Erhebende Momente: Lars Cölln im Interview

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Lars Cölln(Bild: Gerhard Kühne)

Manchmal muss der Zufall nachhelfen: Begeistert von seinem wunderbar inspirierenden Gitarrensolo im neuen Song/Video ‚Show‘ von Thomas D wollten wir den deutschen Session-Gitarristen Lars Cölln eigentlich nur nach dem dort verwendeten Equipment fragen. Dabei stellte sich heraus, dass der in Berlin geborene und unter anderem schon für Bands und Künstler wie Revolverheld, Culcha Candela, Pohlmann, Yvonne Catterfeld, Wolfgang Niedecken, Johannes Oerding, Flo Mega oder Tim Bendzko tätige Musiker vor Kurzem sein neues Soloalbum ‚Episode I: Elevating Music‘ unter dem Künstlernamen Cologne veröffentlichte, und darüber hinaus für November 2021 auch eine neue Scheibe seiner Band The KBCS angekündigt ist.

Und so wurde aus einer ursprünglich nur kurzen Anfrage gleich ein ausführliches Interview mit tiefen Einblicken in die künstlerische Gefühlswelt des vielseitigen Musikers.

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INTERVIEW

Lars, würdest du sagen, dass ‚Episode I: Elevating Music‘ zu 100% deinem Geschmack entspricht?

Mein Geschmack ist permanent im Wandel, insofern ist jedes Album eine Art Bestands- und Momentaufnahme. Ich liebe ganz unterschiedliche Arten von Musik, das macht es für ein eigenes Album natürlich nicht unbedingt einfacher. Was ich zu dieser Reise sagen kann: Ich habe mich ausschließlich auf mich selbst besonnen, und das Ergebnis in diesem Moment war exakt dieser Sound. ‚Elevating Music‘, also Musik, die erhebt, wurde komplett in Spanien auf dem Land komponiert und aufgenommen und ist vom besonderen Flair dort geprägt, deshalb klingt es alles andere als urban.

Hast du sämtliche Songs auf der Akustikgitarre geschrieben?

Die allererste Frage lautete: Wie klinge ich? Und da mir die Melodien auf einer Akustikgitarre zu akustisch und auf der E-Gitarre zu elektrisch klangen, habe ich am Ende eine Synthese aus beidem gewählt und sehr viel unisono gespielt, plus hier und da – so ein wenig Jimi-Hendrix-mäßig – meine Stimme als Ergänzung. Allerdings ursprünglich fast alle Stücke tatsächlich auf meiner Martin-Akustikgitarre entstanden.

Kannst du bitte mal das von dir auf der Platte verwendete Equipment erläutern?

Klar, sehr gerne! Die Gitarren waren eine Fender Jazzmaster Mexico von 2010, ein Fender-Musicmaster-Bass von 1975, die bereits erwähnte Martin DC16-GTE und eine Duesenberg-Pomona-Lapsteel.

Fender Jazzmaster Mexico 2010
Fender Pro Reverb 1965 & Marshall 1974X

Bei den Amps handelt es sich um einen 1982er Fender Super Champ, einen Marshall 1974X und einen Fender Pro Reverb von 1965. Mikrofoniert waren die Amps und die Akustikgitarren mit einem M160 von Beyerdynamic, einem Vintage AKG C414, einem Shure SM7 plus einem Universal Audio LA-610 und einem Vintage Neumann 476B. Als Wandler kam das portable und super klingende RME Babyface zum EInsatz. Klotz-Kabel und Mono-Bags könnte man auch noch erwähnen.

Und die Effekte?

Schwerpunktmäßig waren dies ein Empress Superdelay, ein Line 6 HX Stomp, ein Eventide H9, ein Strymon Flint sowie ein Peterson Strobostomp und T-Rex Alberta.

Lars Cöllns Pedalboard
Das Live-Pedalboard von Lars (Bild: Matthias Mineur)

EQUIPMENT

Das verwendete Equipment auf ‚Episode I: Elevating Music‘

  • Fender Jazzmaster Mexico 2010
  • Fender Musicmaster Bass 1975
  • Martin DC16-GTE
  • Duesenberg Pomona Lapsteel
  • Roland Juno-6 Synth
  • Fender Super Champ 1982
  • Marshall 1974X
  • Fender Pro Reverb 1965
  • RME Babyface
  • Empress Superdelay
  • Line 6 HX Stomp
  • Eventide H9
  • Strymon Flint
  • Peterson Strobostomp
  • T-Rex Alberta
  • Beyerdynamic M160
  • Vintage AKG C414
  • Shure SM7
  • Universal Audio LA-610
  • Vintage Neumann 476B
  • Klotz Kabel
  • Mono Bags

Es gibt auf ‚Episode I: Elevating Music‘ eine Reihe namhafter Musiker zu hören, darunter eine richtige Bläsersektion, Kontrabass und vieles mehr.

Das stimmt, ich hatte tolle Unterstützung von einigen wunderbaren Kollegen, die ich sehr schätze. Gitarren, den Juno-Synthesizer und den E-Bass habe ich selbst eingespielt, aber das Schlagzeug stammt beispielsweise von Matthias „Maze“ Meusel und Tommy Baldu. Recorded habe ich die Drums synchron mit dem Bass, denn ich wollte, dass Maze live zu meinen Bass-Parts spielt. Und auch der vierstimmige Bläsersatz, bestehend aus zwei Trompeten und zwei Posaunen, wurde gemeinschaftlich in einem Raum aufgenommen, also nicht jedes Instrument einzeln. Diese Details sind mir als Produzent sehr wichtig, für die Lebendigkeit der Aufnahmen.

Neben den Arbeiten an deinem Album hast du im vergangenen Jahr als Gitarrist und Bassist auch bei einigen TV-Produktionen hinter den Kulissen mitgewirkt, u.a. bei ‚The Masked Singer‘ von Pro7 und ‚The Big Performance‘ (RTL). Wie lief das ab?

Erfreulicherweise immer sehr individuell und auf Augenhöhe. Ich habe im Hamburger Home Studio mit dem fantastischen Produzenten Hannes Eilers gearbeitet, der – man darf es ja fast kaum sagen – nur etwa halb so alt wie ich ist. Mit Hannes wurde zusammen in die betreffenden Songs reingehört und beispielsweise bei einer Nummer von Prince ein Gitarrensolo in Prince-Manier gespielt, bei einer anderen Nummer war es dann auch mal ein Banjo oder ein Bass, oder sogar mal ein Metal-Solo für eine Metal-Nummer.

Du hattest freie Hand?

Es gab meistens einen Pflicht- und einen Kür-Teil. Im Kür-Teil konnte ich einen Part dann auch schon mal nach eigenem Gusto verfeinern oder ein Solo und Licks einspielen.

Auf deine Session mit Thomas D von den Fantastischen Vier hast du tolles Feedback bekommen. Das Video des Songs ‚Show‘ von dem gerade frisch erschienenen Album ‚M.A.R.S Sessions‘ sorgt im Internet auch aufgrund deines inspirierenden Solos für mächtig Aufsehen.

Diese Zusammenarbeit mit Thomas D ist wirklich außergewöhnlich schön. Thomas hat meine Band The KBCS vor drei Jahren entdeckt, als wir gerade eine kleine Jam-Scheibe veröffentlichten. Durch irgendein Wurmloch im Time-Space-Continuum (lacht) ist die Scheibe auf seinem Tisch gelandet. Thomas hat die Produktion derbe abgefeiert und uns mit den Worten kontaktiert: „Ich will euren Sound!“ Zu Anfang haben wir mit ihm zusammen nur sein Live-Set erarbeitet, was auch bereits komplett auf Augenhöhe ablief.

Thomas hat einfach zu uns gesagt: „Macht euer Ding!“. Dementsprechend wurden einige seiner Songs komplett auf links gedreht. Es gab dann einen Gig mit KBCS beim Jazz Open in Stuttgart, featuring Thomas D als Gast. Eigentlich sollten wir im vergangenen Jahr auch als Begleitband von Flo Mega mit den Fantastischen Vier auf Stadion-Tournee gehen, was aufgrund der Pandemie gecancelt werden musste. Genau wie die Thomas-D-Rutsche. Also haben wir geprobt, und so ist das Album ‚M.A.R.S Sessions‘ entstanden.

Wurden die ‚M.A.R.S Sessions‘ komplett live eingespielt?

Ja, es gibt lediglich zwei oder drei Nummern, bei denen ich eine zweite Gitarre nachträglich aufgenommen habe. Alles andere ist live gespielt, meine Amps laut im Raum zusammen mit den Drums.

Auch dein wunderbares Solo in ‚Show‘?

Ja, auch das Solo ist live gespielt und improvisiert. Ein wahrhaft glücklicher Moment für mich. Übrigens kommt im November ein neues Album von The KBCS auf den Markt.

Danke Lars, für das nette Gespräch, und viel Erfolg mit deinem Album ‚Episode I: Elevating Music‘!

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2021)

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