Self Made Women

Interview: Larkin Poe

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(Bild: Aloysius Lim)

Mit ,Self Made Man‘ hat die Karriere der Geschwister Rebecca und Megan Lovell und ihrer Band Larkin Poe einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Viele Riffs treiben satt nach vorne, dazwischen entfaltet das hypnotische ,Every Bird That Flies‘ eine Stimmung wie in einem David-Lynch-Film. Und dann strahlt ein Song wie ,Holy Ghost Fire‘ auch noch ganz viel Hitpotential aus. Das sechste Album, das auf dem eigenen Label Tricki-Woo Records erscheint, ist großes Kino zwischen Southern-Rock, Blues und Americana.

Vielleicht muss man in Atlanta geboren worden sein und in Nashville leben, um solche Musik zu machen. Kaum zu glauben, dass die beiden vorher mit ihrer Geige spielenden Schwester Jessica als The Lovell Sisters eher traditionelle Musik zwischen Folk und Country präsentierten. Rebecca spielte damals noch Mandoline und Megan eine Slide-Akustik-Dobro. Heute gibt Rebecca mit crunchigen Riffs und ihrer angerauten Stimme den Ton an, während sich Megan auf einer elektrischen Rickenbacker-Lap-Steel ihren Weg durch die Songs bahnt. Und sie bringt dieses Instrument auch ins Rampenlicht, denn eine extra angefertigte Metallkonstruktion ermöglicht es ihr die Lap Steel am Gurt und im Stehen zu spielen.

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(Bild: Frank Witzelmaier)

Ich würde gerne mit euren Anfängen einsteigen. Wann habt ihr begonnen Gitarre zu spielen?

Megan: Wir haben vorher so mit drei oder vier Jahren angefangen klassische Geige und klassisches Klavier zu lernen. Mit ungefähr 13  oder 14 fing ich an Slide-Gitarre zu spielen und Rebecca Acoustic. Wir hörten viel akustische Musik und amerikanische Roots-Musik wie Bluegrass. Wir lernten zu improvisieren und unsere eigenen Songs zu schreiben.

Gab es besondere Slide-Gitarristen die du mochtest und die dich beeinflusst haben?

Megan: Ich hörte die Dobro das erste Mal bei Jerry Douglas. Das war meine Hauptinspiration die Slide-Gitarre in die Hand zu neh­men. Später, als ich zur Lap Steel wechselte, habe ich viel Derek Trucks, David Lindley und The Allman Brothers Band gehört. Seit kurzem gehe ich weiter zurück und höre viele Delta-Blues-Spieler.

Abgerockt: Fender Custom Shop Jazzmaster (Bild: Larkin Poe)

Eine Rickenbacker-Lap-Steel sieht man nicht so oft. Was kannst du mir über das Instrument sagen?

Megan: Ich habe sie in Nashville gefunden und mich direkt in sie verliebt, als ich sie in die Hand nahm. Sie hat diesen vollen Ton und ist ein schönes Instrument. Heute spiele ich meistens ein Modell, das ich in einem Gitarren-Center in Knoxville gekauft habe und das aus den frühen 50ern stammt. Sie hat mir gute Dienste geleistet und ist für mich wie ein guter Kumpel.

Die Rickenbacker Lap Steel von Megan Lovell. Gut zu erkennen ist die Metallkonstruktion, in die das Instrument eingebettet ist. Die Lap Steel ist in Open-G (GBDGBD) gestimmt. Megan benutzt ein Scheerhorn Stainless Steel Slide. (Bild: Larkin Poe)

Lasst uns zu ,Self Made Man‘ kommen. Das Album klingt an einigen Stellen recht düster. Wie kam es dazu?

Rebecca: Dem würde ich so nicht zustimmen. Es gibt viele Momente voller Freiheit und Leichtigkeit. Und besonders was das Songwriting betrifft, gibt es viele optimistische Momente. Auch wenn wir Blues spielen, ist er definitiv vom Rock‘n‘Roll beeinflusst, den wir als Kinder gehört haben. Es gibt immer ein Gefühl der Angst, das Hand in Hand mit diesen Genres geht. Wir haben unser Bestes gegeben, den Dreck und den Mut dieser Musik mit leichte­ren und glücklicheren Elementen zu vereinen.

Rebecca Lovells Fender Custom Shop Stratocaster. Sie wechselt zwischen Standard-, Drop-D- und Open-G-Blues-Tuning (Bild: Larkin Poe)

Mit ,God Moves On The Water‘ gibt es auch einen Song von Country-Blueser Blind Willie Johnson (1902-1947). Warum habt ihr gerade diesen Song ausgewählt?

Rebecca: Ganz einfach, wir lieben ihn! Wir haben einen großen Bezug zu Blues-Künstlern, besonders zu denen des frühen 20. Jahrhunderts wie Son House. Und Blind Willie ist ein großartiges Beispiel für einen Musiker, der so bewegende Songs mit so wenigen Mitteln erschaffen hat, eben nur mit seiner Stimme und der Gitarre. Und das war für Megan und mich in den letzten Jahren ein großer Einfluss. Wir wollten diesen wesentlichen Bluesern huldigen. Und besonders ,God Moves On The Water‘ ist ein unglaublicher Song.

Rebbeccas Floorboard: Boss Chromatic Tuner TU-3, Rodenberg Amplification TB Drive Shakedown Special, Strymon Deco, Strymon Flint. Am Ende der Kette: ein Fender Deluxe Reissue (Bild: Larkin Poe)

 

Wie habt ihr die Songs des neuen Albums geschrieben?

Megan: Wir sind die letzten zwei Jahre nonstop auf Tour gewesen, so dass wir in der Lage waren, eine wirklich konkrete Idee zu entwickeln, wie das nächste Album sein sollte. Im September letzten Jahres war die Tour zu Ende und wir verbrachten einen ganzen Monat damit Stücke zu schreiben. Ich bin die Haupt-Songwriterin und habe einige Ideen zusammengestellt. Und als Megan und ich zusammenkamen, sind wir die alle durchgegangen. Das war ein sehr organischer Prozess. Es war eine solche Freude, wir hatten eine großartige Zeit im Studio.

Megans Effekte: Rodenberg Amplification TB Drive Pinky Special, TC Electronics Hall Of Fame Reverb, Electro Harmonix Micro POG, Ernie Ball Volume-Pedal, Electro-Harmonix Freeze. Verstärkt wird ebenfalls mit einem Fender Deluxe Reissue. (Bild: Larkin Poe)

Es gibt eine Menge toller Riffs auf dem Album. Wo kommen die her?

Rebecca: Wie gesagt, wir sind eine Gitarren-Band und haben viele klassische Rock-Gitarristen gehört, wie Tony Iommi von Black Sabbath oder Duane Allmann von den Allman Brothers. Immer wenn wir uns treffen, steht die Gitarre im Vordergrund. Und besonders Megan hat mit ihrer Slide-Gitarre so einen klassischen Sound. Er war für unsere Band und unsere Musik enorm wichtig.

(Bild: Frank Witzelmaier)

Wir wollen Bad-Ass-Riffs schreiben. Immer als wir an der Platte schrieben, dachten wir die ganze Zeit darüber nach, bei welchen Songs es Spaß machen würde, sie auf der Bühne zu spielen.

Rebecca, dein Mann Tyler Bryant spielt auf ,Back Down South‘ Gitarre.

Rebecca: Ja, und wir haben den Song auch zusammen geschrieben. Ich spielte ihn Megan vor und sie mochte ihn. Wir nahmen ihn auf und dachten, es wäre lustig wenn Tyler dabei wäre und sich mit Megan um die Soli kümmern würde. Es war sehr cool, wie sie sich gegenseitig ausgespielt haben. Er ist so ein inspirierender Musiker und ein großartiger Spieler und wir sind froh, dass er dabei war.

Eure Songs klingen im besten Sinne klassisch, habt ihr sie auch so klassisch live im Studio eingespielt oder gab es Overdubs?

Rebecca: Wir haben ziemlich viel live eingespielt, so vor allem unsere Rhythm Section (Drums: Kevin McGowan, Bass: Tarka Layman) und auch die Hammond-B3-Orgel, die ich spiele. Auch die Gitarren versuchen wir so live wie möglich einzuspielen. Wir wollen eine einfache Menschlichkeit auf unseren Platten und versuchen, alles frisch und spontan zu halten. Es gab auch einige Overdubs, aber nur wenn es notwendig war.

Letzte Worte?

Rebecca: Ich hoffe die Leute werden dieses Album hören und mögen. Von allen Alben, die wir als Larkin Poe gemacht haben, bin ich auf die neue Platte am stolzesten. Wir können es kaum abwarten wieder auf Tour zu gehen und die neuen Stücke gemeinsam mit den Leuten zu singen.

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 11/2022 Digital
Gitarre & Bass 11/2022 Digital
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Kommentar zu diesem Artikel

  1. 2 total talentierte Mädels, mit Spass bei der Sache.
    Man braucht nur die zuhause aufgenommenen Coverversionen von Allman Brothers und James Taylor sowie Tom Petty bis ZZ Top anschauen,
    es bringt einen Riesenspass !

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