UFO!

Interview: Vinnie Moore & Rob De Luca von UFO

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UFO hugging

Es ist Sommer in Hannover. Das Thermometer zeigt 30 Grad Celsius, in der Stadt weht kein einziges Lüftchen. Kein Wunder also, dass die Klimaanlage in den ,Big House Studios‘ an ihre Grenzen kommt. UFO schwitzen also und müssen sich gleichzeitig mächtig sputen: Die Aufnahmen zu ihrem ersten Cover-Album ,The Salentino Cuts‘ sollen schnellstmöglich fertig werden, denn Termine für Konzerte sind bereits gebucht und wollen nicht nur abgearbeitet, sondern auch sorgsam vorbereitet werden.

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Der Zeitplan im Studio ist also eng gesteckt. Nicht eben die besten Voraussetzungen für Interviews und Fotos mit den Musikern, so mittendrin in der Recording-Session. Andererseits stehen mit Gitarrist Vinnie Moore und Bassist Rob De Luca zwei exzellente Instrumentalisten im Dienst der englischen Rock-Legende. Und weder Moore noch De Luca wollen die Chance verpassen, sich selbst und ihr großes handwerkliches Können im wichtigsten deutschen Musikermagazin zu präsentieren. Also müssen Sänger Phil Mogg, Keyboarder/Gitarrist Paul Raymond und Schlagzeuger Andy Parker zähneknirschend die Zeit bei kühlen Getränken auf einer beschatteten Terrasse überbrücken, bis ihre beiden Kollegen endlich alle Fragen beantwortet haben. Allerdings: Anschließend steht die komplette Band dann sogar noch für eine gemeinsame Fotosession zu Verfügung. Geht doch …

Vinnie Moore

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Vinnie Moore (Bild: Matthias Mineur)

Vinnie, gefällt es dir, mit UFO ein reines Cover-Album aufzunehmen?

Vinnie Moore: Ja, sehr sogar. Wenn man von einer Plattenfirma eine solche Anfrage bekommt, sollte man es zumindest intensiv diskutieren.

Was sprach dafür, was dagegen?

Vinnie Moore: Dafür sprach der große Spaß, der damit verbunden ist. Dagegen stand natürlich die Wahl der richtigen Songs. Man muss aufpassen, dass sie nicht bereits hundertfach von anderen Künstlern gecovert wurden. Man kennt das ja: Die besten Stücke sind schon lang vergeben.

Warst du an Vorschlägen beteiligt?

Vinnie Moore: Ich habe vier Millionen Vorschläge gemacht, und 99,99% wurden abgelehnt. (lacht). Aber das Wichtigste ist, dass der Song zur Stimme des Sängers passt und dass er ihn mit voller Überzeugung singen kann. Das gilt zwar auch für mich und meine Gitarrenparts, aber Phil als die Stimme von UFO hat da natürlich ein stärkeres Gewicht.

Mountains ,Mississippi Queen‘ war für Phil und dich als Fans von Leslie West sicherlich ein Selbstläufer, aber ,Break On Through To The Other Side‘ von den Doors hat mich überrascht.

Vinnie Moore: Ehrlich gesagt, mich auch. Ich war am Anfang nicht davon überzeugt, dass wir der Nummer gerecht werden können. Aber Andy Parker hat den Groove vom Bossa-Nova zum Rock-Track geändert, und dadurch funktioniert er.

,Rock Candy‘ von Montrose ist dagegen ein naheliegender Klassiker für euch, oder?

Vinnie Moore: Absolut. Im Mittelpunkt steht dieses große Gitarrenriff, das den Song antreibt. Sehr heavy, sehr cool, perfekt für UFO.

Wie hast du dich auf die Session vorbereitet?

Vinnie Moore: Ehrlich gesagt: gar nicht. Phil hatte sich bei Produktionsbeginn noch nicht endgültig festgelegt, und da auf der Liste 30 Nummern standen, von denen am Ende 20 gekickt werden sollten, wollte ich mir diese vergebliche Mühe nicht machen. Also habe ich zu Hause zu einigen Tracks ein wenig gejammt und erst im Studio begonnen, mich konkret mit den Songs zu beschäftigen. Wir trafen uns in Hannover und verbrachten die ersten zwei Tage damit, zu entscheiden, welcher Song in welcher Tonart und welchem Tempo gespielt werden soll.

Als die Entscheidung gefallen war, suchte ich mir nachts im Hotelzimmer meine Parts heraus, sodass wir sie anschließend sofort aufnehmen konnten. Da saßen wir dann im Studio mit Kopfhörern und jammten die Songs solange, bis sie saßen. Dann haben wir sie aufgenommen. Meistens zwei oder drei hintereinander, bevor wir in den Kontrollraum gingen und uns die Ergebnisse anhörten. Wenn bereits Versionen dabei waren, die sich gut genug anfühlten, war der Job erledigt. Wenn nicht, gingen wir zurück in den Aufnahmeraum und versuchten eine bessere Version hinzukriegen.

Was konntest du aus dieser Session an Erfahrungen mitnehmen?

Vinnie Moore: Für mich war es eine tolle Erfahrung, nicht zu sehr auf spielerische Perfektion, sondern mehr auf das richtige Feeling zu achten. In den 80ern gab es eine Zeit, in der Bands zwei komplette Jahre an einem Album gearbeitet haben. Jeder Ton musste perfekt sein, jeder Beat ganz genau sitzen. Das Ergebnis war oft zu steril. Wenn man sich dagegen Stücke aus den 60ern und 70ern anhört, merkt man, dass sie überhaupt nicht perfekt waren. Man entdeckt sogar richtige Fehler: Das Tempo schwankt, Bass und Schlagzeug spielen nicht auf den Punkt. Aber genau dieser menschliche Faktor macht die Songs so lebendig. Für mich bedeutet das für die Zukunft: Wenn ich fortan an meinen Soloscheiben arbeite, werde ich weniger kritisch mit mir selbst sein und stärker auf mein Gefühl achten, und darauf, dass Gitarre, Bass und Schlagzeug zusammen gut klingen.

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Vox AC 30 (Bild: Matthias Mineur)

Kannst du ein wenig über dein aktuelles Equipment verraten? Du hast einige namhafte Vertragspartner, wie man sehen kann.

Vinnie Moore: Du siehst hier mein europäisches Board, das ich nicht mit nach Amerika nehme und das immer mit dem Fuel Tank und dem WahWah ausgestattet ist. Der Rest reist mit mir hin und her. Auf der letzten Amerikatournee habe ich mein Marshall-Topteil ausschließlich über den cleanen Kanal gespielt und den Distortion-Effekt über den Dark Matter von TC Electronic erzeugt. Cool ist auch das Sub’n‘Up von TC, mit dem man auch die jeweils höhere Oktave bekommen kann. Vorher hatte ich einen Boss Octaver, mit dem man nur die beiden tieferen Oktaven erzeugen konnte. Das MXR Phase 90 spiele ich schon seit vielen Jahren, das Mojo Vibe habe ich erst im vergangenen Jahr bekommen, ein großartig klingendes Univibe. Das Boss-TR-2-Tremolo-Pedal habe ich extra für diese Studiosession mitgebracht, weil ich dachte, dass ich es eventuell bei ,The Pusher‘ von Steppenwolf einsetzen könnte. Es gehört sonst nicht zu meinem Pedalboard, sondern bleibt in meinem Studio.

Vinnies’ Pedalboard

Aufgenommen wird deine Gitarre hier im Studio über eine Isolation-Box …

Vinnie Moore: … damit mein Sound nicht in die Drums streut. Darum spiele ich über Kopfhörer, was die Sache nicht eben einfacher macht, weil Gitarren normalerweise über Kopfhörer nicht so gut klingen. Ich muss mich also auf den Toningenieur im Kontrollraum verlassen, wenn es um den Sound meiner Gitarre geht.

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Isolation-Box des Big House Studios (Bild: Matthias Mineur)

Gefällt dir diese Art des „Live-im-Studio“-Recordings?

Vinnie Moore: Ja, ich mag das, denn es entsteht Interaktion, und so etwas führt immer zu guten Resultaten. Natürlich mache ich anschließend noch ein paar Overdubs, aber beim Zusammenspiel entsteht eine Magie, die man nicht hinbekommen würde, wenn man alles Track-By-Track aufnimmt. Diese Energie entsteht nur durchs direkte Zusammenspiel.

Letzte Frage: Welche Aktivitäten außerhalb von UFO hast du auf deinem Terminkalender?

Vinnie Moore: Ich werde versuchen, ein paar weitere Shows mit meinem Soloalbum anzuberaumen, außerdem gibt es seit Langem wieder mal Anfragen aus Indien, die ich gerne noch einmal wahrnehmen möchte. Ich war vor drei Jahren ja schon einmal dort und es war wirklich großartig. Ansonsten bestimmt UFO meinen Terminkalender. Danke Vinnie, und alles Gute für Dich!

Rob De Luca

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(Bild: Matthias Mineur)

Rob De Luca: Nur wenige Minuten nach Vinnie Moore stand uns auch Bassist Rob De Luca für ein kurzes Gespräch zur Verfügung. Gerne erzählte er über sein Leben als Profimusiker, seine Mitgliedschaft bei UFO und über weitere Bass-Tätigkeiten, aber auch über eine wirklich sehenswerte Website für Vintage-Instrumente, die er betreibt. Lest selbst!

Rob, woher stammst du, woher kommt deine Vorliebe für Rockmusik und was waren deine ersten Helden?

Rob De Luca: Ich bin in Wilmington, Delaware, USA aufgewachsen, von dort stammt übrigens auch Vinnie. Obwohl ich immer wieder viel Gutes über ihn gehört hatte, traf ich ihn persönlich erst, als ich bei UFO einstieg. Meine Eltern waren keine Musiker, aber riesige Rockfans und deshalb eine große Inspirationsquelle. Im Haus und im Auto lief ständig Rock- und Popmusik. Meine Mutter erzählte mir später, dass, als ich noch sehr klein war, aus meinem Mund immer nur zwei Worte kamen: Pink Floyd. (lacht)

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Der Aufnahmeraum (Bild: Matthias Mineur)

Wie bist du zum Bass gekommen? Ursprünglich warst du Gitarrist, oder?

Rob De Luca: Das stimmt. Mit 16 fing ich an Gitarre zu spielen. Außerdem spielte ich Flöte, später dann Klavier. Nach der Highschool schrieb ich mich am Berklee College Of Music in Boston ein und studierte dort. Ich hatte einige gute Freunde in einer populären lokalen Band, die unbedingt wollten, dass ich bei ihnen als Bassist einsteige. Zunächst war mein Plan, nur nebenbei Bass zu spielen und mich weiter auf die Gitarre zu konzentrieren. Doch dann stellte ich fest, dass mir Bass-Spielen noch mehr Spaß macht als Gitarre. Aus der Band ging übrigens schließlich Spread Eagle hervor, die einen Vertrag bei MCA/Universal Records unterzeichneten.

Wie sah dein erstes professionelles Equipment aus?

Rob De Luca: Zum Glück spielte ich überwiegend mit älteren Musikern, die mich in die richtige Richtung drängten. Mein erstes professionelles Setup war ein Fender Jazz Bass und ein Ampeg SVT „Blueline“ aus den Siebzigern, zu dem eine 8x10er Box perfekt passte.

Ab wann hast du in Bands gespielt?

Rob De Luca: Meine ersten Gruppen waren Coverbands in Delaware, richtig Schwung in die Sache kam aber – wie erwähnt – erst mit Spread Eagle, und zu diesem Zeitpunkt spielte ich bereits Bass. Spread Eagle waren damals sehr populär, was auch der Grund war, warum ich bei ihnen einstieg. Wenn wir in oder um Boston auftraten, waren die Clubs immer ausverkauft.

Wie bist du zu UFO gekommen?

Rob De Luca: Ron „Bumblefoot“ Thal (früher bei Guns N‘ Roses, Anm. d. Verf.) empfahl mich bei Vinnie Moore. Dann traf ich mich mit den UFO-Jungs und war schon am nächsten Tag mit ihnen auf der 2008er-Amerikatournee. Wir spielten auf der ganzen Welt und ich habe unglaublich viele schöne Erinnerungen. Konzerte sind immer eine tolle Sache, aber an ihren letzten Alben kompositorisch und spielerisch beteiligt gewesen zu sein, erfüllt mich mit noch mehr Stolz.

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Valvotronics Tube D.I. (Bild: Matthias Mineur)

Wie würdest du dich selbst als Bassist beschreiben?

Rob De Luca: In erster Linie fokussiere ich mich auf ein solides Fundament, auf einen guten Ton, ein gutes Timing und einen ordentlichen Schub. Ich versuche immer, einer Band zusätzliche Energie zu geben. Ich sehe mich quasi als Motor, der von unten heraus das Boot antreibt. Meine Beiträge sind möglicherweise nicht so offensichtlich, aber enorm wichtig für die Dynamik einer Band. Ich übe rund um die Uhr, permanent. Vor einer Tour trainiere ich die Muskeln meiner Hände, spiele während der Tour den gesamten Abend über – auch an freien Tagen – und schreibe, wenn ich wieder zu Hause bin, eigene Songs. Vieles davon nehme ich auf oder übe einfach zu einem Metronom, um mein Timing weiter zu verbessern.

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Ashdown 400 + 8x10er Box (Bild: Matthias Mineur)

Sehr interessant ist auch deine Website VintageBassWorld.com, ein wahres Eldorado für Vintage-Interessierte.

Rob De Luca: Danke für das Lob. Vor ungefähr zehn Jahren stellte ich fest, dass der Markt für Vintage-Instrumente mittlerweile exorbitant hochpreisig geworden ist. Außerdem entdeckte ich viele Fälschungen und Betrugsversuche, die es in diesem Bereich häufig gibt. Immer mehr Firmen fingen an, Ersatzteile anzubieten, sogenannte „antiqued parts“ und „retro finish painting“. Ich selbst hatte schon seit Jahren Vintage-Instrumente angekauft und wieder verkauft, und einen Katalog mit Bildern von Originalteilen zusammengestellt. Dann schloss ich mich mit einer großartigen deutschen Computerspezialistin namens Martina Schiele zusammen, um all mein Wissen auf der Website VintageBassWorld.com zusammenzufassen.

Die Website umfasst hunderte Seiten mit detaillierten Texten und Fotos von Fender-, Rickenbacker-, Gibson-, Music Man- und Ampeg-Bässen und -Verstärkern. Es gibt Basisinformationen für Hobbymusiker und detaillierteste Infos für professionelle Sammler. Es ist die aktuell größte, umfassendste und detaillierteste Vintage-Instrumenten-Website am Markt. [1627]

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Danke das man von diesen excellenten Musikern in diesem Interview etwas neben der Bühne erfährt. UFO sind seit Jahrzehnten und gerade in den letzten Jahren ein top live act. Diese zeitlose echte Rockmusik hätte noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient!

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