Interview mit ...

Peter Hook: BritBass goes Club

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Er war Bassist von Joy Division und New Order, Mitbesitzer des legendären Hacienda Clubs, Produzent der Inspiral Carpets und Stone Roses und noch einiges mehr. Kurzum: Peter Hook ist ein elementares Stück britischer Musikgeschichte, hat nicht weniger als drei Bücher über sich selbst verfasst, lebt von cleverer Nachlassverwaltung und liefert sich einen erbitterten Rechtsstreit mit seinen ehemaligen Band-Kollegen. Was es damit auf sich hat, wie sinfonischer Rave klingt und warum der 61-Jährige keine neuen Songs mehr schreibt, erfuhr Gitarre & Bass in Manchester.

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(Bild: Julien Lachaussée, Sony Classical)

Doch bis man Peter Hook persönlich die Hand schütteln darf, ist es ein langer, steiniger Weg. Sei es, weil der Baum von einem Kerl extrem viel unterwegs ist und die wenigen Tage im heimischen Nord- England vorzugsweise mit Abschalten und Ausruhen verbringt. Oder weil sein persönlicher Assistent alles tut, um seinen Brötchengeber vor der bösen Presse zu schützen und erst einmal alle Interview- Anfragen boykottiert. Und weil das Label, das Hooks aktuelle Tonträgerveröffentlichung betreut, scheinbar keinerlei Zugriff auf ihn hat. Dabei handelt es sich um ein bemerkenswertes Projekt eines nicht minder bemerkenswerten Musikus: ,Hacienda Classical‘ präsentiert die Club-Tracks der Madchester-Ära im sinfonischen Gewand und in schicken Konzerthallen – mit 80- köpfigem Orchester, DJ, Band sowie nie geahntem Erfolg. Im Königreich des Brexit war dieser eigenwillige Mix aus Nostalgie und Stil-Crossover eine der Konzertsensationen 2016 – und soll demnächst in die zweite Runde gehen. Motto: Wilde Nächte in dunklen Clubs waren gestern – heute tanzen Englands Kids der 80er- und 90er-Jahre in Kulturgebäuden und schwören auf Sekt statt Ecstasy … Aber zunächst erst einmal Peter Hook – über den Bassisten Peter Hook:

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Peter, was ist das für ein Gefühl, als regelrechte Bass-Legende zu gelten und ganze Heerscharen von Musiker geprägt zu haben? Wie gehst du damit um?

Peter Hook: Manchmal fühle ich mich wirklich wie Jesus, der durch die Lande zieht und überall von seinen Jüngern hofiert wird. (lacht) Nein, ganz so schlimm ist es nicht – und ich hoffe, dass mich auch so schnell keiner an die Römer verrät oder mich ans Kreuz nageln lässt. Auf diese Märtyrer-Scheiße habe ich nämlich keine Lust. Aber lass es mich so formulieren: Es ist toll, für das, was man tut, verehrt zu werden. Und es ist immer wieder nett, Musiker-Kollegen zu treffen, die einem sagen, sie würden im Grunde nichts anderes tun, als meinen Sound nachzuahmen und ich wäre ihr absoluter Lieblingsbassist. Solche Sachen sind sehr schmeichelnd, und ich bin durchaus anfällig dafür. Gleichzeitig – und auch das muss ich hier anmerken – erstaunt es mich immer wieder, wie selten ich in Interviews auf meinen Sound angesprochen werde. Also mit Ausnahme von reinen Musikermagazinen kommt das kaum zur Sprache. Und da frage ich mich dann: Was bitte, außer meinem Bass-Sound, zeichnet mich denn aus? Ich meine, ich bin kein Sänger, kein Solist, habe keine andere Interessen und tue auch nicht viel neben der Musik – also, warum reden wir nie über das Wesentliche?

OK, dann lass uns über Bässe reden!

Peter Hook: (lacht) Oh, vielen Dank.

Wie konntest du einen derart originellen Sound entwickeln? Und warum war dir das überhaupt so wichtig?

Peter Hook: Es war nicht geplant, sondern ich wurde regelrecht dazu gezwungen, mit diesen hohen Basslinien aufzuwarten. Einfach, weil der Bass, den ich ganz am Anfang von Joy Division gespielt habe – eine Rickenbacker- Kopie von Hondo – so hundsmiserable Pickups hatte, dass ich das Teil in den hohen Lagen spielen musste, um da überhaupt ein bisschen was Hörbares rauszuholen. Und auch der Verstärker war so mies, dass ich mir etwas einfallen lassen musste, um mich überhaupt selbst zu hören. Mit Lautstärke alleine ging das nicht, weil Bernard Sumners Gitarre so verflucht laut war, dass ich keine Chance dagegen hatte. Im Ernst: Hätte ich nicht angefangen, hohe Töne zu spielen, wäre ich komplett untergegangen. Denn ich hatte ja kein Geld für einen anderen, einen besseren Verstärker. Ich hatte einen maroden Marshall JCM 600, den ich für zehn britische Pfund von meinem Kunstlehrer gekauft habe – das war alles, was ich mir leisten konnte. Also musste ich das technische Manko spielerisch ausgleichen. Und das habe ich getan. Wie heißt es so schön: Jeder braucht ein Gimmick. Das hat schon meine Mutter gesagt: „Junge, mach nicht das, was alle tun, sondern überleg dir etwas, das hervorsticht.“ (lacht) Und dann habe ich halt angefangen, die Melodien in den Songs zu übernehmen – zum einen, weil ich das besser konnte als Bernard, und weil es die einzige Art war, mir Gehör zu verschaffen.

Peter Hook live
(Bild: Julien Lachaussée, Sony Classical)

Wie lange hast du gebraucht, um das hinzukriegen?

Peter Hook: Monate! Ich habe mir die Finger blutig gespielt und so lange herumprobiert, bis ich dachte: Das ist es. Erst habe ich auf dem Bass herumgeprügelt, um irgendwie lauter rüberzukommen. Dann habe ich dickere Saiten benutzt, um einen fetteren, volleren Sound zu erzielen. Das ist mir dann mit .160er-Saiten gelungen, die echt wehtaten. Das waren regelrechte Fingerbrecher, die aber – wie ich schmerzhaft erkennen musste – längst nicht reichten. Ich musste noch melodischer sein und noch höhere Noten spielen. Bis ich kein begleitendes Instrument mehr war, sondern quasi lead. Ich habe das Geschehen dominiert. Ich war der Lead-Gitarrist, der Bernard nie war. Und ich weiß nicht, ob das heute überhaupt noch möglich ist. Also ob man wirklich noch einen eigenständigen Sound entwickeln kann, den kein anderer hat. Ich fürchte, da wurde inzwischen alles ausgelotet, was überhaupt möglich ist. Aber vor 40 Jahren war das noch anders. Da konnte man noch neue Sachen machen, an die sich bis dato keiner gewagt hatte. Und sei es nur, weil die Technik noch nicht so weit war, dass schlichtweg alles möglich war … Und wie gesagt: Ich glaube nicht, dass es noch irgendwelches Neuland gibt. Ganz abgesehen davon: Wenn ich heute anfangen würde, würde ich wahrscheinlich auch auf einen Line6-Modeler zurückgreifen und hätte dann alle nur verfügbaren Sounds. Was mich wahrscheinlich schon nach kürzester Zeit so langweilen würde, dass ich den Bass in die Ecke werfen und mir eine andere Beschäftigung suchen würde. Eben weil ich da nichts Eigenes mehr machen könnte.

Das klingt nach gesteigertem Kulturpessimismus.

Peter Hook: Ist es vielleicht auch. Ich meine, ich komme aus der Zeit des Punk, des DIY-Ansatzes und der Rebellion. Was ist davon geblieben? Wo ist der Spirit geblieben? Und: Was kann man noch anders machen? Früher war es rebellisch, seine Gitarre auf der Bühne zu zerlegen. Heute wird man dafür regelrecht ausgelacht. Nach dem Motto: „Was hat der Typ für ein Problem?“

Sagt der Mann, der selbst jede Menge Bässe zerlegt hat.

Peter Hook: Ja, das waren wirklich einige – aber nie meine Lieblingsteile und auch nie besonderes teure Modelle. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich überhaupt nur wenige Bässe gehabt habe, die wirklich etwas wert waren. Die meisten waren billig und schlecht verarbeitet. Insofern war es auch nicht schlimm, sie zu zerlegen. Es waren Scheißteile und ich habe meinen Frust an ihnen abgelassen. Das war besser als die Verstärker anzugehen oder die Effekte zu zerdeppern.

Was für eine Art von Bassist bist du?

Peter Hook: Kein besonders guter – ich bin nur gut in dem, was ich tue. In meinem ureigenen Ding. Da kann mir keiner das Waser reichen. Nur: Wenn ich etwas anderes tun soll, etwas außerhalb meiner Blase, dann bin ich aufgeschmissen. Dann habe ich ein echtes Problem. Und weil ich quasi immer dasselbe tue – wenn auch in immer neuen Variationen – habe ich mein Equipment nie groß verändert. Einfach, weil keine Notwendigkeit dazu bestand. Ich habe meinen Sound sehr früh gefunden und ihn schnell perfektioniert. Was auch bedeutet, dass ich danach nicht mehr groß experimentiert habe. Kann sein, dass das ein Fehler ist, aber ich bin zufrieden damit – ich bin ich. Das einzige, was mich noch reizen würde, wäre einen besseren Bass zu finden, als den Yamaha BB 1200s, den ich schon seit Jahren habe. Ich habe auch schon einen Eccleshall probiert – eine Maßanfertigung von Chris Eccleshall aus Cornwall. Einfach, weil ich einen Hollowbody- Bass mit Yamaha-Elektronik wollte. Und ich habe schon früh einen Sechssaiter- Bass gespielt, einen Shergold Marathon, der zumindest Power hatte. Aber bislang wurde einfach noch nichts Besseres gebaut als dieser Yamaha. Außerdem arbeite ich nicht gerne im Studio. Auf der Bühne zu stehen ist etwas anderes, das hat Energie und Power und macht Spaß. Aber was die Arbeit im Studio betrifft, so hasse ich es, mir da die Nächte um die Ohren zu schlagen. Ich weiß auch nicht, warum man das überhaupt muss. Warum man da nicht dieselbe Normalität walten lässt, wie in jedem anderen Job. Ich meine, ich mag das Normale. Ich liege gerne abends vor dem Fernseher, gehe mit Freunden auf einen Drink in den Pub und solche Sachen. Und ich habe eine Familie, mit der ich gerne Zeit verbringe. Ich will nicht in einem Studio eingeschlossen sein und für meine Kunst leiden. Der Typ bin ich nicht. Ich nehme das Ganze auch nicht so ernst. Schließlich ist es Musik, und die muss Spaß machen. Tut sie das nicht, ist es der Horror. Und New Order war oft ein ziemlicher Horror – auch, wenn er meine Rechnungen bezahlt hat. Das ist einer der Gründe, warum ich es jetzt ruhiger angehen lasse: Weil ich diesen Mist einfach nicht mehr will. Er ist verdammt ungesund und absolut nervig.

Peter Hook live
(Bild: Julien Lachaussée, Sony Classical)

In den New-Order-Tagen hattest du riesige Equipment- Türme auf der Bühne – ein ebenso irrer wie imposanter Anblick. Das scheint sich mittlerweile geändert zu haben. Warum?

Peter Hook: Weil es wahnsinnig aufwendig und teuer war, den ganzen Krempel dabei zu haben – und völlig überflüssig. Also ich weiß heute gar nicht mehr genau, warum ich das überhaupt getan habe und welcher Teufel mich da geritten hat. Aber ich hatte alles dabei, was ich besaß – und das gleich in zig Variationen. Ich dachte, ich müsste damit protzen, um ernstgenommen zu werden, und meinem Ruf als Bassist gerecht zu werden – was natürlich vollkommener Quatsch war. Ich fürchte, ich habe da mein Ego ausgelebt – oder zu sehr auf meinen Penis gehört. Jedenfalls brauche ich das heute alles nicht mehr. Jetzt greife ich mir meinen Bass, fahre zum Flughafen und muss mich um nichts mehr kümmern. Ich habe jetzt ein paar Leihgeräte, die für die Gigs, die ich spiele, angeliefert werden – und fertig aus. Was wohl auch damit zu tun hat, dass man mit zunehmendem Alter ein bisschen toleranter wird. Oder zumindest geht es mir so. Und das nicht nur im Umgang mit Leuten, sondern auch im Hinblick auf mein Equipment – also mein Arbeitsmaterial, das ich für meinen Job brauche. Ich habe erkannt, dass du – geschäftlich wie privat – einfach eine gute Einstellung haben musst, um überleben zu können. Und New Order hatten eine beschissene Einstellung zu allem. Deshalb haben wir uns 2006 getrennt – weil wir einander kaum noch ertragen konnten.

Demnach bist du jetzt König im eigenen Reich?

Peter Hook: Das könnte man so sagen. Ich habe eine neue Band namens The Light, die u.a. aus Pottsy besteht, mit dem ich in den 2000ern bei Monaco gespielt habe. Und mein Sohn Jack ist auch dabei, ein wahnsinnig guter Bassist. Er ist schon mit den Smashing Pumpkins getourt und ist auch an ihrem neuen Album beteiligt, das sie gerade aufnehmen. Ich bin wirklich gespannt, wie das klingt und ob daraus so etwas wie ein festes Engagement wird. Ich würde mich jedenfalls sehr für ihn freuen – und ich bin echt stolz auf ihn, dass er scheinbar genauso gut an diesem Instrument ist, wie sein alter Herr. (lacht)


Equipment

  • Bässe: Brian Eastwood Hacienda, Eccleshall Hot 1, Fender Precision, Gibson EBO, Hondo II Rickenbacker Copy, Rickenbacker 4001S, Shergold Marathon 6 String, Yamaha BB 1200S
  • Gitarre: Gibson ES-355
  • Amps: Alembic F-2B + Crown Power Amp, Amtron DC 300A, Hiwatt Custom 100 Amplifier + 18“ Vox- Cabinet und Marshall 4×15“-Cabinet, Sound City B120 mit Vox TB-18
  • Effekte: Boss DD-7 Digital Delay, Boss RV-2 Digital Reverb, Electro-Harmonix X0 Stereo Clone Theory Analog Chorus-Vibrato, Joyo D-Seed Delay, Joyo Power Supply 2 JP-02 Isolated Effect-Pedal-Multi-Brick, Korg SDD-3000 Programmable Digital Delay, Marshall Chorus Super Vibe SV-1, Marshall Jackhammer JH-1, Voodoo Lab Sparkle Drive

Aber ist The Light nicht eine reine Nostalgie-Band? Reicht es dir, mit alten Joy Division- und New Order- Songs zu tingeln?

Peter Hook: Durchaus. Und sei es nur, weil ich all die Stücke spiele, die New Order nicht mehr bringen, weil sie meinen, sie wären zu cool dafür. Scheiße, wie kann man zu cool für gute Musik sein? Insofern halte ich die Fahne hoch. Ich stehe zu meiner Vergangenheit – sie erfüllt mich. Weshalb sich die Frage stellt: Warum neue Musik schreiben, die nie so gut sein kann, wie die alten Sachen? Es reicht doch, wenn New Order das machen. Ich meine, ihr letztes Album war ein Haufen Bullshit! Das erspare ich mir. Zumal man damit eh kein Geld verdient – das tut man nur mit Live-Konzerten. Und darin waren New Order nie besonders gut. Weshalb mein Geschäftsmodell sehr simpel und effektiv ist: Ich gehe da raus, spiele die alten Sachen und die Leute lieben es.

Dauert der Rechtsstreit mit deinen Ex- Kollegen immer noch an?

Peter Hook: Ja, wir gehen jetzt ins sechste Jahr. Was bedeutet: Wir beweisen da ziemliche Ausdauer.

Worum geht es?

Peter Hook: Um Geld – was auch sonst? Seit sie ohne mich weitermachen, haben sie mir nicht einen Cent an Tantiemen überwiesen, was einfach frech ist. Schließlich habe ich Rechte an den alten Alben und am Namen der Band. Das zu ignorieren ist genauso respektlos wie sich hinter meinem Rücken zu reformieren und mich nicht mal zu informieren. Das ist ein starkes Stück und dagegen wehre ich mich.

Was nach 31 gemeinsamen Jahren schon ein bisschen seltsam ist?

Peter Hook: Das ist es wirklich. Und wenn mir jemand gesagt hätte, dass dieser Prozess so langwierig und schmerzhaft ist, hätte ich das nie geglaubt. Es ist eine sehr unschöne Erfahrung, bei der es nur einen Gewinner gibt: Die Anwälte, die sich die Taschen vollmachen.

Bist du deshalb so aktiv? Sprich: Brauchst du Geld? Oder warum drei Autobiografien, eine Cover-Band und ein Projekt namens „Hacienda Classical“ mit sinfonischen Interpretationen von Dance-Klassikern der „Madchester“- Ära?

Peter Hook: Da geht es eher um Spaß als um Kohle. Und: Es hat ebenfalls mit Nostalgie zu tun. Mit dem Wunsch der Leute, diese Zeit noch einmal zu erleben – und sei es nur für zwei Stunden in einer Konzerthalle und bei einem kühlen Bier statt einer Dosis Ecstasy. Außerdem hatte ich immer das Gefühl, dass die frühen Dance-Tracks nicht den Respekt erhalten, den sie verdienen. Sie wurden als etwas Simples, Triviales belächelt. Aber jetzt, mit den ganzen Streichern, wird klar, dass die Melodien nicht so rudimentär sind, wie oft behauptet. Das Orchester hat mich sogar gefragt, ob wir nicht ein paar Joy-Division-Stücke umsetzen könnten, und das kann ich mir in der Tat gut vorstellen. Ich meine, selbst Deep Purple haben das hingekriegt – warum nicht auch ich?

Demnach hat dich die Hacienda nie wirklich losgelassen – obwohl du als Mitbesitzer Millionen verloren hast?

Peter Hook: Nein, die Hacienda – genau wie New Order – ist immer noch Teil meines Lebens. Zum Glück habe ich vor ein paar Jahren die Namensrechte daran erworben, was bedeutet, dass ich da meine eigene Vision ausleben kann. Das tue ich mit klassischen Aufführungen der damaligen Musik und indem ich Rave-Nächte organisiere … Joy Division, New Order, Factory Records und die Hacienda sind Institutionen und auf der ganzen Welt bekannt. Was dafür sorgt, dass Bernard und Steve durch die Lande ziehen und so tun können, als wären sie New Order. Und es ermöglicht mir, die Songs von Joy Division und den frühen New Order zu zelebrieren – was ich gerne tue. Einfach, weil ich stolz darauf bin. Ich war an drei monumentalen Dingen der Musikgeschichte beteiligt, und ich habe Bücher geschrieben, um die Welt daran teilhaben zu lassen.

Peter Hook live klatschend
(Bild: Julien Lachaussée, Sony Classical)

Du bist gerade 61 geworden und lebst nach eigenem Bekunden gesünder denn je. Was das betrifft, gab es dann doch einen Bruch mit der Vergangenheit?

Peter Hook: Schon. Aber lustigerweise habe ich mir auf der jüngsten US-Tour eine derart üble Erkältung zugezogen, dass ich mich stellenweise frage, warum ich mir das antue. Ich meine, ich esse gesund, ich schlafe viel, ich jogge und gehe ins Fitness- Studio – trotzdem werde ich ständig krank. Es hat ein bisschen was davon, als könne man nicht gewinnen. Aber: Vor ein paar Tagen habe ich ein aktuelles Foto von Bernard in die Finger bekommen, und darauf sah er schlimm aus. Ein aufgedunsener alter Mann. Da habe ich mehr Glück gehabt.

Weil du weniger trinkst?

Peter Hook: Ich bin seit zwölf Jahren trocken – und nie rückfällig geworden.

Obwohl du nebenberuflich als DJ jobbst – laut Busenkumpel Mani von den Stone Roses „the cheapest way to get drunk“?

Peter Hook: (lacht) Stimmt. Deswegen habe ich damit angefangen – weil er meinte, man könnte da alles haben: Frauen, Drogen und endlos viel Alk. Doch ich habe nur ein Jahr durchgehalten, dann musste ich in die Reha. Anschließend clean weiterzumachen, war eine sehr interessante Erfahrung. Sie hat mir die Liebe zur Musik zurückgegeben, weil sich meine gesamte Einstellung grundlegend verändert hat und es nicht mehr nur ums Trinken geht.

Könntest du dir vorstellen, wieder etwas mit New Order zu machen, sobald der Rechtsstreit überstanden ist?

Peter Hook: Nein. Das Problem mit Alkoholikern ist, dass sie so unglücklich sind. Auch, wenn es eigentlich keinen Grund dafür gibt. Ich bin froh, dass ich das erkannt habe, ehe es zu spät war. Denn New Order haben eine fürchterliche Einstellung. Sie sind so negativ, während ich alles genießen will – und das tue ich. Meinetwegen kann sich Bernard ins Knie ficken. Dieser elende Penner!

Um zu einem positiven Ende zu kommen: Hast du noch einen Tipp für junge Bassisten – außer sich niemals übers Geld zu streiten?

Peter Hook: (lacht) Die einzige Weisheit, die ich hier absondern könnte, wäre: Macht einfach immer weiter und gebt nie auf – ganz egal, was die Leute sagen. Denn wenn ihr nichts versucht, erreicht ihr auch nichts! … meinst du, das hilft jetzt irgendjemandem weiter? (lacht)


Aus Gitarre & Bass 06/2017

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