Musiktipps vom Blues-Hipster

Lieblingsplatten: Eddie 9V

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(Bild: Charla Hevey)

Jeder, der ein Instrument spielt, hat seine Einflüsse und entsprechende Lieblingsmusiker und -bands. Wer kennt das nicht, dass man über die Jahre immer wieder bestimmte Alben auflegt, die inspirieren, Erinnerungen wecken und einfach Spaß machen. Songs, die einen nach dem ersten Hören nicht mehr loslassen. Dieses Mal haben wir uns mit dem 27-jährigen Blues-Hipster Eddie 9V (aka Brooks Mason) aus Atlanta, Georgia, unterhalten. Mit seinem dritten Album ‚Capricorn‘ hat der Sänger und Gitarrist mit seiner Band ein schönes, altmodisches Roots-Album zwischen Blues und Soul vorgelegt.

Also, Eddie, was sind deine Lieblingsplatten und wann hast du angefangen, Musik zu machen?

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„Mein Vater hörte 90er-Grunge und Metal, es war also nicht der typische Top-40-Radio-Haushalt, in dem ich aufgewachsen bin. Als ich 13 war, habe ich viel Metallica, Pantera und Death-Metal-Bands gehört, ich kann mich nicht mehr an die Namen erinnern, ihre Alben hatten oft Schriftzüge, die man kaum lesen konnte.

Ich habe als Schlagzeuger angefangen und in verschiedenen Bands gespielt. Später verbrachte ich Zeit zu Hause, um Gitarre und Bass zu lernen und zu verstehen, wie man Sachen aufnimmt, wie man mikrofoniert usw. Zur Gitarre kam ich durch ‚Fortunate Son‘ von Creedence Clearwater Revival. Ich habe viele Filme über den Vietnamkrieg gesehen, in denen viel tolle Musik der späten 60er-Jahre zu hören war. Das brachte mich dazu, dieses Lied zu lernen, obwohl ich nie vorhatte, Sänger zu werden.

Ein Freund erzählte mir, dass wir einen Auftritt in einem Restaurant in der Nähe hatten. Er sagte, wir müssten sieben bis zehn Stücke spielen und singen. Das Restaurant war voll und der Gig hat mich dazu gebracht, das Schlagzeug hinter mir zu lassen und Frontmann zu werden.

The Beatles: Please Please Me, 1963 (Bild: Universal)

Die Platte, die mein Leben verändert hat, war ‚Please Please Me‘ von den Beatles. Es war ihre erste Platte und die Harmonien haben mich umgehauen. So etwas hatte ich noch nie gehört. Ohne die Beatles hätte ich mich nie für Blues interessiert, wenn ich nicht ein YouTube-Video mit ihrem Song ‚Yer Blues‘ entdeckt hätte. Gespielt wurde es von The Dirty Mac – mit John Lennon als Sänger, Eric Clapton, Mitch Mitchell am Schlagzeug und Keith Richards ausnahmsweise am Bass.

The Rolling Stones: Rock And Roll Circus, ursprünglich 1968 aufgenommen, erschien das Album erst 1996 (Bild: Universal)

Die Aufnahme stammt ursprünglich aus ‚Rock And Roll Circus‘ von den Rolling Stones. Meine ersten Alben habe ich mir mit 15 gekauft, das waren ‚Let’s Hide Away And Dance Away With Freddy King‘ und von Howlin’ Wolf ‚Moanin’ In The Moonlight‘, da waren Stücke drauf wie ‚Moanin’ At Midnight‘ und ‚Smokestack Lightning‘.

Let’s Hide Away And Dance Away With Freddy King, 1961 (Bild: King)
Howlin’ Wolf: Moanin‘ In The Moonlight, 1959 (Bild: Replica)

Und dann noch Robert Johnson, ich weiß nicht mehr, welche Platte. Junior Wells’ ‚Hoodoo Blues‘ mit Buddy Guy, die Platte war der Wahnsinn.

Junior Wells’ Chicago Blues Band: Hoodoo Blues, 1965 (Bild: Delmark)

Und dann habe ich mir Alben von Magic Sam und Otis Rush besorgt, alles aus den Jahren 1959 bis 1968. Das war der Grund, warum ich aufgehört habe, Metal zu spielen.

Was mich angezogen hat, war die Rauheit des Sounds. In den 2000ern klang alles von Rap über Country bis Rock so schön, großartig und sauber, aber die alten Blues- und Soulplatten klangen für mich nicht perfekt, sondern dreckig und mit nichts zu vergleichen. Ich habe immer viel aufgenommen und versucht, dass das, was wir aufnehmen, alt klingt. Das kam daher, dass ich Tausende von alten Platten studiert habe, von Blues über Soul bis Reggae.

Zu meinen Lieblingsbluesplatten gehören die frühen von Fleetwood Mac, bevor sie Popmusik machten. Über Spotify habe ich viele obskure Blues-Acts und seltene Songs entdeckt, zum Beispiel Eddie Taylor, aber auch Soul-Künstler wie Willie Hightower, Percy Sledge und Al Green.

Sean Costello: We Can Get Together, 2008 (Bild: Delta Groove)

Einer meiner Inspirationsquellen war ein lokaler Musiker, Sean Costello aus Atlanta, Georgia. Er starb mit 28 Jahren und ist der Grund, warum ich mir eine goldene Gibson-Gitarre gekauft habe. Er ist mein Held, er war so ein toller Gitarrist und Sänger! Ich spiele noch immer seine Musik. Es ist nicht mehr so viel von ihm die Rede, aber die Blues-Kenner wissen Bescheid. Mein Lieblingsalbum von Sean Costello ist ‚We Can Get Together‘, das letzte Album vor seinem Tod.

Mike Bloomfield With Al Kooper & Stephen Stills: Super Session, 1968 (Bild: Sony)

Mein zweites Idol ist Mike Bloomfield. Er hat mit der Paul Butterfield Blues Band, Bob Dylan und Electric Flag gespielt. Er gehört zu diesen Typen, die Drogen genommen und Alkohol getrunken haben. Das kann in diesem Geschäft schnell passieren, aber Bloomfield war ein wunderbarer Musiker. Mein Lieblingsalbum von ihm ist ‚Super Session‘, mit Al Kooper und Stephen Stills, das war eine der ersten Jam-Platten mit mehreren Künstlern. Mein Lieblingsalbum von Albert King ist ‚King Of The Blues Guitar‘, dieses braune Album, der Song ‚Cold Feet‘ ist mein Lieblingsstück.

Albert King: King Of The Blues Guitar, 1969 (Bild: Warner)

Im Moment höre ich alten Reggae aus den 70ern wie Toots And The Maytals, ich interessiere mich für ihre Aufnahmetechniken. Ich höre ständig alten R’n’B und Soul wie Gladys Knight & The Pips, dann noch Americana – Jackson Browne, Willie Nelson und Nathaniel Ratcliffe – und sogar Country-Sachen. Mein Ziel ist es, so viele verschiedene Sachen wie möglich zu hören und nicht bei einem Genre oder einem Künstler hängen zu bleiben. Ich selbst möchte Alben mit vielen verschiedenen Sounds machen.


(erschienen in Gitarre & Bass 09/2023)

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