King of Surf Guitar

Meilenstein 1961-1987: The Best of Dick Dale & His Del-Tones

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(Bild: Virgin)

Am 16. März 2019 starb der „King Of Surf-Guitar“ Dick Dale im Alter von 81 Jahren. Dale wurde im Mai 1937 in Boston geboren. Er hieß in Wirklichkeit Richard Anthony Monsour, sein Vater stammte aus dem Libanon und seine Mutter aus Polen. Später zog die Familie nach El Segundo in Kalifornien, wo Dale als Jugendlicher zu surfen begann. Er, der ursprünglich Country-Sänger werden wollte, beherrschte neben der Gitarre weitere Instrumente, darunter Ukulele, Drums, Klavier und Trompete.

1961 veröffentlichten Dick Dale & His Del-Tones die erste Single „Let‘s Go Trippin‘‘, die starke 50er-Rock-&-Roll-Einflüsse zeigte. Das Instrumental wurde von knackigen Clean-Gitarren, Saxofon und für die Zeit ziemlich rockigen Drums befeuert. Ab 1962 tauchten dann etwa in ,Shake ‘N‘ Stomp‘ diese für Dale charakteristischen Staccato-Noten auf, die durch schnellen Wechselschlag (Alternate Picking) entstanden – eine Technik, die damals eine Sensation war. Zudem spielte der Linkshänder wie Albert King die Gitarre „verkehrt herum“ und ließ die Saiten unverändert, sodass sie in umgekehrter Reihenfolge zum Spieler lagen.

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Seinen gewaltigen Sound verdankte er seinen extrem dicken Saiten in den Stärken: .016, .018, .020, .039, .049 und .060. Im Gegensatz zu Hendrix benutzte Dale kein Rechtshänder-Modell, sondern eine frühe Linkshänder-Stratocaster, die ihm Leo Fender persönlich gegeben hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Surf-Gitarristen setzte er den Jammerhaken seiner Strat nicht ein. Im Laufe der Jahre gab es auch Modifikationen an der Elektrik. Sehr kultig ist seine Fender Signature Stratocaster in der auffälligen „Chartreuse Sparkle“-Goldlackierung.

Die Dick Dale Signature-Strat (Bild: Fender)

Dick Dale und Leo Fender arbeiteten übrigens eng zusammen. So war der Musiker – der live regelmäßig leistungsschwache Röhren-Amps geradezu in die Luft jagte – ein wichtiger Impulsgeber bei der Entstehung von neuen und lauten Gitarrenverstärkern. Dazu zählten der Showman (100 Watt), der mit einem 1x15er-Cabinet kombiniert wurde, sowie der Dual Showman (180 Watt), der eine Box mit zwei 15er-Lautsprechern betrieb. Auch die Fender Reverb Unit ging auf Dales Ideen zurück. Ursprünglich wollte er auf der Bühne seinen Gesang mit einem Hall-Effekt (Reverb) aufpeppen, was Fender dazu inspirierte seinen legendären Federhall als Stand-Alone zu bauen. Irgendwann verkabelte Dick das Gerät mit seiner Gitarre und entdeckte so seinen Trademark-Sound.

Erstmals wurde dieser Effekt in ,Misirlou‘ eingesetzt, Dales atemloser Interpretation eines griechischen Volksliedes. Die schnellen Sechzehntel flirrten geradezu durch die zwei Minuten und 15 Sekunden. Die Nummer lebte auch von einem ganz eigenen Drum- und Bass-Groove, der markanten Trompetenmelodie in der Mitte und nicht zuletzt energischen Zwischenrufen. Die Rede ist hier von der ersten Single-Version, die im Mai 1962 herauskam. Die zweite Fassung des Debütalbums ,Surfer‘s Choice‘ klang durch Streicher und zahme Bläsersätze wesentlich weichgespülter.

In den Jahren ’62-’64 veröffentlichten Dick Dale & His Del-Tones eine ganze Reihe ähnlich scharfer Instrumentals wie ,Take It Off‘ oder ,Surf Beat‘. Einfach großartig waren auch der ultraschnelle ,Night Rider‘ und die rockende Fassung des Country-Klassikers ,Riders In The Sky‘ – gerade im Vergleich mit der braveren Fassung von The Ventures. Doch auch Dale hatte seichtere Stücke im Repertoire, wie z. B. ,King Of The Surf Guitar‘ mit seinen schmalzigen Chorgesängen. Und auch das von TexMex beeinflusste ,Taco Wagon‘ kam eher gefällig bis kitschig rüber. Dennoch spiegelte sich in Letzterem Dales Vorliebe für orientalisch/asiatisch anmutende Melodien mit Mollcharakter.

In den 1970ern zog sich Dale aus dem Musikgeschäft zurück. 1987 kam es dann zu einer Zusammenarbeit mit Bluesrocker Stevie Ray Vaughan. Für die Filmkomödie „Back To The Beach“ (1987) nahmen der alte und der neue Stratocaster-Star den The-Chantays-Hit ,Pipeline‘ neu auf. Während Vaughan meist knackige Blues-Licks spielte, antwortete Dale mit den typischen Notenkaskaden im fetten Reverb. ,Pipeline‘ wurde für den Grammy in der Sparte „Best Rock Instrumental“ nominiert.

Auch in den 90ern war Dale präsent, als ,Misirlou‘ in Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ die Eröffnungsszene untermalte. Der Film und ,Misirlou‘ stehen heute geradezu als Synonym für den Mix aus Thriller, schwarzer Komödie und sich überschlagender wie absurder Handlungsstränge. Alle hier erwähnten Stücke befinden sich auf der Compilation ,King Of The Surf Guitar: The Best Of Dick Dale & His Del-Tones‘, die im Zuge von Dales Comeback 1989 erschien. Sie bietet 18 essentielle Nummern und ist somit ein empfehlenswerter Einstieg in Dick Dales Lebenswerk. Weitere Tipps sind das Debüt ,Surfer’s Choice‘ (1962) und das 1993er Solo-Album ,Tribal Thunder‘. Viel Spaß beim Reiten auf der Welle!

 

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2019)

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