richtung zu entwickeln. Klingt mir ein Instrument z. B. zu scharf, kann ich kleinere Poti-Werte als die aktuell verbauten ausprobieren, um den Ton milder zu bekommen. Das ist günstiger, als mit neuen Pickups zu experimentieren.

Anderes Beispiel: Soll einem Hals-Humbucker mehr Höhenknack spendiert werden, wählt man einen höheren Poti-Wert als den verbauten. Oder will man einen scharfen Bridge-Pickup abmildern, eben einen kleineren Poti-Wert. Hier reicht es oftmals, alleine mit dem Wert des (oder der) Volume-Potis zu arbeiten. Auch Extremwerte wie 100 kOhm oder auch 1 MOhm – wie oft in Telecaster-Modellen verbaut – sind problemlos nutzbar, wenn sie den Geschmack und das Gesamtsystem Gitarre treffen.

Eines sollte noch erwähnt werden: Die meisten am Markt erhältlichen Potis haben teilweise beträchtliche Toleranzen. Ein 500- kOhm-Poti kann tatsächlich gemessene Werte von 400 kOhm bis hoch zu 590 kOhm haben. Das sind dann immerhin 20% Toleranz. Es gibt aber auch Anbieter, die Potis mit kleineren (10% oder auch 5%) Toleranzen anbieten, die aber teurer sind. Toleranzen müssen nicht von Grund auf schlecht sein.

Ein 590-kOhm-Poti bringt dann einen deutlich knackigeren Sound als ein 400-kOhm-Typ, was ja z. B. bei Verwendung Output-starker Pickups durchaus Sinn machen kann. Wer es also genau wissen will, sollte seine Potis durchmessen, die alten wie die neuen, um in etwa einschätzen zu können, in welche Richtung sich die Modifikation bewegen könnte. Bzw. dann im Handel genau passende aussuchen. Ausprobieren lohnt sich also immer, und es ist sicher auch keine schlechte Sache, wenn man weiß, was aktuell in seinem Instrument verbaut ist.

Mehr Basics rund um deine Gitarre findest du in unserem Gitarren ABC!

Produkt: Gitarre & Bass 9/2023
Gitarre & Bass 9/2023
IM TEST: Jackson Josh Smith SL7 ET Soloist +++ Slick SL 60 TV +++ ESP LTD Mirage Deluxe '87 +++ Maybach Motone P-1 +++ Bad Cat Lynx +++ Warwick Gnome i Pro 600 +++ Morley Analog Multi-FX +++ Celestion G12TAD-30 +++ Earthquaker Devices

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Danke für die Hinweise,
    davon hatte ich vorher keinen blassen Schimmer.
    Darf ich vielleicht noch eine Frage hinsichtlich Tonabnehmer stellen ?

    Gruß

    D.Zimmer

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Danke für den Beitrag, sehr nützlich. Vor allem für die Leihen wie ich 🙂

      Auf diesen Kommentar antworten
  2. Das ist mal richtig gut erklärt .danke

    Auf diesen Kommentar antworten
  3. Hallo, also was hier geschrieben wird ist totaler Mist. Wenn man einen Poti mit 500k einbaut wird der Klang im vergleich zum 250er nicht heller sondern dumpfer. Denn wenn der Poti ganz aufgedreht wird ist der Klang am hellsten, aber dann ist der Wiederstand doch eh gleich 0. Also ergibt sich da doch überhaupt gar kein unterschied zwischen einem 250er und einem 500er Poti. Aber dreht man den Poti zu wächst der Wiederstand an, nur ist dann beim 250er eben schon bei 250k Wiederstand Schluss. Im Gegensatz dazu macht der 500er noch mal 250 k weiter zu, so das der Sound doppelt so Dumpf wird, bzw es werden doppelt so viele Höhen abgeschnitten. Dadurch erhält man mit 500er einen super schönen bassigen Sound bei tiefen Chords und klasse Sounds für Solis, den man so mit 250er nicht erreichen kann.
    Chears Tom

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Redest Du vom Volumen- oder Tone-Poti?

      Auf diesen Kommentar antworten
      1. Es geht um die Tone Potis und um diesen Abschnitt im Text -> “Das Thema Poti-Werte und ihre Auswirkungen auf den Klang der Gitarre möchte ich kurz und knackig auf den Punkt bringen: Höhere Werte bringen höhenreichere Sounds, niedrigere Werte bringen mildere bis gedämpfte Sounds!”
        Es stimmt halt einfach nicht “Höhere Werte bringen höhenreichere Sounds” denn es ist genau anders herum. So wie ich oben beschrieben habe : bei einem 500k Poti ist der Sound dumpfer als mit einem 250er, nicht heller wie vom Autor behauptet. Siehe oben, was ich da genau erklärt hatte. VG Tom Westbang Dipl. Inf.

        Auf diesen Kommentar antworten
    2. Der Autor meint hier die Auswirkung der Volumpotis auf den Pickup und nicht die Auswirkung des Klangpotis. Und dann ist die Aussage korrekt, da wir hier einen Spannungsteiler zwischen Tonabnehmer ( induktiver frequenzabhäniger Blindwiderstand) und Volumenpoti (frequenzunabhäniger Ohmscher Widerstand) haben, einmal mit 500 K und einmal 250K .Und da der Tonabnehmer über Masse und Heißleiter an PIN 1 und Pin 3 des Potis angeschlossen werden, hast du somit die 500 K oder die 250 K am Pickup anliegen.
      Gruß André

      Auf diesen Kommentar antworten
  4. Danke für den Artikel, sehr interessant. Allerdings habe ich bezüglich des Volumepotis noch eine offene Frage:
    Um was für einen Hochpassfilter handelt es sich bei dem ganzen Konstrukt und wo kommt die Kapazität bzw. die Induktivität her? Ich habe dazu leider bislang nichts im Netz gefunden.

    viele Grüße

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hai Stephan,das Volumenpoti ist nur ein Widerstand, der hier als Spannungsteiler die Spannung des Pickups reguliert. Der Tonabnehmer besteht u.a. aus einer Spule, deren elektrische Größe als Induktivität bezeichnet wird, gemessen in Henry, adäquat zu Ohm bei einem Widerstand oder Farad für die Kapazität eines Kondensators. D,h. wir haben es bei dem Volumenpoti nur mit einer Spule und einem regelbaren Widerstand zu tun.Ein Tonabnehmer hat immer eine baubedingte typische Resonanzfrequenz, die den Klang des TA ausmacht( Beispiel Humbucker versus SingelCoil).Nun haben wir hier als einen Nebeneffekt zur Lautstärkeregelung , auch einen LR Tiefpass durch das Volumenpoti (Spule – Widerstand). Dieser wirkt sich mit steigendem Widerstand des Volumenpotis dämpfend auf die Resonanzfrequenz des Pickups und verschiebt diese Resonanzfrequenz teilweise bis auf 100 Hz. Somit klingt der Pickup dumpf. Dies kann man teilweise umgehen, indem man das Volumenpoti über eine Kondensator für hohe Frequenzen kurzschließt ( RC Hochpass / Widerstand Kondensator) . Der Kondensator wird zwischen Pin 3 und Pin 2 ( Hot und Schieber) des Volumenpotis gelötet. Ein typischer Wert wäre 22nF .
      Viel Spaß
      Andre

      Auf diesen Kommentar antworten
  5. was ich noch anmerken möchte ein Poti mit 250kOhm belastet den Tonabnehmer auch stärker als eins mit 500kOhm und durch die höhere Belastung des Tonabnehmers hat man auch viel weniger Störungen da diese Einstreuungen ebenfalls belastet werden und sich so viel geringer auswirken.

    Auf diesen Kommentar antworten
  6. Ich weiß, der Post ist schon älter. Aber ich verstehe heute die Aussage nicht “Also – Hände weg vom linearen Ton-Poti!”. Beim Ton ist es doch so, dass bei GESCHLOSSENEM Poti, d.h. bei 500 kOhm, der höhenreiche = normale Sound kommt. Wenn ich dann Richtung 0 Ohm runter regle, werde die hohen Frequenzen über den Kondensator gegen Masse kurzgeschossen. Der Ton wird dumpf. Beim Log-Poti habe ich laut Artikel beim halben Regelweg immer noch 400 k – es ist also fast nichts passiert. Beim Lin-Poti hätte ich beim halben Regelweg 250 k, also deutlich mehr Effekt. Nach meiner Denke spricht demnach das Lin-Poti als Tone-Regler also schneller an als das Log-Poti, nicht erst bei 3. Oder habe ich da einen Knoten im Hirn?

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hab noch mal nachgedacht und nachgemessen. Das Tone-Poti ist so angeschlossen, dass auf 10 die vollen 500 K anliegen und diese bei 5 bereits auf 90 bis 100 K runtergeregelt sind. Also alles richtig, Tone-Poti sollte log sein. Danke!

      Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar zu Zimmer, Dieter Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren